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Popkultur

Zeitsprung: Am 5.10.1947 schreit Brian Johnson von AC/DC los.

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Foto: Jason Squires/WireImage

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 5.10.1947."

von Christof Leim

Herzliche Geburtstagsgrüße gehen heute raus an eine Legende des Rock’n’Roll: Brian Johnson von AC/DC kam am 5. Oktober 1947 auf die Welt und stieg mit 33 bei der australischen Rockband ein. Der Rest ist Geschichte von der lautesten Sorte. Mit AC/DC hat der Mann ein paar der größten Rockalben der Geschichte eingesungen, ganz vorne mit dabei natürlich sein Einstand Back In Black von 1980. Das Ding steht in vielen Listen der meistverkauften Alben aller Zeiten nur hinter Thriller von Michael Jackson und der ersten Greatest Hits-Sammlung der Eagles. Ungeachtet aller Zahlen gehört Back In Black sicher zu den tollsten Krachmusik-Meisterwerken überhaupt – und sowieso in jede Plattensammlung. Blicken wir anlässlich von Brians Ehrentag zurück.

Hört hier in Brians AC/DC-Einstand Back In Black rein:

Klickt auf „Listen“ für das ganze Album.

Brian Francis Johnson kommt am 5. Oktober 1947 im englischen Dunston zur Welt. Seine erste Band heißt Gobi Desert Canoe Club, doch richtig los geht es erst mit den 1971 im nahegelegenen Newcastle gegründeten Geordie. Als Mitglied dieser Truppe kann der Sänger sogar einzwei kleinere Hits landen, etwa All Because Of You (1973). Im Januar 1976 erscheint seine einzige Solosingle I Can’t Forget You Now.

1978 ist jedoch Schluss, Geordie lösen sich auf, der Rock’n’Roll-Traum scheint ausgeträumt. Brian Johnson arbeitet in einer Autowerkstatt und muss zwei kleine Kinder ernähren. Doch als AC/DC-Sänger Bon Scott stirbt, wird Brian zu einer Audition nach London eingeladen, denn Bon selbst hatte ihn mal mit Geordie gesehen, mit seinem großen Vorbild Little Richard verglichen und das gegenüber seinen Kollegen lobend erwähnt. Angus Young erzählt dazu die Anekdote, dass Bon es vor allem großartig fand, wie Brian sich damals singend und schreiend auf dem Bühnenboden gewälzt hatte und zur Zugabe sogar rausgetragen wurde. Was Bon Scott nicht wusste: Brian Johnson litt an dem Abend an einer Blinddarmentzündung…

Brian Johnson live 1982. Credit: Harry Potts

Das Vorsingen in der britischen Hauptstadt will Brian Johnson sausen lassen, weil er gerade knapp bei Kasse ist, macht sich aber schließlich doch auf den Weg. Glück gehabt. Zur eigentlichen Audition kommt er allerdings zu spät, weil er mit der Crew Billard spielt. Anschließend singt er den AC/DC-Klassiker Whole Lotta Rosie und Nutbush City Limits von Tina Turner (jawoll, Tina Turner!). Und es passt großartig: „Das hat uns zum Lächeln gebracht, zum ersten Mal seit Bon“, erzählt AC/DC-Chef Malcolm Young später.

Damit wird Brian Johnson der neue Sänger von AC/DC, die sich nach Highway To Hell (1979) gerade anschicken, die Rockwelt zu übernehmen. Die offizielle Meldung dazu geht lustigerweise am 1. April raus, doch ein Scherz steckt nicht dahinter: Eine Woche später bekommt Johnson ein Flugticket auf die Bahamas zugeschickt, wo die neue Platte entstehen soll. Und der Rest ist – mal wieder – Geschichte.

Natürlich diskutieren Fans während der nächsten Dekaden darüber, welcher AC/DC-Sänger nun besser passt. Doch die Tatsache, dass Brian sich mit seinem hohen Kreischen stilistisch von Bon unterscheidet, darf man durchaus als Vorteil sehen. Eine Blaupause des schmerzlich vermissten Frontmannes wäre langweilig gewesen, oder? So verdient sich der Neue seinen eigenen Platz in der AC/DC-Ehrengalerie. Menschlich passt er mit seiner bodenständigen Art sowieso hervorragend zu den Australiern. Noch lange Jahre hört man ihm seine Herkunft im breiten Geordie-Akzent deutlich an.

Textlich schlägt unser Mann natürlich in die gleiche Kerbe wie sein Vorgänger. Richtig so. Vermutlich würde das Raum-Zeit-Kontinuum zusammenbrechen, wenn AC/DC plötzlich hochgestochenere Themen als Wein, Weib und Gesang im Sinn hätten. Nach einem Jahrzehnt allerdings übernehmen die Young-Brüder und schreiben ab The Razors Edge (1990) alle Texte. Brian sagt dazu in einem Interview: „Mir sind die Worte ausgegangen.“

 

In den folgenden Jahren wachsen AC/DC mit Brian Johnson am Mirko trotz einer Flaute während der Achtziger zu einer der drei größten Rock’n’Roll-Bands der Welt. 2003 werden sie in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen, 2014 erscheint mit Rock Or Bust das elfte AC/DC-Studioalbum mit Brian. Anderweitig gibt’s kaum Musik von ihm, angeblich auch, weil die beiden Chefs Angus und Malcolm Young Nebenaktivitäten nicht gut finden. So arbeitet unser Mann ewig an einem Musical-Projekt (ja, Musical!) über die „Helena von Troja“, das aber Mitte der Zweitausender einschläft. Ganz selten singt er mal als Gast auf den Platten anderer Leute, etwa 1997 bei der Band Jackyl im Song Locked And Loaded.

 

Johnsons Buch über seine größten Leidenschaften: Autos und Rock’n’Roll

Vor allem ist Brian ein Autonarr: Er sammelt teure Luxuskarossen, fährt Autorennen und veröffentlicht 2000 sogar ein unterhaltsames Buch namens Rockers And Rollers über seine Leidenschaften. Bei einem dieser Rennen zieht er sich allerdings eine Schädigung der Ohren zu, weil er seinen Gehörschutz vergisst. Daraufhin machen ihm seine Ärzte unmissverständlich klar, dass er völlige Taubheit riskiert, wenn er weiter im Dezibelorkan auf der Bühne steht. Deswegen scheidet Brian im März 2016 nach 36 Jahren bei AC/DC aus. So richtig kollegial wirkt die Trennung nicht, Axl Rose von Guns N’ Roses übernimmt für die restlichen Termine der Rock Or Bust-World Tour (und macht einen hervorragenden Job).

Brians Ohren scheinen sich glücklicherweise zu erholen, denn nach einer längeren Pause gastiert er ab und an bei Konzerten anderer Leute, zuletzt bei Billy Joel und Muse. Auch nimmt er den Song Mr. Rock’n’Roll mit dem Comedian Jim Breuer auf. Bei alldem zeigt sich ziemlich deutlich, dass Brian sein unnachahmliches Kreischen immer noch drauf hat.

 

Wie es bei AC/DC weitergeht und ob Brian zurückkehrt, weiß Ende 2018 keiner so richtig, offizielle Äußerungen gibt es nicht. Im August jedoch tauchen Fotos aus Vancouver auf (zum Beispiel hier und hier), die die Band auf der Terrasse eines Aufnahmestudios zeigen, in dem die letzten Platten entstanden sind – und Brian Johnson ist dabei. Diese Geschichte scheint also noch nicht zu Ende zu sein…

Zeitsprung: Am 29.6.1980 singt Brian Johnson seine erste Show mit AC/DC.

Popkultur

Als Led Zeppelin facettenreicher wurden: „Houses Of The Holy“

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Led Zeppelin HEADER
Titelfoto: Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images

Vier durchnummerierte Platten brauchten Led Zeppelin, um die Spitze des Rockolymp zu erklimmen. Auf ihrer fünften Veröffentlichung Houses Of The Holy schlugen die Briten experimentierfreudigere Pfade ein — mit großem Erfolg. Den Titeltrack mussten sie allerdings auf das nächste Album verschieben.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Houses Of The Holy von Led Zeppelin anhören:

Pause? Für Led Zeppelin ist das zu Beginn ihrer Karriere ein Fremdwort. In gerade einmal drei Jahren veröffentlichen die Briten vier legendäre Alben, touren mehrfach um den Globus und spielen weltweit vor ausverkauften Häusern. Großbritannien, Nordamerika, Japan, Australien — und wieder von vorn. Ein wenig zur Ruhe kommen Led Zeppelin erst 1972, als sie mit der Aufnahme ihres fünften Albums Houses Of The Holy beginnen. Die Gruppe schlägt darauf experimentellere Wege ein und setzt auf aufwändige Arrangements und neue Einflüsse statt auf schnodderigen Hardrock-Sound. Doch wie genau kam es zu dieser Typveränderung — und hatten auch die Fans Freude an den neuen Led Zeppelin?

Houses Of The Holy: Ein Album unter anderen Umständen

Anfang der Siebziger ist das Bankkonto von Led Zeppelin bereits gut gefüllt — so gut, dass sich Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones ihre eigenen Heimstudios einrichten. Zum ersten Mal können die beiden Musiker ihre Ideen in aller Ruhe aufnehmen, noch einmal hören, bearbeiten und ergänzen. Dadurch werden die Songs ausgeklügelter als sonst — weg vom Bluesrock, hin zum AOR, wenn man so möchte. Als Led Zeppelin mit den offiziellen Aufnahmen von Houses Of The Holy beginnen, sind die vier Musiker deutlich besser vorbereitet als bei ihren vorherigen vier Alben. Zu gut, wie es scheint, denn die Band spielt mehr Songs ein als auf die Platte passen.

Während der Sessions zu Houses Of The Holy sammeln Led Zeppelin so viel Material, dass sie ein paar ihrer neuen Kompositionen für später aufbewahren müssen. Das betrifft zum Beispiel den Song Walter’s Walk, der erst 1982 auf der Zusammenstellung Coda erscheint. The Rover und Black Country Woman packen die Briten auf ihr sechstes Album Physical Graffiti (1975). Besonders kurios: Sogar den Titeltrack verschieben Led Zeppelin auf später, sodass der Song Houses Of The Holy nun nicht auf dem Album Houses Of The Holy zu finden ist, sondern ebenfalls auf dem Nachfolger Physical Graffiti. Trotzdem klingt Houses Of The Holy stimmig — auch wenn „Led Zep“ darauf einige Experimente wagen.

Da wäre zum Beispiel die Funk-lastige Nummer The Crunge, die man den Briten vorher wohl nicht unbedingt zugetraut hätte. Auch das Reggae-beeinflusste Stück D’yer Mak’er klingt nicht wie ein typischer Led-Zeppelin-Song. Genau das war das Ziel, wie Gitarrist Jimmy Page in dem Buch Light & Shade: Conversations With Jimmy Page erklärt: „Auch wenn alle ein zweites Led Zeppelin IV wollten: Es ist sehr gefährlich, sich selbst zu kopieren. Ich werde keine Namen nennen, aber jeder kennt Bands, die sich ewig wiederholen. Nach vier oder fünf Alben sind sie ausgebrannt. Bei uns hingegen wusste man nie, was als nächstes kommt.“

Eine Tour der Superlative — und der anschließende Burnout

Das gilt auch für die Tour zu Houses Of The Holy, mit der Led Zeppelin einmal mehr neue Live-Show-Maßstäbe setzen. Laser, Discokugeln, aufwändige Outfits, Pyrotechnik: Die britischen Rocker lassen sich nicht lumpen und feuern auf ihrer insgesamt dreimonatigen Tour aus allen Rohren. 55 Konzerte geben Led Zeppelin, darunter auch in Nürnberg, München, West-Berlin, Hamburg, Essen und Offenburg. Überall feiert wird die Band gefeiert; später ist sogar die Rede davon, dass die Tour der technische Höhepunkt der Gruppe gewesen sein muss. Doch der Preis ist hoch: Nach der Konzertreise sind Led Zeppelin so fertig, dass sie eine fast zweijährige Pause einlegen.

Was die Verkaufszahlen und den Erfolg von Houses Of The Holy betrifft, geht die Platte im Vergleich zum direkten Vorgänger Led Zeppelin IV beinahe unter. „Nur“ elffaches Platin gelingt den Briten bis heute mit dem Album; bei Led Zeppelin IV ist es mehr als doppelt so viel und auch der Houses Of The Holy-Nachfolger Physical Graffiti kann insgesamt 16 US-Platinveredelungen abräumen. Dennoch: Led Zeppelin zeigen sich auf Houses Of The Holy von ihrer erwachsenen Seite und das kommt an. Drei Alben bringen die Briten anschließend noch raus, bis der Tod von Schlagzeuger John Bonham die Karriere der Gruppe im Jahr 1980 beendet. Doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte.

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5 Dinge, die ihr über John Paul Jones von Led Zeppelin noch nicht wusstet

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Popkultur

Zeitsprung: Am 28.3.1985 tritt Alicia Keys zum ersten Mal im TV auf. Sie ist 4.

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Alicia Keys
Paola Kudacki/Sony Music

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.3.1985.

von Timon Menge und Christof Leim

Mehr als 150 Preise gewinnt Alicia Keys im Lauf ihrer Karriere, darunter 15 Grammys. Ihre Premiere im Showgeschäft feiert sie allerdings am 28. März 1985 in einer TV-Serie – mit vier Jahren.

Hier könnt ihr euch Here anhören:

Übernachtungsparty! Die kleine Tochter der Familie hat ihre Freunde und Freundinnen eingeladen, alle sind bestens gelaunt, vor allem als sie reihum mit dem Herrn Papa Rodeo spielen. Die Regeln: Wer sitzen bleibt, gewinnt. Ein Mädchen mit Lockenkopf kann sich trotz wildester Bewegungen halten und geht als Siegerin hervor. Vier Jahre alt ist die junge Schauspielerin in dieser Szene der Bill Cosby Show, ihr Name lautet Alicia Cook. Damals kennt sie niemand, heute schon…

In den Achtzigern kann man sich ein Fernsehprogramm ohne die Familie Huxtable kaum vorstellen. In acht Staffeln thematisiert die Sitcom das Leben einer afroamerikanischen Familie aus der Mittelschicht, die sich mit alltäglichen Situationen und Problemen auseinandersetzt. Dass dieses Format auch bei der weißen Bevölkerung gut ankommt, ist zu jener Zeit noch nicht selbstverständlich. Den Familienvater Dr. Heathcliff Huxtable gibt Schauspieler Bill Cosby, nach dem die Sendung auch benannt ist. (Heute ist Cosby weltweit und zurecht in Ungnade gefallen, weil er wegen dreifachen sexuellen Missbrauchs zu mehreren Jahren Haft verurteilt wird. Aber das ist eine andere, unschöne Geschichte.)

Wer ist Alicia Cook?

Diese kleine Alicia Cook, die da einen Gast der Übernachtungsparty der kleinsten Huxtable-Tochter Rudy spielt, lernen wir Jahrzehnte später unter einem anderen Namen kennen: Alicia Keys. Mit dem Auftritt in der Show feiert sie sozusagen ihren Einstand im Showgeschäft. Hier könnt ihr euch den Ausschnitt mit ihr angucken:

In einem späteren Interview mit der Teleschau erzählt Keys: „Ich erinnere mich vor allem daran, dass es ein wahnsinnig langer Tag war. Bis das alles abgedreht war, war es später Abend – und ich und die anderen Kinder waren so müde, dass wir irgendwann einfach auf dem Sofa eingeschlafen sind. Aber ich erinnere mich auch daran, dass es extrem witzig war. Bill Cosby war super. Und hey, immerhin habe ich beim Reite-Spiel auf seinem Knie gewonnen.“

Nur der Anfang

Gewinnen wird Keys nachher noch so einiges, nämlich mehr als 150 Auszeichnungen und 14 Platinschallplatten (allein in den USA). Mit Alben wie Songs In A Minor (2001), The Diary Of Alicia Keys (2003), As I Am (2007) und The Element Of Freedom (2009) räumt sie in den 2000er Jahren wirklich alles ab. Wer hätte 1985 gedacht, dass aus der kleinen Alicia Cook einer der größten Popstars des 21. Jahrhunderts wird?

Zeitsprung: Am 7.9.1984 sind die Jacksons auf Tour und Janet brennt durch.

 

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Zeitsprung: Am 27.3.1970 veröffentlicht Alice Cooper „Easy Action“.

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Alice Cooper Easy Action Cover

"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.3.1970.

von Bolle Selke und Christof Leim

Die Rock’n’Roll-Welt steht nicht gerade in Flammen für die Alice Cooper Band, als sie am 27. März 1970 ihr zweites Album Easy Action veröffentlicht. Das könnte nicht zuletzt an der lustlosen Produktion liegen. Trotzdem bietet sich hier ein perfektes Zeitdokument einer sich entwickelnden Band, das man fast als Vorproduktion für den Meilenstein Love It To Death im folgenden Jahr ansehen könnte.

Hier könnt ihr euch Easy Action anhören:

Geneigte Fans und Hardrock-Aficionados wissen vermutlich, dass Alice Cooper für eine Band steht, die sich 1975 auflösen wird. Erst danach adaptiert deren Sänger Vincent Furnier den Namen und wird so zu einem hochgeschätzten Heavy-Metal-Entertainer und Gottvater des Shock Rock.

Psychedelische Scheißmusik

1970 allerdings stehen solche Superlative noch in weiter Ferne. Die Truppe schraubt an ihrem zweiten Album, das ebenso wie der Vorgänger Pretties For You bei Frank Zappas Plattenfirma Straight erscheinen soll. An den Reglern sitzt David Briggs, der heutzutage vor allem bekannt dafür ist, mehr als ein Dutzend Neil-Young-Alben produziert zu haben. Schlagzeuger Neal Smith sagt später über Briggs: „David hasste unsere Musik und uns. Ich erinnere mich, dass unsere Song für ihn ‚psychedelischer Scheiß‘ waren. Wenn man mich fragt, klang Easy Action zu trocken, eher wie eine TV- oder Radiowerbung. Er half in keiner Weise beim Arrangement der Lieder oder lieferte irgendwelchen positiven Input.“ Und so wird kein einziges der Stücke von Easy Action nach der Love It To Death-Tour jemals wieder live von Cooper aufgeführt.

Nichtsdestotrotz bezeichnen manche gerade diese Scheibe als das „große unentdeckte“ Cooper-Album. Während Pretties for You eine schwierige Platte ist und Love It to Death ein Klassiker, könnte man Easy Action als das perfekte Bild einer sich entwickelnden Band ansehen. Beim ersten Stück Mr. And Misdemeanor lässt sich zum Beispiel miterleben, wie Sänger Furnier seinen bösartig klingenden Gesangsstil definiert. Alice Cooper steht später für drei Minuten lange Hits mit eingängigen Melodien und negativen Themen, welche dann gegen Ende der Alben durch längere Stücke ergänzt werden. So gesehen liefern die Rocker mit Easy Action also fast eine Vorproduktion für Love It to Death, obwohl die Band auf ersterem mehr Erfindergeist zeigt.

Unisex, roh und gewalttätig

Hinter dem Albumtitel steckt eine Zeile aus einem Lieblingsfilm von Furnier und Bassist Dennis Dunaway, dem Musical West Side Story mit der Musik von Leonard Bernstein. Zitate daraus wie „got a rocket in your pocket“ und „when you’re a Jet, you’re a Jet all the way“ werden auch bei dem Song Still No Air verwendet. Das Motiv der halbstarken Gang aus West Side Story wird auch an anderen Stellen von Alice Copper aufgegriffen. Auf dem Cover wendet sich die Band von der Kamera ab, deren unbedeckte Rücken sind nur durch ihr langes Haar bedeckt. Eine Radiowerbung von 1970 pries die Band dann auch als „unisex, roh, miteinander und gewalttätig – genau wie ihr, amerikanische Mitbürger“.

Easy, Action!

Als ob die Band den fehlenden kommerziellen Erfolg von Easy Action geahnt hätte, beginnt der letzte Song, das psychedelisch abgedrehte Lay Down And Die, Goodbye, mit den Worten des Komikers Tom Smothers: „Ihr seid der einzige Zensor. Wenn euch das, was ich sage, nicht gefällt, habt ihr die Wahl: Ihr könnt mich ausschalten.“

Die Kritiker zerreißen das Album hauptsächlich. Robert Christgau bezeichnet es im Magazin The Village Voice als „unmelodisches Singen, unmelodisches Musizieren, unmelodische Melodien und pseudomusikalischen Beton“. Erst bei Love It To Death entdeckt die Band mithilfe von Produzent Bob Ezrin den Sound für den Alice Cooper heutzutage geliebt wird…

Zeitsprung: Am 5.6.1977 gibt es einen Todesfall bei Alice Cooper – wegen einer Ratte.

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