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Rock-Feeling mit Zuckerguss: 30 Jahre Into the Fire von Bryan Adams

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Tja, da soll noch einer sagen, nach dem großen Durchbruch wird alles einfacher. Die Welttournee ist ausverkauft und jeder will die romantisch-tragische Jugend-Glorie über den Sommer deines Lebens, damals in ’69 hören. Keine Frage, schönes Gefühl sowas. Einziger Haken: Deine Fans sind gespannt wie die Flitzebögen und die Kritiker wetzen schon mal ihre Stifte, während sie mit den höchsten aller Erwartungen vor dem Plattenspieler sitzen. Bereit, alles in der Luft zu zerreißen, was die dünne Nadel aus den Rillen der neuen Vinyl Platte kratzen würde.

So oder so ähnlich könnte sich Bryan Adams gefühlt haben, als vor 30 Jahren das Nachfolgealbum seines bahnbrechenden Reckless in die Plattenregale gestellt wurde. 30 Jahre, eh? Heiliges Ahornblatt, höchste Eisenbahn für eine uDiscover Wiederentdeckung von Into the Fire!


Auch wenn Kanadier gemeinhin eher als freundliches und hilfsbereites Völkchen gelten, fiel das erste Urteil doch ein wenig unglimpflich aus. Die mitreißenden Hooks seien ausgeblieben, jeder Song sei ein bisschen schwach auf der Brust und alles in allem klinge die Nummer doch tendenziell wie eine Mischung aus Springsteen und Mellencamp Vorlagen, über die der liebe Bryan eine ordentliche Ladung Ahornsirup gekippt hat. Landete Bryan Adams mit seinem Vorgängeralbum also doch nur einen Glückstreffer und entlarvt sich nun als überbewerteter Rocker, der allenfalls für ein paar schmalzige und inhaltsleere Soundtracks zu haben ist? Knöpfen wir uns die Platte doch mal so vorurteilsfrei wie möglich vor, schnappen uns ein Bier (je nach Tageszeit ist auch ein Kaffee von Tim Hortons okay) und drehen den Knopf mit der Aufschrift „Volume“ nach ganz rechts. Was hören wir dann?


Im Zweifelsfall erstmal das Klopfen der Nachbarn mit dem freundlichen Hinweis, es würden noch andere Menschen im Hause wohnen. Aber sieht man im Rock’n’Roll-Rausch bis zum Eintreffen der Polizei in aller Höflichkeit mal darüber hinweg, hören wir genau das, was wir wollten: Den typischen Bryan Adams Sound! Heat of the Night heißt uns mit straighten Drums im protzig hallendem 80’s Style willkommen, wie es U2 und Simple Minds nicht besser machen könnten. Gefolgt werden die slammenden Drums von Adams’ Trademark Gitarrensound, der uns doch direkt an diesen romantischen Spätsommer erinnert, als wir mit der ersten Liebe und klopfendem Herzen an den See gefahren sind, um am Lagerfeuer Gitarre zu spielen. Ach ja, die Jungend. Und dann diese verlockend weich angerauchte Stimme, die noch Generationen später als Sure Thing gilt, um Frauenherzen zum Schmelzen zu bringen. An sich ja schon mal ein guter Einstieg in das neue Adams Kapitel, wären da nur nicht diese hohen Erwartungen. Denn zugegeben, der Song wirkt schon ein bisschen wie von der B-Seite der Reckless Sessions, der in Sachen „uns die Socken von den Füßen hauen“ nicht ganz so weit oben abschneidet. Aber wir wollten ja unvoreingenommen bleiben. Also, weiter in der Tracklist!


Der nächste Titel, der aufhorchen lässt, ist wahrscheinlich Victim of Love. Ja ja, der Name klingt jetzt nicht grade nach Badass Rock, Bier und durchzechten Nächten, aber in der Hinsicht sollte man sich eh nicht an Bryan Adams wenden. Oder an Nickelback. Aber das ist jetzt eine ganz andere Geschichte… Anyways, schmalziger Titel hin oder her, dahinter verbirgt sich eine Ballade, die schon gut in der oberen Liga mitspielen kann. Power und Einfühlungsvermögen zu kombinieren ist eben eine Stärke unseres Lieblings-Kanadiers, die er hier voll ausspielt.


Als nächstes holt uns Another Day wieder aus dem seligen Honeymoon-Feel zurück und lädt doch gleich ein bisschen zum Tanzen ein. Lockerer uptempo Beat, bluesige Keys und relaxte Gitarren die sich nach und nach in eine rasante Rock-Nummer steigern. Das müssen selbst die Skeptiker zugeben: Die Nummer macht tatsächlich eine Menge Spaß! Besonders, wenn sich die Band zum Ende hin treiben lässt, fast außer Kontrolle gerät und Adams seine Jungs kurz vor knapp wieder auf den Punkt zusammenbringt.

Bryan-Adams-Get-Up-2015


Bemerkenswert ist Native Son, ein Song, der all das Nachsagen von Inhaltslosigkeit genau dahin laufen lässt: In die Inhaltsleere. Denn die Geschichte über die verdrängten Einheimischen auf dem Nordamerikanischen Kontinent ist doch zu gewichtig um sie als simplen, redundanten Soundtrack-Rock abzuwinken. Auch wenn das hier eher ein Versuch als ein Erfolg war, eine Hymne in die Charts zu führen. Der Song hat Gewicht und Aussage. Und fette Drums. Damit wäre ja schon mal das wichtigste abgedeckt.


All die großen Erwartungshaltungen mal beiseite genommen, könnte man meinen, dass Fans und Kritiker doch ein bisschen hart mit Into the Fire ins Gericht gegangen sind. Um es an dieser Stelle nochmal klarzustellen: Das Album war weit davon entfernt, ein Flop zu sein. Es verkaufte sich allein in den Vereinigten Staaten schließlich einige Millionen Mal. Aber eingeklemmt zwischen den beiden Leuchttürmen Reckless und Waking up the Neighbours wirkt die Platte rückblickend eben nicht ganz so beeindruckend. Wie dem auch sei, sie hält, was sie verspricht: Eng geflochtener Rock’n’Roll mit der richtigen Portion Zuckerglasur. Und das – so zeigt uns auch dieses Album – kann Bryan Adams eben richtig gut!

Bryan-Adams-4-2010

Hier ist das Album als CD oder Vinyl erhältlich:


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„Atomic City“: Neuer U2-Song feiert die Post-Punk-Jahre

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Foto: Jason Kempin/Getty Images

Und plötzlich ist ein brandneuer Song von U2 gelandet: Auf Atomic City schwelgen die Iren im Sound früherer Jahre und läuten zugleich eine furiose neue Ära ein. Hier bei uns gibt es Song samt Video!

U2 fahren die Motoren langsam hoch. Kürzlich erst gaben sie einen Überraschungsauftritt mitten auf dem Strip in Las Vegas, um ihre furiose Residence im Sphere zu bewerben. Die startet am heutigen Freitag und verspricht ein revolutionäres Konzerterlebnis: 160.000 Lautsprecher und 260 Millionen Videopixel läuten dieses Wochenende eine neue Ära in Sachen Livemusik ein.

Hommage an Las Vegas

Passend dazu erscheint heute die brandneue Single Atomic City. Produziert wurde der Song von Jacknife Lee und Steve Lillywhite und ist als Hommage an Las Vegas zu verstehen – die Stadt wurde in den fünfziger Jahren als Atomic City bezeichnet. Musikalisch ist der Song ein Kniefall vor dem magnetischen Geist des Post-Punk der Siebziger und Bands wie Blondie oder The Clash, die U2 beide stark beeinflussten. Hier gibt es die starke Nummer zu hören:

Aufgenommen wurde die Single in Los Angeles und erscheint passend vor den anstehenden Terminen der Band im Sphere in Las Vegas, wo sie ihr bahnbrechendes Album Achtung Baby aus dem Jahr 1991 zelebrieren. Der Frontmann Bono selbst sagt über die Single: „Es ist ein Liebeslied an unser Publikum: Where you are is where I’ll be.“ Das dazugehörige Musikvideo wurde unter der Regie von Ben Kutchins gedreht und zeigt U2s nächtlichen Überraschungsauftritt des Songs in Downtown Las Vegas letzter Woche. Da hat sich mal jemand mit Schnitt und Post-Production beeilt.

Jetzt können wir nur noch warten und morgen schon die Bilder dieser grandiosen neuen Show mit Ersatzschlagzeuger Bram van den Berg bestaunen. Oder doch vielleicht eher gleich Flüge buchen?


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U2: Alle Alben im Ranking

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Westernhagen: „MTV Unplugged“ erscheint wieder auf Vinyl!

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Foto: Stefan Hoederath/Getty Images

Zum ersten Mal seit der Originalveröffentlichung im Jahr 2016 erscheint das vielgelobte MTV Unplugged-Album von Marius Müller-Westernhagen auf Vinyl. Limitiert auf 2.000 Exemplare, vier transparent-weiße Platten: Diese Sonderedition ist eine echte Schönheit. Und der Anlass ist ein ganz besonderer.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch MTV Unplugged von Westernhagen anhören:

Die Ehre, ein MTV Unplugged-Konzert geben zu dürfen, wird nicht jedem zuteil. Seit 2016 gehört auch Marius Müller-Westernhagen zum elitären Kreis all jener, die ihre Songs für den Musiksender auf ihr Nötigstes herunterbrechen und zum Besten geben durften. Für ruhige Lieder hatte der Düsseldorfer Musiker schon immer ein Faible, doch funktionieren auch rockige Klassiker wie Sexy oder Mit 18 in abgespeckter Variante? Absolut, wie die MTV Unplugged-Versionen der Hits beweisen. Stücke wie Wieder hier, Freiheit, Weil ich dich liebe und Johnny W. eignen sich ohnehin perfekt für die ruhigeren Konzertmomente.

Westernhagen: MTV Unplugged noch einmal auf Vinyl

Sieben Jahre nach der Originalveröffentlichung erscheint das MTV Unplugged-Konzert von Marius Müller-Westernhagen nun noch einmal in einer besonders schönen Vinylversion. Vier transparent-weiße Platten umfasst die Sonderedition, die auf 2.000 Einheiten limitiert ist. Darauf kommen die ruhigen und schnellen, die neuen und alten Songs des „Armani-Rockers“ bestens zur Geltung und feiern Westernhagens herausragende Songwriting-Künste. Es gibt aber auch noch etwas anderes zu feiern — und genau aus diesem Anlass erscheint auch die Nachpressung.


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MTV Unplugged
Limited White Transparent 4LP

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Happy Birthday, Westernhagen!

Am 6. Dezember wird Marius Müller-Westernhagen 75 Jahre alt. Auf die Neuauflage seines MTV Unplugged-Auftritts können wir sogar schon ein bisschen früher anstoßen, und zwar am 10. November. Es ist nur der Anfang mehrteiliger Feierlichkeiten. So kommt am 1. Dezember 2023 das Box-Set Westernhagen 75 raus, das die besten Westernhagen-Songs von 1974 bis 2023 auf acht LPs enthält. Und nächstes Jahr geht die deutsche Rock-Ikone wieder auf Tour. Sein erstes Konzert gibt Westernhagen am 10. Mai 2024 in der Westfalenhalle in Dortmund — dann aber „geil und laut“ und nicht unplugged.

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Marius Müller-Westernhagen: Ein Porträt

 

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In Flames: 6 Neuauflagen der Melodic-Death-Titanen auf Coloured Vinyl

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In Flames
Foto: Mariano Regidor/Redferns/Getty Images

In Flames erfreuen sich derzeit bekanntlich an ihrem zweiten Frühling. Da passen die sechs schicken Vinyl-Neuauflagen in besonderen Farben, die es ab sofort bei uns zum Vorbestellen gibt. Erscheinen werden sie im November.

von Björn Springorum

Mit Foregone haben sich In Flames in diesem Jahr mehr als eindrucksvoll zurückgemeldet. Die Tour der Band war ein Triumph, die Festivalauftritte Abrisse wie vor 20 Jahren. Da passt natürlich eine große Neuauflagen-Offensive, die uns jetzt ganze sechs schmucke und limitierte Reissues in besonderen Farben beschert. Hier kann man sie alle vorbestellen, erscheinen werden sie dann im November:


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In Flames - Diverse Alben
In Flames
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Vom großen Durchbruch bis in die jüngere Vergangenheit

Da wäre zum Beispiel Sounds Of A Playground Fading (genau, die mit Where The Dead Ships Dwell), die in einem edlen Beige kommt, das perfekt zum Artwork passt. Reroute To Remain, der internationale Durchbruch von 2002, erscheint in sattem und knalligen Rot. Mit diesem Album nahm die Karriere von In Flames damals so richtig Fahrt auf – Songs wie Trigger oder Cloud Connected sei Dank.

Gleich zweimal gibt es das intensive und emotionale Come Clarity, mit dem In Flames 2006 zahlreiche Preise abräumen konnten: Einmal als Total clear und einmal in einem transparenten Violett. Auch A Sense Of Purpose von 2008 stellt Sammler vor eine schwere Wahl: Transparent lime green oder Transparent ocean blue steht hier zur Wahl – bei letzterer Neuauflage wird das Ganze dann noch um die EP The Mirror’s Truth ergänzt.

Alle Neuauflagen sind auf schweres 180-Gramm-Vinyl gepresst, kommen als Doppel-LP im Gatefold daher. Und verschönern jede In-Flames-Sammlung da draußen erheblich.

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Interview mit In Flames: „Sobald man ein paar Alben veröffentlicht hat, ist plötzlich alles voller Regeln“

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