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Popkultur

60 Jahre Yngwie Malmsteen: 7 Gründe, warum der Heavy-Metal-Paganini einer der besten Gitarristen aller Zeiten ist

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Yngwie Malmsteen HEADER
Foto: Scott Legato/Getty Images

Yngwie Malmsteen ist genau das, was man sich vorstellt, wenn man an einen brillanten, exzentrischen, entfesselten Metal-Gitarristen denkt. Zu seinem 60. Geburtstag feiern wir den klassischsten aller Riff-Lords und führen sieben Beweise ins Feld, wieso er trotz seiner eigenwilligen Art zu den konkurrenzlos besten seiner Zunft gehört.

von Björn Springorum

Achtung, Wortspiel-Flachwitz: Es ist ja schon yngwie bemerkenswert, was da gegen Mitte er Siebziger in Schweden seinen Anfang nimmt. Der junge Lars Johan Yngve Lannerbäck, besessen von der E-Gitarre seit er im Fernsehen von Jimi Hendrix’ Tod hörte und dazu eine in Flammen aufgehende Gitarre sah, übt wie ein Besessener an seinem neuen Lieblingsinstrument, spielt sich die Finger am Griffbrett wund und blutig. Er wird zu einem der berühmtesten Gitarristen aller Zeiten, zum Inbegriff des egomanischen, überschallschnellen Riff-Overlords. Darüber lässt es sich vortrefflich Scherze machen; wir finden trotzdem, dass Malmsteen einer der besten Gitarristen aller Zeiten ist. Und hier kommen ein paar Gründe, warum das so ist.

1. Weil er Galionsfigur eines Genres ist

Malmsteen verfällt in jungen Jahren dem klassischen Komponisten Niccolò Paganini ebenso wie Ritchie Blackmore. Aus diesem beiden musikalischen Welten kreiert er einen ureigenen Stil, der in den Achtzigern zum gewaltigen Vorbild für eine Generation an Gitarristen wird. Neoclassical Metal kann man dazu sagen, eine Weiterführung des von Ritchie Blackmore und Jon Lord angestoßenen Grundgedankens, Elemente des Barock in den Heavy Metal zu integrieren. Deep Purple mögen den Funken geliefert haben, doch durch Yngwie Malmsteen wurde ein Flächenbrand daraus.

2. Weil er ein echter Flitzefinger ist

Es ist natürlich schwer zu bestimmen, wer wirklich der schnellste Gitarrist aller Zeiten ist. Yngwie Malmsteen ist aber definitiv der Speedy Gonzales des Heavy Metal, ein ultraschneller und präziser Spieler, der in einer Sekunde mehr Noten unterbringt als manche Bands in einem ganzen Song. Überschall, mindestens. Insbesondere wenn er klassische Sinfonien auf der Gitarre runterbrettert, kann einem da schon mal schwindlig werden.

3. Weil er ein Fender-Gott ist

Yngwie Malmsteen entdeckt früh seine Lieblingsgitarre: Er wird praktisch nie ohne seine weiße Fender Stratocaster gesehen, wahrscheinlich nimmt er sie auch mit unter die Dusche und geht mit ihr spazieren. 1986 ehrt in Fender für seine Treue und bringt eine Malmsteen Signature-Stratocaster auf den Markt. Damals noch eine Seltenheit: Neben Eric Clapton ist der schwedische Gitarrist der einzige, der eine eigene Stratocaster hat.

4. Weil er große Songs geschrieben hat

Auch die, die Yngwie Malmsteen nicht leiden können, müssen seinen brillanten Stil anerkennen. Deutlich durchwachsener fällt da hingegen die Meinung zu seinen kompositorischen Qualitäten aus. Sie seien allenfalls durchschnittlich, sagen viele. Man muss sich nur mal Far Beyond The Sun anhören, um zu merken, dass das alles Quatsch mit Soße ist. Oder hey, was ist mit I Am A Viking? Was ein Knaller! Manowar können einpacken.

5. Weil er selbst sein größter Fan ist

Klar, man kann es schon schwierig finden, wenn eine so selbstverliebt ist wie Yngwie Malmsteen. Aber wenn wir mal ehrlich sind, passt das einfach zu seiner Art zu spielen. Ein schüchterner, bescheidener Kerl würde einfach nicht so dick auftragen. Also lassen wir ihm auch solche Zitate durchgehen: „Ich habe von Anfang an alles mit äußerster Präzision gespielt. Ich habe mir nie gesagt: ‚Okay, wenn ich meine Finger so einsetze, wird das dabei herauskommen.‘ Ich habe nie Unterricht genommen. Meine Art, Gitarre zu spielen, war ein neuer Zugang zum Instrument.“ Stimmt ja irgendwie auch.

6. Weil er auch im Studio auf elf spielt

In Malmsteens Kontrollraum stehen sage und schreibe 62 Marshall-Topteile. Im Aufnahmeraum, den er übrigens Room of Doom nennt, röhren dann noch mal 24 Boxen auf sein Kommando los. Wenn er aufnimmt, reißt er alle Regler hoch und nimmt „ mit voller Stadionlautstärke auf“, wie er sagt.

7. Weil er selbstreflektierter ist als viele denken

In einer Ausgabe des Guitar Player-Magazins sagte er 2005 mal folgende durchaus selbstkritische Sätze: „”Ich habe wahrscheinlich mehr Fehler gemacht als jeder andere. Aber ich halte mich nicht mit ihnen auf. Ich erwarte nicht, dass die Leute mich verstehen, denn ich bin ziemlich komplex und denke bei allem, was ich tue, über den Tellerrand hinaus. Ich bin immer den unkonventionellen Weg gegangen. Natürlich haben die Leute ihre Meinung, aber ich kann mich nicht zu sehr darauf einlassen, denn ich weiß, was ich kann, und ich weiß, was für ein Mensch ich bin. Ich weiß in meinem Herzen, dass, wenn ich mein Bestes gebe, sich die Leute in zehn Jahren vielleicht umdrehen und sagen: ‚So schlecht war er gar nicht’.“ Hiermit erledigt, Yngwie!

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