------------

Popkultur

Das „Love Symbol Album“ von Prince: Wie der Popstar zu einem Logo wurde

Published on

Prince
Ron Verhorst/Redferns/Getty Images

Prince ist nicht nur einer der größten Popstars unserer Zeit, sondern war auch ein wichtiger und leidenschaftlicher Kritiker der Musikindustrie. Den Höhepunkt erreicht sein Engagement während der Neunziger — gleich nach der Veröffentlichung seines 14. Albums am 13. Oktober 1992. Doch wie heißt die Platte eigentlich?

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch das Love Symbol Album von Prince anhören:

Anfang der Neunziger erfindet sich Prince wieder einmal neu. Nicht nur, dass er mit der New Power Generation eine frische Band um sich schart. Nein, der Musiker aus Minnesota entwickelt auch das sogenannte „Love Symbol #2“, das schon bald als Ersatz für seinen Künstlernamen dienen soll. Dass es dazu kommt, hängt vor allem mit seiner damaligen Plattenfirma zusammen. Zu jener Zeit steht Prince bei Warner Bros. unter Vertrag und das Label stellt sich ganz schön quer. (Ob sich der durchaus exzentrische Prince nicht vielleicht auch ein ganz kleines bisschen quergestellt hat, darf zumindest vermutet werden.) Zum Eklat kommt es im Rahmen der 14. Platte des Künstlers, die am 13. Oktober 1992 erscheint. Doch beginnen wir vorne.

Das Love Symbol Album von Prince oder ein Album ohne Namen?

Eine „Fantasy-Rock-Seifenoper“ soll das 14. Prince-Album werden. So handelt die Story der Platte von einer ägyptischen Prinzessin (Mayte Garcia), die sich in einen Rockstar (Prince) verliebt und ihm ein religiöses Artefakt anvertraut: die „Three Chains Of Turin“. Eine zentrale Rolle spielt auch Reporterin Vanessa Bartholomew (Kirstie Alley), die den Rockstar Prince unbedingt interviewen möchte. Für die Produktion der Platte schöpft Prince aus den Vollen, nimmt ein Intro sowie mehrere Einspieler mit Kirstie Alley auf. Vieles davon muss er wieder über Bord werfen, damit das Album auf eine CD passt. Als Cover-Artwork wählt er unter anderem sein brandneues „Love Symbol #2“, das auch als Name der Platte fungiert. Die erste Diskussion mit dem Label entsteht allerdings über die Vorab-Single.

Warner Bros. sieht den Song 7 als erste Single-Auskopplung; Prince hingegen möchte zuerst My Name Is Prince ins Rennen schicken, weil er denkt, dass sich sein Publikum schnell mit der Hip-Hop-lastigen Nummer anfreunden wird. Schlussendlich fällt die Wahl auf das Stück Sexy MF, das allerdings bloß Platz 66 der US-Singlecharts erreicht. My Name Is Prince funktioniert schon etwas besser und erreicht immerhin Platz 36. Doch die Top Ten knackt Prince erst mit 7 und erreicht, genau, Platz sieben. Das Album an sich gehört zwar nicht unbedingt zu den erfolgreichsten Prince-Veröffentlichungen, erreicht in den Staaten aber einen soliden fünften Platz und mehrere Top-1-Platzierungen in Europa. Zum Streit mit Warner Bros. kommt es nachher trotzdem — und zwar nicht zu knapp.

Der Konflikt zwischen Prince und Warner Bros.

Steine des Anstoßes gibt es mehrere. So möchte Warner Bros. zum Beispiel nicht zu viel Material aus dem riesigen Musikfundus von Prince auf einmal veröffentlichen. Prince hingegen hat Hummeln im Hintern, produziert quasi wie am Fließband und möchte sein Schaffen unter die Leute bringen. Auch mit den Verkäufen seines 14. Albums ist der Popstar unzufrieden und wirft Warner Bros. vor, das Label habe die Platte nicht ausreichend vermarktet. Die Fronten verhärten sich und Prince fasst einen Entschluss: Ab 1993 tritt der Künstler nicht mehr unter dem Namen Prince auf, sondern übernimmt das „Love Symbol #2“ vom Albumcover als seinen Bühnennamen. Fortan kennt man ihn als „The Artist Formerly Known As Prince“ oder auch nur „The Artist“.

Das „Love Symbol #2“ versteht Prince als Mischung aus den Symbolen für Männlichkeit und Weiblichkeit. „Es geht darum, in neuen Bahnen zu denken, sich auf eine neue Free-quency einzustellen“, gibt der Künstler damals in einem Statement bekannt. Der Konflikt mit der Plattenfirma eskaliert indes immer weiter. So sieht man Prince in der Öffentlichkeit mehrfach mit dem Wort „Sklave“ auf der Wange, womit er verdeutlichen möchte, dass Warner Bros. den Musiker in der Hand hat. „Er empfand die damaligen Verträge als erdrückend und belastend“, erklärt John Kellogg, stellvertretender Vorsitzender der Abteilung für Musikbusiness-Management am Berklee College Of Music. „Er hat dagegen rebelliert.“ Ganze sieben Jahre dauert der Widerstand des Künstlers.

Ein Sklave der Musikindustrie?

„Warner Bros. nahm den Namen Prince, ließ ihn markenrechtlich schützen und nutzte ihn als wichtiges Marketinginstrument, um die gesamte Musik zu vermarkten, die ich schrieb“, gibt Prince später in einer Pressemitteilung zu Protokoll. „Das Unternehmen besitzt den Namen Prince und alle damit verbundene Musik, die unter Prince vermarktet wird. Ich bin zu einem Bauern geworden, der dafür benutzt wurde, mehr Geld für Warner Bros. zu verdienen.“ Im Jahr 2000 endet sein (absolut üblicher, aber deshalb nicht unbedingt richtiger) Vertrag mit dem Label und Prince kehrt zu seinem alten Künstlernamen zurück. Sein 14. Album, das man aufgrund des Covers auch Love Symbol Album nennen könnte, ist zu jener Zeit längst wieder Geschichte.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

Zeitsprung: Am 7.6.1993 ändert Prince seinen Namen in ein unaussprechliches Symbol.

Don't Miss