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Popkultur

Zeitsprung: Am 22.7.1995 geschieht ein Mord. Sind Slayer schuld?

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"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 22.7.1995.

von Tom Küppers und Christof Leim 

Schrecklich: Am 22. Juli 1995 muss Elyse Pahler ihr Leben lassen. Die drei Täter haben sie vergewaltigt, ermordet und sich nach ihrer abscheulichen Tat noch mehrfach an der Leiche vergangen. Das Mädchen wurde nur 15 Jahr alt. Bei den ebenfalls noch minderjährigen Tätern Jacob Delashmutt, Joseph Fiorella und Royce Casey handelt es sich um Bekannte des Opfers. Gefunden wird der Leichnam allerdings erst acht Monate später, nachdem Casey im Zuge seiner Bekehrung zum christlichen Glauben eine Beichte ablegt. Alle drei der jungen Männer werden zu sehr langen Haftstrafen verurteilt. Welche Rolle sollen Slayer dabei spielen? Lest weiter.

Hier hört ihr Thrash Metal von Slayer:

Was dieses fürchterliche Ereignis mit dem Thema Musik zu tun hat, wird klar, als die Angeklagten in der Verhandlung zu ihrem Motiv befragt werden: Sie wollten „dem Teufel ein Opfer bringen“, um ihrer eigenen Metal-Band den Erfolg zu sichern. Die Eltern, Lisanne und David Pahler, suchen (verständlicherweise) nach weiteren Antworten und verklagen 1996 die US-Thrasher Slayer. Die Begründung: In den Songs Postmortem und Dead Skin Mask würden genaue Instruktionen gegeben, wie man ihre Tochter misshandeln und töten solle. (In Wahrheit thematisiert der bekennende Christ Tom Araya seinem Text zu Dead Skin Mask die Verbrechen des Serienmörders Ed Gein.)

Suche nach der Ursache

Dieser Fall wird 2000 nach dem Ende des Strafprozesses gegen die drei Täter verhandelt. Die Pahlers klagen auf Schadensersatz und verlangen, dass die Musik der Band Einschränkungen in der Werbung unterliegt. Der Richter urteilt im Sinne der Rede- und Kunstfreiheit und stellt fest, dass es keinerlei rechtliche Position gibt, nach der man die Band für den Tod von Elyse Pahler verantwortlich machen könne. Er fügt hinzu: „Wo zieht man die Grenze? Dann müsste man damit anfangen, jedes Buch in der Bibliothek durchzuschauen.“

Die Eltern ziehen ein weiteres Mal vor Gericht, diesmal weil die Band „wissentlich schädliches Material an Jugendliche verbreitet“ habe. Die Anklage wird erneut abgewiesen. Der zuständige Richter gibt zu Protokoll: „Ich betrachte die Musik von Slayer weder als obszön, noch als unanständig oder schädlich für Minderjährige.“ Einer der drei Täter, Jacob Delashmutt, erklärt später in einem Interview gegenüber der Washington Post: „Die Musik ist destruktiv, aber deswegen wurde Elyse nicht ermordet.“

Rockmusik & Kunstfreiheit

Der Prozess um den grausamen Tod von Elyse Pahler sollte nicht der erste oder letzte Fall sein, in dem Rockmusikern Verantwortung oder gar Schuld für schlimme Verbrechen vorgeworfen werden. Schon 1984 und 1986 wird Ozzy Osbourne angeklagt, weil sein Song Suicide Solution (über Alkoholsucht) für zwei Selbsttötungen verantwortlich sein soll. Ein Schuld des Sängers kann nicht festgestellt werden, insbesondere weil künstlerische Äußerungen weitestgehend durch die Meinungsfreiheit gedeckt sind. 1990 stehen Judas Priest in Nevada vor Gericht, weil versteckte Botschaften in ihrem Song Better By You, Better Than Me zwei Teenager zum Suizid angestachelt haben sollen. Hier liegt der Knackpunkt darin, dass versteckte Botschaften, wenn es sie denn gibt, nicht der Meinungsfreiheit unterliegen. Der Prozess wird trotzdem eingestellt.

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Zeitsprung: Am 16.7.1990 stehen Judas Priest wegen versteckter Botschaften vor Gericht.

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