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Popkultur

Immer noch auf Sendung: So trug das Radio zum Aufstieg der Rockmusik bei

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Radio
Foto: Alessandro Cerino/Unsplash

Ein Leben ohne Radio? Für Menschen, die vor 1960 zur Welt gekommen sind, dürfte das undenkbar sein. Als einziges Massenmedium versorgt der Hörfunk Musikfans zu jener Zeit mit News und Informationen zu brandneuen Platten. Wie genau sah das aus? Und wie steht es eigentlich heute um das Radio?

von Timon Menge

Bis ins 19. Jahrhundert lassen sich die Ursprünge des Radios zurückverfolgen. Uns interessiert heute aber nur der zweifelsohne wichtigste Teil des Hörfunks: die Musik. Die lässt sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts in halbwegs ordentlicher Qualität übertragen; die erste komplette Sendung wird an Weihnachten 1906 ausgestrahlt.

Im Lauf der Jahrzehnte entwickelt sich das Radio (neben der Zeitung) zum wichtigsten Massenmedium, zumindest bis zum Beginn der Achtziger. („Video Killed The Radio Star“, die Älteren werden sich erinnern.) Doch welchen Einfluss hat das Radio auf „unsere“ Musik genommen? Schauen wir mal!

Unter schwarzer Flagge

Im Prinzip ist es ganz einfach: Ohne das Radio wäre die Geschichte der Popmusik völlig anders verlaufen. Ob Blues, Swing, Jazz, Rock’n’Roll, Beat, Classic Rock oder Metal: In Zeiten ohne MTV und Internet brauchen Musikfans eine Informationsquelle. Und genau die liefert das Radio.

Die ganz berühmten DJs kennen wir alle, ob John Peel in Großbritannien oder Mal Sondock in Deutschland. Eine ganz besondere Rolle nehmen in den Sechzigern die Piratensender ein, vor allem Radio Caroline und Wonderful Radio London aus Großbritannien.

Auf der Insel herrscht zu jener Zeit die BBC und pflegt eine kräftige Abneigung gegen alles, was keine Hochkultur ist. Musik für junge Menschen, also Rockmusik, findet im Radio kaum statt, weshalb einige kreative Köpfe eine Gesetzeslücke nutzen, mit Schiffen die britischen Hoheitsgewässer verlassen und von dort aus senden.

Vom Piratenschiff in den Mainstream

Davon profitieren zu jener Zeit vor allem Beat-Gruppen, die erst ab Mitte der Sechziger allmählich in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Die deutsche TV-Sendung Beat-Club geht beispielsweise erst 1965 auf Sendung. 1967 wird es der britischen Regierung zu bunt und die Piratensender werden verboten. Das Ende einer Ära.

Der Rockmusik schadet das natürlich nicht im Geringsten, denn spätestens gegen Ende der Sechziger übernehmen Gruppen wie die Beatles und die Rolling Stones die Welt. Im nächsten Jahrzehnt folgen Black Sabbath, Led Zeppelin und Deep Purple, sie alle werden fleißig im Radio gespielt. Diesmal auch ohne Piratenflagge.

Als 1981 der Musiksender MTV auf Sendung geht, verändert sich der Einflussbereich des Hörfunks quasi über Nacht. Die Jugend denkt sich: „Warum hören, wenn ich auch sehen kann?“ und schaut fortan vor allem Musikvideos. Als in den Neunzigern auch noch das Internet dazu kommt, wird es für das Radio endgültig schwierig.

Heute sieht das wieder anders aus, denn Hörfunk und Internet sind zu einer spannenden Einheit verschmolzen. Statt auf Massentauglichkeit zu setzen, ist im Internetradio mehr Platz für Nischenprogramme, ob im Rock, im Metal oder in zahlreichen anderen Genres. „Video Killed The Radio Star“? Von wegen. Im Netz strahlt der Stern heller denn je.

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Nostalgie pur: Hier gibt es MTV aus den frühen 1980ern zu sehen – mit Werbeclips!

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