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Popkultur

The Linda Lindas: Das sind die Punk-Teens, die das Internet erobern

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Foto: Screenshot von Youtube

Punk’s just getting started: Mit Coverversionen von Bikini Kill und den Muffs machen die Linda Lindas schön länger von sich reden, nun stürmt ihr eigener Song Racist, Sexist Boy die Herzen des Internets und der Rock-Riege. Aber Moment mal, sind das nicht Kids?"“

von Victoria Schaffrath

„Kurz bevor der Lockdown begann, kam ein Junge in der Schule zu mir und meinte, sein Vater hätte ihm gesagt, er solle sich von chinesischen Leuten fern halten“, beginnt die Drummerin das Video, das derzeit das Internet auf links krempelt. Gerade vor dem Hintergrund der anhaltenden Aggressionen gegen Personen asiatisch-amerikanischer Abstammung lässt diese Aussage innehalten, insbesondere vielleicht deswegen, weil sie von der zehnjährigen Mila kommt. „Als ich ihm gesagt habe, dass ich chinesisch sei, wich er vor mir zurück. Eloise und ich haben einen Song über dieses Erlebnis geschrieben.“

The Linda Lindas: Nachschub für die „Riot Grrrl“-Bewegung

Das Bikini Kill-Shirt dient vielleicht schon als Indiz, aber der Song, der folgt, schreddert durch die Verstärker, als wäre es 1993 und der Alternative Rock regierte noch die Welt – dabei stehen da „nur“ vier blutjunge Mädels in einer kalifornischen Bibliothek. Zwischen 10 und 16 Jahren sind Eloise, Mila, Lucia und Bela alt und weisen neben asiatischen und lateinamerikanischen Wurzeln einen Lebenslauf vor, bei dem man sich wundert, wie die Eltern wohl die Fahrgemeinschaft koordinieren und welche Mixtapes dabei laufen.

Gleich auf zwei Netflix-Soundtracks konnte sich das Quartett schon platzieren: Einerseits in der Dokumentation The Claudia Kishi Club, der eine asiatischstämmige Filmfigur würdigt, andererseits im Amy Poehler-Streifen Moxie, der dieses Frühjahr alle Rock-affinen Filmfans und „Riot Grrrls“ beglückte. Davor erspielten die jungen Frauen sich bereits beachtlichen Respekt innerhalb ihres Genres, das sie als „Punk, Power-Pop und New Wave durch die Ohren der heutigen Zeit“ bezeichnen. Wie das geht? Nun, indem man mal eben mit Branchen-Inventar wie Best Coast, Alice Bag oder Money Mark spielt und daraufhin 2019 für die legendären Bikini Kill den Opener mimen darf.

Shows mit Bikini Kill und Best Coast, Lob von Tom Morello und Hayley Williams

Wer jetzt an ein nettes, aber kurzlebiges Phänomen glaubt, darf sich gern von weiteren Namen überzeugen lassen: Tom Morello von Rage Against The Machine nennt Racist, Sexist Boy seinen „Song des Tages“, Thurston Moore von Sonic Youth proklamiert: „Inspiration kennt kein Alter.“ Kathleen Hanna, Schutzpatronin aller „Riot Grrrls“, freut sich über das Bikini Kill-Shirt, das nebenher noch Gutes tut: „Danke an die Linda Lindas, die nicht nur großartige Musik machen, sondern auch noch Mädchen in Togo helfen!“ Die Kleidungsstücke unterstützen Hannas Tees4Togo-Initiative.

Natürlich kennt auch Pop-Punk-Ikone Hayley Williams längst die Linda Lindas: „Sie sind eigentlich schon seit ihrer Geburt eine meiner liebsten neuen Punk-Bands.“ Ob sie nun Coverversionen von Bikini Kill und den Muffs spielen oder eigenes Material vorstellen, die Gruppe verkörpert den furchtlosen Geist einer vergangenen Rock-Ära so gut, dass man ihnen glatt zutraut, selbige wiederzubeleben. Und siehe da: Kaum macht das Bibliotheks-Video die globale Runde, kommt heraus, dass die Linda Lindas längst ihren ersten Plattenvertrag bei Epitaph unterschrieben haben. Bad Religion-Gitarrist und Label-Kopf Brett Gurewitz möchte eines klargestellt wissen: „Punk Rock is back.“

„Punk’s not dead“: Teenie-Band auf Erfolgskurs

Bei so viel Rückendeckung aus den eigenen Reihen darf man gespannt bleiben, was man demnächst von den vier Rebellinnen hört. Ihren Namen entlehnen die Lindas übrigens aus dem Film Linda Linda Linda, in dem vier Teenagerinnen eine Band gründen, um Songs der japanischen Punks Blue Hearts zu covern und einen Talentwettbewerb zu gewinnen. „Mission accomplished“, finden wir.

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