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Popkultur

Gitarrengott: Muddy Waters

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Wie die meisten großen Elektro-Blues-Musiker der Nachkriegszeit stammte der Bandleader, Songwriter, Gitarrist, Sänger, Interpret und Haupt-Impulsgeber der Elektro-Blues-Szene in Chicago ursprünglich aus dem Mississippi-Delta. Muddy Waters war nicht nur ein bedeutender Musiker, sondern auch ein großzügiger Mensch, der zahlreiche jüngere oder weniger erfolgreiche Kollegen förderte, wie diese später bezeugten. Vor allem aber ist und bleibt er der unangefochtene König des Chicago Blues.

„Nein, ich bin kein Millionär, aber ich hatte viele Manager, die zu Millionären wurden.“ – Muddy Waters

Seinen Spitznamen Muddy Waters (wörtlich: „Schlammige Gewässer“) soll ihm die Großmutter nach dem Bach verpasst haben, in dem er als Kind gerne spielte. Unter diesem Namen hat er weit über die Grenzen des Blues hinaus Musikgeschichte geschrieben. Mit seiner Behauptung „Der Blues bekam ein Baby; sie nannten es Rock’n’Roll“ hatte er zweifellos recht, und unter den jungen weißen Möchtegern-Blues-Musikern genoss er ein so hohes Ansehen wie kein Zweiter. Jene junge britische Band, die später als „größte Rock’n’Roll-Band der Welt“ Weltruhm erlangen sollte, benannte sich 1962 nach einem Song, der auf dem Album The Best of Muddy Waters (1958) veröffentlicht wurde.


Digging deeper…

McKinley Morganfield verlor seine Mutter im Alter von ungefähr drei Jahren und zog zur Großmutter auf die Stovall-Plantage. Als Erwachsener arbeitete er zunächst dort als Landarbeiter und lernte zunächst Mundharmonika und später auch Gitarre zu spielen. Seine ersten Auftritte hatte er ab etwa 1935 in afro-amerikanischen Kneipen, den sogenannten Juke Joints, bei Partys und Tanzveranstaltungen in der Umgebung von Clarksdale.

Im Sommer 1941 nahm der Folklore- und Musikforscher Alan Lomax Muddy Waters im Rahmen seines Forschungsprojekts für die Library of Congress auf der Stovall-Farm mit den Stücken Country Blues und Burr Clover Country Blues auf. Howard Stovall, dessen Familie die Farm bis heute gehört, erzählte: „Er war zuständig für den Burr Clover, den Geknäulten Klee, eine Zwischenfrucht, die gesät wurde, um den Boden mit Stickstoff anzureichern. Das ist echte Plackerei, man muss es mit der Hand harken und in Säcke füllen und dann die Samen auf dem Feld verteilen, um die Bodenfruchtbarkeit für die nächste Ernte zu verbessern. Ich hatte die Ehre, das mal einen Sommer lang zu machen, und Muddy war davon offenbar ähnlich begeistert wie ich, er konnte es nur wortgewandter zum Ausdruck bringen.“


Schaut euch hier eine Live Version von Muddy Waters Hoochie Coochi Man an:


1943 zog es Waters gen Norden; wie viele andere vor ihm nahm er den Zug nach Chicago, wo er zunächst in einer Papierfabrik Arbeit fand. Bald nach seiner Ankunft in der Stadt begann er für Trinkgelder auf der Maxwell Street zu spielen; mit Unterstützung von Big Bill Broonzy gelang es dem Landjungen, die Großstadt zu erobern. Er spielte in Clubs, stand mit Eddie Boyd auf der Bühne und begleitete Sonny Boy Williamson bei Auftritten im Plantation Club. Der Wechsel von der Akustik- zur E-Gitarre im Jahr 1944 erwies sich als absoluter Glücksgriff. Er spielte auch weiterhin im traditionellen Bottleneck-Stil des Mississippi-Deltas, doch die E-Gitarre erschloss ihm neue Klangwelten und trug entscheidend zur „Erfindung“ des Chicago Blues der Nachkriegszeit bei. Die Aufnahmen, die er 1946 mit der Chicago-Blues-Koryphäe Lester Melrose einspielte, blieben unveröffentlicht. Erst im folgenden Jahr war Waters als Begleitgitarrist für Sunnyland Slim erstmals auf einer Platte zu hören.


muddy waters


Waters und der Bassist Big Crawford nutzten die Gelegenheit, um zwei weitere Stücke aufzunehmen, die Leonard Chess jedoch nicht genügend überzeugten, um sie zu veröffentlichen. Ein Jahr versuchten die beiden Musiker es noch einmal, und Chess’ Label Checker brachte I Can’t Be Satisfied und Feel Like Going Home heraus. Bei ersterer Nummer handelte es sich um eine geänderte Version von I Be’s Troubled, einem Stück, das Waters 1941 für Lomax aufnahm und oft bei Live-Auftritten spielte. Feel Like Going Home war eine umgearbeitete Version des Walking Blues von Son House, einem Musiker, den Waters ungemein schätzte – auch dies eine Nummer, die Waters vor dieser Aufnahme wohl schon unzählige Male gespielt hatte. Die Platte war innerhalb eines einzigen Tages ausverkauft und stieg im September 1948 auf den 11. Platz der R&B-Charts auf; Waters erinnerte sich später, dass er sogar selber Schwierigkeiten hatte, ein Exemplar zu ergattern. Obwohl Waters mittlerweile eine eigene Band hatte, hielt Chess an dem einmal bewährten Erfolgsrezept fest und bestand darauf, dass Waters und Big Crawford auch bei weiteren Aufnahmen als Duo oder mit dem Gitarristen Leroy Foster spielten.

Ende der 40er Jahre bestand Waters‘ Band aus Leroy Foster an der Gitarre oder am Schlagzeug, Big Crawford an der Bassgitarre, Jimmy Rogers an der Gitarre oder Mundharmonika, bald darauf kam Little Walter Jacobs als Gastmusiker auf der Mundharmonika hinzu. Schon mit Anfang dreißig galt Waters als Patriarch der Blues-Szene in Chicago. In den fünfziger Jahren rissen sich die besten Musiker der Stadt geradezu darum, in seiner Band spielen zu dürfen. 1951 erschien die erste Plattenaufnahme der Muddy Waters Blues Band, die den kantigen, treibenden Elektro-Blues aus Chicago als Fundament dessen, was wir heute als Rock-Musik bezeichnen, aufs Schönste verkörperte.


Muddy Waters


1951 bescherte „Louisiana Blues“ Waters den zweiten von insgesamt sechzehn Chart-Hits in Folge, darunter Klassiker wie I’m Your Hoochie Coochie Man, Just Make Love to Me, Mannish Boy oder Forty Days and Nights. Daneben nahm der Mann aus Rolling Fork/Mississippi Rollin’ and Tumblin, Rollin’ Stone und They Call Me Muddy Waters auf. Wenn er sich in letzterem Song selber als „the most bluest man in this whole Chicago town“ bezeichnet, gibt es wohl kaum jemanden, der ihm widersprechen würde. In jeder einzelnen dieser Aufnahmen kommt die eigentliche Essenz des Chicago Blues der 50er zum Ausdruck.



 

Unter dem Titel Muddy Sings Big Bill erschien 1959 Waters‘ Tribut an seinen einstigen Mentor, der ein Jahr zuvor verstorben war. Dass der Mann, den Waters als „Vater der Country-Blues-Sänger“ verehrte, ihn als jungen Mann unter seine Fittiche nahm, dürfte zu den wichtigsten Erfahrungen in Waters‘ Leben gezählt haben. Zudem werden auch die Ähnlichkeiten im Gesangsstil der beiden Musiker deutlich. Auf dem Album wird Waters von seiner damaligen Band begleitet, mit James Cotton an der Mundharmonika, Pat Hare an der Gitarre und dem großartigen Otis Spann am Klavier. Ihre Version von „Just a Dream“ ist ein Zeugnis der Seelenverwandtschaft zwischen zwei großen Musikern – obzwar Waters sich den Song auf souveräne Weise zu Eigen macht, klingt der Einfluss seines Mentors und Vorbilds doch unüberhörbar durch.

Während der gesamten fünfziger bis Anfang der sechziger Jahre fungierte Waters‘ Band als wichtigste Studioband der Stadt als eine Art Blues-Akademie für aufsteigende Nachwuchstalente. Zu denen, die diese Schulung durchliefen, zählten u.a. die Gitarristen Jimmy Rogers, Luther Tucker und Earl Hooker; die Mundharmonikaspieler Junior Wells, Big Walter Horton und James Cotton, der Bassist Willie Dixon; die Klavierspieler Memphis Slim, Otis Spann und Pinetop Perkins sowie der Schlagzeuger Fred Below. Nicht zu vergessen Buddy Guy, der auf Waters‘ unverzichtbarem Album von 1964, Muddy Waters Folk Singer, spielte – ein weiterer Musiker, der Waters eine Menge zu verdanken hatte.


Schaut euch hier eine Live Version von  Muddy Waters & The Rollings Stones mit dem Song Baby Please Don’t Go an:


 

„Nach dem Schlaganfall meiner Mutter verließ ich am 25. September 1957 Baton Rouge/Louisiana und ging nach Chicago. Eigentlich suchte ich bloß einen ganz normalen Job, um meiner Mutter zu helfen, geriet aber in eine missliche Lage. Ich konnte keine Arbeit finden, niemand wollte mich einstellen. Erst spielte ich auf der Straße, und eines Tages packte mich dieser Typ und schleifte mich in einen Club. Dort spielte Otis, und der Typ sagte ihm, er solle mich auf die Bühne holen. Ich spielte ‚Things I Used to Do‘, und jemand rief Muddy an. Ich war ziemlich hungrig, denn ich hatte seit drei Tagen nichts mehr gegessen. Muddy kam rein und schlug mir auf die Schulter und sagte, Wart mal, ich hab von dir gehört, die haben mich angerufen und aus dem Bett geholt. Er sagte, Haste Hunger, ich sagte, Du bist Muddy Waters, ich hab keinen Hunger, ich bin satt, weil ich dich kennenlernen durfte.“



 

Wie viele zeitgenössische Musiker tourte Waters in den 60ern im Rahmen der American Folk Blues Festivals durch Großbritannien, wo er auf weitaus bessere Resonanz stieß als bei seinem vorherigen Besuch im Jahr 1958, damals auf Einladung des Jazz-Posaunisten Chris Barber. In den 50ern wurde die Blues-Flamme auf der Insel vor allem von Jazz-Liebhabern am Leben gehalten, die sich darüber empörten, dass Waters mit Verstärker spielte – ihrer Überzeugung nach musste der Blues akustisch gespielt werden, um authentisch zu sein. Glücklicherweise hatten sich die Zeiten mittlerweile geändert. Im Mai 1964 nahm Otis Spann in den Londoner Decca-Studios mit dem Produzenten Mike Vernon eine Single auf. Bei den Stücken Pretty Girls Everywhere und Stirs Me Up wurde Spann von Waters als Rhythmus- und Eric Clapton als Lead-Gitarristen begleitet. Letzterer erinnerte sich Jahre später, dass „sie beide sehr nett zu mir waren und wunderschöne seidene Anzüge trugen, mit sehr weiten Hosen!“

Nachdem in den späten 60ern sowohl die Beliebtheit der Blues-Musik als auch Waters‘ Laufbahn einen Einbruch erlitt, war er in den 70ern wieder sehr gefragt und praktisch ständig auf Tournee. 1977 nahm ihn CBS Records unter Vertrag. Für das in Zusammenarbeit mit Johnny Winter entstandene Album Hard Again wurde er im gleichen Jahr mit einem Grammy ausgezeichnet. Ein weiteres Album folgte unter dem Titel I’m Ready, und im Rahmen seiner US-Tournee trat Waters auf Wunsch des neuen Präsidenten Jimmy Carter sogar im Weißen Haus auf.

In den frühen 80ern spielte Waters noch live mit Johnny Winter. 1983 verstarb er mit 68 Jahren an einem Herzinfarkt. Mit der Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame im Jahr 1987 wurde ein Musiker geehrt, der die Entwicklung der Rockmusik entscheidend mitgestaltet hatte und die Wertschätzung ihrer weltweiten Fangemeinde genoss.


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Die musikalische DNA der Rolling Stones

Popkultur

Zeitsprung: Am 1.10.1985 wird Madonnas Filmdebüt gegen ihren Willen veröffentlicht.

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Madonna Ende der Siebziger in New York - Foto: Michael McDonnell/Archive Photos/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.10.1985.

von Sina Buchwitz und Christof Leim

Viele Popstars wagen im Laufe ihrer Karriere einen Ausflug in die „benachbarte“ Film- und Fernsehwelt. Pop-Urgestein Madonna bildet da keine Ausnahme: Sie spielt zwischen 1985 und 2002 in 18 Spielfilmen mal größere, mal kleinere Rollen mit ebenso variierendem Erfolg. Ihr Debüt in A Certain Sacrifice von 1979 bringt ihr 100 Dollar – und dem Regisseur ein „Fuck You“. 

Hier könnt ihr das Album Like A Virgin anhören:

Mitte der Achtziger brennt sich Madonna für immer in die Netzhaut der Popkultur: In Brautkleid und Bustier singt die Meisterin der Provokation erst bei den MTV Awards Like A Virgin und schockt damit die konservativen USA, um wenig später im Musikvideo zu Material Girl im Marilyn Monroe-Look einmal mehr zu beweisen, dass Männer in ihrer Welt höchstens die zweite Geige spielen. Im Frühjahr 1985 geht Madonna mit dem Album Like A Virgin auf Tour und festigt ihren Status als neue Stil- und Musikikone. Die Platte verkauft sich weltweit über 14 Millionen Mal. Zur gleichen Zeit feiert sie ihr Debüt auf der Kinoleinwand mit Desperately Seeking Susan (hierzulande: Susan… verzweifelt gesucht).

Ein kleines Stück vom Glück

Nun möchte auch jemand anders ein Stück von Madonnas Ruhm abhaben und veröffentlicht am 1. Oktober 1985 Madonnas eigentliches Filmdebüt. Das hatte sie bereits 1979 gedreht, bis dato war es aber nie an die Öffentlichkeit gelangt. Und das unterscheidet sich deutlich vom Hochglanz-Hollywood-Streifen Desperately Seeking Susan: In der bizarren Low-Budget-Produktion A Certain Sacrifice spielt Madonna die Rolle der Bruna, einer New Yorkerin, die mit ihren drei „Liebessklaven“ auf der Lower East Side lebt. Als die Figur sich unerwartet in einen jungen Mann verliebt und mit ihrer Clique brechen will, wird sie vergewaltigt. Ein brutaler Ritualmord ist die Folge.

Mit nur 20.000 Dollar produziert Regisseur Stephen Jon Lewicki die 60-minütige Geschichte und zeigt sich vom Einsatz seiner Hauptdarstellerin begeistert. Die hatte sich mit einem dreiseitigen, handgeschriebenen Brief beworben, obwohl nicht mal eine Gage ausgeschrieben war. Letztlich erhält sie als einzige Schauspielerin 100 Dollar, um ihre Miete zahlen zu können.

„Fuck You“, Lewicki!

Sechs Jahre später ist die ursprüngliche Begeisterung für den Film verflogen: Neben einer Vergewaltigungsszene sind es vor allem die Oben-Ohne-Sequenzen, die Pop-Ikone Madonna Sorge bereiten. Über die geplante Veröffentlichung zeigt sie sich entsprechend erbost und versucht, diese zu stoppen. Bei einer privaten Vorführung in Lewickis Apartment reagiert sie schockiert auf das Ergebnis, brüllt „Fick dich!“ und stürmt aus der Wohnung. Im Anschluss verklagt sie Lewicki.

Das Filmposter zu „A Certain Sacrifice

Am 2. August 1985 verliert Madonna den Rechtsstreit jedoch, und der Streifen darf veröffentlicht werden. Nach einigen Filmvorführungen in New York wird A Certain Sacrifice auf Videokassette vertrieben. Die Reaktionen sind überwiegend positiv. So schreibt die New York Post: „Madonna ist sexy wie die Hölle.“ Erwartungsgemäß geistert er heute mit verschiedenen Coverartworks auch durch das Netz. Ihrer Karriere tut die Entblößung keinen Abbruch, im Gegenteil. Nur zwei Jahre später wird sie mit ihrer Who’s That Girl World Tour zur erfolgreichsten Popsängerin der Achtziger

Zeitsprung: Am 21.10.1992 veröffentlicht Madonna ihr Buch „Sex“ — samt Skandal.

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Popkultur

Zeitsprung: Am 30.9.1978 veröffentlicht Gary Moore „Back On The Streets“.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 30.9.1978.

von Christof Leim und Tom Küppers

Als Gary Moore am 30. September 1978 Back On The Streets veröffentlicht, hat er schon einige Bands hinter sich. Die Platte erscheint unter eigenen Namen, doch er kann auf helfende Freunde zählen. Insbesondere die Herren Lynott und Downey, zwei alte Bekannte aus Dublin, mischen mit.


Hört hier in Back On The Streets rein:

Klickt auf „Listen“ für das ganze Album.

Dass bei Gary Moore etwas mit Musik gehen würde, zeichnet sich schon früh ab: Mit zehn bekommt er seine erste Gitarre in die Finger, schon im Alter von 16 Jahren wird er 1968 von der Dubliner Band Skid Row rekrutiert (nicht verwandt oder verschwägert mit den gleichnamigen Hardrockern aus New Jersey). Nach dem Ende dieser Truppe gründet er die kurzlebige Gary Moore Band und veröffentlicht 1973 das Quasi-Soloalbum Grinding Stone. 1974 hilft er kurzfristig auf der Bühne und im Studio bei Thin Lizzy aus und betätigt sich parallel bei den Jazzrockern Colosseum II. Als Lizzy Anfang 1977 vor einer gemeinsamen US-Tour mit Queen ohne Gitarrist dastehen, springt Gary wieder ein.



Insbesondere mit Lizzy-Frontmann Phil Lynott versteht sich Moore auf künstlerischer und persönlicher Ebene hervorragend. Doch das Angebot fest bei der seinerzeit populärsten irischen Band einzusteigen, lehnt der Gitarrist noch ab. Zum einen will er seine Colosseum II-Kollegen trotz kommerziellen Misserfolgs nicht im Regen stehen lassen, zum anderen steckt er zu diesem Zeitpunkt schon in den Vorbereitungen für sein erstes „richtiges“ Soloalbum.



Back On The Streets wird im Frühjahr 1978 unter der Aufsicht des legendären Hardrock-Produzenten Chris Tsangarides eingespielt. Neben Studiogrößen wie dem späteren Toto-Schlagzeuger Simon Phillips gastiert mit Phil Lynott und Trommler Brian Downey die Rhythmussektion von Thin Lizzy gleich auf mehreren Stücken. Und auch kompositorisch hinterlässt Lynott deutliche Spuren: Abgesehen von einer gelungenen Neueinspielung des Lizzy-Hits Don’t Believe A Word in balladesker Form profitiert Moore zwei weitere Male von den schöpferischen Fähigkeiten seines Freundes.



Fanatical Fascists zeigt sich von der wuchtigen Simplizität des aufkeimenden UK-Punk inspiriert, für den Lynott große Sympathien hegt. Für die größere Überraschung sorgt Parisienne Walkways: Der gemeinsam von Lynott und Moore geschriebene Schmachtfetzen entpuppt sich als Hit, der im vereinigten Königreich bis auf Position acht der Single-Charts vordringt. Bis heute fesselt die Nummer durch ihre wunderbaren Gitarrenlinien, 2014 trägt sie den japanischen Eiskunstläufer Yuzuru Hanyu gar zum Punkte-Weltrekord im Kurzprogramm. Und selbstverständlich profitiert auch das am 30. September 1978 veröffentlichte Back On The Streets-Album in Sachen Verkaufszahlen von diesem kommerziellen Überraschungserfolg.

Eine weitere denkwürdige (weil einzigartige) Performance gibt es im Januar 1979 im Rahmen der BBC-Sendung The Old Grey Whistle Test zu bestaunen. Für diesen Anlass rekrutiert Moore mit Lynott, Lizzy-Klampfer Scott Gorham, Keyboarder Don Airey und Trommel-Gott Cozy Powell eine All-Star-Truppe ersten Kalibers. Die Interpretationen des Titelsongs von Back On The Street und Don’t Believe A Word sind absolut mitreißend, bei letzterem lässt sich Gary selbst von einer gerissenen Saite nicht aufhalten.



Zu diesem Zeitpunkt befindet sich der Gitarrist allerdings bereits wieder mit Thin Lizzy im Studio, um als festes Bandmitglied deren Album Black Rose: A Rock Legend (1979) einzuspielen. Jedoch verlässt er die von Drogenproblemen geplagte Band im Sommer während einer laufenden US-Tournee wieder. Von dem Moment an widmet er sich fast ausschließlich seinen musikalischen Alleingängen, mit denen er in den kommenden Jahrzehnten so wohl im Hard Rock als auch im Blues epochale Gitarrengeschichte schreiben wird.

Zeitsprung: Am 30.5.1980 landet Gary Moores G-Force auf dem Rockplaneten.

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Popkultur

„Monsters Of California“: Alles über den UFO-Film von Blink-182-Sänger Tom DeLonge

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Foto: Christopher Polk/Getty Images

Blink-182-Fans wissen: Frontmann Tom DeLonge hat nicht nur ein Faible für Rock, sondern auch für Roswell. Schon seit vielen Jahren interessiert er sich für UFOs, außerirdische Lebensformen und alles, was damit zu tun hat. Mit Monsters Of California bringt er bald seinen ersten Film raus. Und darin geht es natürlich um …

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Nine von Blink-182 anhören:

… genau. In Monsters Of California hängt der Teenager Dallas Edwards am liebsten mit seinen verpeilten Freund*innen herum. Eines Tages findet die südkalifornische Clique zufällig einige Unterlagen von Dallas’ Vater, die darauf schließen lassen, dass er beruflich mit mysteriösen und paranormalen Ereignissen zu tun hat. Die Jugendlichen verknüpfen ihre Erkenntnisse miteinander, stellen Theorien auf — und werden auf einmal von uniformierten Männern mit Maschinengewehren umstellt. Spätestens jetzt wissen sie, dass etwas Großem auf der Spur sind. Doch sie haben natürlich noch keine Ahnung, wie groß ihre Entdeckung wirklich ist …

Tom DeLonge: Pop-Punk-Ikone und UFO-Fan

Die meisten kennen Tom DeLonge als Sänger und Gitarrist der erfolgreichen Pop-Punks Blink-182. Doch der Kalifornier ist auch ein ausgewiesener Alien-Fan, der sich in seiner Freizeit ausgiebig mit UFO-Sichtungen, Area-51-Theorien, außerirdischen Lebensformen und paranormalen Aktivitäten beschäftigt. (Mit dem Song Aliens Exist vom Blink-182-Album Enema Of The State brachte er DeLonge beiden Leidenschaften 1999 unter einen Hut — und genau diese Nummer ist natürlich auch im Trailer von Monsters Of California zu hören.) Immer wieder hinterfragt und forscht er im Namen der Wissenschaft nach Aliens und sucht Erklärungen für diverse Verschwörungstheorien. Schräg, oder?

DeLonges Engagement geht so weit, dass er am 18. Februar 2017 zum Beispiel den „UFO Researcher of the Year Award“ von OpenMindTV verliehen bekam. 2015 erzählte er in einem Interview von einer mutmaßlichen Begegnung mit Außerirdischen — während eines Camping-Trips nahe der sagenumwobenen Area 51. „Mein ganzer Körper hat sich angefühlt, als sei er statisch aufgeladen gewesen“, versicherte der Sänger. Auch Freunde von ihm könnten über Begegnungen mit Aliens berichten. Außerdem verfüge er über Regierungsquellen und auch sein Telefon sei aufgrund seiner Forschungen schon abgehört worden. Wenn er meint …

Monsters Of California: Wann startet der erste Film von Tom DeLonge?

In den USA läuft Monsters Of California am 6. Oktober 2023 an, doch wann der Streifen in Deutschland erscheinen soll, ist bisher nicht klar. So oder so: Der Trailer verspricht mindestens einen unterhaltsamen Kinobesuch — nicht nur für Blink-182-Fans.

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blink-182: Alle Studioalben im Ranking

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