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Popkultur

Germany 12 Points? Die 10 besten Eurovision-Beiträge aus Deutschland

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Katja Ebstein HEADER
Titelfoto: Peter Bischoff/Getty Images


Diesen Samstag geht in Liverpool der Eurovision Song Contest 2023 über die Bühne. Seit 1956 wird der Liederwettstreit veranstaltet, ebenso lange polarisiert er. Hier kommen zehn deutsche Beiträge, die alles andere als zero points verdient haben – von Schlager bis Jazz, von Pop bis Guildo Horn.

von Björn Springorum

Seit 1956 müssen wir ihn nun schon erdulden, den Eurovision Song Contest. Früher hieß er noch Grand Prix D’Eurovision De La Chanson – und hatte durchaus seine Daseinsberechtigung: Im Jahr der Erstausstrahlung 1956 war der verheerende Zweite Weltkrieg gerade mal elf Jahre her, die Beziehungen in Europa zwischen den Siegermächten und Deutschland oder Italien noch merklich angespannt. Heute ist das ja eher ein Schaulaufen fragwürdiger Pop-Acts, immer mal wieder aufgebrochen von echten Überraschungen.

Gut, wenn wir ehrlich sind, waren die zwei Siege bisher für Deutschland mit die größte Überraschung: Den ersten Triumph gab es 1982 für Nicole mit Ein bisschen Frieden, den zweiten und letzten 2010 für Lena und Satelline – merkwürdiger Fake-Englisch-Akzent inklusive. Hier kommen Songs, die den ESC vielleicht nicht gewinnen konnten, aber immerhin kein beschämtes Wegschauen verursachen.

1. Katja Ebstein – Theater (1980)

Ein wenig französisches Esprit, etwas Liza Minelli in Cabaret, ein Spritzer Melancholie im Scheinwerferlicht: Mit Theater legt Katja Ebstein beim Eurovision 1980 in Den Haag mächtig vor. Am Ende wird sie mit der von Ralph Siegel komponierten Nummer Zweite – das bis dato beste deutsche Ergebnis. Es war ihr dritter und zugleich letzter Auftritt beim ESC. Guter Abgang.

2. Conny Froboess – Zwei kleine Italiener (1962)

Mal ganz abgesehen von dem herabwürdigenden Titel ist Zwei keine Italiener von Conny Froboess eine rührende, vielleicht etwas zu rührselige Hommage an die ersten italienischen Gastarbeiter in Deutschland. Für einen Schlager war der Song weit von der üblichen heimeligen Verklärung entfernt und schilderte den Alltag von Menschen in einem anderen Land, die ihre Heimat vermissten. Platz 6 beim ESC und ein riesiger Hit in Deutschland.

3. Nicole – Ein bisschen Frieden (1982)

Mit dem Lied könnte man auch heute beim ESC antreten: Inmitten des Falkland-Krieges singt die damals 18-jährige Nicole gegen Krieg und Ungerechtigkeit an. Unschuldig und ein wenig naiv vielleicht, aber genau deswegen so zielführend und bewegend. Außerdem ist ihre Stimme wunderschön und die Gitarre sehr weiß. Passt, Sieg für Deutschland. Der erste.

4. Joy Fleming – Ein Lied kann eine Brücke sein (1975)

Der ESC will ja immer ein Brückenbauer sein zwischen den Ländern Europas. Da passt Joy Flemings Beitrag Ein Lied kann eine Brücke sein 1975 natürlich besonders gut ins Programm. Der Wettbewerb in Stockholm erfährt nach dem Vorjahrestriumph von ABBA einen spürbaren Aufwind,  doch für Neckarbrücken-Queen Fleming reicht es nur für Platz 17. Seltsam eigentlich, der dramatisch wallende Song wird außerhalb des ESC zum Hit und gilt heute als einer von Flemings ganz großen Klassikern.

5. Siw Malmkvist – Primaballerina (1969)

Ein klassischer, bittersüßer Chanson mit wehmütigem Text: Primaballerina erzählt die Geschichte einer einsamen Porzellanfigur. Siw Malmkvist kennt man wahrscheinlich eher von Liebeskummer lohnt sich nicht, doch mit dieser Nummer hier vertritt sie 1969 Deutschland beim ESC in Madrid. Am Ende gibt es einen ordentlichen neunten Platz dafür.

6. Michael Schulte – You Let Me Walk Alone (2018)

In den vergangenen Jahren hat sich Deutschland beim ESC nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Man vergisst aber gern, dass es Michael Schulte mit der Ballade You Let Me Walk Alone 2018 einen sehr guten vierten Platz holte – ganz ohne Pomp, Glamour und große Gesten.

7. Texas Lightning – No No Never (2006)

Platz 14 heißt es 2006 für Texas Lightning und den Country-Stampfer No No Never. Das ist irgendwie seltsam, denn erstens ist die Nummer irgendwie immer noch ziemlich cool – und zweitens ist sie in den deutschen Charts 38 Wochen lang Dauergast. Lustige Randnotiz: Bei ESC-Finale in Athen lässt sich BBC-Kommentator aufgrund der ungewöhnlichen Wahl eines Country-Songs zur Frage hinreißen: „Is this Athens, Georgia?“

8. Max Mutzke – Can’t Wait Until Tonight (2004)

Die jazzige Soul-Pop-Nummer Can’t Wait Until Tonight von Stefan Raab läutet 2004 die Karriere von Max Mutzke ein. In Istanbul wird es am Ende Platz acht – und ein Auftritt, zu dem Kommentator Peter Urban sagt: „Mach bitte einmal beim Singen die Augen auf!“

9. Irin Sheer – Feuer (1978)

Heiß wird es 1978: Mit Feuer erreicht Irin Sheer 1978 einen guten sechsten Platz. Die Nummer ist eine hübsche Empowerment-Hymne, irgendwo zwischen Schlager und Pop, die auf englisch auch als ABBA durchgehen könnte. Hat sie dann auch gemacht und die Nummer gleich noch mal als Fire aufgenommen.

10. Guildo Horn – Guildo hat euch lieb! (1998)

Wenn schon Schlager, dann richtig: Guildo Horn führt 1998 mit Guildo hat euch lieb den ESC-Zirkus amüsant und herrlich selbstironisch vor. Der Song von Stefan Raab, klar, ist keine Offenbarung und auch kein unverzichtbares Stück deutsche Musikgeschichte. Aber allein dafür, dass die BILD „Darf dieser Mann für Deutschland singen?“ titelte, muss man Guildo Horn lieben. Am Ende ist es dann Platz sieben – besser als viele andere deutsche Beiträge also.

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