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Popkultur

Zeitsprung: Am 20.1.1983 veröffentlichen Def Leppard „Pyromania“.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 20.01.1983.

von Christof Leim

Das dritte Album entscheidet, sagt man: „Make it or break it“. Bei Def Leppard geht es mit Pyromania jedenfalls steil nach oben. Am 20. Januar 1983 erscheint die Platte, und hier gibt’s für euch  den Rückblick auf einen Klassiker des melodischen Hard Rock. Und im Vergleich zur späteren Geschichte der Briten hält sich das Drama sogar noch in Grenzen…

Hört euch hier Pyromania an und lest weiter:

Dass Pyromania 1983 so durch die Decke geht, hat den besten Grund, den sich Musikfans vorstellen können: Schlicht und ergreifend gutes Songwriting. Denn die fünf Briten finden auf dem dritten Album ihren Stil und schaffen es, Hard-Rock-Sounds mit unwiderstehlichen Hooks zu verbinden. Refrains statt Riffs, könnte man sagen, denn auf Pyromania treten die Metal-Wurzeln in den Hintergrund, die man noch auf High’N’Dry (1981) hören konnte. Das Material klingt unverschämt eingängig, wie gemacht für das Radio, aber eben trotzdem nicht glattgelutscht oder weichgespült. Das hat sicher mit ihrem Produzenten Robert John „Mutt“ Lange zu tun, der vorher schon AC/DC und Foreigner zu Millionensellern gemacht hatte. Der Südafrikaner gilt als unerbittlicher Perfektionist und zimmert für die Scheibe den nötigen klaren, aufgeräumten Sound auf’s Band. Zudem ist er als Songwriter an jedem einzelnen Lied von Pyromania beteiligt.

Umbesetzungen

Pyromania markiert weiterhin den Einstieg von Gitarrist Phil Collen, einem Londoner Kumpel von Def Leppard, der vorher bei Girl musiziert hatte. Collen muss ran, weil Pete Willis, Gründungsmitglied und wichtiger Songwriter, seine Sauferei nicht im Griff hat. Nach ein paar Drinks benimmt er sich regelmäßig nicht nur wie eine Arschgeige, sondern kann auch nicht mehr vernünftig spielen. Eine komplett versenkte Session für den Song Stagefright soll schließlich den Ausschlag gegeben haben: Noch während der Aufnahmen wird Willis gefeuert. Seine Rhythmusgitarre hört man noch auf den meisten Tracks, an vier Songs ist er kompositorisch beteiligt, darunter die Hitsingle Photograph. Glücklicherweise passt Phil Collen wie Popo auf Eimer und gehört heute noch zum Line-up.

Von Januar bis November 1982 arbeiten Def Leppard an der Platte. Das mag uns lang vorkommen, aber bei späteren Produktionen erlangt die Band den Ruf, in einer solchen Zeitspanne gerade mal die Gitarren angeschlossen und die Kaffeemaschine in Betrieb genommen zu haben. Die Feinarbeit lohnt sich: Als erste Single erscheint Photograph und wird insbesondere in den USA begeistert aufgenommen. Das Rockradio spielt die höchst mitsingbare Nummer rauf und runter. Heute gehört sie zum Standardrepertoire des Genres und gilt als „Signature Song“ von Def Leppard. Sogar Taylor Swift gastiert 2008 bei einer Liveaufführung. Im Text geht es übrigens um Marilyn Monroe.

Ein besonderes Intro

Rock Of Ages folgt und schlägt sich nicht minder gut. Legendär ist hier die gesprochene pseudodeutsche Phrase im Intro: „Gunter glieben glauten globen“. Die stammt von Mutt Lange, der einfach keine Lust mehr hatte, ständig „One two three four“ zu wiederholen. Die Band findet es lustig und lässt es drauf. Später greifen sogar The Offspring für Pretty Fly (For A White Guy) die Sequenz auf. Weniger bekannt dürfte die Tatsache sein, dass die Leppards während des Gitarrensolos ein paar Rückwärtsbotschaften unterbringen. Wie man weiß, verführen Metal-Bands damit unschuldige Teenager mindestens zum Satanismus. In diesem Fall hört man bei umgekehrter Abspielrichtung lediglich die Ausrufe „Fuck the russians“, „Brezhnev’s got herpes“ und „Asshole“. Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Anhören kann man sich den Spaß hier.

Tolle Verkaufszahlen

Das Album verkauft sich wunderbar, ein Jahr lang gehen über 100.000 Exemplare pro Woche (!) über die Tresen. Deshalb werden insgesamt sieben Singles ausgekoppelt: Photograph, Rock Of Ages, Foolin’, Too Late For Love, Comin’ Under Fire, Billy’s Got A Gun und Action! Not Words. Das kann sich schon sehen lassen. Mindestens die ersten drei sind heute noch Pflicht auf jeder Def-Leppard-Setlist. Natürlich gibt es im beginnenden MTV-Zeitalter Videos dazu. Die sehen heutzutage ein kleines bisschen „cheesy“ aus, werden aber in Dauerschleife gespielt. Sagen wir es mal so: Sie passen perfekt in die Zeit, und sowieso bleibt ein guter Song ein guter Song.

Def Leppard koppeln mehr als die Hälfte der Tracks von Pyromania als Singles aus.

In den USA erreicht Pyromania einen sagenhaften zweiten Platz, so dass die Band eine erste Headliner-Tour in Nordamerika antreten kann. In ihrem Heimatland schafft es die Scheibe auf Rang 18, in Deutschland chartet sie interessanterweise ebensowenig wie die Singles.

Die Pyromania-Welttour startet am 9. Februar 1983 in London und endet am 7. Februar 1984 in Bangkok. Die Verkaufszahlen sind in der Zeit auf Platinniveau gestiegen, Def Leppard haben es also geschafft. Da sind die Musiker gerade mal Mitte 20. Heute liegt der Zähler bei über zehn Millionen alleine in den USA, was dem Quintett einen seltenen Diamond Award einbringt. Mit Hysteria können sie diesen Erfolg 1987 sogar noch um ein Vielfaches toppen und schießen erfolgsmäßig endgültig durch die Stratosphäre. Aber das ist eine andere Geschichte…

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Zeitsprung: Am 23.10.1995 spielen Def Leppard an einem Tag auf drei Kontinenten.

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