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Popkultur

Eric Claptons wildeste Kollaborationen: Der unbekannte Slowhand

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Foto: Gus Stewart/Redferns/ Getty Images

75 Jahre jung wird Eric Clapton am heutigen Tag. Weil wir uns auf seine Deutschlandkonzerte noch ein Jahr länger gedulden müssen, widmen wir uns heute mal seinen abundanten Gastauftritten. Ja, das ist wirklich er in While My Guitar Gently Weeps.

von Björn Springorum

Glanzstücke hat Slowhand einige geliefert

Klar könnte man den 75. Geburtstag eines der großartigsten Gitarristen unserer Zeit nutzen, um mal wieder seine Glanzstücke abzustauben, ins Licht zu halten und zu bestaunen. Hat ja mehr als genug unsterbliche Stücke geschrieben und gespielt, der am 30. März 1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs geborene Eric Patrick Clapton. Mit den Yardbirds, mit Cream, solo. Himmel, der Mann hat 18 Grammys im Regal stehen, wurde zum Ritter geschlagen und wieder und wieder zu einem der besten Gitarristen aller Zeiten ernannt. Ist doch klar, dass man so was gerne erwähnt.

Dennoch möchten wir gern mal etwas anderes versuchen, um ihn zu ehren. Wir verlassen die allseits bekannten und reichlich beleuchteten Pfade seiner Karriere und tauchen ins Dickicht links und rechts davon ein. Dies ist die Welt der Clapton‘schen Gastauftritte und Kollaborationen, ein weites, faszinierendes, immer wieder überraschendes Land voller Glanzmomente und unerwarteter Begegnungen. Am besten also, wir gehen diese Reise chronologisch an. Sonst verlaufen wir uns am Ende noch.

Die Sechziger: Diese Sache mit den Beatles

Slowhand und die Beatles stehen sich nah. So nah, dass John Lennon ihn nach George Harrisons kurzzeitigem Austritt sogar als Ersatz verpflichten will. Das kann natürlich nichts werden, weil Clapton ja vor allem mit Harrison befreundet ist. Auf dessen Solo-Debüt Wonderwall Music von 1968, übrigens der erste aller Beatles-Alleingänge, spielt er Gitarre. Später im Jahr nimmt er auch ein paar Gitarrenspuren von Harrisons Abgesang While My Guitar Gently Weeps auf, wird aber auf dem weißen Album nicht erwähnt. Ebenfalls 1968 ist er als einer von gleich mehreren Gitarristen auf Aretha Franklins zwölftem Album Lady Soul zu Gast und spricht einen merkwürdigen Part für ein Album der Mothers Of Invention von Frank Zappa ein. Nicht übel, wenn man bedenkt, dass er sich in diesem Jahr mit Cream auf einem sagenhaften Zenit befindet. Aber mit Anfang 20 darf es schon mal ein wenig Sturm und Drang sein.

Die Siebziger: George Harrison und Tommy

Die enge Freundschaft zu Harrison bestimmt Claptons Siebziger. Er kollaboriert mit dem ex-Beatle auf den meisten seiner Platten, angefangen bei All Things Must Pass über das Concert For Bangladesh, Dark Horse bis hin zu George Harrison, das 1979 erschien. Zu diesem Zeitpunkt kann sich Eric Clapton längst aussuchen, mit wem er spielt. Seine kurzlebige Supergroup Blind Faith ist schon wieder Geschichte, er spielt mit John Lennon und Ringo Starr, steuert ein paar Gitarrenparts für das selbstbetitelte Debüt von Stephen Stills bei und kann sogar mit seinem Idol Howlin‘ Wolf jammen. Ausgerechnet das dabei entstandene Album – The London Howlin’ Wolf Sessions – kritisiert Clapton später oft und deutlich. Nicht gerade erwartet bei einer Platte, an der auch Steve Winwood, Charlie Watts und Bill Wyman beteiligt sind. Es läuft in den Siebzigern dennoch für Clapton: Mit Derek And The Dominos hat er schon seine nächste Band am Start, die er vor allem dafür nutzte, seine (anfangs) fruchtlosen Avancen gegenüber George Harrisons Frau Pattie Boys zu verarbeiten. Randnotiz: Auf Layla and Other Assorted Love Songs von 1970 ist auch Duane Allman von der Allman Brothers Band an der Gitarre mit dabei. Ganz schön produktiv also für ein Jahrzehnt, in dem Clapton viel Zeit an die Unterweltsgöttin Heroin verschwendet. Ach ja, bei The Whos Tommy durfte er natürlich auch mitmachen, genauer gesagt beim kurzen Eyesight To The Blind.

Die Achtziger: Phil Collins und Roger Waters

Obwohl seine Solokarriere in den Achtzigern so richtig abhebt und Slowhand mittlerweile nur noch als Eric Clapton Musik schreibt und spielt, lässt er sich immer noch genügend Raum für Cameos, Gastauftritte und Features. Schon 1981 ist er beispielsweise auf Face Value von Phil Collins zu hören. Collins würde später über diese Kollaboration sagen, dass sie im Studio damals beide ziemlich durchhingen. Kein Wunder: Clapton ist zu diesem Zeitpunkt zwar weg vom Heroin, aber dafür ein äußerst eifriger Alkoholiker, der erst im darauffolgenden Jahr einen Entzug starten wird. 1984 folgt dann sein nächster sehr prominenter Auftritt als Leadgitarrist auf The Pros And Cons Of Hitchhiking, dem Solodebüt von Roger Waters. Es ist der Beginn einer langen Freundschaft. 1988 gründet er mit den Bee Gees kurzzeitig die Supergroup The Bunburys, der es nur darum geht, Geld für Charity-Organisationen zu sammeln. Davor zockt er noch kurz ein Gitarrensolo in Lionel Richies Dancing On The Ceiling und spielt mit Sting. Herrje, sogar Zucchero kann sich noch Slowhands Dienste sichern, bevor das Jahrzehnt zu Ende geht – für sein Album Oro Incenso & Birra, einige Jahre lang die international erfolgreichste italienische Veröffentlichung aller Zeiten.

Die Neunziger: Elton John und B.B. King

Richie Sambora, Elton John, Kate Bush, Taj Mahal, Santana: Yep, Clapton geht ebenso eklektisch in die neue Dekade wie er die letzte beschließt. Sie wird dennoch die schwerste seines Lebens: Am 20. März 1991 stirbt Claptons vierjähriger Sohn beim Sturz aus dem 53. Stock eines New Yorker Apartments, ein halbes Jahr zuvor kommt sein Freund und Bandkollege Stevie Ray Vaughan bei einem Helikopterabsturz ums Leben. 1995 dann gelingt ihm sein erster Nummer-eins-Triumph in den UK-Charts – als Teil einer Benefizgruppe, der auch Chrissie Hynde, Cher und Neneh Cherry angehören. Ihr Cover von Love Can Build a Bridge ist vielleicht nicht unbedingt weltbewegend gut, tut aber viel Gutes und wird zum Megahit. Mit Sheryl Crow hat er in den Neunzigern eine Zeitlang eine Beziehung, einmal spielen sie White Room zusammen. Und bevor das 20. Jahrhundert das Licht ausmacht, musiziert er noch mit B.B. King. Weil er es kann.

Das neue Jahrtausend: Die Queen und die Beach Boys

Das neue Jahrtausend ist nicht für alle Rock-Dinosaurier gut schiffbares Terrain. Clapton zeigt sich von all den neuen Trends unbeeindruckt, spielt erst beim Goldenen Thronjubiläum von Queen Elizabeth im Buckingham Palace und 2002 beim Tributkonzert für George Harrison, der im Jahr zuvor gestorben war. Er zockt wieder mal mit Ringo Starr (diesmal auf dessen Album Ringorama), kollaboriert auch mit Beach Boy Brian Wilson und Joe Bonamassa. 2006 nimmt er ein Album mit J.J. Cale auf, 2010 teilt er wieder mit seinem Yardbirds-Nachfolger Jeff Beck bei einigen Auftritten die Bühne, womit sich der Bogen zu seinen bescheidenen Anfängen Mitte der Sechziger schlagen lässt. Fehlt da jetzt eigentlich noch irgendjemand? Also, wir denken nicht. Herzlichen Glückwunsch, Slowhand!

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