------------

Popkultur

Andy Summers (The Police) im Interview: „Wir waren wirklich eine Einheit und haben aufeinander aufgepasst“

Published on

ANDY SUMMERS
Fin Costello/Redferns/Getty Images

Vierzig Jahre nach seinem ursprünglichen Erscheinen veröffentlichen The Police ihren längst vergriffenen Tourfilm „Around The World“ neu. The Police: Around The World Restored & Expanded, so der ganze Titel der Reissue, zeigt die Band nicht nur bei ihrer ersten Welttournee, die sie unter anderem auch nach China, Indien und Ägypten führte — sondern auch in dem Moment, als sie zu einer der wichtigsten Bands ihrer Zeit (und zu globalen Superstars) wurden.

 von Markus Brandstetter

Wir sprachen mit The-Police-Gitarrist Andy Summers über die Veröffentlichung — und die wesentliche Phase von Sting, Stewart Copeland und ihm. Außerdem plauderte Summers auch über seinen Gitarrenstil und seine Liebe zur Fotografie.

Andy, vor 40 Jahren haben The Police „Around The World“ veröffentlicht. Hast du dir den Film in den letzten vier Jahrzehnten mal wieder angesehen — ich meine bevor du an seiner Wiederveröffentlichung gearbeitet hast?

Das ist eine witzige Geschichte. Die Produktion dieser Wiederveröffentlichung hat ungefähr fünf Jahre in Anspruch genommen. Es war ursprünglich meine Idee. Vor etwa fünf Jahren dachte ich mir, dass „Around The World“ irgendwie unter den Radar fiel, nie wirklich gesehen wurde. Der Film war lost, er kam zwar auf Videokassette raus, verschwand dann aber irgendwann. Niemand hat dagegen etwas unternommen. Ich dachte aber immer, dass der Film ziemlich gut ist. Also habe ich mit einem Anwalt gesprochen. Um eine lange Geschichte mal eben abzukürzen: Ich musste den Film zuerst irgendwo auftreiben. Ich fand ihn schlussendlich im Internet als Laserdisc. So nahm das seinen Lauf. Dann schickten wir es an Universal und so kam Bewegung in die ganze Sache. Universal fand das originale Filmmaterial — die 16-mm-Filmrolle. So wurden die Aufnahmen rekonstruiert. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich den ganzen Film bis jetzt noch gar nicht im Ganzen wieder angeschaut habe. Sollte ich mal tun.

Around The World zeigt The Police in ihrer wichtigsten Phase: Jung, hungrig, auf dem Weg, eine der großen Bands ihrer Zeit zu werden. Was ging euch zu dieser Zeit durch den Kopf?

Wir versuchten immer, etwas anders zu machen als die anderen Bands. Das beinhaltete die Musik, das Image mit diesen drei blonden Typen, die Albumtitel wie Outlandos D’Amour oder Regatta de Blanc, die man so nicht gehört hatte. Wir wollten anders sein. Es ist so schwer, im Showbusiness etwas zu erreichen — und wir dachten, wir könnten uns auf der ganzen Welt Konzerte organisieren und die mitfilmen. Wir waren in Ägypten, Griechenland, Indien, China — das haben wir tatsächlich geschafft. So wurde das Ganze ein echt interessanter Film. Keine Rockband hat zu dieser Zeit so etwas gemacht.

Du giltst als einer der einflussreichsten Gitarristen der Pop- und Rockmusik. Als The Police durchstarteten, Anfang der 80er-Jahre, waren aber alle total auf dem Sologitarren-Trip, während du die Rhythmusgitarre in den Vordergrund gestellt hast, Soli waren eher sekundär.

Das hatte damit zu tun, dass The Police zur Geburtsstunde der Punk-Szene in London groß wurden. Diese Punkszene ordnete Gitarrensoli als „Alte Schule“ ein. Ich war zwar durchaus ein Virtuose und sehr guter Sologitarrist, aber das war damals einfach nicht erlaubt. Besonders bei The Police war es glasklar, dass wir sowas nicht machen wollten. Aber das war in Wahrheit auch gut so, denn so musste ich mir etwas ganz Neues ausdenken. Einen neuen Gitarrenstil, der anders klang. Den ich aber sowieso in mir hatte. Es klang nicht nach Punk und es klang auch nicht nach altem Blues-Rock.

Was ich immer faszinierend fand, ist, wie klanglich dicht und auch definiert eure Klangarchitektur als Trio war. War das etwas, das natürlich kam oder musstet ihr das erst ausarbeiten?

Ich denke, wir hatten unseren Weg schon ganz am Anfang gefunden. Das ergab sich aus praktischen Umständen. Am Anfang mochte uns niemand, weil wir wir keine Hardcore-Punks waren. Wir hatten nicht viele Shows. So probten wir in den Keller Londons und hatten Zeit, unseren Stil zu finden. Wir erschufen Songs wie Roxanne — und wir fanden einen Weg, wie man diese auch spielen konnte. Wie sich herausstellte, hatte Sting da die richtigen songwriterischen Fähigkeiten dazu. Im Grunde waren wir ein Trio, in dem jedes Bandmitglied einen grundverschiedenen Stil hatte. Das machte diese einzigartige Chemie zwischen uns aus — und so kamen wir auf diese Sachen. Einfach weil wir anders klingen wollten — und diese Art, Gitarre zu spielen, wurde dann für viele andere Bands prägend.

Fin Costello/Redferns/Getty Images

Du warst bereits in deinen Dreißigern, als The Police berühmt wurden, Sting und Stewart Copeland in ihren Zwanzigern. Glaubst du, du bist mit dem Ruhm anders umgegangen als deine Kollegen — einfach, weil du schon mehr Erfahrung im Ärmel hattest?

Das ist eine gute Frage. Ja, ich denke schon — ich hatte ja tatsächlich mehr Erfahrung als sie. Meine Erfahrung war eigentlich ziemlich merkwürdig: Ich begann in Bands in London, zog dann nach Kalifornien, ging dort aufs College und lebte ein paar Jahre von der Hand aus dem Mund. Als dann das mit dem Ruhm losging, habe ich wirklich jeden Aspekt davon genossen, aber es hat mich nicht zerstört. Manche Leute werden berühmt und können damit nicht umgehen. Was auch dazukommt: Bei The Police waren wir wirklich eine Einheit. Viele Leute sagen heute: „Oh, die haben sich doch gehasst!“ Aber weißt du was? Wir waren wirklich eine Einheit, ein Team — und wir haben aufeinander aufgepasst und geschaut, dass wir durch all das durchkommen, ohne zu hinzufallen.

Du bist als Fotograf ein wichtiger Chronist deiner eigenen Band – hat dir das eine andere Perspektive auf die eigene Karriere gegeben?

Ja, in gewisser Weise hat es das. All das festzuhalten war mir sehr wichtig. Denn bei all der ganzen Verrücktheit, dem ganzen Wahnsinn der damit einherging, dass The Police zu einer der größten Rockbands der Welt wurden und die Leute ausrasteten, gab mir das Fotografieren eine Art von Balance. Ich habe das Fotografieren immer sehr genossen. Wenn ich zurückdenke, weiß ich auch, wo das herkommt. Mein Bruder war immer schon sehr an Fotografie interessiert gewesen. Ich bin mit all diesen Arthouse-Filmen aufgewachsen, Kurosawa, Bergmann, Fellini. Diese großartigen Schwarz-Weiß-Filme, mit denen ich aufgewachsen bin, haben mich sehr beeinflußt. Das hat bei mir als Kind immer sehr viele Emotionen evoziert — gemeinsam mit der Musik, die ich hörte. Als ich also das erste Mal eine Kamera in die Hand nahm, ging ich an diesen emotionalen Ort zurück, den ich bereits früh kennengelernt hatte. Ich verliebte mich regelrecht in die Fotografie — also dokumentierte ich das Leben der Band. Woher rufst du eigentlich an?

Aus Deutschland.

Ah, Deutschland! Da habe ich demnächst einige Solo-Shows — am 29. Oktober spiele in Berlin, davor in München und Hamburg.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von The Police (@thepolicebandofficial)

Erzähl doch etwas über diese Shows.

Das werden Fotografie-Performances, eine Art One-Man-Show-Multimedia-Show, bei der ich auf einer Kinoleinwand mit vielen verschiedenen Arten von sehr exotischen fotografischen Sequenzen spiele. 

Wird es auch Stücke deines letzten Albums Harmonics of the Night zu hören geben?

Ja, das könnte definitiv passieren. Ich habe diese Art von Show in etwa zehnmal gespielt – und dann wurde wegen COVID alles lahmgelegt. Jetzt gilt es also, alles wieder hochzufahren, alles wieder zu proben. Ich habe mein ganzes Gitarrenequipment in meinem Studio in Los Angeles, dort habe ich auch einen Projektor, mit dem ich alles auf die Wand projiziere und dazu spiele. Ich muss mich in dem Programm wieder einfinden.

Andy, ich danke dir fürs Interview.

Danke, es war nett mit dir zu plaudern!

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

The Police: „Around The World Restored & Expanded“ erstmals auf DVD, BluRay & Co.

Don't Miss