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Popkultur

Rock’n’Fail: Jack Whites Mozart-Cover „Leck mich im Arsch“ mit der Insane Clown Posse

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Foto: David Tonge/Getty Images

Bei Rock’n’Fail blicken wir auf die größten Fehler, Patzer und Missverständnisse der Rock’n’Roll-Geschichte zurück. Heute trifft es: Jack White.

von Victoria Schaffrath

Musikalisch attestieren wir Jack White durchaus ein gutes Urteilsvermögen, mit Projekten wie The White Stripes und The Raconteurs stellt er dieses regelmäßig unter Beweis. Privat hingegen nennen wir ihn mal vorsichtig „exzentrisch“. Irgendwo dazwischen entsteht 2011 mit der Insane Clown Posse ein Cover von Mozarts Leck Mich Im Arsch. Was war denn da los, Herr White?

Hört hier auf eigene Gefahr in Leck Mich Im Arsch rein:

Ende der Ehe – und der White Stripes

Der Kalender zeigt August 2011. Jack White, Mitbegründer der White Stripes und Raconteurs, durchlebt gerade seine zweite Scheidung, dieses Mal von Model Karen Elson. Die White Stripes machen ebenfalls Schluss. Als Produzent ist er jedoch außerordentlich beliebt und verhilft unter anderem der „Queen Of Rockabilly“ Wanda Jackson zu einem Revival. Von White selbst gibt es in diesem Jahr einige Cover zu hören, er mischt auf Tributalben für Countrylegende Hank Williams und U2 mit. Als einfach kann man das Jahr nicht bezeichnen, aber eigentlich scheint der Seven Nation Army-Sänger ganz ausgelastet.

Doch irgendetwas passiert da, das ihn dazu veranlasst, den Hörer in die Hand zu nehmen und Joseph Bruce („Violent J“) und Joseph Utsler („Shaggy 2 Dope“) in sein Studio zu zitieren. Bruce und Utsler kommen wie White aus Detroit und sind gemeinhin unter dem Namen Insane Clown Posse bekannt. Laut Bruce gibt White einen ganz bestimmten Grund an: „Ich gehe immer wieder auf eure Website. Einiges darauf ist brillant, anderes verstehe ich überhaupt nicht. Aber ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich draufgehe und nachsehe, was ihr so im Schilde führt.“

Detroit Rock City

Seit 1989 treiben die Horror-Clowns in der Hardcore Hip-Hop-Szene ihr geschminktes Unwesen. Ihr Material spielt für gewöhnlich in einer Art düsterem Zirkus, der von übernatürlichen Mächten beherrscht wird. Auf den ersten Blick bieten sich da, abgesehen von der Heimatstadt, nicht gerade viele Schnittpunkte zum ehemaligen White Stripes-Frontmann. Doch die beiden Josephs stimmen der Zusammenarbeit begeistert zu. Auch White wirkt zufrieden: „Wir hätten einen Song mit Megadeth machen können und es hätte weniger Wellen geschlagen, als der Song mit euch.“

„Wir“, das sind in diesem Falle White und sein Team bei Third Man Records in Nashville. Als Bruce und Utsler dort eintreffen, präsentiert ihnen der blässliche Rocker sein aktuelles Projekt: Ausgerechnet auf einer Mozart-Hommage will er die beiden Kollegen verewigen. Es dürfte im Studio einige verwirrte Blicke gegeben haben, bevor White das Rätsel auflöst und den ausgewählten Titel ins Englische übersetzt. Ein weniger bekanntes Stück namens Leck Mich Im Arsch soll durch die Anwesenden den Neuanstrich erhalten, der Kanon beruht auf dem nicht weniger anstößigen Leck Mir Den Arsch Fein Recht Schön Sauber. White tischt zusätzlich noch etwas Hintergrundwissen über den Salzburger Komponisten und dessen Faible für Fäkalhumor auf. Spätestens da fühlen sich auch die Clowns wohl bei der Sache.

Fäkal-Kanon

Doch längst nicht alles, was in der Theorie funktioniert, sollte auch in die Praxis umgesetzt werden. Was bei der Zusammenarbeit herauskommt, ist schwer in Worte zu fassen: Fragwürdig produzierte Streicher, Frauen, die mit amerikanischem Akzent operettenhaft „Leck mich im Arsch“ trällern. Dann steigen „Violent J“ und „Shaggy 2 Dope“ ein und bestechen textlich durch Zeilen wie „Mozart, dope for the most part / respected, cause he knows art“. Den übrigen Text zitieren wir hier eher ungern. Insgesamt 185 Sekunden dauert die „Hommage“, wenn man sie denn so nennen kann.

Dass Jack White da seine Finger im Spiel hatte, möchte man nicht so richtig glauben, auch wenn man seinen Einfluss deutlich heraushört. Mit seinem restlichen Musikkatalog kann die vulgäre Nummer längst nicht mithalten, seine Fans kritisieren ihn außerdem scharf. White scheint nach den Aufnahmen zu ahnen, dass sie auf einer seltenen Vinyl besser aufgehoben sind als in den Charts und lehnt dankend ab, sich an einem Musikvideo zu beteiligen. Anfang 2012 kommt ohnehin sein Solodebüt Blunderbuss, zu Deutsch „Tollpatsch“, inklusive der Single Love Interruption. Verbuchen wir Leck Mich Im Arsch mal als Ausrutscher des Tollpatsches White.

Jack Black und Jack White werden zu… Jack Grey!

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