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Popkultur

Zeitsprung: Am 13.3.1965 steigt Eric Clapton bei den Yardbirds aus.

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Foto: Cover

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 13.3.1965.

von Tom Küppers und Christof Leim

Dass Bands Mitglieder austauschen, gehört zu den ganz normalen Prozessen in der Rock- und Popwelt. Doch als der junge Eric Clapton am 13. März 1965 wegen einer zu poppigen Single bei den Yardbirds aussteigt, setzt das eine Kettenreaktion in Gange, die sich genauer anzuschauen lohnt.

Das Schaffen der Yardbirds könnt ihr hier anhören:

Die Yardbirds gründen sich im Jahre 1963 in den Vororten der britischen Pop-Metropole London. Als die Rolling Stones ihr regelmäßiges Engagement als Hausband im Crawdaddy Club wegen zu großer Popularität an den Nagel hängen müssen (spätestens seit ihrer ersten Single Come On stehen deutlich mehr Anhänger vor den Clubtüren als vor der Bühne), ergreifen die Yardbirds die Gelegenheit beim Schopfe und etablieren sich so als wichtiger Bestandteil der britischen Rhythm & Blues-Szene. Im Oktober 1963 steigt dann Eric Clapton bei der Band ein. 

Die Yardbirds 1965, Clapton ist der zweite von rechts – Foto: Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images

Blues-Wunderkind

Der am 30. Oktober 1945 geborene Gitarrist ist gerade mal 18 Jahre jung, gilt aber als eines der größten Sechs-Saiten-Talente, das die Insel je gesehen hat. Er hat sich mit Haut und Haaren dem Blues verschrieben und zählt Größen wie Buddy Guy und B.B. King zu seinen Vorbildern. Mit ihren Versionen von Klassikern des Chicago Blues der Marke Boom Boom und Smokestack Lightning begeistern die Yardbirds ihre Fans. Dass die Truppe sogar zur Begleitband von Sonny Boy Williamson auserkoren wird, empfindet speziell Clapton als wahren Ritterschlag. 

Gemeinsam mit der Blues-Legende entsteht ein Livealbum (relativ unoriginell Sonny Boy Williamson And the Yardbirds getauft), das heute noch als Lehrstunde für aufstrebende Musiker durchgeht. Doch der Klassiker gelingt der Yardbirds mit Clapton nach dieser Tournee, als sie ein anderes Konzert im Londoner Marquee Club mitschneiden. Five Live Yardbirds katapultiert die Band zwar nicht in die Charts, gilt dafür aber heute als wichtiges, weil eines der wenigen brauchbaren Livedokumente der damaligen Ära. Doch dann folgt eine folgenschwere musikalische Neuausrichtung mit der Single For Your Love

Eric darf nicht mitspielen

Der überraschend poppige Song kommt fast ohne Gitarren aus. Um Clapton entgegenzukommen, wird in der Bridge ein kleiner Rhythmus-Part eingebaut, über den er ein paar Akkorde legen darf. Der Blues-Purist ist erzürnt und wirft am 13. März 1965 die Brocken hin. (Einige wenige Quellen nennen auch den 5. März, das Veröffentlichungsdatum der Single.) Was uns zur eingangs erwähnten Kettenreaktion bringt: Nur wenige Tage später stellen die Yardbirds mit Jeff Beck einen Nachfolger vor. 

Dieser gilt als mindestens Genaus so talentiert wie Clapton und ermöglicht der Band kreativer und experimenteller zu werden, was sich in Hits wie Heart Full Of Soul oder I’m A Man manifestiert. Auch Beck selbst profitiert nachhaltig von seiner Zeit im britischen Quintett. Durch seine kleinen, meisterhaften Soli steigt er schnell zum Gitarrengott einer neuen Generation auf und gilt heute als Meistervirtuose seiner Klasse. 

Das Nachspiel

Beck wird übrigens von einem gewissen Jimmy Page empfohlen, der ein paar Jahre später nicht nur selbst bei den Yardbirds einsteigt, sondern nach dem Ende der Originalband 1968 mit einer Formation namens The New Yardbirds zum Nachlassverwalter aufgebaut werden soll. Doch schon bald wird sich das neugegründete Quartett in Led Zeppelin umtaufen… 

Bleibt noch Clapton selbst: Der wechselt nämlich zu John Mayall & The Bluesbreakers und veröffentlicht 1966 eines der bahnbrechendsten Gitarrenalben überhaupt. Das Stück heißt Bluesbreakers With Eric Clapton. Noch im gleichen Jahr gründet er mit Ginger Baker und Jack Bruce das Ur-Power-Trio Cream. Heute gilt Clapton zurecht als Weltstar. Doch wer weiß, was passiert wäre, wenn er nicht am 13. März 1965 diese eine Entscheidung getroffen hätte…

Zeitsprung: Am 20.3.1991 stirbt Eric Claptons Sohn bei einem Sturz aus dem Fenster.

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