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Popkultur

Das Debüt, das fast ohne seinen größten Hit erschienen wäre: „Pablo Honey“ von Radiohead

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Radiohead
Foto: Bob Berg/Getty Images

„But I’m a creep / I’m a weirdo“ — Mit diesen legendären Zeilen sangen sich Radiohead zu Beginn der Neunziger in die Herzen einer ganzen Generation. Zu finden ist der Song Creep auf Pablo Honey, dem Debütalbum der Gruppe um Frontmann Thom Yorke. Fast wäre das Stück in der Schublade gelandet!

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Pablo Honey von Radiohead anhören:

Die Geschichte von Radiohead beginnt bereits zur Schulzeit. Damals heißen die fünf Musiker allerdings noch On A Friday, benannt nach dem Tag, an dem sie proben. Ihre Instrumente lernen sie damals nur, um zusammen spielen zu können, wie Bassist Colin Greenwood berichtet: „Wir hatten eher einen kollektiven Blickwinkel, und wenn einer von uns dazu beitragen konnte, dass ein anderer besser an seinem Instrument wurde, war das wirklich cool.“ Ende der Achtziger bekommt die Gruppe schon in jungen Jahren einen Plattenvertrag angeboten, lehnt aber ab. Die Begründung: On A Friday fühlen sich noch nicht bereit für die große weite Musikwelt und möchten erstmal auf die Uni gehen.

Pablo Honey von Radiohead: Ein Debüt auf Umwegen

1991 schließen sich On A Friday tatsächlich wieder zusammen. Dieses Mal stehen die Zeichen auf Angriff: Die Gruppe nimmt neue Songs auf und zieht ein Management an Land. Als Bassist Greenwood Ende 1991 zufällig EMI-Entscheider Keith Wozencroft über den Weg läuft, drückt er ihm eine Kassette in die Hand — und Wozencroft ist begeistert. Noch im November treten On A Friday vor einer Menge Label-Mitarbeiter*innen auf; gleich mehrere Plattenfirmen interessieren sich für die Newcomer. Wenige Wochen später unterzeichnen die jungen Musiker einen Plattenvertrag über sechs Alben mit EMI. Eine Bedingung stellt das Label allerdings: Die Gruppe soll sich in Radiohead umbenennen.

Mit dem neuen Namen kann sich das Quintett schnell anfreunden. „Er fasst alles zusammen, was das Aufnehmen von Dingen betrifft“, findet Frontmann Thom Yorke. „Es geht um die Art und Weise, wie man Informationen aufnimmt, und wie man auf die Umgebung reagiert, in die man gestellt wird.“ Nach ihrer ersten EP Drill nehmen Radiohead im Jahr 1992 die Arbeit an ihrem Debütalbum Pablo Honey auf. Einige der Songs existieren bereits, zum Beispiel aus On-A-Friday-Zeiten oder aus anderen Bands. Zu Beginn leidet die Gruppe unter Startschwierigkeiten. Doch dann entsteht der größte Hit der Platte — wenn auch eher beiläufig.

Creep: Wie die Produzenten den Song vor der Mülltonne bewahrten

Wenn Radiohead selbst entschieden hätten, wäre Creep wohl in der Schublade gelandet. Doch die ursprünglich als Singles geplanten Songs Inside My Head und Lurgee zünden nicht; Produzent Paul Q. Kolderie bezeichnet Radiohead nach den ersten Aufnahmen sogar als „hoffnungslos unerfahren“. Doch als die Band im Studio den Song Creep anstimmt, bitten die Produzenten um eine richtige Aufnahme des Stücks. Als die im Kasten ist, bricht das Team in Jubelstürme aus. Wenig später erscheint der Song als erste Radiohead-Single. Noch heute zählt er zu ihren größten Erfolgen. Pablo Honey hingegen gehört sicher nicht zu den besten Radiohead-Alben, hat aber seinen festen Platz in der Musikgeschichte.

Als Pablo Honey am 22. Februar 1993 erscheint, fallen die Reaktionen auf die Platte zunächst gemischt aus. Während manche US-Medien die junge Gruppe als „die britischen Nirvana“ loben, finden andere, dass Radiohead nichts wirklich Neues zu bieten haben. Heute, 30 Jahre und weitere acht Alben später, ist das Debüt über die meisten Zweifel erhaben. So taucht die Platte inzwischen in vielen Bestenlisten auf und gilt als Meilenstein des britischen Alternative Rock. Ihren größten Erfolg liefern Radiohead allerdings erst vier Jahre später mit OK Computer ab. Die Geschichte dazu hat Kollege Björn Springorum für euch aufgeschrieben.

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