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Plattenspieler kaufen: So findet man das richtige Modell

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Foto: Neil Godwin/T3 Magazine/Future via Getty Images

Auf Vinyl ist es immer noch am schönsten! Für all jene, die neu in der Welt der LPs sind und einen Plattenspieler kaufen wollen, haben wir deshalb einige Tipps parat.

von Markus Brandstetter

Langspielplatten liegen seit einigen Jahren auch am Mainstreammarkt wieder voll im Trend. Kein Wunder: Auf keinem Medium macht das Musikhören so viel Spaß wie auf LP. Das Ritual des Auflegens, das großformatige Cover-Artwork, das es zu entdecken gilt – und nicht zuletzt der natürliche, ausgewogene Klang: All das treibt seit einigen Jahren die Umsatzzahlen von LPs und wieder nach oben. Für den perfekten Musikgenuss mit Langspielplatten braucht man aber natürlich auch das nötige Equipment: den richtigen Plattenspieler.

Vollautomatischer, halbautomatischer oder manueller Plattenspieler?

Bei Plattenspielern unterscheidet man zwischen vollautomatischen, halbautomatischen und manuellen Modellen. Beginnen wir mit dem Klassiker – dem manuellen Modell. Hier geschieht – der Name verrät es bereits – nichts von alleine. Der Tonarm und die Nadel werden zu Beginn also händisch zur Platte geführt, ist die Plattenseite zur Ende muss das System auch wieder heruntergenommen werden.

Halbautomatische Plattenspieler übernehmen hingegen das Abnehmen der Nadel, wenn diese das Ende der jeweiligen Seite erreicht hat. Viele Modelle schalten sich sogar danach von alleine ab. Am wenigsten tun müssen Sie beim automatischen Plattenspieler – hier drückt man auf den Startknopf, den Rest erledigt der Plattenspieler von selbst. Vor dem Kauf eines Plattenspielers sollten Sie sich zunächst klar werden, welche Bauart Sie bevorzugen.

 

Die Vorteile von vollautomatischen, halbautomatischen oder manuellen Plattenspielern

Wer das volle analoge Gefühl haben will, greift meist am ehesten zu manuellen Plattenspielern. Das Ritual des Nadelaufsetzens – und Abnehmens – macht für viele schließlich einen großen Teil des Vinyl-Erlebnisses aus. Allerdings kann das auch durchaus Nachteile haben: Vergisst man die LP, läuft diese im Endlos-Leerlauf weiter – dies kann die LP abnutzen. Ein halbautomatischer Plattenspieler sorgt dafür, dass dieser Leerlauf erst gar nicht passiert. Auch der Umgang mit der Nadel fordert einiges an Vorsicht – wer es ganz bequem mag, für den ist möglicherweise ein automatischer Plattenspieler die richtige Wahl.

Die Nadel muss bei manuellen Plattenspielern aufgesetzt werden. Foto: Adrian Korte/Unsplash

Die verschiedenen Bestandteile von Plattenspielern

Der Aufbau eines Plattenspielers kann in mehrere Komponenten unterteilt werden. Der Sockel ist das Fundament des Plattenspielers. Er wird von den Standfüßen des Geräts getragen – und er übernimmt die ganze Last des Geräts. Aus welchem Material der Sockel besteht, ist von Modell zu Modell verschieden – wichtig ist nur, dass er möglichst stabil ist. Auf dem Sockel liegt der Plattenteller – auf den die Platte gelegt wird. Meist wird noch eine LP-Matte dazwischen gelegt, diese schützt die Platte nicht nur zusätzlich, sondern sorgt auch für Dämpfung.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil ist der Tonarm, mit der die Nadel auf der Platte hält und für die richtige und stetige Geschwindigkeit sorgt. Ein wesentlicher Bestandteil jedes Plattenspielers ist auch der Tonabnehmer – dieser wird gern als Herzstück des Plattenspielers bezeichnet. Er besteht aus der Nadel (auch als Stylus bezeichnet), dem Nadelträger, dem Gehäuse (auch Cartridge genannt) sowie dem Wandler.

Tonabnehmer: MM oder MC?

Beim Tonabnehmer unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Arten – MM-Tonabnehmern und MC-Tonabnehmern. MM ist die Abkürzung für „moving magnet“, der mit Magneten arbeitet. MC hingegen steht für „moving coil“. Diese Modelle arbeiten mit Spulen. Prinzipiell lässt sich sagen: MM-Tonabnehmer sind günstiger, außerdem ist bei ihnen die Nadel austauschbar. MC-Modelle bieten dafür meist eine höhere Klangqualität – dafür muss bei Abnutzung das ganze Gehäuse (und nicht nur die Nadel) ausgetauscht werden.

Riemenantrieb oder Direktantrieb?

Einen Unterschied macht es auch, ob das Gerät einen Riemenantrieb oder einen Direktantrieb besitzt. Beim Riemenantrieb sorgt ein Riemen, der aus gummiartigem Material besteht, dafür, dass sich die Achse auf dem Plattenteller dreht. Der Riemen absorbiert Vibrationen, die sich auf das Klangverhalten auswirken können und wirkt auch Flattern und Geschwindigkeitsänderungen entgegen. Allerdings können die Riemen sich abnutzen und sie besitzen ein niedrigeres Drehmoment als Plattenspieler mit Direktantrieb. Diese kommen ganz ohne Zwischenstücke aus, haben eine höheres Drehmoment – sie sind allerdings auch anfälliger für Vibrationen. Wechselt man zwischen den gängigen Geschwindigkeiten  33 und 45 rpm, muss man dies beim Riemenantrieb händisch erledigen, beim Direktantrieb geschieht dies per Knopfdruck. Viele DJs schwören auf den Direktantrieb, viele reguläre Plattenhörer setzen hingegen auf Riemenantrieb.

Vorverstärker – eingebaut oder extern?

Wichtig ist bei einem Plattenspieler auf der Vorverstärker. Dieser wird benötigt, weil viele Verstärker keinen Phono-Ausgang haben. Das Signal des Plattenspielers selbst ist allerdings zu schwach  und muss deshalb verstärkt werden. Bei einigen Modellen ist ein Vorverstärker bereits oft integriert. Das ist zwar bequem aber oft klanglich nicht die beste Lösung. Wer Wert auf den bestmöglichen Vorverstärker legt – und diesen vielleicht einmal wechseln oder upgraden möchte, sollte sich gegen ein Gerät mit integriertem Vorverstärker entscheiden.

Ein Plattenspieler in einem Vinyl-Laden mit Kopfhörer-Anschluss. Foto: Mirta Fratnik/Unsplash

Plattenspieler mit USB und Bluetooth

Mittlerweile stellen viele aber noch ganz andere Anforderungen an ihre Geräte – und wollen die Möglichkeit, ihre analogen Schätze zu digitalisieren. Wer seine LPs auch als digitale Files speichern möchte, der kann dies mit Geräten mit USB-Anschluss tun. Hier wird das Gerät mit Ihrem Computer verbunden. Mit einer speziellen Software können die Langspielplatten anschließend digitalisiert  – und beispielsweise in Mp3s oder ins CD-Format konvertiert werden. Dies ist aber nicht nur via USB, sondern auch via Bluetooth möglich. Prinzipiell sind eher günstigere Anfängermodelle mit diesen Zusatzfunktionen ausgestattet. Bei teureren, professionellen Geräten sind diese Funktionen nicht zu finden – und bei eingefleischten Vinyl-Fans sind USB-Plattenspieler nicht immer besonders beliebt.

Plattenspieler kaufen – worauf achten?

Bei der Wahl eines Plattenspielers spielt natürlich die mögliche Preisspanne eine große Rolle. Einsteigermodelle sind zwischen 150 und 300 Euro erhältlich – im audiophilen und professionellen Bereich gibt es keine preisliche Grenze nach oben.  Ob man sich für ein manuelles, ein halbautomatisches oder ein automatisches Modell entscheidet ist Geschmackssache. Wichtig ist, dass man sich für ein Modell mit stabilem Plattenarm (empfehlenswert sind hier Aluminium, Edelstahl oder Carbon) entscheidet. Optimal ist es auch, wenn der Plattenteller möglichst schwer ist. Wichtig ist darauf zu achten, dass alle Komponenten miteinander kompatibel – und möglichst hochwertig sind.

Der Tonabnehmer sollte ausgetauscht werden können – gerade er ist für einen hochwertigen Klang wesentlich, ein Upgrade kann hier zu einem deutlich besseren Klangerlebnis führen. Bei hochwertigeren Modellen ist auch ein externer Vorverstärker meist die richtige Wahl. Achten Sie darauf, dass das Gerät einen (ohnehin gängigen) Anti-Skating-Mechanismus besitzt. Dieser sorgt dafür, dass die Plattennadel auch tatsächlich in der Mitte der Rille bleibt.

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