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Popkultur

Zeitsprung: Am 27.2.1977 kommt Keith Richards nur knapp davon.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.2.1977.

von Christof Leim

Keith Richards stand im Laufe seiner Karriere schon öfter mal mit einem Bein im Knast (oder im Sarg). Doch am 27. Februar 1977 wird es echt knapp. Sogar ein Ende der Rolling Stones droht…

Hört euch hier Love You Live von den Stones an und lest weiter:

1977 reisen die Rolling Stones nach Toronto, um dort in einem Laden namens El Mocambo Aufnahmen für Love You Live zu machen. Der Ärger geht schon nach der Ankunft am 27. Februar los: Statt Frei-Champagner und Schnittchen hatte Keith Richards im Flugzeug Heroin konsumiert. Der dabei verwendete Löffel endete im Gepäck seiner Herzdame Anita Pallenberg. Wie und warum, können die beiden sich nicht erklären, als sie nach der Landung durchsucht werden. Wir vermuten: Mit Frei-Champagner und Schnittchen wäre das nicht passiert. Pallenberg wird prompt verhaftet, gegen Richards haben die Behörden – erstmal – nichts in der Hand.

Doch so schnell geben sie nicht auf: In seinen Memoiren Life erzählt der Musiker, dass die kanadische Polizei eine großangelegte Operation startet und das Hotel mit Undercover-Personal ausstaffiert. Als Zimmerservice verkleidet klopfen sie an seine Tür und werden hereingelassen, angeblich von Richards’ Sohn. Der Stones-Gitarrist hat zu diesem Zeitpunkt fünf Tage lang nicht geschlafen, ist komplett high und mehr oder minder unansprechbar. Eine Durchsuchung fördert ein Päckchen mit Drogennachschub zu Tage, das der Profijunkie vorausgeschickt hatte. Also wird Keith verhaftet, was sich als schwierig rausstellt, denn „dazu muss man bei Bewusstsein sein“, wie er selbst trocken bemerkt. Der Sage nach brauchet die Polizei eine Dreiviertelstunde, um dem Gitarristen seine Rechte vorzulesen und ihn einzusacken.

Lebenslange Haftstrafe droht

Das Problem: Die gefundene Menge von einer Unze, etwa 30 Gramm, reicht aus, um „Keef“ nicht nur wegen Besitzes, sondern auch wegen Handels dran zu kriegen. „Das ist schon viel“, kommentiert Richards. „Allerdings auch nicht mehr, als man braucht. Ich hätte damit kaum die Stadt versorgen können. Aber die Polizei wusste, was abgeht. Denen war klar, dass das kein Stoff aus Kanada ist, sondern aus England gekommen war. Ich hatte ihn ja in das Flight Case gepackt.“ Damit droht dem Gitarristen eine lebenslange Haftstrafe, was vermutlich das Ende der Stones bedeutet hätte.

Richards’ Anwälte drehen deshalb auf und versuchen zu belegen, dass ihr Mandant sein Leben in den Griff bekommen würde. Der begibt sich natürlich umgehend in eine Entzugsklinik. (Dafür bekommt er von seinem Kumpel Eric Clapton den Tipp, es mit „neuroelektrischer Akupunktur“ zu versuchen. Hilfe unter Kollegen mal anders.) Und die Strategie funktioniert sogar: Am 24. Oktober bekennt sich Keith Richards des Besitzes von Heroin für schuldig, worauf der Vorwurf des Drogenhandels fallen gelassen wird. Damit stehen trotzdem noch sieben Jahre Knast im Raum, aber das Gericht verhängt ein Jahr auf Bewährung und ein Jahr als „suspended sentence“, eine weitere Art der Bewährung. Außerdem muss Richards innerhalb der nächsten sechs Monate nach Toronto zurückkehren und ein Benefizkonzert spielen.

Kurzum: Da hat jemand richtig Glück gehabt.

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