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Popkultur

Richard & Linda Thompson: Das First Couple des 70er-Jahre-Folk

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Richard & Linda Thompson
Foto: Gems/Redferns/Getty Images

Sie waren das Vorzeigepaar des Folk-Rock in den 1970er-Jahren – aber geht es nach Linda Thompson, stand ihre Ehe mit Richard von Anfang an unter keinem guten Stern. Allein der dauernde Regen auf ihrer Hochzeitsreise hätte sie vorsehen lassen sollen, dass es böse enden würde, erklärte die Musikerin einmal.

von Markus Brandstetter

Wie daraus schon abzuleiten ist: Ein Happy End gab es für Richard und Linda Thompson, zumindest als Paar, nicht. Nichtsdestotrotz schenkten die beiden der Welt in den 1970er-Jahren ein paar herausragende Folk-Alben.

Die Anfänge

Kennengelernt hatten sich Richard Thompson und Linda Peters bei den Arbeiten zu seinem ersten Solo-Album Henry The Human Fly. Thompson hatte zu diesem Zeitpunkt Fairport Convention verlassen, wollte seine musikalischen Visionen fortan alleine umsetzen. Zwischen Thompson und Peters knisterte es anständig: Die beiden heirateten 1972, im selben Jahr, in dem auch Henry The Human Fly erschien

Hochzeit und erstes gemeinsames Album

Im Folgejahr begannen die beiden ihre Zusammenarbeit, die insgesamt sechs (sieben, rechnet man das Live-/Studio-Album Live (More Or Less) mit ein) abwerfen sollte. 1974 erschien ihr erstes gemeinsames Werk  I Want To See The Bright Lights Tonight – ein atmosphärisch dichtes, melancholisches, oft düsteres Folk-Album. Zwei kongeniale Partner*innen, sie mit glockenklarer, ausdrucksvoller Stimme, er, der begnadete Gitarrist, dessen Stimme unglaublich mit ihrer harmonierte.


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Hinwendung zum Sufismus

In den Folgejahren ging es Schlag auf Schlag. 1975 erschienen gleich zwei Studioalben, Hokey Pokey und Pour Down Like Silver. Im selben Jahr machten sich die beiden auf spirituelle Suche – und fanden ihre Antworten im Islam. Die beiden lebten in Sufi-Gemeinschaften in Großbritannien – einer mystischen Auslegung des Islam. Linda Thompson ist davon mittlerweile abgekehrt, Richard Thompson bezeichnet sich selbst als liberalen Muslim, der sich allerdings nicht mehr zum Sufismus bekennt.

Comebackversuch

Erst 1978 erschien ein nächstes Studioalbum. Auf First Light ging es wenig überraschend überwiegend spirituell und religiös zur Sache. Es sollte nicht der große Wurf der frühen Jahre werden. Ein Jahr später gingen die beiden mit Sunnyvista religiös wieder einen Schritt zurück – aber auch die Teil-Hinwendung zu weltlichen Themen führte nicht zum gewünschten Erfolg. Wenn er etwas bereue, erklärte Richard Thompson einmal, dann seien es die Alben der späten 1970er-Jahre. Nicht, weil sie zu guten Teilen sehr spirituell waren, sondern weil er mit dem Herzen nicht ganz bei der Sache war.

Das Ende

Zu dieser Zeit lief es nicht besonders gut für das Paar: Ihr Label Chrysalis entschied sich dazu, den Vertrag nicht mehr zu verlängern. 1982 gelang den beiden doch noch einmal ein großer Wurf – das Album Shoot Out The Lights, das von den Kritiker*innen hochgelobt wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren Richard und Linda Thompson bereits kein Paar mehr. Auf Tour ging man dennoch gemeinsam, allerdings war die Spannung zwischen den beiden auch für die Fans deutlich spürbar. Es sollte zu keinem gemeinsamen Album mehr kommen. Schon bald folgte die Scheidung, beide gingen auch musikalisch getrennte Wege.

Und doch: Ein paar Mal kreuzten sich die Wege wieder: Richard spielte auf einem Song auf Lindas Soloalbum Fashionably Late im Jahr 2002, elf Jahre später war er auf ihrem Soloalbum Won’t Be Long Now erneut zu Gast. 2010 standen die beiden bei einem Tribut für die verstorbene Singer/Songwriterin Kate McGarrigle sogar wieder gemeinsam auf der Bühne. Auch auf einem Thompson-Familienalbum sind beide zu hören.

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