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Popkultur

Zeitsprung: Am 17.11.1978 macht Alice Cooper eine Therapie mit „From The Inside“.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 17.11.1978.

von Frank Thießies und Christof Leim

Auf seinem vierten Soloalbum lässt Alice Cooper 1978 (fast) die Maske fallen: Die semibiografisch inspirierte Psychoplatte From The Inside basiert auf den realen Alkoholtherapie-Erfahrungen von Coopers bürgerlicher Identität Vincent Damon Furnier.

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Hier könnt ihr euch From The Inside anhören:

Nachdem der Schöpfer des Schockrock 1975 erfolgreich seine Solokarriere lanciert und im Zuge dessen auch die ursprüngliche Alice Cooper Band zu Grabe getragen hat, beginnen Ruhm und Lebensstil ihren Tribut zu fordern. Während seiner Tour 1977 wird dem Sänger klar, dass er mit seinem immensen Alkoholkonsum so nicht weiter machen kann. Entsprechend verabschiedet sich Furnier von seinem bisherigen Ernährungsplan (zwei Kisten Bier und eine Pulle Whiskey pro Tag) und begibt sich für drei Monate in das New Yorker Cornell Medical Center zur Therapie.

Inspiration aus der Klapse

Für jemanden wie Furnier respektive Cooper erweisen sich die im Sanatorium erlebten Szenen mitsamt ihren schrägen Persönlichkeiten künstlerisch natürlich als gefundenes Fressen. Nach seiner Entlassung sucht der Sänger umgehend seinen guten Kumpel und Elton Johns Texter Bernie Taupin auf, um mit ihm das Erlebte in die richtigen Songs und Worte zu fassen. 

Ein therapeutisches Team: Alice Cooper und Bernie Taupin 1975 – Pic: Fin Costello/Redferns/Getty Images.

Zu den von Cooper und Taupin kreierten Charakteren (und Namensgebern für Songtitel) gehören dann solch schräge Figuren wie Jackknife Johnny, Nurse Rozetta und das Psychopaar Millie And Billie. Auf musikalischer Seite kann der Sänger auf ein prominentes Ensemble setzen: Neben Gitarrist Dick Wagner (ehemals aus Lou Reeds Band) gastieren unter anderem Davey Johnstone (Gitarre) und Dee Murray (Bass) aus der Elton John Band, Toto-Saitenhexer Steve Lukather, Cheap-Trick-Gitarrist Rick Nielsen und die Sängerin Marcy Levin. Die wird Jahre später besser als Marcella Detroit und als eine Hälfte des amerikanisch-britischen Pop-Duos Shakespeares Sister bekannt.

Flaschen-Schau

Stilistisch ergibt sich so ein buntes, perfekt produziertes und inszeniertes Potpourri aus Musical-Glamour, Pop, Hard und Soft Rock – und damit auch tonal vielleicht ein bisschen weniger Rock-ruppiges Schmierentheater als auf Coopers Soloplatten bis dato. Daneben entpuppt sich die Powerballade How You Gonna See Me Now damals durchaus als charttauglich, mehr als das Album selbst. Denn trotz Gimmicks wie einem schicken Triptychon-Klappcover und einem begleitendem Marvel-Comic-Heft erregt From The Inside zum Erscheinen nicht viel Aufsehen.

Mit How You Gonna See Me Now spricht Cooper seine Ehefrau Sheryl Goddard direkt an und thematisiert seine neugewonnene Nüchternheit nach schwierigen Zeiten. Sheryl gibt sich indes versöhnlich und choreografiert die spätere Bühnenshow zum Album. „Sie nahm einen Song wie From The Inside und überlegte sich, wann diese Tequila-Flasche mit dem Sombrero auf dem Kopf auf die Bühne tanzen sollte, oder die als Cowboy verkleidete Whiskey-Flasche“, blickt der Rock’n’Roll-Veteran in seiner Biografie Alice Cooper, Golf Monster zurück. „Es war ein alkoholischer Alptraum von Flaschen, die in Alices Kopf tanzten – mein Alptraum, nachdem ich just aus der Nervenheilanstalt herausgekommen war.“ Von künstlerischer Warte aus betrachtet ist Cooper heute noch stolz auf From The Inside: „Da sind echt ein paar richtig tolle Stücke drauf“, gibt der Meister 2013 (völlig zu Recht) zu Protokoll.

 

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