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Popkultur

Lang lebe das Gitarrensolo: Zwanzig grandiose Soli der Rockgeschichte

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Foto: Michael Putland/Getty Images

Wir feiern das Gitarrensolo! Auch wenn es den Anschein hat, dass der gepflegte Solo-Instrumentalpart in der aktuellen Pop-Musiklandschaft seine glorreichen Zeiten hinter sich hat, erinnern wir uns an zwanzig unglaubliche Soli – von 70s-Ikonen über zu früh verstorbenen Metal-Helden bis hin zu Grenzgängern.

von Markus Brandstetter

Das Gitarrensolo, was für ein Konzept! Entweder verleiht es dem*der Leadgitarrist*in in einem Song, egal ob opulente Ballade oder geradliniger Rocksong, ein paar Take Rampenlicht. Es kann der Höhepunkt des Songs sein, ein wesentliches kompositorisches Element, reine Angeberei oder eine geschmackvolle Umspielung und Umgarnung des Hauptthemas. Oder, es IST überhaupt der Song. Ein Gitarrensolo kann große Kunst sein, Hochleistungssport, vernachlässigbares Gegniedel oder die Grenzen des Instruments ausloten.

Wir erinnern uns an dieser Stelle an zwanzig einzigartige Soli aus der Rock- Geschichte.

1. AC/DC – Back in Black

Eigentlich waren die Gebrüder Young ja immer in gitarristischer Bestform. Back In Black zeigt aber die Stärken der beiden nochmal extra gut auf. Malcolm mit seinem wie immer völlig stoischen, geradlinigen, auf den Punkt gebrachten Riff: E, D, A, minimale Verzierungen, keine Schnörkel. Angus weiß dann circa ab der zweiten Minute ganz genau, was er zu tun hat – und sorgt, gemeinsam mit dem Fundament von Malcolm, mit seinem Solo für einen gitarristischen Glanzmoment. Fazit: Eins für die Lehrbücher!

2. Pink Floyd – Comfortably Numb (Gilmours zweites Solo)

David Gilmour spielt im Pink-Floyd-Epos Comfortably Numb zwei Gitarrensoli. Das erste klingt versöhnlicher und ist schon bemerkenswert – das zweite aber ist Rockgeschichte. Hier verdüstert sich die Stimmung und Gilmour läuft zu Höchstform auf. Sein Ton ist melancholisch, klagend, atmosphärisch, angezerrt, mit Hall und Reverb angereichert. Keine Silbe, kein Bending ist zuviel. Das zweite Solo in Comfortably Numb ist eine mitreißende  Elegie. Kurzum: Es ist unmöglich, einen Artikel über die größten Gitarrensoli aller Zeiten zu schreiben, ohne dieses Meisterstück Gilmours zu nennen.

Das Solo ist auch live eine Wucht, wie etliche Livevideos eindrucksvoll beweisen:

3. Rage Against The Machine – Bulls On Parade

Auch wenn Tom Morello durchaus einen traditionellen Rock-Background hat: Mit Flügen durch Tonleiterland und Fingerakrobatik haben die meisten seiner Soli nichts zu tun. Eines seiner herausragendsten Soli ist jenes des Stücks Bulls On Parade vom Album Evil Empire. Morello setzt bei seinen Soli auf Scratching Rhythmik und Whammy-Effekte. Im Fall von Bulls On Parade muss auch der Pick-up-Schalter daran glauben – denn dieser ist Morellos Hauptwerkzeug bei diesem Solo.

4. Guns N’ Roses – November Rain (alle Slash-Soli)

Am besten genießt man Slashs Gitarrensolo in Kombination mit dem legendären Musikvideo. Die Kurzfassung der Handlung: Axl heiratet, Slash ist Trauzeuge, hat aber vor lauter Les Pauls und Jack Daniels die Ringe vergessen. Sein Freund Duff hilft ihm aus der Klemme und überreicht sie ihm. Daraufhin verlässt Slash (natürlich mit Zigarette im Mund) die Kirche – die von innen riesig aussieht, von außen allerdings winzig. Kaum vor der Türe angekommen, wir befinden uns jetzt in der Wüste, hat Slash gleich eine Les Paul bei der Hand (Kabel oder Amp braucht er in der Wüste nicht) und spielt das logische Solo zu November Rain. Es wird nicht das einzige Gitarrensolo in diesem Lied sein. Das Solo ist, wie immer bei Slash: melodiös, mitsingbar, mit cremig-bluesigem Sound (Marshalls, Les Paul mit maximal einem Cry Baby Wah dazwischen). Dass er gleich während des Stücks mehrmals zum Solo ansetzt, passt hervorragend zum Song – opulent, in Überlänge, ausschweifend, dekadent, großartig!

5. Jimi Hendrix – All Along The Watchtower

Es ist schwer, ein einziges Gitarrensolo von einem jener Gitarristen herauszuheben, die in ihrem kurzen Leben die Gitarre für immer und nachhaltig prägten. Als sich Hendrix auf seinem 1968 erschienen Longplayer Electric Ladyland dem Bob-Dylan-Stück All Along The Watchtower annahm, machte sich das Stück völlig zu eigen. Jeder Gitarrenlauf ist legendär: das erste Solo ab Sekunde fünfzig, die Slides ab der zweiten Minute, die sich aufbäumende Wah-Orgie ab 2:17 bis zum Klimax, zu dem sich das Stück am Ende aufbäumt.

6. Pantera – Cemetery Gates

Staubtrocken, knochenhart: Pantera waren wie AC/DC auf Steroiden – und Dimebag Darrell einer der bemerkenswerten Gitarristen der Rockgeschichte. Das zeigt sich nicht nur bei seinen markanten, tonnenschweren Riffs – sondern auch bei seinen Soli. Unvergessen beispielsweise sein Soli in Cemetery Gates von ihrem Longplayer Cowboys From Hell.

7. Dire Straits – Sultans Of Swing

Man könnte an dieser Stelle auch viele andere Soli von Mark Knopfler, einem Schwergewicht der elektrischen Gitarre, nennen. Das epische, ausufernde Solo von Telegraph Road zum Beispiel, oder sein Spiel bei Brothers In Arms. Knopflers ikonischtes Solo (eigentlich im Plural, denn in Sultans Of Swing setzt er ja mehrfach an) bleibt aber Sultans Of Swing, das als Definition von Knopflers Spiel dienen könnte: höchst dynamisch (dafür sorgt das Fingerpicking), von Betonungen, Pausen, Synkopen und rhythmischen Finessen geprägt.

8. Steve Vai – Tender Surrender

Steve Vai kann’s auch smooth  – das bewies er unter anderem auf seiner EP Alien Love Secrets. Bei Tender Surrender ist der Einfluss von Hendrix durchwegs hörbar – nicht nur spielerisch, sondern auch kompositorisch. So weist Tender Surrender etliche Parallelen zum Hendrix-Stück Villanova Junction Blues auf.

9. Red Hot Chili Peppers – Scar Tissue

1999 feierte John Frusciante seine erste Rückkehr zu den Red Hot Chili Peppers, nachdem er die Band kurz nach Sex Sugar Blood Magik verlassen hatte. Und was für eine triumphale Rückkehr es war: Frusciante verhalf den Kaliforniern zu einem neuen Höhenflug, melodischer denn je. An den Alben der Band kann man beobachten, auf was Frusciante gerade Lust hatte: Auf Stadium Arcadium war er mehr in Solo-Laune, auf Californication hingegen hielt er sich deutlich mehr zurück. Sein Spiel war schon allein deshalb immer songdienlich, weil er die Songs zu gewichtigen Teilen mitschrieb und sein Gitarrenspiel ja integraler Bestandteil war. Eines der herausragenden Soli des eben zum zweiten Mal zur Band zurückgekehrten Gitarristen ist jenes in Scar Tissue, ein reduziertes, nahezu minimalistisches Slide-Solo, bei dem Frusciante einmal mehr den Wahrheitsgehalt des alte Klischees „weniger ist mehr“ (Yngwie Malmsteen würde dies verneinen!) beweist.

10. Van Halen – Eruption

Die Geschichte lässt sich in Kurzform so zusammenfassen: Eddie Van Halen kam, erschuf Eruption – und nichts war mehr so wie vorher. Was macht der Typ da, dachte sich 1978 so mancher, der Van Halen spielen hörte. Die Antwort war: Tapping, eine Technik, die Van Halen zwar nicht erfand, aber in der Rockwelt etablierte. Nach Eruption wollten ganze Heerscharen von Gitarrist*innen so klingen wie Eddie – und der wurde zu einem der ewigen Gitarrengiganten der Rockgeschichte.

11. Led Zeppelin – Stairway To Heaven

Auch wenn der Song manchen vielleicht schon aus den Ohren rausstaubt: Stairway To Heaven ist ohne Zweifel eine der größten Balladen der Rockgeschichte. Bei dieser Ballade reißt der sinfonische Himmel auf – und Jimmy Page zeigt, warum er als einer der ewig Größten gilt.

12. Queen – Bohemian Rhapsody

Wie spielt man in einem Epos ein Gitarrensolo? Man erschafft sich ein Epos im Epos. Das zumindest vollbrachte Queen-Gitarrist Brian May im Stück Bohemian Rhapsody. Gespielt hat das Brian May das Solo natürlich auf seiner von ihm und seinen Vater selbstgebauten Gitarre „Red Special” – und dabei im Solo jede mögliche Kombination der Tonabnehmer in der Gitarre genutzt.

13. Ozzy Osbourne – Crazy Train

An Crazy Train ist alles perfekt – jedes einzelne Riff, jedes Fill und natürlich das Solo. Zu verantworten hat das Randy Rhoads, der von 1979 bis zu seinem Unfalltod 1981 in der Band von Ozzy Osbourne spielte – mehr noch: Ozzys größter Partner-in-Crime verhalf dem Prince of Darkness zu neuen Höhenflügen.

14. Metallica – One

Metallica-Gitarrist Kirk Hammett kommt in Gitarristenkreisen nicht überall gut weg. Zu bleiern sei sein Fuß auf dem Wah-Wah-Pedal, zu verhaftet sein Spiel in den ewig gleichen Skalen – das sind einige der Kritikpunkte, denen Hammett gerade in den letzten Jahren immer wieder ausgesetzt war. Dass der Leadgitarrist am letzten Metallica-Album kreativ nahezu unbeteiligt war (angeblich, weil er sein Handy mit hunderten Song- und Soloskizzen verloren hatte), machte die Sache nicht besser. Dabei sorgte Hammett immer wieder für erinnerungswürdige Soli, zum Beispiel im Stück One. Damals sogar ganz ohne Wah, dafür mit Tappings, Shreddings und Bendings – kurz und prägnant, während Hetfield im Hintergrund gnadenlos die Riffs treiben lässt.

15. Eric Johnson – Manhattan

Auch wenn das Wort „Ausnahmegitarrist*in“ ein inflationär gebrauchtes Wort ist: Auf wenige Leute trifft es so zu wie auf Eric Johnson. Egal ob elektrisch oder, wie in den letzten Jahren vermehrt, akustisch: Eric Johnsons Spiel ist melodisch, extrem abwechslungsreich, kommt immer auf den Punkt und glänzt stets durch den perfekten Gitarrensound. Am besten nachzuhören ist das auf Johnsons wohl größtem Hit, dem Instrumentalstück Manhattan.

16. Eagles – Hotel California

„Don Felder und ich waren immer sehr kompetitiv“, erinnerte sich Eagles-Gitarrist Joe Walsh 2016 im Rahmen der NAMM an das Verhältnis zu seinem Kollegen und Co-Gitarristen Don Felder. „Das waren wir wirklich, aber das ist gut. Wir haben einander wirklich respektiert und uns gegenseitig gepusht”. Es war ein Wettbewerb, der sie zu kreativen Höchstleistungen ansporte – am besten nachzuhören in ihrem Klassiker Hotel California. Zunächst teilen sich die beiden das Solo noch auf, ehe sie den Höhepunkt des Solos im Unisono bestreiten. Ein furioses Finale.

17. Rolling Stones – Sway

Mick Taylor hat im Stück Sway (auf Sticky Fingers) zwei Solo-Spots: einmal im ersten Drittel des Songs, wo er ein Slide-Solo spielt. Das zweite, am Ende des Stücks, ist um einiges virtuoser. Erstmals auf Platte an der elektrischen Rhythmusgitarre: Mick Jagger. Keith Richards hingegen trug zu dem Stück nur Backing Vocals bei.

18. Chuck Berry – Johnny B. Goode

Den Einfluss von Chuck Berry auf den Rock’n’Roll im Allgemeinen und die Rock-Gitarre im Speziellen muss man wohl definitiv nicht mehr extra erläutern. Auf Johnny B. Goode zeigt Berry einen Mix aus Double Stops, furiose Slides und ausgiebige Bending, Rock’n’Roll und Boogie – und schon das Gitarrenintro ist eines der berühmtesten der Rockgeschichte.

19. Joe Satriani – Surfing With The Alien

Joe Satriani ist ohne Frage einer der einflussreichsten E-Gitarristen der Gegenwart. Mit dem Album Surfing With The Alien katapultierte er sich 1987 auf die internationale Landkarte und wurde schnell zu einem der gefeierten Gitarristen seiner Generation. Wir sprachen vor kurzem mit Joe. Auf die Frage, wie er den Status Quo des Gitarrensolos beurteile, erklärte er: Ich wünschte, es gäbe mehr Möglichkeiten für die ganzen großartigen Gitarrist*innen draußen, ihr Können zu zeigen. Aber was kann man schon machen? Veränderung ist unumgänglich, in allen Aspekten des Lebens. Ich versuche einfach in allem, was ich tue, besser zu werden und meine Fans weiterhin glücklich zu machen. (Das ganze Interview könnt ihr hier lesen).

20. Eric Clapton – Layla

Zu guter Letzt soll an dieser Stelle auch Eric Clapton zu Ehren kommen. Eines der Meisterstücke des Mannes, den sie Slowhand nannten, ist das siebenminütige Layla – bei dem nicht nur die Gitarrensoli bemerkenswert sind, sondern das auch eines der schönsten Piano-Outros der Rockgeschichte besitzt.

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15 der besten Gitarrenriffs aller Zeiten

Popkultur

Zeitsprung: Am 7.6.1993 ändert Prince seinen Namen in ein unaussprechliches Symbol.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 7.6.1993.

von Christof Leim

An seinem 35. Geburtstag ändert Prince seinen Namen in ein unaussprechliches Symbol. Damit will er gegen seine Plattenfirma protestieren, von der er sich künstlerisch eingeschränkt fühlt. Der Rest der Welt wundert sich…

Hört hier in die besten Prince-Songs rein:

Seinen ersten Plattenvertrag unterschreibt Prince Rogers Nelson 1977. Darin einigt sich der 18-Jährige mit Warner Bros. Records darauf, die völlige kreative Freiheit zu behalten und sämtliche Alben selbst zu produzieren. Das funktioniert für alle Beteiligten gut, macht Prince zum Star und bringt Warner Millionenseller wie Purple Rain (1984) und Sign O’ The Times (1987). Deshalb stört es auch niemanden, wenn der Mann zwischendurch zum Beispiel ein fertiges Album in die Tonne kloppt und schnell mal eben ein neues aufnimmt (siehe Lovesexy, 1988). 1992 wird der Deal sogar verlängert.

Grundlegende Meinungsverschiedenheit

Dem unglaublich produktiven Künstler liegt Anfang der Neunziger viel daran, seine unzähligen unveröffentlichten Songs – angeblich über 500 – so schnell wie möglich unter die Leute zu bringen. Verständlich, denn dafür hat er das Zeug ja geschrieben. Die Plattenfirma lehnt das jedoch ab, denn sie legt (nicht weniger verständlich) Wert darauf, nur das beste Material in die Läden zu stellen und vor allem den Markt nicht zu überschwemmen. Prince macht keinen Hehl daraus, dass ihm das so gar nicht gefällt und malt sich für öffentliche Auftritte das Wort „Slave“ (dt.: Sklave) ins Gesicht. Nur nützt ihm das nichts, denn Warner Bros. besitzen die Rechte an Princes Künstlernamen und kreativem Output, wie es für Plattenverträge völlig üblich ist. Kurz gesagt: Warner wollen nicht einfach Hunderte an Liedern raushauen, Prince will nicht nur eine Marke sein, mit der die Firma Geld verdient.

Also lässt sich unser Mann etwas einfallen: Er verkündet am 7. Juni 1993, seinem 35. Geburtstag, dass er von nun an nicht mehr den Namen Prince nutze, sondern ein Symbol, das aussieht wie ein Mashup aus den astrologischen Zeichen für Mann und Frau. „Es ist ein unaussprechliches Symbol, dessen Bedeutung nicht erklärt wurde“, heißt es in einer kryptischen Erklärung des Künstlers. „Es geht darum, in neuen Wegen zu denken.“ Prince lässt sich das Ding als „Love Symbol #2“ schützen, packt es auf das Cover seines 1992er-Albums und nutzt es fortan als Bezeichnung für sich selbst.

Ändert aber nix…

Das ist natürlich alles ein bisschen unpraktisch. Zum einen kann man das „Symbol“ nicht schreiben, weshalb Warner Floppy Disks mit einer Grafikdatei an die Medien verschickt. Außerdem weiß niemand, wie man dass denn nun jetzt aussprechen soll. MTV lösen das Problem angeblich, indem sie in ihren Sendungen immer ein metallisches „Klonk!“ einspielen, wenn das „Symbol“ genannt werden müsste. Doch es hilft alles nichts, ein Name muss her. Irgendwann einigt man sich auf „The Artist formerly known as Prince“ oder „TAFKAP“. Das ist offensichtlich ziemlich bescheuert, und für die Fans bleibt ihr Held ohnehin Prince. Vor allem aber: Der Vertrag mit Warner gilt natürlich trotzdem weiter, und juristisch, also „in echt“, heißt der Mann weiterhin Prince Rogers Nelson. Und beides weiß er auch.

Viele in der Musikindustrie halten die Aktion für verrückt, die Fans wundern sich, aber immerhin bringt „TAFKAP“ seinen Standpunkt deutlich zum Ausdruck. Die folgenden Alben und Singles gelten allerdings nicht als Höhepunkte seines Schaffens, die Verkaufszahlen gehen deutlich zurück.

Erst im Jahr 2000, als der Vertrag mit Warner ausläuft, nutzt Prince wieder seinen alten Namen. Statt sich erneut an eine Firma zu binden und die herkömmlichen Wege für Vertrieb und Vermarktung zu wählen, agiert er als sein eigener Herr, setzt auf das Internet und baut eigene Strukturen auf. In einem Interview mit Larry King erklärt sich Prince beziehungsweise „TAFKAP“ beziehungsweise „Klonk!“.

2014 jedoch setzt sich der Künstler wieder mit Warner an einen Tisch, weil sein Erfolgsalbum Purple Rain zum 30. Jubiläum neu aufgelegt wird. Das Einlenken lohnt sich, denn Prince gewinnt die Rechte an all seinen alten Platten zurück. Leider stirbt der Ausnahmemusiker am 21. April 2016 mit nur 57 Jahren.

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Zeitsprung: Am 10.5.1988 veröffentlicht Prince das kurzfristig aufgenommene „Lovesexy“.

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Popkultur

Von Woodstock bis zum Fyre Festival: Die größten, besten und schlimmsten Festivals aller Zeiten

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Woodstock 1999 Header
Foto: Frank Micelotta Archive/Getty Images

Die Sonne knallt, die ersten Mega-Festivals sind schon über die Bühne gegangen. Zum Start der Freiluftsaison stellen wir Open-Air-Festivals vor, die in die Geschichtsbücher eingegangen sind – positiv wie negativ.

von Björn Springorum

Sommer, Sonne, Bier in der Hand und eine Band unter freiem Himmel sehen: Seit über 50 Jahren sind Musikgfestivals ein integraler Bestandteil des Sommers und ein Übergangsritus für unzählige Generationen. Manche Festivals sind bis heute unvergessen, manche würde man lieber sofort wieder vergessen – Bühne frei für unsere Top 10 der denkwürdigsten Festivals aller Zeiten.

Der Pionier: Monterey Pop Festival (1967)

Bei der Mutter aller Festivals denken alle immer gleich an Woodstock, und das aufgrund der Symbolkraft auch nicht zu Unrecht. Der eigentliche Pionier der Gegenkulturfestivals findet aber im Juni 1967 statt – also rund zwei Jahre vor Woodstock. In Nordkalifornien wird Musikgeschichte geschrieben, als Jimi Hendrix sein US-Debüt gibt (nur echt mit brennender Gitarre), als The mamas And The Papas, Eric Burdon And The Animals, The Who, The Byrds oder Big Brother And The Holding Company das Zeitalter von Aquarius herufbeschwören. Sogar der offizielle Werbesong San Francisco (Be Sure To Wear Flowers In Your Hair) von Scott McKenzie wird zur Legende.

Der Mythos: Woodstock (1969)

Vieles ging schief bei Woodstock. Die Organisatoren waren nicht auf die Massen vorbereitet, statt der geschätzten 50.000 kamen 400.000 überwiegend junge Menschen. Es regnete, alles versank im Schlamm, der Zaum ums Gelände wurde nicht rechtzeitig fertig, die PA war schwach und das Essen ging aus. Alles egal: Woodstock ist dennoch die Urmutter aller Festivals, der Aufschrei des jungen Amerikas gegen den Vietnamkrieg. Fast schon nebensächlich, wer da auf der Bühne spielte (unter anderem Jimi Hendrix, Santana, Jefferson Airplane, The Who, Sly & The Family Stone, Crosby, Stills, Nash & Young, Mountain, The Grateful Dead, Creedence Clearwater Revival und Janis Joplin). Als Jimi Hendrix die Nationalhymne verzerrt besessen spielte, waren nur noch 40.000 Menschen da. Der Hippietraum war bald darauf vorbei, auch Woodstock konnte ihn nicht retten. Der Mythos, der wird aber für immer derselbe bleiben.

Der Riese: Isle Of Wight Festival (1970)

Ein Jahr nach Woodstock ist der Vietnamkrieg immer noch nicht zu Ende. Also kommen auf der Isle Of Wight bei bestem englischen Sommerwetter (nasskalt, windig, grau) 600.000 Besucher zusammen – die bis dato größte Menschenansammlung in Europa. Jimi Hendrix und Joan Baez verbreiten auch in Europa ihre Botschaft des Friedens, außerdem spielen Miles Davis, The Doors, The Who, Lighthouse, Ten Years After, Emerson, Lake & Palmer, Joni Mitchell, The Moody Blues, Leonard Cohen oder Jethro Tull. Ausgerechnet nach dem Event 1970 ist erst mal Schluss mit dem Isle of Wight Festival – bis 2002.

Der Anarchist: Love-And-Peace-Festival

Die Ostseeinsel Fehmarn geht im September 1970 in die Geschichtsbücher ein: Hier spielt Jimi Hendrix sein letztes Konzert vor seinem Tod am 18. September. Der Auftritt ist allerdings lustlos, unmotiviert, überhaupt läuft auf dem Festival nichts wirklich rund: Das Wetter ist schlecht, die Organisation mangelhaft, zudem zwingen 180 Rocker der Bloody Devils die Veranstalter dazu, als Security eingesetzt zu werden. Ganz miese Idee. Procol Harum und Ten Years After sagten ab, die Besucher bauten sich aus den Türen der Latrinen Windschutz. Am Ende spielen Ton Steine Scherben (damals noch als Rote Steine). Während sich die veranstalter mit der Tageskasse aus dem Staub machten, spielte die Band Macht kaputt, was euch kaputt macht – und die Besucher nahmen das sehr ernst. Man kann also sagen, dass das desaströse Festival nicht gerade seinem Namen gerecht wurde.

Der Millionenflop: US Festival (1983)

Schon das erste US Festival 1982 von Apple-Gründer Steve Wozniak wird trotz Fleetwood Mac, The Grateful Dead, The Police oder Tom Petty zum Mega-Flop, der den Veranstalter zwölf Millionen US-Dollar kostet. Hält Wozniak nicht ab, es im nächsten Jahr gleich noch mal zu versuchen. Diesmal kamen Stevie Nicks, David Bowie oder Van Halen (die allein 1,5 Millionen US-Dollar kosteten), doch selbst die 670.000 Besucher können einen weiteren katastrophalen Flop nicht verhindern. Am Ende bricht Chaos aus, es wird randaliert, zwei Menschen sterben. Zu einer dritten Auflage kommt es nicht.

Der Hipster: Coachella (1999)

Die erste Ausgabe von Coachella ist 1999 ein massiver Flop: Die Veranstalter hofften auf 70.000 Besucher, bekamen gerade mal die Hälfte und verloren eine knappe Million US-Dollar. Am Line-Up mit unter anderem Beck, Tool, Rage Against The Machine, The Chemical Brothers und Morrissey kann es zumindest nicht gelegen haben, so oder so sah alles danach aus, dass das erste Coachella gleich auch das letzte Coachella bleiben würde. Nach zwei Jahren Pause war Coachella wieder da – und wurde dann sehr schnell das beliebteste Festival der USA. Nur Rage Against The Machine treten hier mittlerweile wahrscheinlich nicht mehr auf.

Der Gewalttätige: Woodstock 1999 (1999)

30 Jahre nach Woodstock wird das zweite Sequel des Hippe-Jahrhundertereignisses zur Katastrophe: Über 200.000 Leute kommen in den Bundesstaat New York, doch statt love, peace and music wird das Festival zum Kriegsgebiet: Essen und Getränke sind extrem teuer, die sanitären Anlagen in schlechtem Zustand, es kommt zu zahlreichen Vergewaltigen, sexueller Nötigung, Diebstahl, Plündereien, Brandstiftung und brutaler Gewalt. Der Name Woodstock wurde 1999 für immer beschmutzt

Der Kriminelle: Fyre Festival (2017)

Auch dank der Netflix-Doku ging das Fyre Festival als größter Betrug in die Festivalgeschichte ein. Gepusht von Influencern als paradiesisches Glamour-Event auf den Bahamas, fanden die Festivalbesucher Notzelte und verpackte Sandwiches statt Strandvillen und Gourmetküche vor. Das Festival wurde angesagt, Veranstalter Billy McFarland musste für sechs Jahre ins Gefängnis und wurde zu 26 Millionen US-Dollar Schadenersatz verklagt. Im April 2023 verkündete er dann tatsächlich, dass es Fyre Festival II geben soll. Das kann ja was werden.

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Zeitsprung: Am 28.5.1983 bringt das 2. US Festival tolle Bands und verheerende Kosten.

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Popkultur

45 Jahre „The Cars“: Wie eine Bostoner Band die Zukunft der Rockmusik erfand

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The Cars HEADER
Foto: Ron Pownall Photography/Getty Images

Das selbstbetitelte The-Cars-Debüt klingt ein bisschen so wie David Bowie und Queen auf einem Roadtrip durch die USA. Auch 45 Jahre nach der Veröffentlichung hat das visionäre The Cars nichts von seinem melodischen Zauber verloren.

von Björn Springorum

Die späten Siebziger sind für die klassische Rockmusik keine einfache Zeit. Links wird sie von räudigem, schnoddrigen Punk überholt, rechts scheren schon die Synthesizer aus, um Wave und Synth-Pop in Position zu bringen. Mittendrin: The Cars aus Boston, die mit ihrem wegweisenden Debüt The Cars den Verlauf der Musik ändern sollen.

Aller Anfang ist schwer

Die Bandgründer Ric Ocasek und Benjamin Orr sind damals alles andere als Greenhorns. Beide über 30, beide schon in diversen Bands in Ohio oder Michigan gewesen. Auf die synthetische Zukunft der Rockmusik haben sie aber erst mal keinen Bock: Sie spielen in der Folk-Band Milkwood, die nach Crosby, Stills And Nash duftet und 1972das Album How’s The Weather hervorbringt. Die Musikwelt interessiert sich damals dafür nicht – und das eigentlich zu Unrecht, wie man hier hören kann:

Mit Folk wird es anscheinend nichts, also versuchen sie es erst mit der Band Richard And The Rabbits und dann mit dem Akustikduo Ocasek And Orr. Man kann also auch sagen, dass sie einfach so lang alle Genres abgrasen, bis mal irgendwas auf offene Ohren stößt. Nächste Station: Cap’n Swing, ebenfalls eine weitgehend vergessene Band, in der aber immerhin auch der spätere The-Cars-Gitarrist Elliot Easton spielt. Irgendwann hat Ocasek genug vom ganzen Misserfolg und den ganzen vergeblichen Anstrengungen. Kostet ja auch Zeit und Kraft. Also holt er sich den Keyboarder Greg Hawkes in die Band und entwickelt ein neues Konzept.

Mit Rockabilly und Punk in die Zukunft

Unter den Namen The Cars gründet sich 1976 eine Band, die aus dem Rockabilly der Fünfziger, dem Minimalismus des Punk und den ungeahnten Möglichkeiten der neuen Synthesizer einen neuen Sound macht. The Cars klingen in ihren frühen Tagen stark nach David Bowie oder Queen, aber eben hinter dem Steuer eines US-amerikanischen Cabrios auf einem Roadtrip durch die Harmonien des Great American Songbook. Hier entsteht Musik, die so klingt wie die Vergangenheit und die Zukunft der Rockmusik.-

Und irgendwie funktioniert alles plötzlich ganz schnell. Am Silvesterabend 1976 spielen sie ihre erste Show auf einer Air Force Base, bei einer ausgedehnten Frühjahrstour 1977 durch New England entwickeln sie im Pink-Floyd-Stil die Songs ihres Debüts. Und die erzeugen schnell einen ordentlichen Buzz um diese neue Band: Ein Demotape wird von Bostoner Radiosendern praktisch im Loop gespielt, schnell ist auch das Interesse großer Plattenfirmen da. Hier war etwas Neues im Busch, da will niemand zu spät auf den Zug aufspringen. Aus Businesssicht sind The Cars damals schon recht clever: Sie entscheiden sich für einen Deal mit Elektra Records (damals auch die Heimat der übermächtigen Eagles), weil das Label im Vergleich zum Mitbewerber Arista Records keine New-Wave-Acts unter Vertrag hat. Man würde, so schlussfolgert die Band, folglich mehr herausstechen.

Aufgenommen wird in London

Und der Plan geht so was von auf: Nach den Aufnahmen in London mit Queen-Hitmaker Roy Thomas Baker erscheint am 6. Juni 1978 The Cars und kann bis auf Rang 18 der erbittert umkämpften US-Charts klettern. Alle Singles charten ebenfalls, aus Radios im ganzen Land dröhnen sehr bald Good Times Roll oder Just What I Needed. Aber warum eigentlich? Warum verkauft sich The Cars über sechs Millionen Mal und bekommt sechsfach Platin? Weil die Rockmusik im Wandel ist. Und The Cars als einer der Zukunftsboten auf den Plan treten.

Das Album erscheint in einer Übergangsphase, in einer Zäsur. Zwar haben AC/DC gerade erst Powerage veröffentlicht, aber zur selben Zeit kommen eben auch Kraftwerk mit ihrem Maschinenmanifest Die Mensch-Maschine und die Rolling Stones mit dem wavigen Some Girls um die Ecke. Es passiert was in der Rockmusik, das klassische Line-Up aus Gitarre, Bass, Drums wird zunehmend weniger nachgefragt. Da passen The Cars mit ihrem eklektischen Sound perfekt.

Jeder Song sitzt

Die Harmonien des Pop, die Melodien des Radio-Rock, die Extravaganz des New Wave und der Simplizismus des Punk erschaffen einen originellen, frischen, eingängigen Sound, der der Band endlich die erhoffte Aufmerksamkeit bringt. Auch nicht unwichtig: Die Songs sind allesamt grandios geschrieben und arrangiert. Und funktionieren bis heute. „Wir scherzten früher, dass wir unser erstes Album eigentlich The Cars Greatest Hits nennen sollen, so meinte Gitarrist Elliot Easton mal.

Das Spannende ist aber auch, wie brückenbauend The Cars damals sind: Die übliche Kluft zwischen Rockern und Poppern wird von ihnen mühelos überbrückt. Für Rocker ist The Cars gerade noch hart und gitarrenlastig genug, für New-Waver sind die Songs in Sachen rockiger Härte gerade noch erträglich.

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