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Popkultur

Zehn Blues-Empfehlungen für den Einstieg

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Foto: Astrid Stawiarz/Getty Images

Nach Exkursionen in den Glam Rock und den Soul, wagen wir heute den größten Sprung in die Vergangenheit und widmen uns dem Blues. Bereits ab 1870 legt dieses Genre den Grundstein für fast alles, was wir heute hören. Umso schwieriger fällt der Einstieg, doch keine Sorge: Wir helfen.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch einige unserer Blues-Empfehlungen anhören:

Mit dem Blues hat alles angefangen. Ob Rock, Pop, Hip-Hop oder Soul: Kaum ein modernes Genre kommt ohne Einflüsse aus dem Mississippi Delta, aus Chicago, Texas oder New Orleans aus. Werfen wir einen Blick auf die prägenden Figuren der Mutter aller Stilrichtungen.

Robert Johnson

Man weiß nicht viel über Robert Leroy Johnson, der nur 27 Jahre alt wurde. Der Legende nach, hat er seine Seele an den Teufel verkauft, um besser Gitarre spielen zu können. Hört man sich die wenigen Aufnahmen des Ausnahmekünstlers an, klingt diese Theorie gar nicht so weit hergeholt. Man kann kaum glauben, dass Johnson nur zwei Hände hatte. Auch Keith Richards von den Rolling Stones möchte nach dem ersten Hören wissen: „Wer ist der andere Gitarrist?“ Heute gilt Johnson als Schlüsselfigur und Mitbegründer des Delta Blues.

Anspieltipps: Cross Road Blues, Sweet Home Chicago, Cross Road Blues – Take 1, Come On In My Kitchen, I Believe I’ll Dust My Broom

Bessie Smith

Sie gilt als „Kaiserin des Blues“, als eine der besten Sängerinnen ihrer Zeit und nimmt mehr als 150 Platten auf. Vor allem in den Zwanzigern und Dreißigern fährt Bessie Smith große Erfolge ein. Die Anfänge entstehen aus der Not heraus: Weil ihre Familie nicht über die Runden kommt, betätigen sich Smith und ihr Bruder Andrew in Chattanooga als Straßenmusik-Duo. Später unterschreibt sie einen Plattenvertrag mit Columbia Records und landet gleich mit ihrer ersten Single Downhearted Blues einen Nummer-eins-Hit. Am 26. September 1937 erliegt sie den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls, doch ihr Einfluss auf die Bluesmusik bleibt unvergessen.

Anspieltipps: Nobody Knows You When You’re Down And Out, Devil’s Gonna Git You, Baby Won’t You Please Come Home, Empty Bed Blues, Pt. 1, St. Louis Blues

John Lee Hooker

Wo Robert Johnson als Urvater des Delta Blues gilt, überträgt John Lee Hooker ihn auf die E-Gitarre. Außerdem erweitert er den Stil um seine ganz eigene Duftmarke, wie zum Beispiel starke Boogie-Woogie-Einflüsse. In seiner Kindheit darf er nur Kirchenlieder hören — seine erste Berührung mit der Musik. Den Blues lernt Hooker durch seinen Stiefvater William Moore kennen. Auch Tony Hollins, eine Bekanntschaft von Hookers Schwester Alice, bringt ihm die Musikrichtung nahe, und lässt ihn Stücke wie Crawlin’ King Snake sowie Catfish Blues üben. Später schreibt Hooker damit Bluesgeschichte. Am 21. Juni 2001 stirbt er im Alter von 83 Jahren im Schlaf.

Anspieltipps: Boom Boom, One Bourbon, One Scotch, One Beer, I’m In The Mood, Boogie Chillen, Chill Out (Things Gonna Change)

B.B. King

Er trägt den Titel „König des Blues“. Gemeinsam mit Albert King und Freddie King zählt er zu den „Kings Of The Blues Guitar“. Tatsächlich etabliert B.B. King eine Spielweise, die viele Gitarristinnen und Gitarristen nach ihm beeinflussen soll, vor allem im Rahmen seiner Soli. Wie so oft, beginnt auch seine musikalische Sozialisation in der Kirche. Professioneller Musiker möchte er werden, nachdem er den Delta Blues zum ersten Mal im Radio gehört hat. Ein paar Jahre später spielt er in der Sendung von Sonny Boy Williamson. Mehr als 70 Jahre dauert seine Karriere an, bevor er am 14. Mai 2015 im Alter von 89 Jahren stirbt.

Anspieltipps: Three O’ Clock Blues, You Upset Me Baby, Every Day I Have The Blues, Don’t Answer The Door, The Thrill Is Gone

Willie Dixon

Willie Dixon beherrschte die Gitarre, den Bass und seine Stimme, doch man kennt ihn vor allem als Songschreiber, zum Beispiel für Muddy Waters und Howlin’ Wolf. Aus Dixons Feder stammen Klassiker wie Hoochie Coochie Man, I Just Want To Make Love To You, Little Red Rooster und Spoonful. Mit jenen Stücken prägt er den Chicago Blues und die dort ansässige Plattenfirma Chess Records, die von 1950 bis 1965 ihren Zenit erlebt. In den späten Fünfzigern arbeitet Dixon außerdem mit Chuck Berry und entwickelt sich zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Blues und Rock’n’Roll. Später covern Led Zeppelin und die Rolling Stones seine Songs. Am 29. Januar 1992 stirbt er im Alter von 76 Jahren an Herzversagen.

Anspieltipps: Back Door Man, I Can’t Quit You Baby, Little Red Rooster, Spoonful, You Shook Me

Muddy Waters

Auch Muddy Waters prägt die Szene in Chicago maßgeblich. Als „Father Of Modern Chicago Blues“ begeistert er mit der Gitarre, der Mundharmonika und seiner Stimme. Mit dem psychedelisch angehauchten Album Electric Mud wagen er und Chess Records ein psychedelisches Experiment, das in die Bluesgeschichte eingeht. Doch nicht nur das: Für die Rolling Stones fungiert sein Song Rollin’ Stone als Namensgeber, zahlreiche namhafte Künstlerinnen und Künstler covern seine Stücke. Sogar Gitarrengott Jimi Hendrix nennt ihn als wichtigen Einfluss. Am 30. April 1983 stirbt Waters im Schlaf an Herzversagen.

Anspieltipps: Mannish Boy, I’m Your Hoochie Coochie Man, I Can’t Be Satisfied, Rollin’ Stone, Got My Mojo Working

Buddy Guy

Muddy Waters’ Studiogitarrist hat ebenfalls eine Karriere vor sich und schreibt als Buddy Guy Musikgeschichte, auch wenn es zunächst nicht danach aussieht: Als „Hired Gun“ für Chess Records spielt er an der Seite von Größen wie Waters, Howlin’ Wolf, Little Walter, Sonny Boy Williamson und Koko Taylor. Anschließend arbeitet er als LKW-Fahrer, nur abends spielt er Konzerte. Erst während des erneuten Blues-Booms in den Achtzigern (siehe Stevie Ray Vaughan weiter unten) erlebt Guy einen zweiten Frühling. Den Startschuss dafür liefert unter anderem Eric Clapton, der den alten Hasen zu seiner 24-Nights-Show in die Royal Albert Hall einlädt. Guys Stil wird aus geografischen Gründen gerne dem Chicago Blues zugeordnet, doch das wird seinem facettenreichen und experimentellen Spiel nicht gerecht.

Anspieltipps: Mustang Sally, Feels Like Rain, Damn Right, I’ve Got The Blues, What Kind Of Woman Is This?, Mary Had A Little Lamb

Alexis Korner

Mit dem Blues kommt Alexis Korner durch den Zweiten Weltkrieg in Kontakt und entdeckt die Musikrichtung im Radio. „Von da an wollte ich ihn spielen“, erzählt er später in einem Interview. Mit seiner Begeisterung steckt er eine ganze Generation an. So gehört er zwar sicher nicht zu den kommerziell erfolgreichsten Musiker*innen des 20. Jahrhunderts, ganz bestimmt aber zu den wichtigsten. Als Schlüsselfigur der britischen Blues-Szene ebnet er nicht nur John Mayall, sondern auch Eric Clapton und den Rolling Stones den Weg. Am 1. Januar 1984 erliegt Korner einer Krebserkrankung.

Anspieltipps: 3/4 A.D., Get Off My Cloud, Early In The Morning, Chicken Shack, Sweet Home Chicago

Eric Clapton

Eric Clapton gilt völlig zurecht als einer der wichtigsten und einflussreichsten Gitarristen*innen aller Zeiten. Nicht nur als Solokünstler, sondern auch mit Gruppen wie Cream und The Yardbirds schreibt er Musikgeschichte. Phasenweise gehört er zur Band von Brit-Blues-Legende John Mayall. Ganze 18 Grammys erhält Clapton im Lauf seiner Karriere und ist als einziger Musiker gleich dreimal in der Rock And Roll Hall Of Fame vertreten. Wie kaum ein*e andere Künstler*in prägt er den Begriff des Gitarrengottes. Dabei wechselt er zu Yardbird-Zeiten ganz bodenständig eigenhändig die Saiten, die ihm bei der Show reißen. Das Publikum applaudiert währenddessen, ganz langsam. Dadurch erhält Clapton seinen Spitznamen „Slowhand“.

Anspieltipps: Five Long Years, Cocaine, Crosscut Saw, Riding With The King, Time For A Change

Stevie Ray Vaughan

Stevie Ray Vaughan haben wir es zu verdanken, dass der Blues auch heute noch cool ist. Das war zu Beginn der Achtziger nämlich so gar nicht der Fall. Vaughan lässt sich davon nicht beirren und entwickelt sich zu einem der besten Gitarristen aller Zeiten, wird mit Preisen überhäuft und verhilft dem Blues mit seiner Leidenschaft zu einem furiosen Comeback. Auch lange nach seinem Tod durch einen Helikopterabsturz im Jahr 1990, nennen Künstler wie John Mayer und Kenny Wayne Shepherd ihn als wichtigen Einfluss.

Anspieltipps: Pride And Joy, Texas Flood, Tin Pan Alley (AKA Roughest Place In Town), Lenny, Life By The Drop

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