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Popkultur

Eine Odyssee: Die Verträge der Sex Pistols

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Im Sommer 1976 waren die Sex Pistols das Stadtgespräch in London und Mitte September gingen sie eine Woche lang in England auf Tour, bevor sie in die Britische Hauptstadt zurückkehrten, um bei der Eröffnungsnacht des 100 Club’s Festival des Punk aufzutreten. Das alles war der Auftakt eines Plattendeals, aber anstelle eines kleinen Indie-Labels machte EMI das Rennen, die mit einer Menge Geld gute Argumente hatten.


Hört hier in Never Mind the Bollocks, Here’s the Sex Pistols rein und lest weiter:

Für das volle Programm klickt auf “Listen.”


Am 8. Oktober 1976 nahm EMI die Sex Pistols für zwei Jahre unter Vertrag und steckte sie zusammen mit dem Produzenten Dave Goodman auch gleich ins Studio. Allerdings brachte es Goodman nicht fertig, auch nur einen Track zu produzieren, der irgendjemanden zufrieden stellte. An dieser Stelle kam Chris Thomas ins Spiel, der schon Pink Floyds Dark Side of the Moon und die erste Single von Roxy Music produziert hat. Anarchy In The UK mauserte sich zur Mischung aus Pop und Politik, die ordentlich Wellen schlug. Nicht zuletzt durch das ikonisch zerrissene Union Jack Poster, das zum Release im November als Promo benutzt wurde.



Am 1. Dezember, während der Promo-Phase ihrer Single, fand ihr berühmt-berüchtigter Auftritt im britischen Fernsehen statt statt. Es war Steve Jones (und nicht Johnny Rotten, wie viele vielleicht meinen würden), der sich mit dem Moderator Bill Grundy anlegte. Laut der Musikindustrie-Legende Eric Hall bestand der einzige Grund, warum die Sex Pistols den Platz in der Show überhaupt bekamen, darin, dass die eigentlichen Gäste – Queen – wegen eines Zahnarzttermines von Freddie Mercury kurzfristig absagten.



Nach einer chaotischen Tour in Holland entließ EMI die Band aus dem Vertrag, gefolgt vom Ausscheiden von Glen Matlock – er gründete zusammen mit Midge Ure die Rich Kids. Ihn ersetzte der Mann, der das Pogo Tanzen erfand, John Simon Richie, besser bekannt als Sid Vicious. Am 10. März schließlich unterschrieben die Sex Pistols dann einen Vertrag bei A&M Records. Mit einem gerissenen PR-Stunt vor dem Buckingham Palace (gerissen, da die neue Single God Save The Queen hieß) schafften sie es in noch mehr Schlagzeilen.



Trotzdem, obwohl schon zehntausende von Platten gepresst wurden, kündigte A&M den Vertrag nach weniger als einer (!) Woche als Folge eines Tumults in einem Label-Büro. Ungefähr eine Woche später gab Vicious mit der Band sein Live-Debut und zwei Monate später unterschrieben sie ihren dritten Vertrag – diesmal mit Virgin. God Save The Queen kam ein paar Wochen später raus und schoss sogleich auf Platz 2 der UK Charts.

So ist aus der Vertrags-Odyssee der Sex Pistols eine Legende geworden…


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Auf der äußeren linken Seite des Fotos ist der EMI Marketing Chef Paul Watts zu sehen, der einst zu Queen sagte, Bohemian Rhapsody wäre zu lang für eine Veröffentlichung als Single. Ganz rechts steht der Sex Pistols Anwalt Steven Fisher, der die Band an EMI verhandelte, wieder heraus, an A&M, aus A&M wieder heraus und schließlich an Virgin. Der Manager der Band, Malcolm McLaren, ist der vierte von links.


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