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Popkultur

Zeitsprung: Am 8.4.2000 debütiert ein legendärer Sketch: „More Cowbell!“

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Mary Ellen Matthews/NBCU Photo Bank/NBCUniversal via Getty Images via Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 8.4.2000.

von Christof Leim

„More Cowbell!“ Diese Weisheit gehört mittlerweile zur Rock’n’Roll-Folklore. Los ging es am 8. April 2000 mit einem Sketch für Saturday Night Live. Prominent dabei: Der Klassiker (Don’t Fear) The Reaper von Blue Öyster Cult.

Hier könnt ihr Agents Of Fortune hören:

„I got a fever – and the only prescription is more cowbell!“ Ein legendärer Satz, gesprochen von Schauspieler Christopher Walken in einem Sketch von Saturday Night Live. Gezeigt wird dabei die Band Blue Öyster Cult während einer Aufnahmesession in den Siebzigern, bei der ihr Hit (Don’t Fear) The Reaper entsteht.

Gezappel und Geklöppel

Zunächst stellt Walken sich in seiner Rolle als Produzent vor: „Ich bin Bruce Dickinson. DER Bruce Dickinson.“ Dann spielt die Gruppe los. Besonderen Enthusiasmus legt einer an den Tag: Der Mann mit der Cowbell, der Kuhglocke, die penetrant durch das Lied pöckert. Das stört die Kollegen sichtlich, aber Walken alias Dickinson verlangt: „I könnte mehr Cowbell gebrauchen!“ Er geht noch weiter: „Gene, nutze den Raum!“ Also legen die Herrschaften wieder los – und der Kuhglocken-Mann Gene Frenkle, gespielt von Will Ferrell, geht richtig ab, inklusive wilden Gezappels und eines über den Bauch hochrutschenden, knallengen Shirts…

Will Ferrell hatte die Episode mit dem Autor Donnell Campbell für Saturday Night Live geschrieben, nachdem er den Song im Radio gehört hatte. Im Hintergrund lässt sich tatsächlich ganz, ganz leise eine Cowbell vernehmen, was Ferrell zu Frage inspirierte: Wie fühlt sich der Typ, der das Ding spielt? Allerdings wird die Idee sieben Mal eingereicht, bevor sie tatsächlich gesendet wird. Den Ausschlag dafür gibt unter anderem das Engagement von Christopher Walken als Produzent. (Den Mann kennen wir alle mindestens aus Pulp Fiction.)

Legendäre Sprüche

Walken liefert seine Zeilen furztrocken, mit perfektem Timing, darunter Goldschätzchen wie „Ich ziehe meine Hose an wie alle Menschen, ein Bein nach dem anderen. Aber danach produziere ich goldene Schallplatten!“ Man kann in der Aufnahme sehen, wie die Schauspieler ihr Lachen unterdrücken müssen, insbesondere Jimmy Fallon, der den Drummer gibt. Das liegt unter anderem daran, dass Ferrell beim Dreh absichtlich ein noch engeres Shirt anzieht als bei den Proben. Auch Walken selbst kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er beim zweiten Take des Stückes im Hintergrund in der Aufnahmekabine steht. Der Sketch endet schließlich mit einer Einblendung: „In Memoriam Gene Frenkle: 1950-2000“. Am 8. April 2000 findet auf dem Sender NBC die erste Ausstrahlung statt – und das Publikum lacht sich kaputt. 

Den Musikern von Blue Öyster Cult geht es nicht anders, Frontmann Eric Bloom sieht das Ding laut Ultimate Classic Rock sogar live und völlig unvorbereitet im Fernsehen. Geschrieben und eingesungen hatte die Nummer Gitarrist Donald „Buck Dharma“ Roesner. Wegen ihres gruseligen Untertones findet seine Komposition Verwendung in unzähligen Horrorfilmen, doch das hat der Sketch laut Dharma in der New York Times für eine Weile sabotiert. Christopher Walken berichtet, dass ihn noch ständig Leute ansprechen: „Es ist Jahre her, und alle reden von der Cowbell. Man weiß halt nie, was wirklich ankommt.“

Zu Ehren von Gene Frenkle

DER Bruce Dickinson in dem Sketch ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem Sänger von Iron Maiden. Ein gleichnamiger Herr taucht jedoch auf einer Blue-Öyster-Cult-Neuauflage als „Reissue Producer“ auf. Vermutlich steckt dahinter ein Mitarbeiter von Columbia Records, sein Name könnte im Skript gelandet sein, weil der Praktikant oder die Praktikantin, losgeschickt vom Sender, diese Greatest-Hits-CD mitgebracht haben soll statt des Originalalbums. In echt gab es auch keinen Gene Frenkle, die Cowbell wurde bei den Aufnahmen zum Album Agents Of Fortune (1976) von Produzent David Lucas eingespielt. Da war das Lied eigentlich schon fertig, brauchte aber noch ein kleines Gewürz, um es zu einem Hit zu machen. Da half natürlich nur eins: Mehr Cowbell…

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