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Popkultur

Zeitsprung: Am 5.1.2015 tauchen Slayer in einem Mordprozess auf.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 5.1.2015.

von Christof Leim

Dass Leroy Smith III 2015 im US-Bundesstaat Maine vor Gericht steht, verwundert nicht. Den Mord an seinem Vater hat der 25-Jährige bereits gestanden. Was er zu seiner Verteidigung anführt, mutet allerdings sonderbar an: Denn Slayer sollen involviert gewesen sein, irgendwie…

Hört hier Slayer live von ihrer finalen Tour:

Bei der Anhörung am 5. Januar 2015 soll entschieden werden, ob der junge Mann schuldfähig ist und belangt werden kann für den Mord im Jahr zuvor. Dabei soll Smith III seinen Vater erstochen und zerteilt haben; entsprechende Beweise findet die Polizei an den Tatorten. Nach eigenen Angaben wurde Smith III ein Leben lang sexuell missbraucht und deswegen mehrfach psychiatrisch behandelt. Alles nicht schön.

“Die Band Slayer war anwesend.”

Allerdings läuft die Geschichte, die der mutmaßliche Täter erzählt, immer weiter aus dem Ruder. Sogar seine eigenen Anwälte raten ihm davon ab und weigern sich, diese „Spuren“ zu verfolgen. Smith III erklärt: „Mir wurde 2011 eine Pistole an den Kopf gesetzt, und ich musste schwören, dass ich nicht verrate, wer ich bin.“ Mehrfach fordert ihn der Richter auf, diese Erzählung zu beenden. „Bisher wurde gegen keinen der Verantwortlichen ermittelt“, führt der Angeklagte jedoch weiter aus. “Die ganze Band Slayer war anwesend. Mir wurde gesagt, sie würden zu weit gehen. Ich habe bei Facebook eine Nachricht an sie geschickt, dass Jeff Hanneman, ihr Gitarrist, sich das Leben nehmen würde. Er hat sich dann am 5. Mai 2013 das Leben genommen.“ (Der gesamte Wortwechsel wurde später unter anderem von der Publikation Central Maine als Video veröffentlicht. Wir verzichten hier darauf.)

Nun verstarb Hanneman tatsächlich 2013, allerdings drei Tage früher und an Leberzirrhose. Das wirkt also alles ziemlich befremdlich, zumal die Anwälte in der lokalen Presse berichten, Smith III sei der Meinung, man solle „gewisse Metal-Bands vorladen, damit sie erklären, warum er nicht bei ihnen spielen darf.“ Er bezeichnet sich laut Central Maine als einen politischen Gefangenen; eine psychologische Untersuchung ergibt, dass sich der junge Mann für Gott und/oder den besten Gitarristen der Welt hält. 

Metal und Morde

Auf die Frage, ob Slayer tatsächlich irgendwo in Maine um einen jungen Langhaarigen rumstehen, während er mit einer Waffe bedroht wird, geht der Richter erwartungsgemäß nicht ein, sondern entscheidet, dass Leroy Smith III. nicht ohne Weiteres der Prozess gemacht werden kann („unfit for trail“) und übergibt ihn den entsprechenden Gesundheitsbehörden. Eine traurige Geschichte. Wegen der Slayer-Referenz geht die Meldung um die Welt, renommierte Zeitungen wie der britische Guardian und alle großen Krachmusik-News-Seiten berichten. 

Dass eine Metal-Band „irgendwie“ in eine Tötung involviert ist oder gar Schuld daran trägt, hört man nicht zum ersten Mal: So werden zum Beispiel Erinnerungen an den Mord an einem jungen Mädchen im Jahr 1995 wach, für den ihre Eltern Slayer verantwortlich machen und anklagen. Der Richter entscheidet damals im Sinne der Rede- und Kunstfreiheit (alles dazu hier). Auch Ozzy Osbourne steht 1984 und 1986 wegen angeblicher Anstiftung zu Selbsttötung (etwa durch den Song Suicide Solution) vor Gericht, wird aber jedes Mal freigesprochen. 1990 stehen Judas Priest in Nevada im Fokus, weil versteckte Botschaften im Song Better By You, Better Than Me zwei Teenager zum Suizid angestachelt haben sollen. Sie werden ebenfalls freigesprochen.

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