Popkultur
Zeitsprung: Am 17.5.1999 verstirbt plötzlich Star-Produzent Bruce Fairbairn.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 17.5.1999.
von Christof Leim
Was der Mann so fabriziert hat, kennen wir alle. Wirklich. Bruce Fairbairn gehört zu den erfolgreichsten Produzenten des Hard Rock, seine Platten zählen zu den Glanzlichtern des Genres. Slippery When Wet von Bon Jovi, Permanent Vacation von Aerosmith und The Razors Edge von AC/DC sind allesamt platinveredelte Millionenseller, die – jetzt mal ehrlich – ohnehin in jede anständige Sammlung gehören. Doch leider starb der Kanadier am 17. Mai 1999 völlig unerwartet mit nur 49 Jahren. Schauen wir auf ein wohlklingendes und bestrockendes Lebenswerk zurück…
Hört hier in Fairbairns erfolgreichstes Album rein:
Los ging es für Bruce Fairbairn nicht mit harter Rockmusik, sondern mit der Trompete: Schon mit fünf Jahren startet der junge Kanadier (geboren am 30. Dezember 1949) an diesem Instrument, nebenher macht er sich noch das Klavier gefügig. Als Schüler gründet er in Vancouver seine erste Band The Spectres, und er lernt auch etwas „Vernünftiges“: Fairbairn studiert Biologie und macht einen Abschluss, arbeitet sogar in diesem Bereich.
Aber Musik findet immer statt, und irgendwann klappt es: Die Band, die mittlerweile Prism heißt, bekommt einen Plattenvertrag und veröffentlicht 1977 ihr Debüt, produziert von – Bruce Fairbairn. Ebenfalls beteiligt: Schlagzeuger und Songwriter Jim Vallance, der später mit Bryan Adams einen Hit nach dem anderen landet. Auf dem Album ist unser Mann als Teil der Bläsersektion zwar zu hören, wird aber nur als Sessionmusiker geführt und spielt keine Konzerte mit. Denn er entscheidet sich früh für seine Richtung: Nicht Bandmitglied, sondern Produzent will er sein. Und schon beim ersten Mal schafft er einen Erfolg: Prism erhält Platin in Kanada, die nächsten drei Alben, alle unter der Regie Fairbairns, laufen ebenfalls bestens. Die Biologie ist da schon lange vergessen.
Mit dem immens erfolgreichen Erstling von Loverboy macht Fairbairn 1980 dann international von sich reden, vor allem auf dem wichtigen US-Markt. „Hier liegt der Schlüssel zu meiner Produzentenkarriere. Ein Meilenstein für mich“, sagt er 1998 gegenüber Ear Of Newt. Jetzt klopfen natürlich immer mehr Künstler an und wollen von ihm betreut werden, zum Beispiel Blue Öyster Cult, Krokus und Black N’ Blue (mit dem heutigen Kiss-Gitarristen Tommy Thayer).
So richtig geht es aber erst ab, als eine mittelmäßig bekannte Band aus New Jersey vorstellig wird: Bon Jovi. Mit Bruce Fairbairn als Produzent und Bob Rock als Toningenieur nehmen sie in den Little Mountain Sound Studios in Vancouver ihre dritte Scheibe Slippery When Wet auf. „Wir wollten nur, dass sie gut klingt“, erzählt Fairbairn später. „Unser Ziel waren 500.000 verkaufte Platten. Ich erinnere mich noch, wie ich mit Jon darüber gesprochen habe. Wir hatten keine Ahnung, dass wir auf großen Hits saßen. Aber die Band war heiß, sie haben großartig gespielt und sich bestens verstanden. Es hat einfach gepasst.“ Und wie. Slippery When Wet erscheint 1986, rauscht auf Platz eins in den USA, verkauft sich dank allseits bekannter Gassenhauer wie Livin’ On A Prayer und Wanted Dead Or Alive drölf Fantastillionen Mal und macht aus den Musikern Superstars. Drei Jahre später legt das gleiche Team mit New Jersey sogar noch ein weiteres Nummer-eins-Album nach. (Alles zu der Platte findet ihr hier.)
Bruce Fairbairn gehört jetzt zur allerersten Liga. Er verhilft den zwischenzeitlich gestrauchelten Aerosmith mit Permanent Vacation (1987) zu einem glänzenden Comeback. Die Bläsersätze in Dude (Looks Like A Lady) gehen auf das Konto des ehemaligen Trompeters am Mischpult. Pump (1989) und Get A Grip (1993) folgen und begeistern Hard-Rock-Fans weltweit.
The Razors Edge (1990) von AC/DC, Flesh & Blood (1990) von Poison und Balance (1995) von Van Halen erfreuen sich ebenfalls beeindruckender Verkaufszahlen in Multiplatinregionen. Auch das Kiss-Reunionalbum Psycho Circus (1998) betreute er. Ja, unser Mann produziert die ganz großen Dinger, die damals im Headbanger’s Ball rauf und runter laufen. (Eine Liste findet hier hier.)
Meistens arbeitet Familienmensch Fairbairn in seiner Heimatstadt Vancouver, oft im Team mit Bob Rock, der später selbst zum Starproduzenten von Größen wie Metallica, Mötley Crüe und Bon Jovi wird. Auch Mixing-Koryphäe Mike Fraser agiert in seiner Anfangszeit unter der Ägide von Fairbairn, der wegen seines gewissenhaften, methodischen Vorgehens auch „der Lehrer“ genannt wird. Über sein Privatleben weiß man nicht viel, auch Bildmaterial und Videos gibt es kaum.
1999 schließlich, Fairbairn mischt gerade das Album The Ladder der Prog-Urgesteine Yes, erscheint er eines Nachmittags nicht zur vereinbarten Zeit im Studio. Deshalb begeben sich Sänger Jon Anderson und die Studiomanagerin Sheryl Preston zu seiner Wohnung – und finden ihn tot in seinem Schlafzimmer. Die Todesursache bleibt unklar; fest steht nur, dass der Produzent im Schlaf verstorben ist. Bruce Fairbairn wird nur 49 Jahre alt. Er hinterlässt seine Ehefrau Julie und die Söhne Scott, Kevin, und Brent. Im Bonusmaterial zur Yes-Platte ist der Mann ein letztes Mal zu sehen und zu hören.
Damit verliert die Rockwelt einen brillanten Erschaffer großartiger Alben. A&R-Legende John Kalodner vergleicht ihn im Billboard-Magazin mit Beatles-Mentor George Martin und stellt klar: „Er war ein wahrer Meister seines Faches. Und das kann ich nicht über viele Leute sagen.“ Was man an dieser Position tatsächlich können muss, erklärte Fairbairn zu Lebzeiten selber: „Wenn die Band auf einen guten Song stößt, dann müssen wir Produzenten raushören, was da drin steckt. Manchmal wissen die Musiker das gar nicht; es gibt nur ein kleines Stück Musik, das irgendwo rumliegt. Man muss in der Lage sein, das Juwel in dem großen Haufen zu erspähen.“
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Zeitsprung: Am 19.9.1988 erscheint „New Jersey“ von Bon Jovi

Popkultur
Als Led Zeppelin facettenreicher wurden: „Houses Of The Holy“
Vier durchnummerierte Platten brauchten Led Zeppelin, um die Spitze des Rockolymp zu erklimmen. Auf ihrer fünften Veröffentlichung Houses Of The Holy schlugen die Briten experimentierfreudigere Pfade ein — mit großem Erfolg. Den Titeltrack mussten sie allerdings auf das nächste Album verschieben.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Houses Of The Holy von Led Zeppelin anhören:
Pause? Für Led Zeppelin ist das zu Beginn ihrer Karriere ein Fremdwort. In gerade einmal drei Jahren veröffentlichen die Briten vier legendäre Alben, touren mehrfach um den Globus und spielen weltweit vor ausverkauften Häusern. Großbritannien, Nordamerika, Japan, Australien — und wieder von vorn. Ein wenig zur Ruhe kommen Led Zeppelin erst 1972, als sie mit der Aufnahme ihres fünften Albums Houses Of The Holy beginnen. Die Gruppe schlägt darauf experimentellere Wege ein und setzt auf aufwändige Arrangements und neue Einflüsse statt auf schnodderigen Hardrock-Sound. Doch wie genau kam es zu dieser Typveränderung — und hatten auch die Fans Freude an den neuen Led Zeppelin?
Houses Of The Holy: Ein Album unter anderen Umständen
Anfang der Siebziger ist das Bankkonto von Led Zeppelin bereits gut gefüllt — so gut, dass sich Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones ihre eigenen Heimstudios einrichten. Zum ersten Mal können die beiden Musiker ihre Ideen in aller Ruhe aufnehmen, noch einmal hören, bearbeiten und ergänzen. Dadurch werden die Songs ausgeklügelter als sonst — weg vom Bluesrock, hin zum AOR, wenn man so möchte. Als Led Zeppelin mit den offiziellen Aufnahmen von Houses Of The Holy beginnen, sind die vier Musiker deutlich besser vorbereitet als bei ihren vorherigen vier Alben. Zu gut, wie es scheint, denn die Band spielt mehr Songs ein als auf die Platte passen.
Während der Sessions zu Houses Of The Holy sammeln Led Zeppelin so viel Material, dass sie ein paar ihrer neuen Kompositionen für später aufbewahren müssen. Das betrifft zum Beispiel den Song Walter’s Walk, der erst 1982 auf der Zusammenstellung Coda erscheint. The Rover und Black Country Woman packen die Briten auf ihr sechstes Album Physical Graffiti (1975). Besonders kurios: Sogar den Titeltrack verschieben Led Zeppelin auf später, sodass der Song Houses Of The Holy nun nicht auf dem Album Houses Of The Holy zu finden ist, sondern ebenfalls auf dem Nachfolger Physical Graffiti. Trotzdem klingt Houses Of The Holy stimmig — auch wenn „Led Zep“ darauf einige Experimente wagen.
Da wäre zum Beispiel die Funk-lastige Nummer The Crunge, die man den Briten vorher wohl nicht unbedingt zugetraut hätte. Auch das Reggae-beeinflusste Stück D’yer Mak’er klingt nicht wie ein typischer Led-Zeppelin-Song. Genau das war das Ziel, wie Gitarrist Jimmy Page in dem Buch Light & Shade: Conversations With Jimmy Page erklärt: „Auch wenn alle ein zweites Led Zeppelin IV wollten: Es ist sehr gefährlich, sich selbst zu kopieren. Ich werde keine Namen nennen, aber jeder kennt Bands, die sich ewig wiederholen. Nach vier oder fünf Alben sind sie ausgebrannt. Bei uns hingegen wusste man nie, was als nächstes kommt.“
Eine Tour der Superlative — und der anschließende Burnout
Das gilt auch für die Tour zu Houses Of The Holy, mit der Led Zeppelin einmal mehr neue Live-Show-Maßstäbe setzen. Laser, Discokugeln, aufwändige Outfits, Pyrotechnik: Die britischen Rocker lassen sich nicht lumpen und feuern auf ihrer insgesamt dreimonatigen Tour aus allen Rohren. 55 Konzerte geben Led Zeppelin, darunter auch in Nürnberg, München, West-Berlin, Hamburg, Essen und Offenburg. Überall feiert wird die Band gefeiert; später ist sogar die Rede davon, dass die Tour der technische Höhepunkt der Gruppe gewesen sein muss. Doch der Preis ist hoch: Nach der Konzertreise sind Led Zeppelin so fertig, dass sie eine fast zweijährige Pause einlegen.
Was die Verkaufszahlen und den Erfolg von Houses Of The Holy betrifft, geht die Platte im Vergleich zum direkten Vorgänger Led Zeppelin IV beinahe unter. „Nur“ elffaches Platin gelingt den Briten bis heute mit dem Album; bei Led Zeppelin IV ist es mehr als doppelt so viel und auch der Houses Of The Holy-Nachfolger Physical Graffiti kann insgesamt 16 US-Platinveredelungen abräumen. Dennoch: Led Zeppelin zeigen sich auf Houses Of The Holy von ihrer erwachsenen Seite und das kommt an. Drei Alben bringen die Briten anschließend noch raus, bis der Tod von Schlagzeuger John Bonham die Karriere der Gruppe im Jahr 1980 beendet. Doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte.
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5 Dinge, die ihr über John Paul Jones von Led Zeppelin noch nicht wusstet
Popkultur
Zeitsprung: Am 28.3.1985 tritt Alicia Keys zum ersten Mal im TV auf. Sie ist 4.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.3.1985.
von Timon Menge und Christof Leim
Mehr als 150 Preise gewinnt Alicia Keys im Lauf ihrer Karriere, darunter 15 Grammys. Ihre Premiere im Showgeschäft feiert sie allerdings am 28. März 1985 in einer TV-Serie – mit vier Jahren.
Hier könnt ihr euch Here anhören:
Übernachtungsparty! Die kleine Tochter der Familie hat ihre Freunde und Freundinnen eingeladen, alle sind bestens gelaunt, vor allem als sie reihum mit dem Herrn Papa Rodeo spielen. Die Regeln: Wer sitzen bleibt, gewinnt. Ein Mädchen mit Lockenkopf kann sich trotz wildester Bewegungen halten und geht als Siegerin hervor. Vier Jahre alt ist die junge Schauspielerin in dieser Szene der Bill Cosby Show, ihr Name lautet Alicia Cook. Damals kennt sie niemand, heute schon…
In den Achtzigern kann man sich ein Fernsehprogramm ohne die Familie Huxtable kaum vorstellen. In acht Staffeln thematisiert die Sitcom das Leben einer afroamerikanischen Familie aus der Mittelschicht, die sich mit alltäglichen Situationen und Problemen auseinandersetzt. Dass dieses Format auch bei der weißen Bevölkerung gut ankommt, ist zu jener Zeit noch nicht selbstverständlich. Den Familienvater Dr. Heathcliff Huxtable gibt Schauspieler Bill Cosby, nach dem die Sendung auch benannt ist. (Heute ist Cosby weltweit und zurecht in Ungnade gefallen, weil er wegen dreifachen sexuellen Missbrauchs zu mehreren Jahren Haft verurteilt wird. Aber das ist eine andere, unschöne Geschichte.)
Wer ist Alicia Cook?
Diese kleine Alicia Cook, die da einen Gast der Übernachtungsparty der kleinsten Huxtable-Tochter Rudy spielt, lernen wir Jahrzehnte später unter einem anderen Namen kennen: Alicia Keys. Mit dem Auftritt in der Show feiert sie sozusagen ihren Einstand im Showgeschäft. Hier könnt ihr euch den Ausschnitt mit ihr angucken:
In einem späteren Interview mit der Teleschau erzählt Keys: „Ich erinnere mich vor allem daran, dass es ein wahnsinnig langer Tag war. Bis das alles abgedreht war, war es später Abend – und ich und die anderen Kinder waren so müde, dass wir irgendwann einfach auf dem Sofa eingeschlafen sind. Aber ich erinnere mich auch daran, dass es extrem witzig war. Bill Cosby war super. Und hey, immerhin habe ich beim Reite-Spiel auf seinem Knie gewonnen.“
Nur der Anfang
Gewinnen wird Keys nachher noch so einiges, nämlich mehr als 150 Auszeichnungen und 14 Platinschallplatten (allein in den USA). Mit Alben wie Songs In A Minor (2001), The Diary Of Alicia Keys (2003), As I Am (2007) und The Element Of Freedom (2009) räumt sie in den 2000er Jahren wirklich alles ab. Wer hätte 1985 gedacht, dass aus der kleinen Alicia Cook einer der größten Popstars des 21. Jahrhunderts wird?
Zeitsprung: Am 7.9.1984 sind die Jacksons auf Tour und Janet brennt durch.
Popkultur
Zeitsprung: Am 27.3.1970 veröffentlicht Alice Cooper „Easy Action“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.3.1970.
von Bolle Selke und Christof Leim
Die Rock’n’Roll-Welt steht nicht gerade in Flammen für die Alice Cooper Band, als sie am 27. März 1970 ihr zweites Album Easy Action veröffentlicht. Das könnte nicht zuletzt an der lustlosen Produktion liegen. Trotzdem bietet sich hier ein perfektes Zeitdokument einer sich entwickelnden Band, das man fast als Vorproduktion für den Meilenstein Love It To Death im folgenden Jahr ansehen könnte.
Hier könnt ihr euch Easy Action anhören:
Geneigte Fans und Hardrock-Aficionados wissen vermutlich, dass Alice Cooper für eine Band steht, die sich 1975 auflösen wird. Erst danach adaptiert deren Sänger Vincent Furnier den Namen und wird so zu einem hochgeschätzten Heavy-Metal-Entertainer und Gottvater des Shock Rock.
Psychedelische Scheißmusik
1970 allerdings stehen solche Superlative noch in weiter Ferne. Die Truppe schraubt an ihrem zweiten Album, das ebenso wie der Vorgänger Pretties For You bei Frank Zappas Plattenfirma Straight erscheinen soll. An den Reglern sitzt David Briggs, der heutzutage vor allem bekannt dafür ist, mehr als ein Dutzend Neil-Young-Alben produziert zu haben. Schlagzeuger Neal Smith sagt später über Briggs: „David hasste unsere Musik und uns. Ich erinnere mich, dass unsere Song für ihn ‚psychedelischer Scheiß‘ waren. Wenn man mich fragt, klang Easy Action zu trocken, eher wie eine TV- oder Radiowerbung. Er half in keiner Weise beim Arrangement der Lieder oder lieferte irgendwelchen positiven Input.“ Und so wird kein einziges der Stücke von Easy Action nach der Love It To Death-Tour jemals wieder live von Cooper aufgeführt.
Nichtsdestotrotz bezeichnen manche gerade diese Scheibe als das „große unentdeckte“ Cooper-Album. Während Pretties for You eine schwierige Platte ist und Love It to Death ein Klassiker, könnte man Easy Action als das perfekte Bild einer sich entwickelnden Band ansehen. Beim ersten Stück Mr. And Misdemeanor lässt sich zum Beispiel miterleben, wie Sänger Furnier seinen bösartig klingenden Gesangsstil definiert. Alice Cooper steht später für drei Minuten lange Hits mit eingängigen Melodien und negativen Themen, welche dann gegen Ende der Alben durch längere Stücke ergänzt werden. So gesehen liefern die Rocker mit Easy Action also fast eine Vorproduktion für Love It to Death, obwohl die Band auf ersterem mehr Erfindergeist zeigt.
Unisex, roh und gewalttätig
Hinter dem Albumtitel steckt eine Zeile aus einem Lieblingsfilm von Furnier und Bassist Dennis Dunaway, dem Musical West Side Story mit der Musik von Leonard Bernstein. Zitate daraus wie „got a rocket in your pocket“ und „when you’re a Jet, you’re a Jet all the way“ werden auch bei dem Song Still No Air verwendet. Das Motiv der halbstarken Gang aus West Side Story wird auch an anderen Stellen von Alice Copper aufgegriffen. Auf dem Cover wendet sich die Band von der Kamera ab, deren unbedeckte Rücken sind nur durch ihr langes Haar bedeckt. Eine Radiowerbung von 1970 pries die Band dann auch als „unisex, roh, miteinander und gewalttätig – genau wie ihr, amerikanische Mitbürger“.
Als ob die Band den fehlenden kommerziellen Erfolg von Easy Action geahnt hätte, beginnt der letzte Song, das psychedelisch abgedrehte Lay Down And Die, Goodbye, mit den Worten des Komikers Tom Smothers: „Ihr seid der einzige Zensor. Wenn euch das, was ich sage, nicht gefällt, habt ihr die Wahl: Ihr könnt mich ausschalten.“
Die Kritiker zerreißen das Album hauptsächlich. Robert Christgau bezeichnet es im Magazin The Village Voice als „unmelodisches Singen, unmelodisches Musizieren, unmelodische Melodien und pseudomusikalischen Beton“. Erst bei Love It To Death entdeckt die Band mithilfe von Produzent Bob Ezrin den Sound für den Alice Cooper heutzutage geliebt wird…
Zeitsprung: Am 5.6.1977 gibt es einen Todesfall bei Alice Cooper – wegen einer Ratte.
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