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Popkultur

5 Dinge, die ihr über Syd Barrett von Pink Floyd noch nicht wusstet

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Titelfoto: Chris Walter/WireImage/Getty Images

Ohne ihn wäre die Geschichte von Pink Floyd sicher anders verlaufen. Über allem, was die britischen Prog-Rocker in ihrer jahrzehntelangen Karriere auf die Beine gestellt haben, schwebt sein Geist. Diese fünf Dinge über Syd Barrett wusstet ihr vielleicht noch nicht.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch The Piper At The Gates Of Dawn von Pink Floyd anhören:

1. Die erste Pink-Floyd-Single Arnold Layne stammt aus seiner Feder — und handelt von einem Unterwäschedieb.

Ihre erste Veröffentlichung haben sich Pink Floyd wohl ein wenig anders vorgestellt. „Wir wollten gar nicht, dass Arnold Layne die erste Single wird“, erinnert sich Schlagzeuger Nick Mason in Crazy Diamond: Syd Barrett And The Dawn Of Pink Floyd von Autor Pete Anderson. „Wir sollten sechs Songs einspielen und eine Plattenfirma finden, die damit etwas anfangen konnte. Als wir zwei Stücke aufgenommen hatten, wurden sie uns sofort weggeschnappt. Man sagte uns, das sei schon alles. Alle Plattenfirmen hatten Interesse an den Bändern, also musste nur noch der Höchstbietende gefunden werden.“ Den Zuschlag erhält EMI für 5.000 Britische Pfund. Inhaltlich handelt Arnold Layne von einer wahren Geschichte. „Meine und Syds Mutter hatten Untermieterinnen, weil es bei uns in der Nähe ein Mädchen-College gab“, berichtet Pink-Floyd-Bassist Roger Waters. „Wir hatten also immer jede Menge BHs und Strümpfe auf unseren Wäscheleinen. Arnold, oder wie auch immer er hieß, hat sie von dort gestohlen.“

Als die Single Anfang März 1967 erscheint, löst die Veröffentlichung eine kleine Sensation aus — und ebnet Pink Floyd den Weg für eine jahrzehntelange Karriere.

2. Seinen letzten Pink-Floyd-Song Have You Got It Yet? haben die anderen Mitglieder der Gruppe nicht so recht verstanden.

Ende 1967 läuft es schon nicht mehr so gut zwischen Pink Floyd und Gründungsmitglied Syd Barrett. Seine Drogeneskapaden beeinträchtigen seine Arbeitsmoral, auf der Bühne wird er immer unzuverlässiger. Zu manchen Konzerten taucht Barrett noch nicht einmal auf, weshalb der Rest der Band beschließt, David Gilmour als Ersatzgitarrist an Bord zu holen. Im Studio und beim Songwriting bleibt Barrett der Gruppe vorerst erhalten.

Als Pink Floyd im Januar 1968 zum ersten Mal zu fünft proben, bringt Barrett einen neuen Song mit. Eigentlich klingt Have You Got It Yet? ganz einfach, doch als die übrigen Mitglieder von Pink Floyd die Nummer einstudieren möchten, brechen sie sich fast die Finger. Immer, wenn sie gerade denken, das Stück durchschaut zu haben, stolpern sie über ein neues Hindernis. Der Grund: Scherzkeks Barrett spielt die Komposition jedes Mal ein bisschen anders. „Manche Teile seines Gehirns haben zu jener Zeit noch wunderbar funktioniert“, erinnert sich David Gilmour später in dem Buch A Very Irregular Head von Rob Chapman. „Sein Sinn für Humor war einer davon.“

3. Syd Barrett tauchte unverhofft bei den Aufnahme-Sessions von Wish You Were Here (1975) auf.

Mitte der Siebziger gehen Pink Floyd und Syd Barrett längst getrennte Wege. Am 5. Juni 1975 arbeitet die Band gerade an ihrem neunten Album Wish You Were Here, als auf einmal ein übergewichtiger, verwirrter Mann im Studio auftaucht. Ironischerweise werkeln Pink Floyd gerade am Mix von Shine On You Crazy Diamond, also einem Song, der ausdrücklich von Barrett handelt. Roger Waters und Co. erkennen ihren ehemaligen Kollegen zunächst nicht einmal, so stark hat er sich verändert. „Damals war es völlig normal, dass Wildfremde bei unseren Sessions ein und aus gehen“, erinnert sich Keyboarder Rick Wright in einem Interview. „Nach etwa 45 Minuten habe ich kapiert, dass es Syd ist – ein Schock, denn unser letztes Treffen war sechs Jahre her. Er ist immer wieder aufgestanden und hat sich die Zähne geputzt, dann hat er die Zahnbürste weggepackt und sich wieder hingesetzt.“ Eine gruselige Vorstellung … „Wann spiele ich meine Gitarre ein?“, soll Barrett später gefragt haben. Pink Floyd sehen ihren alten Bandkameraden an jenem Tag zum letzten Mal, bis auf eine kurze Begegnung von Waters und Barrett im Londoner Kaufhaus Harrods.

4. Er legte 80 Kilometer zum Haus seiner Mutter zurück — zu Fuß.

In der zweiten Hälfte der Siebziger wird es noch düsterer um Barrett. Er wohnt in verschiedenen Londoner Hotels, bevor er sich ein Apartment in Chelsea nimmt. Dort verbringt er seine Zeit damit, sein Geld zu verprassen. „Es war unglaublich, was er alles weggeworfen hat“, berichtet Ronnie Salmon, ein Portier des Apartment-Komplexes, in dem Barrett zu jener Zeit wohnt. „Eines Tages kam ein Dynatron-Fernseher für 800 Britische Pfund von Harrods per Lieferung. Er hat das Gerät zwei Tage benutzt und mich dann gefragt, ob ich es wegschaffen kann. Ich habe ihn gefragt, was ich damit machen soll, und er sagte mir, ich solle den Fernseher behalten. Ich hatte eine Gitarre von ihm. Zwei Marshall-Verstärker. Die anderen Portiers wurden schon neidisch, weil er mir so viele Sachen geschenkt hat.“

Auf lange Sicht geht Barrett das Geld aus und er zieht ins Haus seiner Mutter in Cambridge. Die Strecke von 80 Kilometern legt er zu Fuß zurück.

5. Später gehörte das Haus ihm und er gestaltete es leicht .. ähm … exzentrisch.

Jahrelang lebt Barrett mit seiner Mutter zusammen; 1991 stirbt sie und hinterlässt ihm die Immobilie. Obwohl er nicht besonders gut darin ist, genießt Barrett sein Hobby als Heimwerker. Sein Stil ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, wie seine Schwester Rosemary in einem Interview erzählt: „Jede Wand hatte eine andere Farbe. Einen Raum in nur einer Farbe zu streichen, ergab für ihn keinen Sinn.“ Außerdem berichtet sie: „Das Haus war sehr farbenfroh; jeder andere hätte es wohl als Katastrophe bezeichnet. Aber er wollte es so. Wir waren in vielen Baumärkten und haben jede Menge Holz für unzählige DIY-Projekte gekauft. Er musste selbst darüber lachen, weil nichts davon funktioniert hat.“

Als Barrett im Juli 2006 mit gerade einmal 60 Jahren stirbt, wird das Haus verkauft. In der Anzeige steht ausdrücklich, dass nur ernsthafte Interessenten die Immobilie besichtigen sollen und dass keine Touristen erwünscht sind.

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