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Popkultur

Ein Klassiker der NWOBHM-Ära: Def Leppards Debüt „On Through The Night“ wird 39

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Auch wenn sie mit Rekordalben wie Pyromania und Hysteria in den Jahren danach sogar noch erfolgreicher sein und noch mehr Kritikerlob ernten sollten, klangen Def Leppard schon auf ihrer Debüt-LP On Through The Night (1980) dermaßen explosiv und selbstbewusst, dass damit nicht bloß der Grundstein zu Albumverkäufen in dreistelliger Millionenhöhe gelegt war, sondern auch zur Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame, die für Sänger Joe Elliott & Co. tatsächlich erst in diesem Jahr auf dem Programm steht.


Hört hier in das Debütalbum von Def Leppard, dessen Veröffentlichung sich im März 2019 zum 39. Mal jährt, rein:

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Das Schlagwort, das in jenen Tagen in aller Munde war, hatte sechs Buchstaben – und war genau genommen gar kein Wort, sondern eine Abkürzung: NWOBHM. New Wave Of British Heavy Metal. Ein neuer britischer Metal-Sound. Zentrale Vertreter dieser „neuen Welle“ waren Def Leppard, die am 14. März 1980, als ihr Erstling On Through The Night erschien, die NWOBHM-Fahne damit sogar noch ein bisschen höher hissten. Der britische Journalist und Kerrang!-Gründer Geoff Barton hatte dieser neuen musikalischen Bewegung schon im Mai des Vorjahres ihren Namen verpasst, nachdem er beobachtet hatte, dass es in seinem Heimatland eine ganze Reihe von jungen Bands gab, die an das Erbe von (Hardrock-)Vorgängern wie Deep Purple, Black Sabbath und Thin Lizzy anknüpften, dabei aber auch die zügellose Energie des Punk mit einbezogen: Unter anderem zählten dazu neben Def Leppard auch Iron Maiden, Tygers Of Pan Tang, Saxon und Diamond Head.

„[Um 1977 war dann der Punkt gekommen], als Rock echt nur noch schwulstig klang – wahnsinnig langweilig, nur noch endlos lange Gitarrensolos“, kommentierte Phil Collen, der Gitarrist von Def Leppard, erst 2018 gegenüber dem Record Collector. „Ich fand’s daher grandios, als die Punkwelle einsetzte, denn das war einfach mal ein Arschtritt für alle. Die [Sex] Pistols waren das Beste! Ihr Song God Save The Queen ist heute noch mein Klingelton!“

Grassroots- & DIY-Anfänge

Nicht nur musikalisch bedienten sich die Vertreter der NWOBHM beim Punk, denn auch der unabhängige Grassroots- und Do-it-Yourself-Geist spielte beim Aufstieg der genannten Bands eine wichtige Rolle. So war in der Region um Newcastle das kleine Indie-Label Neat Records entstanden, bei dem nun auch die ersten Singles von Motorway und Tygers Of Pan Tang erscheinen sollten. Auch Def Leppard versuchten es zunächst auf eigene Faust, als sie 1979 ihre gleichnamige Debüt-EP beim eigenen Label Bludgeon Riffola veröffentlichten. Keine unwichtige Veröffentlichung, schließlich kamen die Dinge richtig ins Rollen, nachdem der damals 20-jährige Joe Elliott persönlich ein Exemplar der EP bei UK-Radio-Ikone John Peel (BBC Radio 1) abgegeben hatte..

„Grandios, mit diesen Jungs zu arbeiten – und so eine grandiose Band“: das Line-up während der Entstehung von On Through The Night. Foto mit freundlicher Genehmigung von Def Leppard

Nachdem sie Mr. Peel schon einmal überzeugt und als Unterstützer (mit massiver Reichweite!) gewonnen hatten, führten die Def Leppard-EP und ihr Ruf als beeindruckender Live-Act schon bald zum ersten Plattenvertrag – mit Phonogram in Europa/UK sowie mit Mercury in den Staaten. Sofort stellte man ihnen mit dem Produzenten Tom Allom (u.a. Judas Priest) einen erfahrenen Mann an die Seite und schickte die Band nach Ascot in die Startling Studios, ein ländliches Anwesen, das Ringo Starr gehörte. Band und Produzent waren sich darin einig, den eher „dreckigen“ Sound ihrer Live-Shows auch fürs Album einfangen zu wollen – und so war On Through The Night auch nach zwei Wochen bereits im Kasten. Auf die eigentlichen Aufnahmen kurz vor Weihnachten ’79 folgten noch zwei weitere Wochen Feinschliff Anfang des Folgejahres, so dass der Erstling im März 1980 erscheinen konnte.

„Es war grandios, mit diesen Jungs zu arbeiten – und sie waren einfach so eine grandiose Band“, kommentierte Allom im Jahr 2011 gegenüber Classic Rock. „Vor den Aufnahmen hatte ich mir ein Konzert von ihnen angeschaut; sie waren in Birmingham im Vorprogramm von AC/DC aufgetreten. Und sie waren einfach fantastisch: So jung, so intensiv, so tight! Daher war’s auch keine große Sache, ihnen im Studio gute Aufnahmen zu entlocken.“

Ungeschliffen bis ambitioniert

Auch wenn die erste Def Leppard-LP noch nicht ganz so ausgereift und lässig wie ihre späteren Albummeilensteine klingen mag, spricht der ungeschliffen-forsche Sound von On Through The Night auch knapp vier Jahrzehnte später für sich: Druckvolle Adrenalin-Hymnen wie Wasted, Rock Brigade, It Could Be You oder auch das noch einmal neu aufgenommene EP-Highlight Rocks Off waren der perfekte Beweis dafür, dass man knallharte Hooks auch in einem Dreiminüter-Format verpacken konnte, während sie mit einem Song wie Hello America (mit seinen fast schon an Queen erinnernden Gesangsschichtungen) oder auch dem episch-komplexen Overture klarstellten, dass ihnen auch ausladende und ambitioniertere Klangwelten keineswegs fremd waren. Womöglich noch wichtiger: Sorrow Is A Woman darf rückblickend als Blaupause für Rockballaden-Meilensteine wie Bringin’ On The Heartbreak und Love Bites gelten, mit denen sie in den Jahren danach zu internationalen Metal-Superstars avancierten.



In den UK-Charts auf Anhieb ein Top-15-Erfolg, ebnete On Through The Night der Band den Weg nach ganz, ganz oben, denn Def Leppard traten ab sofort nicht nur im Vorprogramm von Pat Travers und Ted Nugent in den Vereinigten Staaten auf, sondern konnten auch beim Reading Festival vor heimischem Großpublikum zeigen, wie sie die Buchstabenfolge NWOBHM vertonten. Nachdem das Debüt schon reichlich Kritikerlob verzeichnet hatte – der US-Rolling Stone fand das Album „unfassbar beeindruckend dafür, dass es sich um das Vinyl-Debüt der Band“ handelte –, wurde schließlich auch Mutt Lange auf Def Leppard aufmerksam, womit die Weichen für spätere Klassiker gestellt waren: Schließlich war es der AC/DC-Produzent, mit dem sie ihre Achtziger-Meilensteine wie High ’n’ Dry, Pyromania und Hysteria aufnehmen und damit endgültig zu Legenden werden sollten (was ihre anstehende Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame ein weiteres Mal unterstreicht).


Die wichtigsten Songs von Def Leppard gibt’s hier zu hören:

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