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Popkultur

Zeitsprung: Am 17.5.1996 stirbt Johnny „Guitar“ Watson – auf der Bühne!

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 17.5.1996."

von Christof Leim

Von wirklich leidenschaftlichen Stars wird gerne behauptet, sie würden mal auf der Bühne sterben. Rocken bis zum Schluss, eine romantische Vorstellung, und leicht gesagt. Der Blues- und Funk-Pionier Johnny „Guitar“ Watson hat das allerdings durchgezogen, wenngleich natürlich nicht freiwillig…

 Als Johnny „Guitar“ Watson 1996 als 61-Jähriger durch Japan tourt, gehört er schon zu den Veteranen des Showbusiness: In den Sechzigern verdient er sich Respekt als Blues-Gitarrist, während der Siebziger erfindet er sich mit Disco und Funk neu. Schon 1954 hatte er mit Feedback und Reverb experimentiert und gerappt, bevor das als Stil weite Verbreitung fand. Sogar der große Frank Zappa lud ihn bei vier seiner Platten ins Studio ein. Watson gilt als schillernder Performer, Sound-Pionier und oft kopierter Innovator. Zu seinen Hits gehören zum Beispiel die extrem cool groovenden Nummern Superman Lover (1976) und A Real Mother For Ya (1977).

Funk in Fernost

Im Rahmen des Japan Blues Carnival ’96 spielt Watson im Mai 1996 in Kyoto, Osaka, Nagoya und Sapporo. Am 17. Mai startet er gegen 19:40 Uhr seine Show im Ocean Boulevard Blues Cafe in Yokohama mit dem Stück Superman Lover. Nach der ersten Strophe macht er Berichten im Netz zu Folge die klassische Geste, den Mikroständer Richtung Publikum zu neigen. Gleichzeitig greift er sich aber mit der Hand an den Brustkorb – und fällt nach hinten um. An anderer Stelle heißt es, Watson sei mitten im Gitarrensolo kollabiert, seine letzten Worte seien gewesen: „Ain’t that a bitch“. So oder so: Krass. Fest steht, dass der Musiker einen Herzinfarkt erlitten hat. Er  wird zwar noch in ein Krankenhaus gebracht, stirbt aber kurz darauf.

Beim Konzerttermin in Tokyo zwei Tage später betritt seine Band ohne Instrumente die Bühne und spricht zum Publikum über den plötzlichen Verlust. Saxofonist Charles Green erzählt dabei auf Japanisch und Englisch, dass sein Boss ihm einmal gesagt habe, dass er auf der Bühne sterben wolle. Das Publikum reagiert mit „Johnny! Johnny!“-Chören. Ein bewegender Moment für alle, wie MTV seinerzeit berichtet. Watsons Leichnam wird in die USA überführt und im im kalifornischen Glendale beigesetzt. Der Musiker hinterlässt Ehefrau Susan, Mutter Wilma sowie Sohn DeJohn und Tochter Virginia.

Johnny „Guitar“ Watson 1996 auf den Jazztagen Leverkusen. Credit: Thomas Halfmann

Gedenken

Aber nicht nur das: Johnny „Guitar“ Watsons musikalisches Vermächtnis besteht fort. So gedenken ihm Pearl Jam 2009 im Song Johnny Guitar auf dem Album Backspacer. Watsons Musik wird gesampelt von Ice Cube, Snoop Dogg, Dr. Dre, Jay-Z und Mary J. Blige. Einfluss hatte der Mann zweifelsohne, trotzdem dürfte der Name Johnny „Guitar“ Watson heute vor allem Blues/Funk-Historikern geläufig sein. In einem anderen musikalischen Universum sangen Iron Maiden einst Die With Your Boots On. Watson ging von dieser Welt nicht nur in Stiefeln, wie der britische Independent schrieb, sondern auch mit seinem typischen Filzhut und einer stylischen Sonnenbrille. Rest in peace.

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