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Popkultur

Zeitsprung: Am 3.3.1989 verursacht Madonna einen Skandal mit dem „Like A Prayer“-Video.

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Foto: Video-Still aus https://www.youtube.com/watch?v=79fzeNUqQbQ

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 3.3.1989.

von Christof Leim

Der Deal soll der ganz große Treffer werden: Madonna tritt Anfang 1989 mit ihrer neuen Single Like A Prayer in einem Werbespot von Pepsi auf. Das eigentliche Video zum Song sieht jedoch ganz anders und viel weniger harmlos aus. Als das darauf am 3. März 1989 erscheint, überschlägt sich die Welt mal wieder vor Empörung – und Pepsi knickt ein.

Wenn ein bekannter Popstar und eine große Marke zusammenkommen, ist weitreichende Aufmerksamkeit fast garantiert. In der Tat wird der zweiminütige Werbeclip von Pepsi, in dem Madonna zu den Klängen von Like A Prayer auftritt, bei seiner internationalen Ausstrahlung am 2. März angeblich von 250 Millionen Menschen in 40 Ländern verfolgt.

In echt ganz anders

In dem Filmchen sieht man Madonna tanzen, singen und sich selbst als Kind mit lecker Cola zuprosten. Pepsi hat sich so als coole Marke präsentiert, die Künstlerin hat ihren neuen Song einer riesigen Menge an Menschen präsentiert – der damals noch ungewöhnliche Coup hat funktioniert. Als ein Tag später, am 3. März 1989, allerdings das eigentliche Video zu Like A Prayer auf MTV läuft, bricht ein Sturm der Entrüstung los. Denn der sieht anders aus als das nette Werbefilmchen…

In der kleinen Geschichte geht es um einen Mord, eine fälschliche Verhaftung eines Schwarzen und eine Statue eines dunkelhäutigen Jesus, die zum Leben erwacht. Madonna und der Heilige küssen sich, sie tanzt in einer Kirche und vor brennenden Kreuzen, und am Ende wird alles gut. Trotzdem bekommen unzählige religiöse Gruppen Schnappatmung, weil die Verwendung christlicher Symbole blasphemisch sei, und einen Jesus küsst man sowieso nicht. Zumal der Text eine ganz andere Bedeutung suggeriert, nämlich wie sich gehört: Sex. Vielleicht haben manche Dumpfbacken sogar ein Problem mit der Hautfarbe des Heiligen in dem Video.

Ärger sogar aus dem Vatikan

Jedenfalls hagelt es umgehend Proteste, dass es nur so eine Art hat. Der Vatikan schaltet sich ein und ruft zum Boykott von Pepsi und deren Partnern auf, sogar Papst Johannes Paul II. höchstselbst meldet sich zu Wort. Zunächst wollen Pepsi davon nichts wissen und erklären die offensichtlichen Unterschiede zwischen dem Werbespot und Madonnas künstlerischem Ausdruck in ihrem Musikvideo. Doch das Geschrei ist zu groß: Pepsi zieht den Werbespot nach nur zweimaliger Ausstrahlung zurück und will so dringend raus aus der Sache, dass Madonna sogar ihr Honorar von fünf Millionen Dollar (!) behalten darf.

Madonna auf dem Cover der Single “Like A Prayer”

Die Sängerin selbst kommentiert: „Kunst sollte kontrovers sein, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“ Überhaupt hat sie gut lachen: Der kleine Skandal wird von den Medien aufgegriffen (zum Beispiel hierhier und hierund kurbelt ordentlich die Verkäufe an. Am 22. April 1989 erreicht Like A Prayer Platz eins der US-Charts, in Deutschland reicht es für Platz zwei. Das Video erhält überwiegend positive Kritiken und wird sogar auf seinen philosophischen Gehalt  hin untersucht. Warum Madonna allerdings vor brennenden Kreuzen – dem Symbol des rassistischen Ku-Klux-Klan – tanzt, konnte zumindest uns bisher keiner erklären. Ein paar findige Netznerds entdecken noch weitere Ungereimtheiten und machen sich darüber lustig.

Bei den MTV Video Music Awards 1989 schließlich wird der Clip in den Kategorien „Video Of The Year“ und „Viewer’s Choice“ nominiert, letztere Auszeichnung gewinnt er sogar. Und Madonna amüsiert sich bei der Überreichung: „Ich möchte Pepsi herzlich dafür danken, diese Kontroverse hervorgerufen zu haben.“ Das Allerbeste: Sponsor der Awards ist…Pepsi.

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Zeitsprung: Am 21.10.1992 veröffentlicht Madonna ihr Buch „Sex“ — samt Skandal.

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