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Popkultur

„Rhymin & Stealin“: 10 verrückte Samples der Musikwelt

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Sample-Vorreiter: Die Beatles nutzen 1967 die französische Nationalhymne für „All You Need Is Love“. Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

„Spätestens seit es Mehrspurrekorder gibt, samplet man in der Musikwelt, was das Zeug hält. Das kann legendäre Folgen nach sich ziehen – so sorgt ABBAs Gimme! Gimme! Gimme! 2005 dafür, dass sich Madonna mit Hung Up mal wieder in den Charts dieser Welt einnisten darf. Aber warum nur bei Notenmaterial bleiben? Schauen wir uns 10 verrückte Samples an, die sich neben der Musikgeschichte auch bei Hollywood und mehr bedienen.

von Victoria Schaffrath

1. All You Need Is Love von den Beatles: La Marseillaise

Als Auftragsarbeit für die erste international ausgestrahlte Live-Fernsehsendung Our World soll All You Need Is Love 1967 ein globales Publikum erreichen. Der Refrain fällt also auch aufgrund der Sprachbarriere so eingängig wie einfach aus. Die Aufmerksamkeit ist den „Fab Four“ jedoch bereits durch das feierliche Intro mit hohem Wiedererkennungswert sicher – auch, wenn ein nicht geringer Anteil der Weltbevölkerung seitdem mit „Love, love, love“ einsteigt, nachdem die ersten 30 Sekunden der französischen Nationalhymne verklungen sind.

2. Toxic von Britney Spears: Ek Duuje Ke Liye

2004 befindet sich Britney Spears gerade im Umbruch von Pop- auf Dancemusik; das Album In The Zone beweist musikalische Souveränität, bevor es privat zunächst eher rumpelt. Das Glanzstück der Platte: Ohne Zweifel das aus nordischer und damit zwangsweise erfolgreicher Hand stammende Toxic. Das gewisse Etwas verleihen dem Stück die außergewöhnlichen Streicher, die die Produzierenden aus dem Hindi-Film Ek Duuje Ke Liye entleihen. Dieser unerwartete Ausflug steht der „Princess of Pop“ so gut, dass sie mit Toxic 2005 ihren ersten und bisher einzigen Grammy gewinnt.

3. My Name Is von Eminem: Labi Siffre

Hier bedient sich Eminem scheinbar bei seinem diametralen Gegenteil: Labi Siffre wächst als homosexueller Sohn eines Nigerianers und einer Barbadierin in London auf, versucht sich am Eurovision Song Contest und avanciert dann zum Bürgerrechtler und Poeten. Passend also, dass er ein Sample seines Stückes I Got The… erst dann freigibt, als Eminem und Produzent Dr. Dre homophobe und sexistische Textpassagen streichen.

4. Grace Kelly von Mika: The Country Girl

Gut, dass sich im Grace Kelly-betitelten Song von Mika Passagen aus einem Grace Kelly-Film finden, überrascht nicht besonders. Das Lied entsteht als Reaktion auf eine Auseinandersetzung mit der Plattenfirma, denn Mika soll sich mehr wie Popsänger Craig David geben. Ein Potpourri an schillernden Figuren gibt dazu die entsprechende Absage: Neben Verweisen auf Kelly und Freddie Mercury darf hier auch der Figaro aus Der Barbier von Sevilla einen Auftritt hinlegen.

5. Bootylicious von Destiny’s Child: inspiriert durch Stevie Nicks

Als sie während eines Fluges zum ersten Mal die Töne von Stevie Nicks’ Edge Of Seventeen vernimmt, haut es Beyoncé ziemlich um. Da die Nicks diesen Effekt aber auf die meisten Leute ausübt, nehmen wir das als seltenen Beweis dafür, dass „Queen Bey“ eben auch nur ein Mensch ist. Das Resultat gräbt sich so sehr in die Popkultur ein, dass man das Slang-Wort „bootylicious“ 2004 gar ins Oxford English Dictionary aufnimmt.

6. To Die For von Sam Smith: Donnie Darko

Für ein Donnie Darko-Sample hätte sich der Soundtrack des Kultfilms durchaus angeboten, hier tummeln sich immerhin Joy Division, Tears For Fears, Duran Duran und INXS. Britpop-Stimme Sam Smith bedient sich lieber beim Streifen selbst und schneidet einen Auszug einer Therapie-Szene in das sehnsüchtige Liebeslied To Die For.

7. Rock DJ von Robbie Williams beleiht Barry White

Nichts bringt die Marke Robbie Williams so sehr auf den Punkt, wie das Video zu Rock DJ, in dem er sich – um eine Meute Models zu beeindrucken – auszieht. Bis auf die Knochen. Wortwörtlich. Ob das Sample von Barry Whites It’s Ecstasy When You Lay Down Next To Me nun vor oder nach dem Konzept zu Körperwelten 2.0 kam, lässt sich ob der thematischen Schnittmenge vermutlich nur schwer eruieren.

8. Crazy In Love von Beyoncé: die Chi-Lites

Beyoncés Faible für unerwartete Samples haben wir bereits etabliert. Auch im Laufe ihrer Solo-Karriere schöpft sie diese Vorliebe voll aus: Gleich für ihr Debut Crazy In Love sichert sie sich einen Ausschnitt aus Are You My Woman von den Chi-Lites, der aus der Hit-tauglichen Single einen Karriere-definierenden Ohrwurm macht. Kollaborateur und Partner Jay-Z gefällt der Stil des Samples so gut, dass er die Chi-Lites direkt noch für sein Black Album bemüht.

Bonus-Fakt: Der französische Sprech-Part in Beyoncés Partition ähnelt beinahe haargenau einem Ausschnitt aus der französischen Synchronfassung von The Big Lebowski. Zufall? Bei Ihrer Hoheit wohl kaum.

9. Paper Planes von M.I.A.: The Clash

Genre-Sprünge sind bei Samples quasi vorprogrammiert, aber so lässig wie die britische Rapperin M.I.A. erledigen das wenige. Gemeinsam mit DJ Diplo remixt sie Straight To Hell von The Clash und nutzt das entstandene Riff so prominent, dass die Bandmitglieder heute gar als Co-Autoren gelistet sind. Inhaltlich persifliert Paper Planes das Amerikanische Immigrations- und Visa-System und dürfte den Londoner Post-Punkern damit durchaus zusagen.

10. Rhymin & Stealin von den Beastie Boys: Zeppelin, Sabbath und Clash

Bei Rhymin & Stealin ist der Name Programm: Die Reime kommen von den Beastie Boys, die sich mit License To Ill gerade im Hip-Hop der Neunziger breit machen. Klauen tun sie bei keinen geringeren als Led Zeppelin, Black Sabbath und The Clash – und machen so eine ordentliche Ansage. Wo andere Bands einzelne Riffs kopieren oder verändern, legen die Boys einfach alles übereinander und erschaffen beispielsweise mit Hilfe des Schlagzeugs aus When The Levee Breaks und der Gitarre aus Sweet Leaf ein völlig neues Stück Musik.

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