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Popkultur

Eine explosive Mischung aus Ideen und Harmonien: Das Phänomen Jacob Collier

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Jacob Collier
Mike Lewis Photography / GettyImages

Es gibt viele Wege, wie man auf Jacob Collier stoßen kann. Viele sind vielleicht durch ein YouTube-Video auf den Briten gestoßen, in dem er auf geniale Weise Harmonielehre in verschiedenen Schwierigkeitsgraden erklärt. Oder man kennt ihn von seinen eigenen YouTube-Videos, mit denen Collier das Internet ordentlich aufgemischt hat und nicht nur von der Öffentlichkeit, sondern auch von Quincy Jones entdeckt und unter Vertrag genommen wurde.

von Markus Brandstetter

Oder man ist durch einen seiner vielen Grammy-Awards, die er gewonnen hat, auf ihn gestoßen. Oder durch das Lob von hochrangigen Kollegen wie Steve Vai, die Collier als Genie preisen. Wie auch immer man auf ihn gestoßen ist: Jacob Collier hat die Musikwelt in den letzten Jahren ordentlich durchgeschüttelt. Unternehmen wir den Versuch einer Annäherung an das Phänomen Collier.

Musik in der DNA

Collier, geboren 1994 in London, stammt aus einer sehr musikalischen Familie. Seine Mutter Susan ist Dirigentin an der Royal Academy Of Music, Violinistin, Dozentin. Sein Vater Derek Collier war ebenfalls Violinist und Dozent an der Royal Academy Of Music. Die Musik steckt Collier in der DNA, das klingt wie ein Klischee, ist aber anders kaum zu erklären. Man muss noch nicht einmal Jacob Colliers Musik selbst zwangsläufig gut finden oder überhaupt kennen, um von Collier fasziniert zu sein. Von seinem Verständnis von Musik, Harmonien, Klangschichtungen, Akkorden, Strukturen, Zusammenhängen.


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Von seiner DIY-Produktionsweise, in der er alles selbst macht und das scheinbar zur gleichen Zeit und nahezu explodierend vor Ideen. Collier ist Multiinstrumentalist, Produzent, Arrangeur, Sänger, Songschreiber, Improvisator. Er mischt Jazz, Pop, Gospel, Soul, Rock, Klassik, macht daraus Collagen und Popsongs, moderne Choräle. Seine Konzerte sind wie Workshops, spirituelle Musikseminare, Chorproben. Spontan, improvisiert, chaotisch und pädagogisch.

Quincy Jones als Förderer

Und da wir gerade bei Quincy Jones waren: Der nahm Collier unter seine Fittiche und spielte eine wichtige Rolle in seinem Leben und seiner Karriere. Als Jones ihn zum ersten Mal anrief, hielt Collier das für einen Telefonstreich seiner Freunde. Jones erkannte schnell, dass man Collier am besten einfach machen lässt.

„Das Erstaunliche an seiner Herangehensweise, als ich gerade anfing, war, dass er überhaupt nicht versuchte, mich zu kontrollieren“, erzählte Collier gegenüber Vogue. „Natürlich ist Quincy der beste Produzent aller Zeiten, aber er hat das wirklich respektiert. Das gab mir die Möglichkeit, Dinge auf meine eigene Art zu lernen. Und er war immer da, um zu sagen: ‘Hey, Mann, was hältst du davon?’ Oder er kam ins Studio und hat einfach nur rumgehangen und zugehört… sein Eis gegessen, seinen Kopf reingesteckt und war witzig“” Jones machte ihn mit Jazz-Legende Herbie Hancock bekannt – eine weitere schicksalhafte Begegnung.

Dabei träumte Collier gar nie vom Ruhm. „Als Kind habe ich nicht davon geträumt, berühmt zu werden. Berühmt zu sein, ist ein unglaubliches Gefühl, weil es ein Beweis für die Arbeit ist, die man leistet und die Menschen erreicht und bewegt”, erzählte Collier gegenüber dem britischen Rolling Stone. „Meine Aufgabe ist es, für die Anwesenden zu spielen und etwas zu hören, das sich wirklich echt anfühlt, etwas, das wirklich ich bin und das meine Sicht auf die Welt widerspiegelt. Wenn ein Musiker Musik macht, um berühmt zu werden, dann ist das wirklich die schlechteste Motivation für einen Musiker.“

Mittlerweile wird Collier selbst von Legenden als einer ihres Gleichen akzeptiert. Wenn er Steve Vai anruft, dann kommt er zu ihm ins Studio – und lässt sich von Collier schon mal sagen, wie das Lick am besten klingt. Auf seinen Alben sind Leute wie Mandolinen-Endboss Chris Thile, Rapper Ty Dolla Sign oder Songschreiberin Lianne La Havas zu hören. Er arbeitet mit Shawn Mendes, Stormzy oder Brandi Carlile. Oder Chris Martin lädt ihn ein, um auf einem Coldplay-Album ein Duett zu singen. Und immer hat man das Gefühl, Collier weiß gar nicht, wohin er mit seinen vielen Ideen soll.

5 Alben, viele Grammys

Jacob Collier hat bislang fünf Alben veröffentlicht. Sein Debüt In My Room erschien 2016. Seit 2018 erscheinen die “Djesse”-Alben, Volume 1 machte den Anfang, mittlerweile sind wir bei Vol. 4. Für jedes gewann er einen Grammy. Die Djesse-Alben sind ein wilder, kaleidoskopischer Ritt. „Es ist eine überwältigende Aussicht, mit einer riesigen Liste von Kollaborateuren und dicht geschichteten Klängen, die selbst die engagiertesten Hörer in Panik versetzen können. Doch wenn man das Chaos ertragen kann, ist es eine radikale, raue Freude an Colliers grenzenloser Fantasie“, schreibt etwa der Guardian.

Viele seiner Kollegen und Kolleginnen bezeichnen Collier als Genie. „Ich denke, der größte Kick, den ich bekommen kann, ist das Gefühl, ein Mensch zu sein und eine Verbindung zu anderen Menschen herzustellen. Das ist etwas, was die Musik meiner Meinung nach sehr, sehr gut kann, aber es ist auch viel mehr als nur Musik“, so Collier gegenüber Rolling Stone.

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