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Popkultur

10 Dinge, die ‘Sgt. Pepper’ von den Beatles möglich gemacht haben

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Sgt. Pepper nimmt einen ganz besonderen Platz im Katalog der Beatles und im kollektiven Gedächtnis der Leute ein. Egal welche Musik Sie bevorzugen, niemand kann den gewaltigen Einfluss dieses Albums auf die Musik und Kultur im Allgemeinen bestreiten. Im Grunde kann man die Geschichte sogar in ein Zeitalter vor und nach Pepper unterteilen.

Für die, die die erste Veröffentlichung von Sgt. Pepper nicht live miterlebt haben, ist das Album nur Altvertrautes. Was einmal als extrem experimentell und bahnbrechend galt, wird jetzt als “Classic Rock” bezeichnet. Aber dank Sgt. Pepper wurde Rockmusik zu einer respektierten Kunstform und die Nachwirkungen sind in den folgenden Jahrzehnten deutlich zu sehen. Sgt. Pepper wäre in keinem anderen Jahr als 1967 möglich gewesen. Um das zu verstehen, muss man die wichtige, symbiotische Beziehung zwischen Kultur und Musik erkennen. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums seit Erscheinen von Sgt. Pepper wollen wir Ihnen hier einige der Umstände näherbringen, die zum gefeiertsten Werk der Beatles führten.


Hört euch hier das The Beatles Album Sgt. Pepper’s Lonley Hearts Club Band an und lest weiter:


1. Die Gegenkultur der 60er Jahre

 

Der Geist der Gegenkultur war schon lange vor Sgt. Pepper spürbar. Bob Dylan hatte sein beeindruckendes Doppelalbum Blonde On Blonde bereits veröffentlicht und Brian Wilson arbeitete gemeinsam mit den Beach Boys an Pet Sounds. Es schien, als würden die Künstler aus allen Rohren feuern und die Geschwindigkeit, mit der innerhalb dieses einen Jahres Platten auf den Markt kamen, war atemberaubend. Sowohl in den USA als auch Großbritannien war unter den Künstlern ein kreativer Austausch zu beobachten – sie inspirierten sich gegenseitig und erschufen so ständig etwas Neues.

Laut John Lennon haben die Beatles die Gegenkultur nicht begründet, aber sie waren natürlich ihr sichtbarstes Symbol. “So heißt es ja z. B., wir hätten die Haarmode geprägt. Aber auch wir hatten unsere Einflüsse … nämlich alles, was gerade so passierte”, erklärte Lennon. “Wir waren ein Teil der 60er und die sind halt einfach passiert. Uns fiel nunmal die Rolle zu, dieser allgemeinen Atmosphäre ein Gesicht zu geben.” Sgt. Pepper verkörperte zwar nicht die Anti-Establishment Stimmung der Kultur der 60er, prägte aber definitiv ihre Offenheit in Bezug auf die Musik, die Optik und die bildhaften Texte. Vom Vaudeville-inspirierten Being For The Benefit Of Mr Kite! bis zu dem gesprochenen Text auf Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band und einem kompletten Orchester auf ‘A Day In The Life’ verwischten sie die Grenzen zwischen Avantgarde-Kunst und Popmusik.

 


2. Psychedelische Bandnamen aus Kalifornien

Paul McCartney war fasziniert von der Szene der amerikanischen Westküste, insbesondere von San Francisco, und ihm war aufgefallen, dass die Bandnamen in letzter Zeit zunehmend länger und origineller wurden. Man hieß nicht mehr The Beatles, The Byrds oder The Kinks, sondern Lothar And The Hand People, Big Brother And The Holding Company oder, wie Lennon vorschlug, “Fred And His Incredible Shrinking Grateful Airplanes”. Und als die Band sich immer mehr lustige, neue Namen einfallen ließ, entstand auch die Idee, sich von “The Beatles” zu verabschieden und sich eine neue Identität zu kreieren.


3. Alter EgosBeatles---UMg-News---Sgt-Pepper---s-Lonely-Heart-Club-Band

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Popularität der Beatles noch nie dagewesene Ausmaße angenommen und die Beatlemania erstickte die eigentliche Musik. Die Band wollte sich weiterentwickeln – über ihr Pilzkopfimage hinaus – und so begannen sie, mit Alter Egos zu experimentieren. McCartney erinnerte sich später: “Ich fand, es wäre schön, wenn wir unsere Identität abstreifen und uns als eine neue Fantasieband ausgeben könnten”. Und so entstand Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Die Vorstellung einer nicht festgelegten Identität gefiel den jungen Leuten der Gegenkultur; wenn ihre Herkunft nicht mehr ihre ganze Zukunft bestimmen würde und man sich neu erfinden könnte.


4. Pet Sounds von den Beach Boys

 

George Martin und Paul McCartney sind bekanntermaßen beide große Fans von Pet Sounds und sprechen auch in Interviews darüber, welchen Einfluss das Album auf Sgt. Pepper hatte. Martin sagte, wenn Brian Wilson und die Beach Boys dieses legendäre Album nicht herausgebracht hätten, “hätte es Sgt. Pepper nie gegeben”. Und McCartney erinnerte sich: “Die Musik war so unglaublich innovativ! Das war für mich wirklich überwältigend und mir war eigentlich klar, dass das das beste Album aller Zeiten war. Was sollten wir da noch erreichen?” So lief Pet Sounds eigentlich ununterbrochen, als die Beatles mit Sgt. Pepper im Studio waren. Andererseits wäre auch Pet Sounds ohne den Einfluss des Beatles-Albums Rubber Soul so nicht möglich gewesen. Und so schließt sich der Kreis.


5. Freak Out! von Frank Zappa And The Mothers of InventionFrank-Zappa---UMG-News

Dem Popappeal der Platte merkt man deutlich den Einfluss von Brian Wilson an, aber Frank Zappa inspirierte die Beatles zu mehr Experimentierfreude. 1966 erschien mit Freak Out! das Debütalbum von Frank Zappa And The Mothers of Invention und es war absolut außergewöhnlich und unvergleichlich. Mit neoklassischer Orchestrierung, Improjazz und politischen Statements der Gegenkultur vollzog sich hier die Entwicklung des Longplayers zu einem Konzeptmedium. Pet Sounds und Freak Out! Hatten gezeigt, dass Rockmusik nicht nur die Spielwiese eines Musikproduzenten sein konnte, sondern auch eine Art Performance Kunst. Wenn man Freak Out! als Manifest der Freakkultur von Los Angeles sieht, dann stellt sich der vornehme Sgt. Pepper hinter die Hippie-Subkultur San Franciscos.


6. Keine Tourneen mehr

 

Noch vor ihrer Entscheidung, sich ein Alter Ego zuzulegen, hatten die Beatles bereits beschlossen, dass sie nicht mehr auf Tour gehen würden. Mal davon abgesehen, dass es einfach anstrengend war, war es für die Band mit der Zeit tatsächlich gefährlich geworden – zum einen wegen der Fans, die sich nicht im Griff hatten, zum anderen aber auch wegen einiger nicht ganz so begeisterter Besucher, die sich an John Lennons als blasphemisch aufgefassten Bemerkungen über die christliche Religion störten. Abgesehen von ihrem legendären Auftritt auf dem Dach des Apple-Gebäudes im Jahr 1969, war ihr Konzert in Candlestick Park in San Francisco am 29. August 1966 das letzte ihrer Karriere.


 


Danach fand jeder der vier Musiker seine eigene Rückzugsmöglichkeit und als sie im November 1966 wieder zusammenkamen, machten sie den Schritt von einer aktiven Band zu einem Konzept, einer “Idee”. Bei den Songs, wo Gesang und Instrumente nicht demokratisch aufgeteilt werden mussten, konnte die Band sich frei, entsprechend ihrer Stärken, entfalten und so lange spielen, bis das Ergebnis an Perfektion grenzte. In dem Buch Anthology fasste Ringo die Überlegungen der Band folgendermaßen zusammen: “Nachdem klar war, dass wir nicht mehr auf Tour gehen würden, war uns eigentlich alles egal. Und wie man auf Revolver und Rubber Soul hören kann, hatten wir im Studio eine Menge Spaß. Wir wurden nicht mehr aus dem Studio gezerrt, um auf Tour zu gehen, sondern konnten wirklich Zeit dort verbringen und uns entspannen.”


7. Studioexperimente und George Martingeorge-martin2-6-2001

Mit ihren Studiosessions in der Abbey Road ließ die Band die Beatlemania endgültig hinter sich und öffnete ein neues Kapitel: Die sogenannten “Studio Years”. Jahrelang war Rock- und Popmusik vor allem so geschrieben worden, dass man sie gut live spielen konnte. Und auch bei der Studioarbeit ging es oft darum, eine Liveperformance auf Band festzuhalten. Aber Martin und die Jungs wollten dieses Konzept auf den Kopf stellen. George Martin dazu: “Wir nahmen Sachen auf, die wirklich nur im Studio passieren konnten.” Er war mehr als nur ein Produzent. Für die Beatles war er der Architekt ihres Sounds und brachte sie mit den avantgardistischeren Klängen und Ideen in Berührung, die ihren Horizont dermaßen erweiterten.


8. Die Grenzen der technischen Möglichkeiten

 

Es ist erstaunlich, was Martin und die Band mit der damaligen Studiotechnik erreicht haben – das ist einer der Umstände, die Sgt. Pepper so beeindruckend machen. Wie bei allen anderen großartigen Entwicklungen führten die Widrigkeiten zu genialen Lösungen. Mehrspuraufnahmeverfahren waren 1967 schon der Standard, aber 8-Spur-Tonbandgeräte hatten sich zwar in den USA schon durchgesetzt, waren aber bis Ende 1967 in Großbritannien nicht so leicht zu bekommen. Viele der psychedelischen Soundeffekte auf dem Album entstanden durch kreatives Zusammenkleben und indem an fast jedem Gegenstand im Raum Mikrophone angebracht wurden. Auch Kopfhörer wurden zu Mikrophonen umfunktioniert und das war noch nicht das Ende ihres Einfallsreichtums.


9. Östliche Mystik

 

Genau wie der Rest der westlichen Welt hatten auch die Beatles die Musiktradition, Spiritualität und Kultur Indiens entdeckt und waren vollkommen fasziniert. Seit Norwegian Wood auf Rubber Soul war dieser Einfluss zu spüren gewesen und insbesondere auf Revolver, dank George Harrisons Song Love You To. Für Harrison wurde aus dem Interesse an indischer Musik eine Leidenschaft, die ihn sein ganzes Leben begleiten sollte. Bevor die Band für Sgt. Pepper ins Studio ging, flog Harrison nach Bombay und nahm bei Ravi Shankar Sitarunterricht. Das Ergebnis hört man auf dem östlich-angehauchten ‘Within You Without You’ und den atmosphärischen Hintergrundklängen von Lucy In The Sky With Diamonds.


10. Branchentrends ignorierenThe-Beatles-umg-News---Love

1966 hatten die Beatles schon eine beachtliche Reihe von Hits vorzuweisen, so waren z. B. vom Album Revolver bis 31. Dezember 1966 allein in den USA 1.187.869 Exemplare verkauft worden. Dank dieses Erfolges waren sie in der Lage, beim Songwriting und Instrumentierung ein wenig abenteuerlustiger zu sein. Mit jedem Album hatten sie die allgemein akzeptierte Definition von “Rockmusik” erweitert und da ihre Fans in allen möglichen Genre beheimatet waren, konnten sie mit Stilen und Instrumenten experimentieren und trotzdem den Mainstream ansprechen. Sie mussten sich nicht an kurzlebigen Trends orientieren und tanzbare oder radiotaugliche Singles produzieren. Stattdessen hoben sie Rockmusik auf eine neue Ebene und bereiteten den Boden für den sich später entwickelnden Progressive Rock und Art Rock.

Die Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band Reissue erscheint am 26. Mai.


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Interview mit Mike Rutherford: „Die letzte Genesis-Show war bizarr“

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Mike Rutherford
Foto: Elena Di Vincenzo/Archivio Elena di Vincenzo/Mondadori Portfolio via Getty Images

Kaum hat er die eine Band zu Grabe getragen, führt er die nächste spazieren: Im Interview vor der anstehenden Deutschlandtour von Mike And The Mechanics spricht Mike Rutherford über das Touren, seine zweite Heimat Kapstadt und die allerletzte Show von Genesis.

von Björn Springorum

Ab dem 31. Mai 2023 gastiert Mike Rutherford mit seinen Mechanics in Deutschland. Für die Konzerte verspricht er alle Hits von Mike And The Mechanics und einen „Tropfen“ Genesis. Sechs Auftritte sind in Deutschland geplant – natürlich auch in seiner deutschen Lieblingsstadt Berlin.

„Ich wollte das Gefühl eines Neuanfangs, ohne das Alte aufgeben zu müssen.“

Mike, du hast Mike And The Mechanics 1984 gegründet, als Genesis eine Pause einlegten. Die Jahre davor waren ja ein einziger Wirbelwind, wäre da nicht ein längerer Urlaub auch eine gute Idee gewesen?

Aus heutiger Sicht ist das eine wirklich gute Frage. Ja, ich glaube, das wäre eine wirklich gute Option gewesen. (lacht) Genesis sind aber eben anders als andere Bands. Früher oder später starten andere Musiker ihre Soloprojekte und distanzieren sich von ihrer Hauptband. Bei uns war das anders. Wir liebten es, zusammen zu spielen. Unser Geheimnis war wohl immer die Vielfalt: Wir hatten Genesis, und wenn es bei Genesis mal etwas ruhiger wurde, hatten wir alle unsere anderen Spielplätze, auf denen wir uns eine Weile verlustieren konnten. Irgendwann kamen wir wieder mit frischen Ideen zu Genesis zurück und freuten uns darauf, weiterzumachen. Das sorgte dafür, dass wir uns und unsere Band noch mehr zu schätzen wussten.

Du hast ja schon vor Mike And The Mechanics Soloplatten veröffentlicht. Wieso brauchtest du eigentlich noch eine weitere Band?

Es ging mir nicht zwangsläufig darum, etwas ganz anderes zu machen. Es ging mir auch nicht darum, Dinge zu verwirklichen, die vielleicht keinen Platz bei Genesis gefunden hätten; es ging mir einfach darum, auch mit anderen Menschen Musik zu machen. Ich wollte das Gefühl eines Neuanfangs ohne das Alte aufgeben zu müssen. Klingt verwöhnt, ich weiß.

„Ich glaube weiterhin an das Albumformat.“

Die letzte Mechanics-Platte Out Of The Blue ist über vier Jahre alt. Ist das was Neues in Planung? Oder glaubst du etwa nicht mehr an das Albumformat?

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mehr so genau, was ich von all diesen Entwicklungen halten soll. Ich glaube aber weiterhin an das Albumformat und halte nichts davon, einfach nur einzelne Songs zu veröffentlichen. Aber ich bin eben ein Dinosaurier, ich komme aus einer Zeit, in der das Albumformat große Relevanz hatte, in der man sich eine absurd lange Zeit mit der richtigen Reihenfolge der einzelnen Songs befasste. Das kriegt man nicht mehr raus aus mir. Auf einem Album zählt jeder Song, alles muss an seinem Platz sein. Das gefällt mir. Die letzte Platte ist wirklich schon eine Weile her, aber es war ja erst Corona und dann die Genesis-Tour. Wird wohl mal wieder Zeit, was?

Wie funktionieren Mike And The Mechanics? Wie planst du neue Platten oder Tourneen?

Früher haben Genesis natürlich in gewisser Weise das Tempo von Mike And The Mechanics vorgegeben. Seither haben wir natürlich mehr Freiheiten und können agieren, wie wir es möchten. Natürlich gibt es uns auch schon seit 1984, also bald 40 Jahre, und es gab auch in unserer Karriere große Einschnitte: Der Tod von Paul Young oder der Ausstieg von Paul Carrack etwa. Doch Mike And The Mechanics blieben davon unberührt immer Mike And The Mechanics. Wenn ich etwas schreibe, das nach dieser Band klingt, dann kommt auch der Name dieser Band darauf. So einfach ist das.

Du bist gerade auf deiner ersten Mechanics-Tour seit 2019. Seither hat sich die Welt des Tourens radikal verändert. Wie ist es, wieder unterwegs zu sein?

Es ist schon richtig, seither ist eine Menge passiert. Nichts ist mehr so wie es war, habe ich manchmal den Eindruck. Natürlich freue ich mich unheimlich, wieder auf der Bühne zu stehen, aber ein wenig Unsicherheit bleibt nach all dem, was passiert ist, durchaus zurück. Zum Glück sind die Besucherzahlen soweit sehr in Ordnung. Das ist ja auch nicht mehr garantiert.

Auf der Tour spielst du neben Mechanics-Hits auch Genesis-Klassiker wie Jesus He Knows Me, Invisible Touch oder I Can’t Dance. Fühlt sich das auf der Bühne eigentlich unterschiedlich an?

Natürlich fühlen sich die Mechanics-Songs für uns als Band natürlicher an. Die Genesis-Stücke sind mir aber mindestens ebenso nah und teuer. Die beiden Welten klingen vielleicht ein wenig anders, aber ich spüre da keine großen Unterschiede.

„Wer das in unserem Alter noch macht, sollte es genießen.“

Wie ist das Touren mit Mike And The Mechanics im Vergleich zu Genesis?

Ich habe zwei Persönlichkeiten, wenn ich toure: Mit Genesis zu touren ist die wohl wundervollste Art und Weise, die Welt zu bereisen: Privatjet, Limousinen, die schönsten Hotels, das feinste Essen, reichlich Zeit zwischen den Auftritten. Bequemer und schöner geht es nicht. Bei den Mechanics geht es noch ein bisschen handfester zu: Kleinere Hallen, weniger Glamour. Beides macht Spaß, keine Frage, ist aber sehr unterschiedlich. Viele Menschen in meinem Alter beschweren sich über die langen Tourneen, aber zu denen sage ich dann nur: Dann hört doch einfach auf damit! Wer das in unserem Alter noch macht, sollte es genießen. Ich für meinen Teil liebe es. Ich liebe es, die Welt zu sehen, herumzureisen, all die verschiedenen Spezialitäten zu essen…


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Wenn du nicht tourst, so heißt es, teilst du deine Zeit auf England und Südafrika auf…

… das stimmt so nicht ganz. Ich lebe seit 43 Jahren in Loxwood im Süden Englands. Das ist mein Zuhause, meine Heimat. Ich habe zwar ein Haus in Kapstadt, in dem wir regelmäßig sind, aber ich würde Kapstadt nie als Zuhause bezeichnen. Eher als Möglichkeit, dem englischen Wetter zu entkommen, wenn ich es mal nicht mehr aushalte. Aber so oft passiert das nun auch nicht, ich bin schließlich Engländer. Ich war so viel unterwegs, da reicht es mir mittlerweile eigentlich, an einem Ort zu sein. Aber dann und wann ein wenig Urlaub kann ja auch nicht schaden.

Wie kam es zu diesem Haus in Kapstadt?

Meine Großmutter war aus den Niederlanden und hatte Kontakte nach Südafrika. Ich habe dort unten auch Verwandte, hatte sie aber nie besucht. Dann zeichneten wir mit den Mechanics eine Fernsehsendung in Kapstadt auf, das war irgendwann in den Achtzigern. Seither komme ich wieder und genieße es sehr: Keine Zeitverschiebung, das ganze Leben findet draußen statt, überall ist was los.

„Niemand dachte auch nur ansatzweise daran, dass man aus Musik eine Karriere machen konnte.“

Genesis gründeten sich vor 55 Jahren und spielten 2022 ihr letztes Konzert. Hättest du eine lebenslange Karriere wie diese damals überhaupt für möglich gehalten?

Ach was! Niemand dachte auch nur ansatzweise daran, dass man aus Musik eine Karriere machen konnte, noch dazu eine derart lange. Ich meine, die Beatles gab es gerade mal vier, fünf Jahre, als wir Genesis gründeten, und das war für die damalige Zeit schon eine Ewigkeit. (lacht) Wir dachten alle, das hört irgendwann einfach automatisch wieder auf. Hörte es aber nicht.

Gewisse Dinge hören aber eben doch auf: Genesis gibt es ganz offiziell nicht mehr. Wie war die letzte Show?

Nostalgisch natürlich. Zumindest ein wenig. Aber so ist das eben: Dinge enden. Und nach 53 Jahren kann man sich auch damit abfinden. Insbesondere als Band wie Genesis, die so viel getourt ist. Das Schönste war, als wir nach der Show mit Peter Gabriel und unserem alten Tourmanager Richard McPhail in der Garderobe waren. Die Show an sich war bizarr. Alles war okay, bis ich auf die Setlist blickte und sah, dass es nur noch vier Songs waren. Das schwarz auf weiß zu sehen, machte mich durchaus emotional.

Das Ende von Genesis ist aber eben nicht das Ende der Karriere von Mike Rutherford. Du bist 72 – was lässt dich weitermachen?

Der englische Arbeitsethos natürlich. Zudem habe ich einen Job, in dem man auch mal etwas kürzer treten kann, wenn man das denn will.

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Popkultur

Zeitsprung: Am 31.5.1948 kommt John Bonham von Led Zeppelin zur Welt.

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Header-Bild Credit: Dina Regine

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 31.5.1948.

von Christof Leim

Am 31. Mai würde John Bonham seinen Geburtstag feiern. Doch leider starb der legendäre und ungemein einflussreiche Schlagzeuger von Led Zeppelin 1980 mit nur 32 Jahren. Blicken wir zurück auf ein ziemlich lautes Werk voller Kraft, Finesse und Groove.

Hört hier in die besten Songs von Led Zeppelin rein:

 John „Bonzo“ Bonham gehört immer noch zu den ganz Großen: Dekaden nach seinem Tod steht der Drummer von Led Zeppelin regelmäßig an der Spitze diverser Ranglisten. So wählten die Leser des Rolling Stone den Briten gleich mehrfach zum „Besten Drummer aller Zeiten“. Als die Metal-Newsseite Blabbermouth 2008 fragte, welchen verstorbenen musikalischen Star die Fans gerne wieder zum Leben erwecken würden, nannten sie vor allem Bonham, noch vor Freddie Mercury und Elvis Presley. Bonham genießt weiterhin hohes Ansehen wegen seines besonderen Gespürs für den Groove eines Stückes, wegen seines eigenständigen Sounds, seiner Vielseitigkeit und nicht zuletzt wegen seiner Wucht und Geschwindigkeit, wenn es mal ordentlich zur Sache gehen musste.

Telegramm in die Kneipe

Das Gehämmer startet schon früh und ganz klassisch: Der am 31. Mai 1948 geborene John Henry Bonham setzt sich schon mit fünf Jahren vor Töpfe und Kaffeedosen, um seinen Vorbildern Gene Krupa und Buddy Rich nachzueifern. Als Zehnjähriger bekommt er von seiner Mutter eine Snare-Drum, mit 15 schenkt ihm sein Vater ein richtiges Drumkit. Unterricht nimmt John nie, doch er lernt von anderen Schlagzeugern aus seinem Heimatort Redditch in der Nähe von Birmingham. Mit 16 verlässt der Junge die Schule, der Schulleiter notiert: „Er wird entweder Müllmann oder Millionär.“ Von der Tischlerlehre bei seinem Vater hält er nichts, er schließt sich lieber seiner ersten semiprofessionellen Band an: Terry Webb & The Spiders. 1966 stößt er zu der Blues-Combo Crawling King Snakes. Ihr Sänger: Robert Plant. Die beiden starten die Band Of Joy, bis 1968 der erfolgreiche Sessiongitarrist Jimmy Page eine neue Gruppe gründet: Led Zeppelin. Er rekrutiert Plant, der wiederum schlägt seinen trommelnden Kumpel vor. Bonham lässt sich zunächst bitten, schließlich hat er auch Angebote von Joe Cocker und Chris Farlowe in der Tasche. Doch Page und Manager Peter Grant bleiben dran, sie schicken fast 50 Telegramme an Bonhams Stammkneipe. Es ist bezeichnend, dass man den Schlagzeuger anscheinend schon damals am ehesten dort antreffen konnte.

Damit sind Led Zeppelin geboren, eine der größten, wichtigsten, tollsten Bands in der Geschichte des Rock. Bassist John Paul Jones kommentiert später gegenüber dem Bonham-Biografen Chris Welch: „Schon als ich John Bonham das erste Mal spielen gehört habe, war mir klar, dass das großartig werden würde. Er wusste, was er tut, und er hatte einen verdammten Swing. Wir haben von Anfang an hervorragend zusammengepasst.“ 1969 erscheint das Debüt Led Zeppelin, der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. (Das Wichtigste zur Entstehung dieser ersten Platte könnt ihr hier nachlesen.).

Kunstvolles Geknüppel

Mit 21 Jahren gehört Bonzo zu einer der aufregendsten Bands der Welt.  An deren Erfolg trägt er einen großen Anteil, denn bei Led Zeppelin liefert das Schlagzeug nicht nur einen netten Beat aus dem Hintergrund, sondern treibt und formt die Songs. Das hört man natürlich insbesondere bei den lauten Stücken, und laut kann er: In seinen Anfängen fliegt Bonzo mehr als einmal aus Clubs raus, weil er schlicht zu viel Lärm macht. Er benutzt die längsten und dicksten Schlagzeugstöcke, die er selbst „Bäume“ nennt, und nicht selten wird er – neben Cozy Powell und Keith Moon – als Inspiration für das kultige Trommelmonster Animal aus der Muppet-Show genannt.

Led Zeppelin 1975 in Chicago. Credits: more19562003

Aber Bonham kann nicht nur „feste“: Seine Fähigkeit zur Dynamik, zum Wechsel zwischen lauten und leisen Passagen, zeichnet Stücke wie No Quarter und das majestätische Stairway To Heaven aus. Zudem musiziert er höchst agil: Bei den ersten Aufnahmen des Songs Communication Breakdown lässt Kapitän Jimmy Page seinen Drummer einmal ein Kit mit zwei Bass-Drums benutzen, doch vergisst diese Idee schnell wieder, weil der Trommler einfach zu viel spielt. Auch Improvisation liegt Bonzo im Blut: Sein Drumsolo Pat’s Delight, aus dem später Moby Dick wird, dauert nicht selten über 20 Minuten.

Man hat es oder auch nicht

Dabei benutzt er sogar seine bloßen Hände, um andere Sounds zu ermöglichen. In späteren Werken wie Royal Orleans und Fool In The Rain lässt er sogar Latin- und Funk-Einflüsse hören. Bonham spielt nicht nur “Bumm-Tschak”, sondern variantenreich und melodisch (ja, das gibt es auch am Schlagzeug). Vor allem aber hat der Mann einen Groove am Leib, dass es nur so eine Art hat. Gemeint ist diese seltene und schwer zu fassende Qualität, einen Rhythmus besonders mitreißend klingen zu lassen. Wir empfehlen als Referenzen an dieser Stelle insbesondere den mächtigen Wumms von When The Levee Breaks, die Schubkraft von Rock’n’Roll sowie die Kopfnickerqualitäten und Experimentierfreudigkeit von Bonzo’s Montreux.

Natürlich zieht großer Erfolg einen gewissen Lebenswandel nach sich: Nicht nur verdienen Led Zeppelin eine gewaltige Menge an Geld und reisen mit einem hochgepimpten Luxusflugzeug durch die Gegend. Sämtliche Versuchungen und Erfrischungen stehen und liegen für die vier Musiker bereit. Bonhams Laster? Er trinkt gerne und viel. Als die vier Mitglieder sich für das Album Led Zeppelin IV (1971) jeweils ein Symbol ausdenken, wählt Bonzo ein Muster aus drei sich überschneidenden Kreisen. Das sieht mystisch aus und verspricht eine versteckte Bedeutung, doch laut Rolling Stone erinnert es vor allem aus wie das Logo einer Biermarke, die unserem Helden schmeckt.

Harley im Hotel

An seinem 25. Geburtstag befindet sich die Band gerade auf Tour in den USA, im Gepäck das brandneue Album Houses Of The Holy. Seine Bandkollegen schenken ihrem Drummer zur Feier des Tages eine brandneue Harley-Davidson. Wie man es halt so macht unter Kumpels auf dem Rockolymp. Bev Bevan, Schlagzeuger bei The Move und ELO, erzählt: „Damit ist er später ein paar Hotelflure rauf und runter gefahren und hat anscheinend eine ziemliche Verwüstung hinterlassen. Aber er ist am nächsten Tag für alle Schäden aufgekommen und hat sogar das Motorrad dagelassen. Unglaublich, aber so war er.“ Daneben liebt John Bonham historische Sportwagen, die er auf seiner Farm namens The Old Hyde in England sammelt. Dort lebt er mit seiner Frau Pat und den Kindern Zoë und Jason.

Doch die Tragödie naht schon: Am 24. September 1980 sammelt ein Assistent der Band, den Schlagzeuger ein, um ihn zu einer Probe für die anstehende Nordamerika-Tour zu bringen. Noch während der Fahrt gelüstet es Bonham nach einer Stärkung zum Frühstück: Bei einem Stopp kippt er vier Screwdriver, also Wodka-Orange, und zwar jeweils in vierfacher Stärke, „doppelte Doppelte“, wenn man so will. Während der Probe trinkt er weiter, weswegen sie manchen Quellen zu Folge auch abgebrochen wird. Die ganze Mannschaft zieht sich in das Haus von Jimmy Page zurück. Dort schläft Bonham nach Mitternacht ein und wird in ein Gästebett gelegt. Als am darauffolgenden Nachmittag Tourmanager Benji LeFevre und Bassist John Paul Jones nach ihm schauen, reagiert er nicht mehr. John Bonham ist tot. Er wurde nur 32 Jahre alt.

Zu viel ist zu viel

Eine Untersuchung ergibt, dass der Drummer innerhalb von 24 Stunden etwa 40 „shots“ Wodka in sich hinein gekippt hat, was etwa 1 bis 1,4 Liter entspricht. Das kann nicht gut gehen: Bonham muss sich während der Nacht erbrechen und erstickt daran. Weitere Drogen werden in seiner Blutbahn nicht nachgewiesen, auch kein Heroin, von dem er erst kurze Zeit vorher losgesagt hatte. Allerdings nahm er das Psychopharmakum Motival, um Anspannung und Angstzustände zu bekämpfen. Ob dieses Mittel mit dem Alkohol interagierte, ist unklar. John Bonham wird eingeäschert und am 12. Oktober 1980 bestattet. Seine Tochter Zoë ist zu diesem Zeitpunkt fünf Jahre alt, später wird sie erfolgreiche Sängerin. Sein Sohn Jason war damals 14, er lernt ebenfalls das Schlagzeugspielen und trommelt in der Folge unter anderem bei UFO, Foreigner, Black Country Communion und seiner eigenen Band Bonham. Er trommelt auch beim letzten Reunionkonzert der überlebenden Led Zeppelin-Mitglieder 2007 in London.

Der Schock sitzt tief. Zu wichtig ist Bonzos Einfluss für die Band, als dass sie ihn ersetzen könnte. Am 4. Dezember veröffentlichen Led Zeppelin eine Erklärung: „Wir möchten bekannt geben, dass der Verlust unseres geliebten Freundes und der tiefe Respekt gegenüber seiner Familie in Verbindung mit dem Gefühl von unteilbarer Harmonie uns zu der Entscheidung gebracht haben, nicht weiter zu machen.“

Doch Bonzos Vermächtnis lebt in Tausenden Rocksongs weiter. Dave Grohl von den Foo Fighters formuliert es so: „John Bonham spielte Schlagzeug, als wüsste er nicht, was als nächstes passiert. Als würde er am Rand einer Klippe herumtaumeln. Niemand konnte ihm seitdem das Wasser reichen, und ich glaube, das wird auch nicht passieren. Er wird für immer der beste Drummer aller Zeiten bleiben.“

John Bonhams Grab. Credits: Ebbskihare

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Zeitsprung: Am 25.10.1968 heißen Led Zeppelin zum ersten Mal Led Zeppelin.

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Popkultur

Marie Fredriksson wäre 65 geworden: Die Roxette-Sängerin im Porträt

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Marie Fredrikssons HEADER
Foto: Steve Jennings/Getty Images

„"Sie sind der zweitgrößte schwedische Pop-Export, gleich hinter ABBA. Mehr als 30 Millionen Platten haben Roxette im Lauf ihrer jahrzehntelangen Karriere verkauft. Eins der beiden Gesichter der Gruppe: die viel zu früh verstorbene Frontfrau Marie Fredriksson. Sie wurde nur 61 Jahre alt. Das ist ihre Geschichte.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch einige der größten Hits von Roxette anhören:

Zur Welt kommt Gun-Marie Fredriksson am 30. Mai 1958 in der Nähe des schwedischen 200-Seelen-Dorfes Össjö. Als sie vier Jahre alt ist, verkaufen ihre Eltern den Bauernhof der Familie und ziehen in das geringfügig größere Östra Ljungby um. Weitere drei Jahre später stirbt Maries älteste Schwester Anna-Lisa bei einem Autounfall; der Schock in der Familie sitzt tief. „Danach war ich auf mich allein gestellt“, verrät Marie in einem Interview. „Ich war erst sieben Jahre alt.“

Maries Eltern arbeiten Vollzeit, können sich aber keine Kinderbetreuung leisten, weshalb Marie und ihre Geschwister viel Zeit zuhause verbringen. Sie lernen das Notenlesen, singen und üben auf verschiedenen Instrumenten. Dabei spielt auch der Pastor in Östra Ljunby eine zentrale Rolle, der die musikinteressierten Kinder unterstützt. „Ich habe sehr schöne Erinnerungen an Östra Ljungby, sogar nachdem meine große Schwester gestorben war“, erinnert sich Fredriksson. Ihre Musikbegeisterung wird sie nicht mehr verlieren.

Marie Fredrikssons musikalische Anfänge

Als Marie älter wird, entdeckt sie die Beatles, Joni Mitchell und Jimi Hendrix, schreibt sich mit 17 an einer Musikschule ein und komponiert Musik für die Amateurtheaterstücke ihrer Freunde. Das Problem: Keiner aus dem Cast hat einen ähnlichen Stimmumfang wie die junge Musikerin, weshalb sie sich schließlich selbst auf die Bühne stellt. Mit einem Musical, das Fredriksson mitkomponiert hat, tourt die Gruppe durch Schweden — und absolviert sogar einen Auftritt vor dem damaligen Premierminister Olof Palme.

Nach ihrem Abschluss im Jahr 1977 zieht Fredriksson nach Halmstad, wo sie in die Indie-Szene eintaucht und eine Punk-Band gründet — wie man das halt Ende der Siebziger so macht. Die Gruppe heißt Strul und mit ihr feiert Fredriksson ihre erste Erfolge. So spielt sie mit dem Projekt zahlreiche Konzerte und tritt im Fernsehen auf. Zu Beginn der Achtziger ist die Luft raus: Nach einem „desaströsen“ Konzert, das auch noch im schwedischen Radio übertragen wird, lösen sich Strul auf.

Marie Fredrikssons Karriere mit Roxette

Fredrikssons nächstes Projekt heißt MaMas Barn und die Gruppe teilt sich einen Proberaum mit der erfolgreichen schwedischen Gruppe Gyllene Tider. Dort spielt auch ein Herr namens Per Gessle mit — und er soll ein wichtiger Bestandteil von Fredrikssons Leben werden. Zunächst überredet der Gitarrist Fredriksson noch zu einer Solokarriere. Doch 1986 schließen sich die beiden zusammen und gründen eine Band, die Pop-Geschichte schreiben wird: Roxette.

Ob It Must Have Been Love, Listen To Your Heart oder The Look: Im Lauf ihrer jahrzehntelangen Karriere landen Roxette großartige Hits, werden zu Dauergästen in den Charts und feiern auch in Übersee große Erfolge — und das obwohl der amerikanische Ableger der Plattenfirma von Roxette dem schwedischen Duo damals bescheinigt hatte, nicht zum US-Markt zu passen. Sieben Hit-Alben veröffentlichen Roxette von 1986 bis 2001. Doch dann schlägt das Schicksal zu.

Marie Fredrikssons viel zu früher Tod

Als Marie Fredriksson am 11. September 2002 mit ihrem Mann Mikael Bolyos joggen geht, fühlt sie sich plötzlich unwohl. Sie bricht im Badezimmer zusammen, zieht sich dabei eine Schädelfraktur zu und erleidet einen epileptischen Anfall. Nicht „nur“ das: Bei der anschließenden Untersuchung kommt raus, dass sie an einem Hirntumor leidet. Er kann in einer aufwändigen Operation entfernt werden; anstrengende Chemo- und Strahlentherapien sind die Folge. Doch Fredriksson kämpft sich ins Leben zurück.

Gemeinsam mit ihrem Mann nimmt sie neue Musik auf, als eine Art Therapie. Das daraus resultierende Album heißt The Change, erscheint am 20. Oktober 2004 und gerät zu einem vollen Erfolg. „Es waren drei schwere Jahre, aber ich bin gesund“, meldet sich Fredriksson 2005 in einem Interview zurück. Roxette liegen zunächst auf Eis. Das ändert sich im Jahr 2009: Fredriksson und Gessle gehen wieder gemeinsam auf Tour. 2011 erscheint mit Charm School das erste Roxette-Album seit zehn Jahren; drei weitere Folgen.

Im Jahr 2019 wird offensichtlich, dass Fredrikssons Krebserkrankung nicht so besiegt ist wie gedacht. Am 9. Dezember lautet die traurige Nachricht: Marie Fredriksson ist im Alter von gerade einmal 61 Jahren verstorben. Sogar der schwedische König Carl XVI. Gustaf zollt der Sängerin seinen Respekt und sagt: „Für viele Menschen in unserem Land, auch in meiner Familie, ist ihre Musik eng mit Erinnerungen an besonders wichtige Momente im Leben verbunden.“ Sorgen wir dafür, dass die Erinnerung bleibt. Ruhe in Frieden, Marie.

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Das sind die 10 ultimativen Roxette-Songs

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