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Popkultur

Zeitsprung: Am 4.3.1984 spielen The Police ihr letztes Konzert — für 23 Jahre.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 4.3.1984.

von Timon Menge und Christof Leim

Mitte der Achtziger erreichen The Police ihren kreativen Höhepunkt: Eine erfolgreiche Welttournee und Grammys bis zum Abwinken sorgen dafür, dass die Presse von der „größten Rockband der Welt“ spricht. Hinter den Kulissen schwelen allerdings Konflikte. Deshalb gibt die Gruppe am 4. März 1984 ihr letztes Konzert – für 23 Jahre. Schauen wir uns an, wie es dazu kam.


Hört hier in die größten Hits von The Police rein:

Klickt auf „Listen“ für das gesamte Album.

Fangen wir vorne an: Den Startschuss geben The Police 1977 in anderer Besetzung. Gordon Sumner aka Sting sowie Drummer Stewart Copeland holen zunächst Gitarrist Henry Padovani ins Boot. Punk Rock schlägt in London hohe Wellen und liefert dem Trio massenhaft Inspiration, doch etwas fehlt. Erst als Sting und Copeland ihren Gitarristen Padovani schließlich gegen den deutlich erfahreneren Andy Summers austauschen, macht die Gruppe einen gewaltigen Satz nach vorne, entfernt sich allerdings von ihrem Punk-Image. In den Anfangstagen ist die finanzielle Not groß. Als die Firma Wrigley’s das Trio für einen Werbespot bucht, pfeifen die Musiker auf ihren Stolz und blondieren sich auf Wunsch des Kaugummiherstellers die Haare. Das Resultat: der auffällige Blondschopf-Look, den die Band kurzerhand beibehält. Ihr erstes Album nehmen die Musiker mit einem Budget von gerade einmal 1.500 britischen Pfund auf, die sie sich von Copelands Bruder Miles leihen, der wiederum gute Kontakte ins Musikgeschäft pflegt. Als Miles zum ersten Mal den Song Roxanne hört, zeigt er sich begeistert von der ambitionierten Mischung aus Reggae, Progressive Rock, Punk und Jazz. Wenig später verschafft er Sting und Co. den ersten Plattenvertrag.



In Großbritannien feiert Roxanne nur mäßige Erfolge und startet erst durch, als die Single auch in Amerika veröffentlicht wird. 1978 folgt das Debütalbum Outlandos d’Amour sowie die Singles Can’t Stand Losing You und So Lonely. Anschließend touren The Police erstmals durch die Staaten. Zum zweiten Album Regatta de Blanc (1979) gibt es dann schon eine Welttournee. The Police haben den Anspruch, Länder zu bespielen, die sonst wenig internationale Konzerte sehen. Das Ganze wird 1982 im Film The Police Around The World festgehalten. Was die Dokumentation allerdings auch zeigt, sind die Reibereien in der Band, vor allem zwischen Summers und Sting. Diese werden mit der Zeit immer intensiver, ein paar Alben und Jahre später erreichen sie während der Aufnahmen zu Synchronicity (1983) ihren Höhepunkt. Der Aufnahmeprozess erweist sich als wahnsinnig schwierig; man geht schließlich dazu über, die Songs in unterschiedlichen Räumen einzuspielen. Die folgende Tour nimmt solche Ausmaße an, dass The Police die Show im New Yorker Shea Stadium als ihren „Everest“ bezeichnen. Sting bezeugt allerdings auch offen Interesse an einer Solokarriere und sammelt erste Erfahrungen beim Film. Auch Copeland und Summers haben zu jener Zeit bereits die Fühler nach neuen Projekten ausgestreckt.



Dennoch: Die Tour spielen The Police alles andere als halbherzig, auch die letzte Show hat es in sich. Am 4. März 1984 zählt die Menschenmenge in den Melbourne Showgrounds 50.000 Menschen. The Police spielen bis auf zwei Songs alle Titel von Synchronicity, bevor sie dem Publikum mit Hits wie Message In A Bottle, Don’t Stand So Close To Me und natürlich Roxanne den Rest geben. Den krönenden Abschluss bildet eine einzigartige Version von So Lonely. Keiner der Musiker macht einen Hehl daraus, dass weder weitere Konzerte noch Studioaufnahmen geplant sind. Eine offizielle Auflösung gibt es nicht, doch The Police schließen vorerst die Tür hinter sich.



1986 nimmt die Gruppe noch einmal Anlauf und geht ins Studio, doch das Vorhaben endet ähnlich desaströs wie die Aufnahmen zuvor. Mit Ach und Krach ergibt das Material noch eine neue Version von Don’t Stand So Close To Me, aber dieser Kooperationsversuch markiert den Sarg im Nagel von The Police, zumindest für die nächsten 20 Jahre. Bei den Grammys 2007 gibt es dann die große Überraschung: Nicht nur stehen die zerstrittenen Musiker wieder gemeinsam auf der Bühne, sie verkünden auch einstimmig: „We are back!“ So wirklich hält die Wiedervereinigung allerdings nicht, und nach einer Reunion-Tour lösen sich The Police erneut auf — dieses Mal offiziell. Eine zweite Reunion können wir nicht ausschließen. Bis dahin behalten wir die Show in Melbourne am 4. März 1984 als würdevollen Abschied in Erinnerung.

Zeitsprung: Am 23.3.1978 bekommen The Police endlich einen Plattenvertrag.

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