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Popkultur

Zeitsprung: Am 25.7.1980 setzen sich AC/DC mit „Back In Black“ ein Denkmal.

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AC/DC "Back In Black" Cover

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 25.7.1980.

von Christof Leim"

Von der Tragödie zum Triumph: Mit Back In Black setzen sich AC/DC am 25. Juli 1980 ein Denkmal und steigen zur einer der größten Rockbands der Welt auf. Nur wenige Monate zuvor hatten sie ihren Sänger Bon Scott verloren, mit seinem Nachfolger Brian Johnson erschaffen sie das meistverkaufte Hard-Rock-Werk aller Zeiten. Wir finden: Das Album sollten Kinder schon in der Schule hören. Hier gibt es die Geschichten dazu.

Hier gibt es Back In Black in voller Länge. Laut machen.

Der große Sprung steht im Frühjahr 1980 kurz bevor: Mit gnadenlos unablässigem Touren, vollem Fokus auf die reine Rock’n’Roll-Lehre und einem Knaller namens Highway To Hell haben sich AC/DC in Startposition gebracht für den großen Durchbruch. Zum ersten Mal konnten sie den wichtigen US-Markt knacken, Europa hat da schon längst angebissen. Das nächste Album soll es bringen. Doch dann schlägt das Schicksal zu: Sänger Bon Scott, charismatischer Straßenpoet und Blaupause des wilden Frontmanns, stirbt in der Nacht des 19. Februar an seinem ungesunden Lebenswandel. (Die ganze Geschichte dazu gibt es hier.)

Trauerbewältigung mit Gitarren

Der Rest der Band ist geschockt. Die vier Mittzwanziger denken ans Aufhören, doch sie treffen rasch eine Entscheidung: Es muss weitergehen. Nicht nur hätte ihr verstorbener Mitstreiter das so gewollt, auch Bons Vater gibt bei der Beerdigung Bandchef Malcolm Young seinen Segen. Doch die Trauer sitzt tief. Malcolm und sein Bruder Angus gehen damit um, wie sie es am besten können: Sie schreiben Songs, als Therapie. Schon am 3. März treffen sie sich in einem Proberaum in London, wo die Band damals residiert.

„Der Neue“ gibt Vollgas. Brian Johnson live 1980 – Foto: Fin Costello/Redferns

Schnell widmen sie sich auch der schwierigen Aufgabe, einen neuen Sänger zu finden. Die Wahl fällt auf den 32-jährigen Brian Johnson aus Newcastle. (Seine Geschichte findet ihr hier.) Man kann es schicksalhafte Fügung nennen, einen Glückstreffer vielleicht: denn das passt. Dabei hatte Brian als Ex-Vokalist von Geordie mit seiner Musikkarriere schon abgeschlossen und wollte gar nicht erst zum Vorsingen nach London fahren. Weil ihm aber noch ein lukrativer Werbejingle für einen Staubsauger (!) angeboten wird, macht er sich auf den Weg. Natürlich ist er nervös, Malcolm drückt ihm erstmal ein Bier in die Hand, dann spielen sie Nutbush City Limits von Ike & Tina Turner. Beim folgenden Whole Lotta Rosie ist die Sache dann klar. Brian Johnson wird Anfang April der neue Sänger von AC/DC. Und damit geht ein grandioses Comeback der Rock’n’Roll-Historie los…

Karibik statt England im Regen

AC/DC machen sich umgehend an die Arbeit für die nächste Platte, im vollen Bewusstsein, dass das Ding über ihre Karriere entscheiden wird. „Wir waren alle ein bisschen nervös“, sagt Angus später dem Rolling Stone. Aus den drei Wochen, die in London geprobt werden soll, wird eine, weil das Compass Point Studio auf den Bahamas freie Termine hat. Und so bekommt der eben noch völlig abgebrannte Brian Johnson, der als Automechaniker arbeitet, ein Flugticket in die Karibik überreicht.

Nun sieht es auf der Insel schon ein wenig anders aus als in England. Das liegt nicht nur an Sonne statt Regen, Pina Colada statt Brown Ale: Die Musiker werden von Tropenstürmen begrüßt, die zudem Probleme mit der Elektrik verursachen, aber immerhin später für eine wichtige Inspiration sorgen. Außerdem hängt das Equipment im Zoll fest. Dass ab und zu mal Krabben über den Studioboden kriechen, fällt da kaum noch ins Gewicht. „Wir wohnten in kleinen Zimmern, durchaus gemütlich, mit einem Bett und einem Stuhl“, erinnert sich Brian später. „Eine alte Dame hat den Laden mit eiserner Hand geführt – und uns eingeschärft, nachts abzuschließen, damit wir nicht ausgeraubt werden. Sie hat uns sogar lange Fischerspeere gegeben, die sollten wir an der Tür bereitstellen. Das war schon was anderes als Newcastle, das kann ich euch sagen…“

Donnernde Inspiration

Sieben Wochen arbeitet das Quintett mit Produzent Robert John „Mutt“ Lange, der bereits auf Highway To Hell das Kunststück fertig gebracht hatte, den AC/DC-Sound aufzuräumen, zu sortieren und noch unwiderstehlicher zu machen, ohne die Durchschlagskraft zu schmälern oder den Charakter der Band zu verändern. Später sollte er das noch äußerst erfolgreich mit unter anderem Foreigner, Def Leppard und Shania Twain schaffen.

Die Lieder entstehen, wie sie bei AC/DC immer entstehen: Malcolm und Angus schmeißen die Riffs zusammen, Cliff Williams und Phil Rudd steuern den Groove bei, danach kommen Melodie und Text. Deshalb fühlt der Neue während der Produktion einen nicht unbeträchtlichem Druck: Er muss die Worte zu den Songs schreiben, oft nur mit einem Titel als Anhaltspunkt. Hier helfen die anfänglichen Wetterbedingungen: Als Brian zu einer Titelidee von Angus namens Hells Bells nach der richtigen Eingebung sucht, donnert es am Himmel, und es schüttet wie aus Eimern. So entsteht die erste Zeile „I’m rolling thunder, pouring rain“, der Rest fließt dann wie von selbst auf das Papier.

Trauern ohne zu trauern

Offiziell enthält Back In Black keine Verse oder Melodien von Bon Scott, denn so weit war das Songwriting zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht. Der Verstorbene hatte lediglich auf zwei Nummern im Proberaum getrommelt. Die Notizbücher, in denen Bon ständig Ideen und kurze lyrische Fragmente festhielt, gingen zurück an seine Familie. Natürlich kursieren Theorien: die Notizen seien verschwunden, heißt es, manche Zeilen habe Bon schon vorher Freunden gezeigt, außerdem sei die Lyrik in ihrer anzüglichen Lausbubenhaftigkeit typisch für Bon Scott und so weiter. Das Geheimnis bleibt.

Von seinen neuen Kollegen erhält Brian den Marschbefehl: Eine gute Rockplatte in Angedenken an Bon soll es werden, aber auf gar keinen Fall mit Drama und Geheule, nicht morbide, sondern eine Feier des Lebens. „Kein Druck also“, lacht Johnson später. Der Produzent nimmt den Neuen hart ran; ständig muss der Sänger seine Takes wiederholen, bis wirklich jedes Detail bis hin zu den Atempausen stimmt. „Manche der Noten zu treffen, war eine echte Herausforderung“, kommentiert Toningenieur Tony Platt in den Folgejahren. „Er und Bon singen sehr unterschiedlich. Bons Stimme war sehr eigen und verschroben, die von Brian pure Kraft.“

Musik für nachts an der Bar

Mutt Lange verpasst der Platte einen natürlichen, runden, warmen und kräftigen Sound, der auch heute noch kein Stück alt, sondern zeitlos-klassisch klingt. Den Mix übernehmen Malcolm, Mutt und Tony in den Electric Lady Studios in New York City. Zehn Stücke finden sich auf Back In Black, mindestens drei zählen zum höchsten Kanon der Monumentalklassiker der Rockgeschichte. Und alle zehn sind sie großartig. Wie sprechgesangte Kid Rock schon, als er noch cool war: „Put AC/DC on, from Hells Bells to the next nine songs“.

So sieht eine AC/DC-Hitsingle in Japan aus.

Inhaltlich hält sich Johnson an die klassische Rock’n’Roll-Schule, liefert also kleine und große Wahrheiten zu Sex, Feierei und Lotterleben, mit glasklaren Doppeldeutigkeiten, aber ohne unnötige Belastung durch intellektuellen Feingeist. Das Billboard-Magazin fasst das hervorragend zusammen: „Die Hälfte der Songtitel auf Back In Black würde großartige Tattoo-Slogans abgeben, die andere Hälfte besteht aus Dingen, die man nachts um zwei irgendwem in einer Bar sagt.“

Lausbübischer Schweinkram

In Hells Bells kokettiert Brian nach unheilverkündenden Glockengeläut mit dem Leibhaftigen, hinter Shoot To Thrill steckt angeblich ein Zeitungsbericht über eine Welle des Beruhigungsmittelkonsums unter Hausfrauen in Londoner Vororten, in What Do You Do For Money Honey beschreibt er einen „gold digger“, eine freizügige Dame mit starkem Verdienstwunsch. Bei Given The Dog A Bone geht es ganz sicher nicht um die richtige Pflege und Fütterung vierbeiniger Haustiere; die Zeile „she’s using her head again“ soll hier als Hinweis reichen. Mit Let Me Put My Love Into You schaffen es AC/DC sogar auf die Liste der „schmutzigen Fünfzehn“, also der Songs, die die Vereinigung PMRC Mitte der Achtziger gerne indizieren lassen möchte. Nein, schöngeistig ist hier nichts. Satanseidank.

Die härteste Nuss hat Brian mit dem Titelstück zu knacken: Back In Black gedenkt Bon Scott ohne Trauer und Melancholie, sondern zelebriert dessen wilde Persönlichkeit und das Leben an und für sich. Schade nur, dass Bon seine „nine lives, cat’s eyes“ zu schnell aufgebraucht hat. Mit You Shook Me All Night Long liefern AC/DC einen der größten, besten, tollsten Gute-Laune-Rocksongs aller Zeiten mit einem klassischen Thema: Schweinkram die ganze Nacht. Wer hier nicht grinsen und kopfnicken muss, ist bei dieser Musik falsch. Have A Drink On Me hingegen verwundert, schließlich wurde (mindestens) die Sauferei Bon zum Verhängnis. Doch man sollte das eher so sehen: Auf ihre Art prosten AC/DC dem ehemaligen Fronthelden zu. Der hätte gut den Charakter in Shake A Leg verkörpern können: es gibt Ärger, anpassen ist nicht, und Party will gemacht werden. Die letzte Nummer Rock And Roll Ain’t Noise Pollution, die Angus und Malcolm der Sage nach in nur einer Viertelstunde zusammentackern, weil noch Material fehlt, fasst das Credo unserer Helden zusammen: „Rock’n’Roll will never die“, heißt es da, die letzte Zeile lautet „Rock’n’Roll… is just Rock’n’Roll“. Irgendwie auch wieder wahr.

Die deutsche Single zu „Rock And Roll Ain’t Noise Pollution“.

Superlative

Mit dem komplett schwarzen Cover, erneut ein indirekter Tribut an Bon, zeigt sich die Plattenfirma so gar nicht einverstanden, aber die Chefs bleiben wie üblich stur und lassen sich nur zu einer dünnen grauen Linie um das Bandlogo überreden. Sechs Videos werden im niederländischen Breda gedreht, aber die meisten erscheinen erst 2005 auf der DVD Family Jewels. Am 25. Juli 1980 erscheint Back In Black schließlich in Nordamerika, Europa folgt am 31. Juli. Nur fünf Monate nach Bon Scotts unglücklichem Ableben sind AC/DC zurück. Back In Black geht sofort weg wie nix Gutes und rauscht ohne Umschweife auf Platz eins der britischen Charts, in Deutschland steht die Platte schließlich auf Rang drei, in den USA auf Nummer vier. Dort bleibt sie über fünf Monate konstant in den Top Ten und verlässt erst nach 131 Wochen die Hitparade. Das veranlasst die US-Plattenfirma absurderweise, das dort bisher unveröffentlichte Dirty Deeds Done Dirt Cheap von 1976 rauszubringen – mit Bon am Gesang.

Back In Black entwickelt sich zu einem unfassbaren Erfolg: In der Liste der meistverkauften Alben aller Zeiten weltweit kommt lediglich (!) Thriller von Michael Jackson davor. In den USA können ansonsten nur noch die Eagles dagegen anstinken. Back In Black steht in mehr Plattensammlungen als Led Zeppelin IV, Dark Side Of The Moon, das White Album, Hysteria, Slippery When Wet, Bat Out Of Hell, Rumours, Hybrid Theory oder die schwarze Metallica. Das Werk ist damit das erfolgreichste Hard-Rock-Album des Planeten mit geschätzten 50 Millionen Einheiten auf dem Zähler. Kurz gesagt: Back In Black ist ein Monster. Aus der Tragödie wird ein gewaltiger Triumph, und AC/DC haben nicht nur ihre Band gerettet und den Durchbruch geschafft – sie sind auf dem Rock-Olymp angekommen.

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Zeitsprung: Am 29.6.1980 singt Brian Johnson seine erste Show mit AC/DC.

Popkultur

Interview mit Mike Rutherford: „Die letzte Genesis-Show war bizarr“

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Mike Rutherford
Foto: Elena Di Vincenzo/Archivio Elena di Vincenzo/Mondadori Portfolio via Getty Images

Kaum hat er die eine Band zu Grabe getragen, führt er die nächste spazieren: Im Interview vor der anstehenden Deutschlandtour von Mike And The Mechanics spricht Mike Rutherford über das Touren, seine zweite Heimat Kapstadt und die allerletzte Show von Genesis.

von Björn Springorum

Ab dem 31. Mai 2023 gastiert Mike Rutherford mit seinen Mechanics in Deutschland. Für die Konzerte verspricht er alle Hits von Mike And The Mechanics und einen „Tropfen“ Genesis. Sechs Auftritte sind in Deutschland geplant – natürlich auch in seiner deutschen Lieblingsstadt Berlin.

„Ich wollte das Gefühl eines Neuanfangs, ohne das Alte aufgeben zu müssen.“

Mike, du hast Mike And The Mechanics 1984 gegründet, als Genesis eine Pause einlegten. Die Jahre davor waren ja ein einziger Wirbelwind, wäre da nicht ein längerer Urlaub auch eine gute Idee gewesen?

Aus heutiger Sicht ist das eine wirklich gute Frage. Ja, ich glaube, das wäre eine wirklich gute Option gewesen. (lacht) Genesis sind aber eben anders als andere Bands. Früher oder später starten andere Musiker ihre Soloprojekte und distanzieren sich von ihrer Hauptband. Bei uns war das anders. Wir liebten es, zusammen zu spielen. Unser Geheimnis war wohl immer die Vielfalt: Wir hatten Genesis, und wenn es bei Genesis mal etwas ruhiger wurde, hatten wir alle unsere anderen Spielplätze, auf denen wir uns eine Weile verlustieren konnten. Irgendwann kamen wir wieder mit frischen Ideen zu Genesis zurück und freuten uns darauf, weiterzumachen. Das sorgte dafür, dass wir uns und unsere Band noch mehr zu schätzen wussten.

Du hast ja schon vor Mike And The Mechanics Soloplatten veröffentlicht. Wieso brauchtest du eigentlich noch eine weitere Band?

Es ging mir nicht zwangsläufig darum, etwas ganz anderes zu machen. Es ging mir auch nicht darum, Dinge zu verwirklichen, die vielleicht keinen Platz bei Genesis gefunden hätten; es ging mir einfach darum, auch mit anderen Menschen Musik zu machen. Ich wollte das Gefühl eines Neuanfangs ohne das Alte aufgeben zu müssen. Klingt verwöhnt, ich weiß.

„Ich glaube weiterhin an das Albumformat.“

Die letzte Mechanics-Platte Out Of The Blue ist über vier Jahre alt. Ist das was Neues in Planung? Oder glaubst du etwa nicht mehr an das Albumformat?

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mehr so genau, was ich von all diesen Entwicklungen halten soll. Ich glaube aber weiterhin an das Albumformat und halte nichts davon, einfach nur einzelne Songs zu veröffentlichen. Aber ich bin eben ein Dinosaurier, ich komme aus einer Zeit, in der das Albumformat große Relevanz hatte, in der man sich eine absurd lange Zeit mit der richtigen Reihenfolge der einzelnen Songs befasste. Das kriegt man nicht mehr raus aus mir. Auf einem Album zählt jeder Song, alles muss an seinem Platz sein. Das gefällt mir. Die letzte Platte ist wirklich schon eine Weile her, aber es war ja erst Corona und dann die Genesis-Tour. Wird wohl mal wieder Zeit, was?

Wie funktionieren Mike And The Mechanics? Wie planst du neue Platten oder Tourneen?

Früher haben Genesis natürlich in gewisser Weise das Tempo von Mike And The Mechanics vorgegeben. Seither haben wir natürlich mehr Freiheiten und können agieren, wie wir es möchten. Natürlich gibt es uns auch schon seit 1984, also bald 40 Jahre, und es gab auch in unserer Karriere große Einschnitte: Der Tod von Paul Young oder der Ausstieg von Paul Carrack etwa. Doch Mike And The Mechanics blieben davon unberührt immer Mike And The Mechanics. Wenn ich etwas schreibe, das nach dieser Band klingt, dann kommt auch der Name dieser Band darauf. So einfach ist das.

Du bist gerade auf deiner ersten Mechanics-Tour seit 2019. Seither hat sich die Welt des Tourens radikal verändert. Wie ist es, wieder unterwegs zu sein?

Es ist schon richtig, seither ist eine Menge passiert. Nichts ist mehr so wie es war, habe ich manchmal den Eindruck. Natürlich freue ich mich unheimlich, wieder auf der Bühne zu stehen, aber ein wenig Unsicherheit bleibt nach all dem, was passiert ist, durchaus zurück. Zum Glück sind die Besucherzahlen soweit sehr in Ordnung. Das ist ja auch nicht mehr garantiert.

Auf der Tour spielst du neben Mechanics-Hits auch Genesis-Klassiker wie Jesus He Knows Me, Invisible Touch oder I Can’t Dance. Fühlt sich das auf der Bühne eigentlich unterschiedlich an?

Natürlich fühlen sich die Mechanics-Songs für uns als Band natürlicher an. Die Genesis-Stücke sind mir aber mindestens ebenso nah und teuer. Die beiden Welten klingen vielleicht ein wenig anders, aber ich spüre da keine großen Unterschiede.

„Wer das in unserem Alter noch macht, sollte es genießen.“

Wie ist das Touren mit Mike And The Mechanics im Vergleich zu Genesis?

Ich habe zwei Persönlichkeiten, wenn ich toure: Mit Genesis zu touren ist die wohl wundervollste Art und Weise, die Welt zu bereisen: Privatjet, Limousinen, die schönsten Hotels, das feinste Essen, reichlich Zeit zwischen den Auftritten. Bequemer und schöner geht es nicht. Bei den Mechanics geht es noch ein bisschen handfester zu: Kleinere Hallen, weniger Glamour. Beides macht Spaß, keine Frage, ist aber sehr unterschiedlich. Viele Menschen in meinem Alter beschweren sich über die langen Tourneen, aber zu denen sage ich dann nur: Dann hört doch einfach auf damit! Wer das in unserem Alter noch macht, sollte es genießen. Ich für meinen Teil liebe es. Ich liebe es, die Welt zu sehen, herumzureisen, all die verschiedenen Spezialitäten zu essen…


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Wenn du nicht tourst, so heißt es, teilst du deine Zeit auf England und Südafrika auf…

… das stimmt so nicht ganz. Ich lebe seit 43 Jahren in Loxwood im Süden Englands. Das ist mein Zuhause, meine Heimat. Ich habe zwar ein Haus in Kapstadt, in dem wir regelmäßig sind, aber ich würde Kapstadt nie als Zuhause bezeichnen. Eher als Möglichkeit, dem englischen Wetter zu entkommen, wenn ich es mal nicht mehr aushalte. Aber so oft passiert das nun auch nicht, ich bin schließlich Engländer. Ich war so viel unterwegs, da reicht es mir mittlerweile eigentlich, an einem Ort zu sein. Aber dann und wann ein wenig Urlaub kann ja auch nicht schaden.

Wie kam es zu diesem Haus in Kapstadt?

Meine Großmutter war aus den Niederlanden und hatte Kontakte nach Südafrika. Ich habe dort unten auch Verwandte, hatte sie aber nie besucht. Dann zeichneten wir mit den Mechanics eine Fernsehsendung in Kapstadt auf, das war irgendwann in den Achtzigern. Seither komme ich wieder und genieße es sehr: Keine Zeitverschiebung, das ganze Leben findet draußen statt, überall ist was los.

„Niemand dachte auch nur ansatzweise daran, dass man aus Musik eine Karriere machen konnte.“

Genesis gründeten sich vor 55 Jahren und spielten 2022 ihr letztes Konzert. Hättest du eine lebenslange Karriere wie diese damals überhaupt für möglich gehalten?

Ach was! Niemand dachte auch nur ansatzweise daran, dass man aus Musik eine Karriere machen konnte, noch dazu eine derart lange. Ich meine, die Beatles gab es gerade mal vier, fünf Jahre, als wir Genesis gründeten, und das war für die damalige Zeit schon eine Ewigkeit. (lacht) Wir dachten alle, das hört irgendwann einfach automatisch wieder auf. Hörte es aber nicht.

Gewisse Dinge hören aber eben doch auf: Genesis gibt es ganz offiziell nicht mehr. Wie war die letzte Show?

Nostalgisch natürlich. Zumindest ein wenig. Aber so ist das eben: Dinge enden. Und nach 53 Jahren kann man sich auch damit abfinden. Insbesondere als Band wie Genesis, die so viel getourt ist. Das Schönste war, als wir nach der Show mit Peter Gabriel und unserem alten Tourmanager Richard McPhail in der Garderobe waren. Die Show an sich war bizarr. Alles war okay, bis ich auf die Setlist blickte und sah, dass es nur noch vier Songs waren. Das schwarz auf weiß zu sehen, machte mich durchaus emotional.

Das Ende von Genesis ist aber eben nicht das Ende der Karriere von Mike Rutherford. Du bist 72 – was lässt dich weitermachen?

Der englische Arbeitsethos natürlich. Zudem habe ich einen Job, in dem man auch mal etwas kürzer treten kann, wenn man das denn will.

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Mike Rutherford wird 70: 6 Fakten aus dem Leben der Genesis-Legende

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Popkultur

Zeitsprung: Am 31.5.1948 kommt John Bonham von Led Zeppelin zur Welt.

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Header-Bild Credit: Dina Regine

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 31.5.1948.

von Christof Leim

Am 31. Mai würde John Bonham seinen Geburtstag feiern. Doch leider starb der legendäre und ungemein einflussreiche Schlagzeuger von Led Zeppelin 1980 mit nur 32 Jahren. Blicken wir zurück auf ein ziemlich lautes Werk voller Kraft, Finesse und Groove.

Hört hier in die besten Songs von Led Zeppelin rein:

 John „Bonzo“ Bonham gehört immer noch zu den ganz Großen: Dekaden nach seinem Tod steht der Drummer von Led Zeppelin regelmäßig an der Spitze diverser Ranglisten. So wählten die Leser des Rolling Stone den Briten gleich mehrfach zum „Besten Drummer aller Zeiten“. Als die Metal-Newsseite Blabbermouth 2008 fragte, welchen verstorbenen musikalischen Star die Fans gerne wieder zum Leben erwecken würden, nannten sie vor allem Bonham, noch vor Freddie Mercury und Elvis Presley. Bonham genießt weiterhin hohes Ansehen wegen seines besonderen Gespürs für den Groove eines Stückes, wegen seines eigenständigen Sounds, seiner Vielseitigkeit und nicht zuletzt wegen seiner Wucht und Geschwindigkeit, wenn es mal ordentlich zur Sache gehen musste.

Telegramm in die Kneipe

Das Gehämmer startet schon früh und ganz klassisch: Der am 31. Mai 1948 geborene John Henry Bonham setzt sich schon mit fünf Jahren vor Töpfe und Kaffeedosen, um seinen Vorbildern Gene Krupa und Buddy Rich nachzueifern. Als Zehnjähriger bekommt er von seiner Mutter eine Snare-Drum, mit 15 schenkt ihm sein Vater ein richtiges Drumkit. Unterricht nimmt John nie, doch er lernt von anderen Schlagzeugern aus seinem Heimatort Redditch in der Nähe von Birmingham. Mit 16 verlässt der Junge die Schule, der Schulleiter notiert: „Er wird entweder Müllmann oder Millionär.“ Von der Tischlerlehre bei seinem Vater hält er nichts, er schließt sich lieber seiner ersten semiprofessionellen Band an: Terry Webb & The Spiders. 1966 stößt er zu der Blues-Combo Crawling King Snakes. Ihr Sänger: Robert Plant. Die beiden starten die Band Of Joy, bis 1968 der erfolgreiche Sessiongitarrist Jimmy Page eine neue Gruppe gründet: Led Zeppelin. Er rekrutiert Plant, der wiederum schlägt seinen trommelnden Kumpel vor. Bonham lässt sich zunächst bitten, schließlich hat er auch Angebote von Joe Cocker und Chris Farlowe in der Tasche. Doch Page und Manager Peter Grant bleiben dran, sie schicken fast 50 Telegramme an Bonhams Stammkneipe. Es ist bezeichnend, dass man den Schlagzeuger anscheinend schon damals am ehesten dort antreffen konnte.

Damit sind Led Zeppelin geboren, eine der größten, wichtigsten, tollsten Bands in der Geschichte des Rock. Bassist John Paul Jones kommentiert später gegenüber dem Bonham-Biografen Chris Welch: „Schon als ich John Bonham das erste Mal spielen gehört habe, war mir klar, dass das großartig werden würde. Er wusste, was er tut, und er hatte einen verdammten Swing. Wir haben von Anfang an hervorragend zusammengepasst.“ 1969 erscheint das Debüt Led Zeppelin, der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. (Das Wichtigste zur Entstehung dieser ersten Platte könnt ihr hier nachlesen.).

Kunstvolles Geknüppel

Mit 21 Jahren gehört Bonzo zu einer der aufregendsten Bands der Welt.  An deren Erfolg trägt er einen großen Anteil, denn bei Led Zeppelin liefert das Schlagzeug nicht nur einen netten Beat aus dem Hintergrund, sondern treibt und formt die Songs. Das hört man natürlich insbesondere bei den lauten Stücken, und laut kann er: In seinen Anfängen fliegt Bonzo mehr als einmal aus Clubs raus, weil er schlicht zu viel Lärm macht. Er benutzt die längsten und dicksten Schlagzeugstöcke, die er selbst „Bäume“ nennt, und nicht selten wird er – neben Cozy Powell und Keith Moon – als Inspiration für das kultige Trommelmonster Animal aus der Muppet-Show genannt.

Led Zeppelin 1975 in Chicago. Credits: more19562003

Aber Bonham kann nicht nur „feste“: Seine Fähigkeit zur Dynamik, zum Wechsel zwischen lauten und leisen Passagen, zeichnet Stücke wie No Quarter und das majestätische Stairway To Heaven aus. Zudem musiziert er höchst agil: Bei den ersten Aufnahmen des Songs Communication Breakdown lässt Kapitän Jimmy Page seinen Drummer einmal ein Kit mit zwei Bass-Drums benutzen, doch vergisst diese Idee schnell wieder, weil der Trommler einfach zu viel spielt. Auch Improvisation liegt Bonzo im Blut: Sein Drumsolo Pat’s Delight, aus dem später Moby Dick wird, dauert nicht selten über 20 Minuten.

Man hat es oder auch nicht

Dabei benutzt er sogar seine bloßen Hände, um andere Sounds zu ermöglichen. In späteren Werken wie Royal Orleans und Fool In The Rain lässt er sogar Latin- und Funk-Einflüsse hören. Bonham spielt nicht nur “Bumm-Tschak”, sondern variantenreich und melodisch (ja, das gibt es auch am Schlagzeug). Vor allem aber hat der Mann einen Groove am Leib, dass es nur so eine Art hat. Gemeint ist diese seltene und schwer zu fassende Qualität, einen Rhythmus besonders mitreißend klingen zu lassen. Wir empfehlen als Referenzen an dieser Stelle insbesondere den mächtigen Wumms von When The Levee Breaks, die Schubkraft von Rock’n’Roll sowie die Kopfnickerqualitäten und Experimentierfreudigkeit von Bonzo’s Montreux.

Natürlich zieht großer Erfolg einen gewissen Lebenswandel nach sich: Nicht nur verdienen Led Zeppelin eine gewaltige Menge an Geld und reisen mit einem hochgepimpten Luxusflugzeug durch die Gegend. Sämtliche Versuchungen und Erfrischungen stehen und liegen für die vier Musiker bereit. Bonhams Laster? Er trinkt gerne und viel. Als die vier Mitglieder sich für das Album Led Zeppelin IV (1971) jeweils ein Symbol ausdenken, wählt Bonzo ein Muster aus drei sich überschneidenden Kreisen. Das sieht mystisch aus und verspricht eine versteckte Bedeutung, doch laut Rolling Stone erinnert es vor allem aus wie das Logo einer Biermarke, die unserem Helden schmeckt.

Harley im Hotel

An seinem 25. Geburtstag befindet sich die Band gerade auf Tour in den USA, im Gepäck das brandneue Album Houses Of The Holy. Seine Bandkollegen schenken ihrem Drummer zur Feier des Tages eine brandneue Harley-Davidson. Wie man es halt so macht unter Kumpels auf dem Rockolymp. Bev Bevan, Schlagzeuger bei The Move und ELO, erzählt: „Damit ist er später ein paar Hotelflure rauf und runter gefahren und hat anscheinend eine ziemliche Verwüstung hinterlassen. Aber er ist am nächsten Tag für alle Schäden aufgekommen und hat sogar das Motorrad dagelassen. Unglaublich, aber so war er.“ Daneben liebt John Bonham historische Sportwagen, die er auf seiner Farm namens The Old Hyde in England sammelt. Dort lebt er mit seiner Frau Pat und den Kindern Zoë und Jason.

Doch die Tragödie naht schon: Am 24. September 1980 sammelt ein Assistent der Band, den Schlagzeuger ein, um ihn zu einer Probe für die anstehende Nordamerika-Tour zu bringen. Noch während der Fahrt gelüstet es Bonham nach einer Stärkung zum Frühstück: Bei einem Stopp kippt er vier Screwdriver, also Wodka-Orange, und zwar jeweils in vierfacher Stärke, „doppelte Doppelte“, wenn man so will. Während der Probe trinkt er weiter, weswegen sie manchen Quellen zu Folge auch abgebrochen wird. Die ganze Mannschaft zieht sich in das Haus von Jimmy Page zurück. Dort schläft Bonham nach Mitternacht ein und wird in ein Gästebett gelegt. Als am darauffolgenden Nachmittag Tourmanager Benji LeFevre und Bassist John Paul Jones nach ihm schauen, reagiert er nicht mehr. John Bonham ist tot. Er wurde nur 32 Jahre alt.

Zu viel ist zu viel

Eine Untersuchung ergibt, dass der Drummer innerhalb von 24 Stunden etwa 40 „shots“ Wodka in sich hinein gekippt hat, was etwa 1 bis 1,4 Liter entspricht. Das kann nicht gut gehen: Bonham muss sich während der Nacht erbrechen und erstickt daran. Weitere Drogen werden in seiner Blutbahn nicht nachgewiesen, auch kein Heroin, von dem er erst kurze Zeit vorher losgesagt hatte. Allerdings nahm er das Psychopharmakum Motival, um Anspannung und Angstzustände zu bekämpfen. Ob dieses Mittel mit dem Alkohol interagierte, ist unklar. John Bonham wird eingeäschert und am 12. Oktober 1980 bestattet. Seine Tochter Zoë ist zu diesem Zeitpunkt fünf Jahre alt, später wird sie erfolgreiche Sängerin. Sein Sohn Jason war damals 14, er lernt ebenfalls das Schlagzeugspielen und trommelt in der Folge unter anderem bei UFO, Foreigner, Black Country Communion und seiner eigenen Band Bonham. Er trommelt auch beim letzten Reunionkonzert der überlebenden Led Zeppelin-Mitglieder 2007 in London.

Der Schock sitzt tief. Zu wichtig ist Bonzos Einfluss für die Band, als dass sie ihn ersetzen könnte. Am 4. Dezember veröffentlichen Led Zeppelin eine Erklärung: „Wir möchten bekannt geben, dass der Verlust unseres geliebten Freundes und der tiefe Respekt gegenüber seiner Familie in Verbindung mit dem Gefühl von unteilbarer Harmonie uns zu der Entscheidung gebracht haben, nicht weiter zu machen.“

Doch Bonzos Vermächtnis lebt in Tausenden Rocksongs weiter. Dave Grohl von den Foo Fighters formuliert es so: „John Bonham spielte Schlagzeug, als wüsste er nicht, was als nächstes passiert. Als würde er am Rand einer Klippe herumtaumeln. Niemand konnte ihm seitdem das Wasser reichen, und ich glaube, das wird auch nicht passieren. Er wird für immer der beste Drummer aller Zeiten bleiben.“

John Bonhams Grab. Credits: Ebbskihare

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Zeitsprung: Am 25.10.1968 heißen Led Zeppelin zum ersten Mal Led Zeppelin.

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Popkultur

Marie Fredriksson wäre 65 geworden: Die Roxette-Sängerin im Porträt

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Marie Fredrikssons HEADER
Foto: Steve Jennings/Getty Images

„"Sie sind der zweitgrößte schwedische Pop-Export, gleich hinter ABBA. Mehr als 30 Millionen Platten haben Roxette im Lauf ihrer jahrzehntelangen Karriere verkauft. Eins der beiden Gesichter der Gruppe: die viel zu früh verstorbene Frontfrau Marie Fredriksson. Sie wurde nur 61 Jahre alt. Das ist ihre Geschichte.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch einige der größten Hits von Roxette anhören:

Zur Welt kommt Gun-Marie Fredriksson am 30. Mai 1958 in der Nähe des schwedischen 200-Seelen-Dorfes Össjö. Als sie vier Jahre alt ist, verkaufen ihre Eltern den Bauernhof der Familie und ziehen in das geringfügig größere Östra Ljungby um. Weitere drei Jahre später stirbt Maries älteste Schwester Anna-Lisa bei einem Autounfall; der Schock in der Familie sitzt tief. „Danach war ich auf mich allein gestellt“, verrät Marie in einem Interview. „Ich war erst sieben Jahre alt.“

Maries Eltern arbeiten Vollzeit, können sich aber keine Kinderbetreuung leisten, weshalb Marie und ihre Geschwister viel Zeit zuhause verbringen. Sie lernen das Notenlesen, singen und üben auf verschiedenen Instrumenten. Dabei spielt auch der Pastor in Östra Ljunby eine zentrale Rolle, der die musikinteressierten Kinder unterstützt. „Ich habe sehr schöne Erinnerungen an Östra Ljungby, sogar nachdem meine große Schwester gestorben war“, erinnert sich Fredriksson. Ihre Musikbegeisterung wird sie nicht mehr verlieren.

Marie Fredrikssons musikalische Anfänge

Als Marie älter wird, entdeckt sie die Beatles, Joni Mitchell und Jimi Hendrix, schreibt sich mit 17 an einer Musikschule ein und komponiert Musik für die Amateurtheaterstücke ihrer Freunde. Das Problem: Keiner aus dem Cast hat einen ähnlichen Stimmumfang wie die junge Musikerin, weshalb sie sich schließlich selbst auf die Bühne stellt. Mit einem Musical, das Fredriksson mitkomponiert hat, tourt die Gruppe durch Schweden — und absolviert sogar einen Auftritt vor dem damaligen Premierminister Olof Palme.

Nach ihrem Abschluss im Jahr 1977 zieht Fredriksson nach Halmstad, wo sie in die Indie-Szene eintaucht und eine Punk-Band gründet — wie man das halt Ende der Siebziger so macht. Die Gruppe heißt Strul und mit ihr feiert Fredriksson ihre erste Erfolge. So spielt sie mit dem Projekt zahlreiche Konzerte und tritt im Fernsehen auf. Zu Beginn der Achtziger ist die Luft raus: Nach einem „desaströsen“ Konzert, das auch noch im schwedischen Radio übertragen wird, lösen sich Strul auf.

Marie Fredrikssons Karriere mit Roxette

Fredrikssons nächstes Projekt heißt MaMas Barn und die Gruppe teilt sich einen Proberaum mit der erfolgreichen schwedischen Gruppe Gyllene Tider. Dort spielt auch ein Herr namens Per Gessle mit — und er soll ein wichtiger Bestandteil von Fredrikssons Leben werden. Zunächst überredet der Gitarrist Fredriksson noch zu einer Solokarriere. Doch 1986 schließen sich die beiden zusammen und gründen eine Band, die Pop-Geschichte schreiben wird: Roxette.

Ob It Must Have Been Love, Listen To Your Heart oder The Look: Im Lauf ihrer jahrzehntelangen Karriere landen Roxette großartige Hits, werden zu Dauergästen in den Charts und feiern auch in Übersee große Erfolge — und das obwohl der amerikanische Ableger der Plattenfirma von Roxette dem schwedischen Duo damals bescheinigt hatte, nicht zum US-Markt zu passen. Sieben Hit-Alben veröffentlichen Roxette von 1986 bis 2001. Doch dann schlägt das Schicksal zu.

Marie Fredrikssons viel zu früher Tod

Als Marie Fredriksson am 11. September 2002 mit ihrem Mann Mikael Bolyos joggen geht, fühlt sie sich plötzlich unwohl. Sie bricht im Badezimmer zusammen, zieht sich dabei eine Schädelfraktur zu und erleidet einen epileptischen Anfall. Nicht „nur“ das: Bei der anschließenden Untersuchung kommt raus, dass sie an einem Hirntumor leidet. Er kann in einer aufwändigen Operation entfernt werden; anstrengende Chemo- und Strahlentherapien sind die Folge. Doch Fredriksson kämpft sich ins Leben zurück.

Gemeinsam mit ihrem Mann nimmt sie neue Musik auf, als eine Art Therapie. Das daraus resultierende Album heißt The Change, erscheint am 20. Oktober 2004 und gerät zu einem vollen Erfolg. „Es waren drei schwere Jahre, aber ich bin gesund“, meldet sich Fredriksson 2005 in einem Interview zurück. Roxette liegen zunächst auf Eis. Das ändert sich im Jahr 2009: Fredriksson und Gessle gehen wieder gemeinsam auf Tour. 2011 erscheint mit Charm School das erste Roxette-Album seit zehn Jahren; drei weitere Folgen.

Im Jahr 2019 wird offensichtlich, dass Fredrikssons Krebserkrankung nicht so besiegt ist wie gedacht. Am 9. Dezember lautet die traurige Nachricht: Marie Fredriksson ist im Alter von gerade einmal 61 Jahren verstorben. Sogar der schwedische König Carl XVI. Gustaf zollt der Sängerin seinen Respekt und sagt: „Für viele Menschen in unserem Land, auch in meiner Familie, ist ihre Musik eng mit Erinnerungen an besonders wichtige Momente im Leben verbunden.“ Sorgen wir dafür, dass die Erinnerung bleibt. Ruhe in Frieden, Marie.

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