Popkultur
Zeitsprung: Am 26.10.1999 erscheint „Looking Forward” von Crosby, Stills, Nash & Young.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 26.10.1999.
von Thilo Hornschild und Christof Leim
Während der Neunziger sind sowohl Crosby, Stills & Nash als auch Neil Young sehr fleißig „on the road“ und im Studio, allerdings getrennt. Der Output aller vier zusammen als „CSNY“ fällt allerdings ziemlich sporadisch aus. Elf Jahre sind seit dem letzten gemeinsamen Werk American Dream (1988) vergangen, als am 26. Oktober 1999 mit Looking Forward überraschend ein Reunionalbum erscheint. Die Erwartungen sind groß…
Im schnelllebigen Kosmos des Rock’n’Roll gleichen elf Jahre einer Ewigkeit. Und sie fallen sogar kurz aus im Vergleich zu den geschlagenen 18 Jahren, die vom zweiten bis zum dritten Album der Viererformation Crosby, Stills, Nash & Young vergingen. (Déjà Vu kam 1970, American Dream 1988; dazwischen spielte Young nicht mit.) Die Reunion 1999 kommt jedenfalls recht unerwartet – und ist an eine Vereinbarung gekoppelt: Neil Young besteht darauf, dass David Crosby endlich sein Suchtproblem bekämpft.
Alles wie immer. Fast.
Auf die Frage, wie sich die alten Kollegen überhaupt wieder angenähert haben, antwortet Young dem britischen Guardian: „Ich weiß es wirklich nicht. Crosby, Stills & Nash waren im Studio und hatten nach der Trennung von ihrer Plattenfirma sogar einen Kredit aufgenommen, um die Produktion zu finanzieren. Sie finanzierten das Album selber, also dachte ich mir: ‚Hey, wenn sie das machen, scheinen sie richtig bei der Sache zu sein!’“
Die Aufnahmen ziehen sich allerdings und verschleißen eine Reihe an Produzenten, darunter langjährige Weggefährten wie Joe Vitale und Ben Keith. Immerhin nutzt das Quartett etliche hochkarätige Studiomusiker, darunter Spooner Oldham, Jim Keltner, ‘Hutch’ Hutchinson und Bass-Legende Donald ‘Duck’ Dunn. Alleine wegen solch großer Namen fallen die Erwartungen an Looking Forward üppig aus. Nicht wenige hoffen auf Innovationen im Sound der Band, auf besondere Einfälle und Überraschungen. Doch dazu kommt es nicht: Looking Forward lässt sich grob als unaufgeregte Rockmusik mit viel Harmoniegesang bezeichnen, wie sie die vier Veteranen schon immer machten.
Lieber spontan
Mit dem Vibe im Studio verhält es sich jedoch anders als sonst: Graham Nash bezeichnet die Zeit als „glücklich“ und dankt Young dafür, sie ermutigt zu haben, ihre Harmonien alle zusammen live einzusingen, anstatt nacheinander Overdubs hinzufügen. „Grundsätzlich bevorzugt Neil frühere, spontanere Takes“, fährt Nash fort. „Wie wir alle ist er davon überzeugt, dass man nach sechs, sieben Durchgängen anfängt, den Song einfach zu spielen anstatt ihn zu fühlen. Wir ziehen Feeling immer der Perfektion vor.“
Young, Nash, Crosby, Stills bei der Pressekonferenz zur Reunion im Oktober 1999 in New York City – Pic: Henny Ray Abrams/AFP via Getty Images
So wunderbar Fans es auch finden, diese vier Stimmen erneut vor der Leinwand neuer Songs zu hören, fällt die Reaktion auf Looking Forward durchwachsen aus. Toningenieur Stephen Barncard reiht sich in die Meinung vieler Kritiker ein, als er das Werk bezeichnet als „eine der kitschigsten Platten“, an denen er je mitwirkte. Er weist aber auch auf Elemente hin, „die wir schon seit Jahren aus ihnen herauskitzeln wollten: die soziale Komponente oder dass sie wieder Zeit miteinander verbringen und am Lagerfeuer gemeinsam singen. Zu einem gewissen Grad haben sie das wirklich versucht.“ Immerhin: Die Platte geht doch ganz gut über die Ladentische und erreicht in den USA Platz 26. CSNY-Fans warten offenbar sehnlich auf neues Material. Eine neue Tour wird ebenfalls gestartet und passend zum Jahrtausendwechsel CSNY2K getauft.
Keiner darf reinreden
„Wir können es noch“, insistiert Nash. „Es geht nicht ums Geld, tat es noch nie. Es geht um die Musik.“ Crosby fügt hinzu: „Früher hielt man uns für die Stimme unserer Generation, und teilweise stimmt das auch. Heutzutage hört man viel Musik über Wut und Frustration, aber nicht über Hoffnung, Liebe und einen positiven Blick in die Zukunft. Und dafür stehen wir weiterhin.“ Neil Young allerdings kommentiert das ganze Unterfangen weniger enthusiastisch, sondern typisch trocken: „CSNY erinnert die Leute an ein bestimmtes Gefühl. Unser Publikum braucht die Bestätigung, dass dieses Gefühl noch am Leben ist – wahrscheinlich, um sich selbst auch lebendig fühlen zu können.“
Youngs Zurückhaltung die Gruppe betreffend hat Tradition und ist zu diesem Zeitpunkt so ziemlich jedem bewusst. Aber selbst wenn er keine Bereitschaft zeigt, seine umtriebige Solokarriere aufzugeben, so steht er doch voll und ganz hinter dem Resultat der Reunion: „Wir konzentrierten uns auf jeden einzelnen Song, bis er abgeschlossen war. Wir ließen keine Leute von der Plattenfirma rein und erzählten auch sonst niemandem von dem, was wir da taten. Alle, die vorbeischauten, schickten wir nach Hause. Für uns lief’s gut, weil es überhaupt keinen Druck gab.“
Epilog
Die Reunion sollte allerdings nicht lange anhalten. Wie so oft tun sich Crosby, Stills, Nash & Young auch 1999 nur vorübergehend zusammen. Sie spielen zwar noch das ein oder andere Mal zusammen, wie zum Beispiel 2006 auf Youngs Freedom of Speech-Tour, aber Looking Forward stellt bisher die letzte Veröffentlichung des Quartetts CSNY und auch des Trios CSN dar.
2016 verkündet Nash das endgültige Ende der Band und nennt als Grund sein extrem schlechtes Verhältnis zu David Crosby. Stephen Stills gibt sich diplomatisch und meldet sich in der Sache nicht zu Wort. Dass er in den Credits seiner Band The Rides mit Bluesrocker Kenny Wayne Shepherd zwar Nash und Young, nicht aber Crosby dankt, spricht allerdings Bände. Und David Crosby, der für Looking Forward seinen Lebensstil im Zaum halten sollte? Der Ausnahme-Songwriter steht mit seinem Wunsch nach einer Reunion allein auf weiter Flur und macht mit Verhaftungen, Samenspenden an Melissa Etheridge, einer schweren Diabetes-Erkrankung und einer von Phil Collins finanzierten Lebertransplantation von sich reden. „Es hielt für eine Weile, dann war’s wieder vorbei“, gibt Neil Young Jahre später zu Protokoll. „Wieder zusammen zu sein, stellte sich doch als schwieriger heraus als ich anfangs dachte.“
Zeitsprung: Am 21.5.1970 nehmen CSNY „Ohio“ auf, inspiriert von einer Tragödie.

Popkultur
Zeitsprung: Am 25.3.2015 fährt James Corden Mariah Carey zur Arbeit
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 25.03.2015
von Victoria Schaffrath und Christof Leim
„Danke dir, dass du mir mit dem Weg zur Arbeit hilfst. Der Verkehr ist echt übel“, murmelt James Corden da beiläufig Richtung Beifahrersitz. „Ich weiß, es ist unerträglich“, erwidert keine Geringere als Mariah Carey. Am 25. März 2015 startet mit diesem Dialog Carpool Karaoke, die Kultsequenz aus Cordens Late Late Show. Sehen wir uns die Höhepunkte des Formats an.
Schaut euch hier alle Folgen von Carpool Karaoke an
Als James Corden am 23. März 2015 die Late Late Show von Brit-Kollege Craig Ferguson übernimmt, kennt ihn in Amerika kaum jemand. Der Schauspieler und Komödiant hatte sich zwar in Großbritannien einen Namen machen können, doch das Scheinwerferlicht in Kalifornien wirft größere Schatten. Corden weiß, dass er sich beweisen muss. So zieht er zwei Tage nach Amtsantritt ein Ass aus dem Ärmel.
Fahrgemeinschaft 2.0
Der junge Brite importiert ein Format, dass er erstmals für die britische Wohltätigkeitsveranstaltung Red Nose Day 2011 umgesetzt hatte: Da beorderte er George Michael in ein Auto, kurvte mit ihm durch London und trällerte gemeinsam mit dem Sänger dessen Hits. Michael entpuppte sich dabei als charmanter Partner, Corden als kompetenter Gastgeber. Zum Auftakt der US-Show muss also ein ähnlich hochkarätiger Gast her.
So kommt es, dass zwei Tage nach der „British Invasion“ des Abendprogramms Weltstar Mariah Carey in einen LA-typischen SUV steigt. Zunächst kokettiert sie noch, sie könne nach einer durchzechten Nacht nicht mitsingen, aber dann sprengt plötzlich ihr Schmettergesang die Autoscheiben. Dass Corden eine absolut passable zweite Stimme hinbekommt, sorgt bei Stücken wie Always Be My Baby, Fantasy, Thirsty und Vision Of Love mitunter für Ansätze von Gänsehaut.
Erfolgsformel Menschlichkeit
Der Sympath erklärt den durchschlagenden Erfolg des Segments (und demzufolge auch der gesamten Show) recht einleuchtend: „Da schwingt eine Einfachheit und Intimität mit. Einen Star solchen Kalibers in der gleichen Umgebung zu sehen, in der du und ich sonst auf dem Weg zur Arbeit singen, macht ihn menschlich.“
Logisch, dass danach nicht nur Musiktreibende auf Promotour, sondern ganze Musical-Besetzungen mit Corden „zur Arbeit fahren“ möchten. Die Videos, die im Netz häufig viral gehen, bringen so ungewöhnliche Partnerschaften wie Rod Stewart und Rapper ASAP Rocky oder Michelle Obama und Missy Elliott hervor. Ob oberkörperfreie Red Hot Chili Peppers, die Foo Fighters, Paul McCartney oder den gefiederten Elton John: Auch die großen Namen des Rock holt sich Corden gern dazu.
Bei so viel Prominenz lassen die Starallüren nicht zu wünschen übrig: Berufsprovokateur Kanye West sagt gleich mehrfach hintereinander kurzfristig ab und macht aus dem SUV mal eben eine Boeing; zwischen Corden und Dave Grohl gibt es nach der Ausstrahlung ein kleines Missverständnis. Immerhin rettet Anthony Kiedis laut eigenen Angaben während der Dreharbeiten einem Säugling das Leben. Das ist dann doch etwas mehr Aufruhr, als wir morgens auf dem Weg zur Arbeit ertragen könnten.
Zeitsprung: Am 2.3.2014 knipst eine YouTuberin David Gilmour – ohne es zu wissen.
Popkultur
Review: „Das ist los“ von Herbert Grönemeyer ist genau das Album, das wir jetzt brauchen
Herbert Grönemeyer schenkt uns auf Das ist los sinnstiftende Lieder über die Liebe und den Zusammenhalt. Ob er die Gesellschaft damit kitten kann, ist fraglich. Doch alleine der Versuch verdient Hochachtung.
von Björn Springorum
Hier könnt ihr Das ist los hören:
Herbert Grönemeyer veröffentlicht keine Alben. Herbert Grönemeyer veröffentlicht Bestandsaufnahmen. Seines Lebens, aber auch von unser aller Leben. Immer wenn eine neue Platte von Deutschlands größtem und erfolgreichsten Künstler erscheint, so wirkt es, kommt sie genau zur rechten Zeit. Seine Lieder sind Salben für die Wunden, die wir uns seit seinem letzten Album zugezogen haben, zumeist stille und zurückhaltende Gebäude, in denen wir Schutz suchen können.
„Hoffnung ist gerade so schwer zu finden“ lautet dann auch der erste Satz des Albums. Er stammt natürlich aus der Lead-Single Deine Hand, mit der Grönemeyer schon vor einigen Monaten begeistern konnte. Eine einfühlsame Ode an Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt – wie viele seiner Songs sowohl im Mikrokosmos als auch im Makrokosmos zu sehen. Es geht um tatsächliche Partnerschaft, aber auch um den universellen Zusammenhalt. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir das als Gesellschaft dringend nötig haben.
Nur ein Gutmensch?
Fünf Jahre nach Tumult ist die Welt noch viel tumultartiger geworden. Da braucht es große Künstler, die mit Ruhe, Reflexion und Besonnenheit aufarbeiten, was da eigentlich mit uns und der Welt passiert ist in diesen irren letzten Jahren. Sicher kann man das abtun, verunglimpfen als onkelnde Ratschläge vom alten weißen Mann, als Motivationscoach mit nasaler Stimme. Damit macht man es sich aber zu einfach. Grönemeyer polarisiert, und das schon sehr lange. Die einen echauffieren sich darüber, dass er ja gar nicht singen (geschweige denn tanzen) kann, die anderen halten ihn für einen aufdringlichen Gutmenschen mit Moralkomplex und biederen Thesen. Gutmensch – wie so ein Wort überhaupt zu einer Beleidigung werden konnte, sagt ja auch sehr viel.
Manchmal spielt er seinen Kritiker*innen in die Karten auf diesem Album. Der Titelsong zum Beispiel erinnert eher an Bierzelt oder Schlagerfestival – trotz seines cleveren, defragmentierten Textes, der den Informations-Overkill der heutigen Zeit versinnbildlichen soll. Doch die großen Momente gehören eh den Balladen, das ist bei Grönemeyer schon lange so. Tau zum Beispiel, ein Lied, umrankt von Trauerflor. Der Rest ist mal flott und tanzbar, mal umgarnt von Vintage-Elekronik, mal elegisch mit Streichern.
Songs, die Mut zuflüstern
Um Tod, Verlust und Trauer geht es auch auf Das ist los. Aber nicht als Fixpunkt, sondern als Unausweichlichkeiten des Lebens. Überwiegend möchte Grönemeyer uns stärken, uns Mut zuflüstern, uns als Ganzes wieder zusammenbringen. Man darf sich fragen, wieso ihm das so wichtig ist, warum er denkt, dass ausgerechnet er als Messias zu uns singt. Man darf sich aber auch fragen, warum es sonst niemand tut. Das ist los zeigt uns, dass wir nicht aufgeben sollten, nicht verzagen sollten, nicht den Ist-Zustand beibehalten sollten. Stattdessen sollen wir „Raus in den Sturm“, wie es im dringlichen Genie heißt, rein ins Leben, in die Verantwortung.
Diejenigen, die ihn bisher schon als Gutmenschen abkanzelten, werden sich darauf stürzen und ihn in der Luft zerreißen. Dabei sind es gerade diejenigen, die hier mal genau hinhören sollten. Das ist los ist nicht das beste Grönemeyer-Album, wahrscheinlich nicht mal Top fünf. Es ist aber mal wieder mal genau das Album, was wir jetzt brauchen. Und allein dafür gebührt im Hochachtung.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 24.3.1986 triumphieren Van Halen mit neuem Sänger und „5150“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 24.3.1986.
von Christof Leim
Einen geborenen Frontmann wie David Lee Roth zu ersetzen, ist nicht einfach. Doch Van Halen machen aus der misslichen Lage Gold und Platin: Gleich das erste Album mit Sammy Hagar wird zum Nummer-Eins-Erfolg. Dabei eskalierte ein Streit im Studio so sehr, dass ein alter Kollege sogar die Bänder zerstören wollte. Dies ist die Geschichte von 5150. Und wir haben sogar einen unveröffentlichten Song ausgegraben.
Hier könnt ihr 5150 hören:
Nach dem sechsten Album 1984 geht es nicht mehr weiter: Van Halen haben sich mit David Lee Roth so zerstritten, dass sich der Sänger und überlebensgroße „Showman“ in Richtung Solokarriere verabschiedet. Einen Ersatz allerdings können Eddie Van Halen, sein Bruder Alex und Michael Anthony partout nicht finden. Die Sängerin Patty Smyth von der Band Scandal (nicht zu verwechseln mit der Punkikone Patti Smith) lehnt ab, mit der späteren Mr. Big-Stimme Eric Martin und dem australischen Musiker Jimmy Barnes kommen die Kalifornier ebensowenig zusammen. Irgendwann beginnt das Label, Druck zu machen, und fordert sogar eine Namensänderung, was Alex und Eddie Anfang 1986 in aller Form ablehnen. David Lee Roth feiert währenddessen Erfolge mit seiner Cover-EP Crazy From The Heat (1985). Keine schönen Zeiten im Van Halen-Lager also.
Tipp aus der Werkstatt
Doch dann hilft der Zufall: Als Eddie seinen Luxusschlitten – je nach Quelle ein Ferrari oder ein Lamborghini, aber wir wollen da nicht kleinlich sein – reparieren lässt, empfiehlt ihm der Automechaniker den ehemaligen Montrose-Sänger Sammy Hager, der sich mittlerweile mit Hits wie I Can’t Drive 55 und One Way To Rock als Solokünstler etabliert hat. Die Idee ist gut: Als Eddie und Sammy sich treffen, stimmt die Chemie sofort. Hagar verfügt klar über die bessere, vielseitigere Stimme im Vergleich zu „Diamond Dave“ und spielt hervorragend Gitarre, was neue Möglichkeiten für die Liveshow eröffnet. Schlagzeuger Alex Van Halen vergleicht das allgemeine Bandgefühl nach Hagars Eintritt damit, einen Porsche zu fahren nach jahrelanger Schleicherei in einem Volkswagen. Gitarrengott Eddie schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich habe noch nie so eine Inspiration erlebt wie an diesem ersten Tag. Wir haben losgespielt, Sammy hat gesungen – und es hat einfach geklickt. Magisch.“
Im November 1985 startet das Quartett die Arbeit an einem neuen Album, im Februar 1986 ist das Ding im Kasten, nur einen Monat vor der Veröffentlichung. Weil Roth den Van-Halen-Stammproduzenten Ted Templeman bei seinem Abgang mitgenommen hatte, übernimmt der langjährige Toningenieur Donn Landee den Job. Doch Sammy fühlt sich damit unwohl: Er wünscht sich eine „richtige“ Besetzung für den Produktionsjob und vor allem eine neutrale Stimme, kein angestammtes Mitglied des inneren Zirkels. Also wird der platindekorierte Foreigner-Gitarrist Mick Jones angeheuert, um das Steuer zu übernehmen.
Eine harte Drohung
Das geht Landee so dermaßen gegen den Strich, dass er sich – kein Witz – im Studio einschließt und damit droht, die bereits gemachten Aufnahmen zu zerstören. Plötzlich fühlt sich die Atmosphäre sehr, sehr angespannt an, doch kurz vor der Explosion kann die Zündschnur gekappt werden. Landee rückt die Bänder raus, alle Unklarheiten werden beseitigt, und tatsächlich verläuft der Rest der Aufnahmen zur Zufriedenheit aller. Das fertige Album mit neun Songs (ja, damals brauchte man nicht 15 Nummern und ein halbes Dutzend Bonustracks) taufen Van Halen auf den Namen 5150, ausgesprochen „fifty one fifty“. So heißt auch Eddies Studio, benannt nachdem dem kalifornischen Polizeicode für eine geistig gestörte Person.
Das Material klingt runder und musikalischer als die Songs mit „Diamond Dave“, auch mehr nach Mainstream und weniger gewagt, aber – und hier liegt der springende Punkt – ohne jeden Zweifel zu 100 Prozent nach Van Halen. Es finden sich ein paar mehr Love-Songs und Balladen als früher, dazu ein paar ganz dicke Ohrwürmer, allen voran natürlich Why Can’t This Be Love.
Ohrwurm und erste Single von 5150: Why Can’t This Be Love
Start-Ziel-Sieg
5150 marschiert nach der Veröffentlichung am 24. März 1986 ohne Umschweife auf Platz eins der US-Charts, was Van Halen bisher noch nie hinbekommen hatten. (1984 schaffte es bis auf Platz zwei.) Satte fünf Singles werden ausgekoppelt – von insgesamt neun Songs. Das ist schon nicht so richtig schlecht. Die Tracks kennen wir alle: Why Can’t This Be Love, Dreams, Love Walks In, Best Of Both Worlds und Summer Nights . Der Rolling Stone kommentiert damals: „Die Welt gehört Van Halen, ob mit oder ohne David Lee Roth. 5150 gleicht einem bombastischen Feuerwerk einer Band auf dem Höhepunkt ihrer Fähigkeiten.“
Vier der fünf (!) Singleauskopplungen von 5150
Die nächsten zehn Jahre laufen bestens für Van Halen: Jedes (!) der folgenden Alben wird ebenfalls eine Nummer eins in den USA: OU812 (1988), For Unlawful Carnal Knowledge (1991) und Balance (1995). (Die ausführliche Geschichte der letzten Van Halen-Platte mit Sammy, findet ihr hier.)
Bonustrack!
Für die Van Halen-Freaks und Komplettisten haben wir noch ein Schätzchen: Ursprünglich sollte als fünfter Titel auf der zweiten Seite noch der Song I Want Some Action erscheinen, doch der wird nicht veröffentlicht, zumindest nicht offiziell. Zum 30. Geburtstag der Platte stellen Van Halen den Track dann ins Netz. Und hier ist er:
Vorher führte I Want Some Action ein lustiges Schattendasein: Eddie benutzt Teile der Komposition für das bluesige Instrumental Stompin’ 8H, das er 1987 bei Saturday Night Live spielt. Außerdem überlässt er die Nummer seinem Kumpel Steve Lukather, der sie 1989 auf seinem ersten Soloalbum Lukather unter dem Titel Twist The Knife verbrät, nachzuhören hier. Doch das Hauptriff gefällt Eddie so gut, dass er es selbst 1998 nochmal für den Song Dirty Water Dog auf dem Rohrkrepierer-Album Van Halen III (mit Extreme-Sänger Gary Cherone) wiederbelebt.
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Zeitsprung: Am 14.7.1984 steht Eddie Van Halen mit Michael Jackson auf der Bühne.
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