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Popkultur

Rock’n’Fail: Als Brian Wilsons Vater die Songrechte der Beach Boys verhökerte

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Beach Boys

Bei Rock’n’Fail blicken wir auf die größten Fehler, Patzer und Missverständnisse der Rock’n’Roll-Geschichte zurück. Heute trifft es: die Beach Boys.

von Björn Springorum

Die Songs der Beach Boys kennt heute jeder, mehr als 100 Millionen Tonträger hat die Surf-Legende aus Kalifornien verkauft. Kohle sah Brian Wilson für seine Hits jedoch lange Jahre nicht: Sein Vater hatte die Rechte aller Songs hinter seinem Rücken an eine Fremdfirma verscherbelt. Ein epischer Rock’n’Fail!

Die Beziehung zwischen Brian Wilson und seinem Vater war, um es mal euphemistisch auszudrücken, schwierig. Der strenge Patriarch schlug und misshandelte seine Kinder, agierte für viele Jahre dennoch als deren Manager. Man sagte eben nicht Nein zu einem Murry Wilson. Selbst dann nicht, als er Brian so fest mit einer Holzplanke verdrosch, dass dem Beach Boy das Hörvermögen des rechten Ohres permanent abhanden kam.

Gedemütigter Patriarch

Murry Wilson

Murry Wilson hielt bei den Beach Boys jahrelang die Zügel streng in der Hand. (Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images)

Murry Wilson war von Bandgründung an Manager, Co-Produzent und Verleger, begleitete seine Söhne und seinen Neffen Mike Love auf ihrer ersten großen Tour, setzte sogar eine Strafe von 1000 US-Dollar (damals ein Vielfaches) auf unzüchtiges Benehmen aus. Irgendwann im Frühjahr 1964 wurde es der Band zu viel: Sie enthob den damals 46-Jährigen von seinen Pflichten als Manager. Doch wer es so gewöhnt ist, das Sagen zu haben, bleibt von einer solchen Demütigung natürlich nicht unbeeindruckt. Hinter den Kulissen intrigierte und kontrollierte Murry Wilson weiter.

Im Zuge der desaströsen finanziellen Schieflage, die die Beach Boys Ende der Sechziger eingenommen hatten, verhökerte Murry Wilson – zu diesem Zeitpunkt immer noch ihr Verleger – die Rechte des gesamten Backkatalogs an Irving Almo Music. Er ging fest davon aus, dass die Beach Boys ihren Zenit erreicht hatten und man ihre Songs nie wieder so teuer verkaufen könnte.

Natürlich war die Band nicht einverstanden. Am Ende soll er deswegen sogar die Unterschrift seines eigenen Sohnes gefälscht haben, um das kreative Gut seiner eigenen Familie für 700.000 US-Dollar (heute knapp fünf Millionen) zu verscherbeln.

Moralisch fragwürdig und sehr, sehr dumm

Das war nicht nur schofelig und moralisch höchst fragwürdig; wie wir heute längst wissen, war es auch sehr, sehr dumm: Im Laufe der Jahre spülten die Royalties der Beach-Boys-Stücke über 100 Millionen Dollar in die Kassen fremder Menschen. Fast 20 Jahre nach Murrys Tod klagte Brian Wilson vor Gericht sein geistiges Eigentum ein. Er bekam Recht, der Verkauf wurde als illegal klassifiziert und man sprach ihm 25 Millionen US-Dollar Entschädigung zu.

Alle happy? Von wegen. Da war ja immer noch Mike Love, der von Murry in 79 Beach-Boys-Titeln nicht als Urheber angegeben wurde. Er und Wilson konnten sich nicht einigen, also zog Love 1992 gegen seinen eigenen Cousin vor Gericht. Er bekam 1994 Recht gesprochen – 13 Millionen US-Dollar Schadenersatz inklusive. Selbst aus seinem Grab hatte es Murry Wilson geschafft, Intrigen und Zwietracht in seiner Familie zu säen. Und ganz nebenbei zig Millionen Dollar verspielt.


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