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Popkultur

Minimalistischer Höllenblues: 10 Songs, die jeder White-Stripes-Fan auswendig kennen sollte

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White Stripes
Foto: Bruno Vincent/Getty Images

Es gibt ein Leben vor und nach der Seven Nation Army: Hier sind zehn viel bessere Beispiele für die schnoddrige Genialität der White Stripes!

von Björn Springorum

Schon die Klickzahlen bei Spotify machen die Übermacht ihres größten Hits deutlich: Wo Seven Nation Army auf satte 640 Millionen kommt, erreicht der zweitplatzierte keine 100 Millionen. Ein Unding, wie wir finden, weshalb wir die totgehörte Armee mal artig beiseite lassen und zehn besonders gelungene, verquere, rotzige und nonchalante Beweise für die unendliche Garage-Coolness von Jack und Meg White chronologisch aufarbeiten.

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Suzy Lee

Als die White Stripes 1999 mit ihrem selbstbetitelten Einstand in Detroit einschlagen, scheint die Stadt schon zu spüren, dass von dem Duo Großes zu erwarten ist. Der Rest des Landes brauchte zwar noch ein paar Jahre, doch für die Heimat der Whites ist schon White Stripes ein Heilsbringer. Noch sehr stark von düsteren Americana-Legenden beeinflusst, hauen sie mit Suzy Lee einen verzerrten Blues-Stampfer raus, auf dem Johnny Walker von den Soledad Brothers an der Slide-Gitarre zu hören ist. Der Gastauftritt ist von bedeutsamer Provenienz: Walker war es, der Jack White das Spiel an der Slide-Gitarre überhaupt erst beibrachte.

Little Bird

De Stijl feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Von den Fans wird es mittlerweile als heimlicher Favorit in der White’schen Vita verehrt. Songs wie Little Bird mit seinem hypnotisierenden, regelrecht bohrenden Riff zeigen ganz gut, warum das so ist: Immer schon Freunde des Weglassens und Minimalismus, treiben die White Stripes dieses Spiel auf ihrem zweiten Album weiter denn je. Eine dreckige, trockene und simple Analog-Fusion von Blues und Punk, vorgetragen ohne auch nur den leisesten Hauch eines Schnörkels. Kam auch schon 2000 ganz gut an: Der Erfolg der White Stripes wuchs so sehr, dass Jack White sogar seinen Polsterladen zumachen konnte, um sich ganz auf die Musik zu konzentrieren.

Hello Operator

Oft zitiert, im Grunde nie erreicht: Hello Operator von De Stijl lässt so viel weg, dass nur noch der einfachste Drum-Beat und einzelne Gitarrentöne stehenbleiben. Funktioniert trotzdem. Vielleicht auch wegen des vollkommen überraschenden Auftauchens von John Szymanski  an der Mundharmonika. Blues, so kondensiert und eindeutig wie er nur sein kann.

Fell In Love With A Girl

Mit White Blood Cells veröffentlichen Jack und Meg ihre dritte Platte in 24 Monaten. Aufgenommen binnen einer Woche in Memphis und produziert von Jack White, beschert es den White Stripes auch wegen der Single Fell In Love With A Girl den kommerziellen Durchbruch. Weniger Blues als noch zuletzt, dafür die volle Dosis aus primitivem Garage Rock, Punk und analogem Equipment-Gewichse, in diesem Fall eingedampft auf eine Minute fünfzig. Und dennoch alles gesagt.

Dead Leaves And The Dirty Ground

Wie viel White Blood Cells wirklich kann, zeigt schon der sumpfige, schleppende Opener Dead Leaves And The Dirty Ground. Die White Stripes mögen das Garage-Rock-Revival anführen und überhaupt erst mit ermöglicht haben. Schon kurz nach dem Schöpfungsakt lassen sie es links liegen und verfolgen weiter ihre ganz eigene Mythologie aus Rückkoppplungen, der Macht des Riffs und Megs unheimlicher Wucht hinter den Drums.

Ball And Biscuit

Und dann ist er plötzlich da, der ganz große Erfolg im Mainstream. 2003 erscheint Elephant, das eröffnende Seven Nation Army wird zum Soundtrack der Abifahrten, Junggesellenabschiede oder Rock-Abende in der Dorf-Disco. Geht ja auch in Ordnung, ist ja auch ein guter Song. Aber eben nur die Spitze dieses elefantösen Eisbergs. Die sieben Minuten von Ball And Biscuit zum Beispiel sind ein rauschhafter Höllenblues, der mit Repetitionen und kreischenden Gitarren einsaugt und vollkommen willenlos macht.

In The Cold, Cold Night

Meg Whites Platz war hinter dem Schlagzeug, wo sie mit unerschütterlicher Vehemenz die Scheiße aus den Fellen prügelte. Entschuldigt die Ausdrucksweise, es ist nun mal so! Manchmal durfte sie aber auch ans Mikro. Wie bei In The Cold, Cold Night vom Elephant-Megaerfolg, in dem sie auch gleich die ominös brodelnde Orgel bediente. Eine nur vordergründig unschuldige Ballade, die im Nachgeschmack ein irgendwie ungutes Southern-Gothic-Gefühl hinterlässt.

My Doorbell

Get Behind Me Satan ist 2005 das schwierige Album nach der Platte, die alles verändert hat. Die White Stripes gehen die Sache gewohnt lässig an: Sie häuten sich und lassen Piano, akustischer Gitarre und Mandoline eine deutlich größere Rolle zukommen. Der Opener Blue Orchid versucht zwar noch, Seven Nation Army zu sein, doch eine unverschämt groovende Nummer wie My Doorbell zeigt: Hier wird nicht einfach eine Erfolgsformel wiederholt. Stattdessen stampfen und schmirgeln sich Jack und Meg durch eine ungewohnt dumpfe Soundwelt, die fast nur aus Perkussion besteht. Denn: Ein Klavier ist auch ein Schlaginstrument.

Instinct Blues

Jaulende Gitarren, wütende Drums, Jack White, der sich um Kopf und Kragen singt: Wenige spielen Blues so verzerrt, so laut, so dynamisch wie die White Stripes auf Instinct Blues. Eher eine Ausnahme auf Get Behind Me Satan, aber wie gemacht für einen verschwitzten Abend in einem Honkytonk irgendwo in den Südstaaten.

Rag And Bone

Als hätten Jack und Meg White instinktiv gespürt, dass Icky Thumb 2007 ihr letztes gemeinsames Album sein würde, ziehen sie hier noch mal alle Register. Also, wirklich alle. Das Album ist eine deutliche Rückkehr zum Garage-Blues der ersten Alben, packt aber einfach auch ein bisschen Dudelsack mit rein. Muss eben sein. Und hätte man damals schon gewusst, dass es alsbald vorbei sein würde mit dieser Mär von den Geschwistern, die sich dann aber doch als Ehepartner entpuppten, man hätte der wunderschönen Einfachheit von zündenden, aufputschenden Krachern wie Rag And Bone mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht. Also, mehr als ohnehin schon.

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