------------

Popkultur

Zehn Jazz-Empfehlungen für den Einstieg

Published on

Foto: William Gottlieb/Redferns/Getty Images

Für viele ist er ein Buch mit sieben Siegeln, zumindest einige größere Hits dringen über die Jahrzehnte in den Mainstream durch. Doch wer genau hat den Jazz eigentlich geprägt, welche Stilrichtungen gibt es und wie lauten die Titel der wichtigsten Songs und Alben? Wir wagen eine kleine Einführung in die komplexe Musikrichtung.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch einige unserer Jazz-Empfehlungen anhören:

Der Ursprung des Jazz lässt sich bis ins New Orleans des ausgehenden 19. Jahrhunderts zurückverfolgen; den Grundstock bilden der Blues und der direkte Jazz-Vorläufer Ragtime. Von vielen als „die klassische Musik der USA“ bezeichnet, entwickelt sich das afroamerikanische Genre von Jahrzehnt zu Jahrzehnt weiter und treibt viele Blüten. Zum Verständnis: Wenn wir von „Jazz“ sprechen, meint das einen ähnlichen stilistischen Umfang wie der Begriff „Rock“. Schauen wir uns mal an, welche Musiker*innen daran beteiligt waren.

1. Louis Armstrong

Ob sein magisches Trompetenspiel, sein Kompositionstalent oder seine unvergleichliche, umfangreiche Stimme: Louis Armstrong gehört zu den zentralen Figuren der Jazz-Welt. So trägt er maßgeblich dazu bei, dass das Improvisieren der Band in den Hintergrund rückt, und hebt stattdessen das Solospiel hervor. Ganze fünf Jahrzehnte lang bleibt er aktiv, und zwar von den Zwanzigern bis Anfang der Siebziger. Diese Ausdauer kostet ihn allerdings auch das Leben: Obwohl sein Arzt ihm davon abrät, spielt er im März 1971 noch einmal zwei Wochen am Stück im Waldorf-Astoria in New York City. Gegen Ende des Engagements erleidet er einen Herzinfarkt und landet bis Mai im Krankenhaus. Anschließend widmet er sich sofort wieder seiner Trompete und hofft, dass er schnell wieder touren kann. Am 6. Juli 1971 folgt ein zweiter Herzinfarkt, der ihn einen Monat vor seinem 70. Geburtstag das Leben kostet.

Anspieltipps: What A Wonderful World, Dream A Little Dream Of Me, La Vie En Rose, Cheek To Cheek, Summertime

2. Duke Ellington

Eigentlich mochte es Duke Ellington nicht, wenn man ihn dem Jazz zuschrieb. Vielmehr bezeichnete er sein Schaffen als „amerikanische Musik“. Egal, wie man es nennt: Er hat einiges geleistet. Mehr als sechs Jahrzehnte lang leitet er sein Orchester, ob im Cotton Club in Harlem oder beim Newport Jazz Festival. In dieser Zeit komponiert er mehr als 1.000 Stücke, viele davon wurden zu Standards. Dabei handelt es sich um einen Rekord: Kein Jazzkünstler hat mehr Material hinterlassen. Am 24. Mai 1974 stirbt Ellington im Alter von 75 Jahren an Komplikationen nach einer Lungenentzündung und Lungenkrebs.

Anspieltipps: In A Sentimental Mood, My Little Brown Book, Haupe, Take The „A“ Train, Satin Doll

3. Benny Goodman

Heute nennt man ihn den „King Of Swing“. Kein Wunder: Während der Vorkriegszeit revolutioniert Benny Goodman das Genre und rückt den afroamerikanischen Jazz mithilfe des Swing in den Fokus der rassistischen US-Gesellschaft. Zu jener Zeit wird meist nach Hautfarbe getrennt, doch nicht in Goodmans Big-Band. Menschen, die sich in seiner Gegenwart rassistisch geäußert haben, soll er körperlich bedroht haben. Einen der Höhepunkte der Karriere seines Orchesters markiert der Auftritt in der Carnegie Hall in New York City am 16. Januar 1938. Musikkritiker Bruce Eder schreibt über die Veranstaltung: „…das wichtigste Konzert des Jazz oder der Popmusik in der ganzen Geschichte: die ‘Coming-Out’-Party des Jazz in der Welt der ‘respektablen’ Musik.“ Bis zu seinem Tod steht Goodman auf der Bühne, am 13. Juni 1986 erleidet er einen Herzinfarkt.

Anspieltipps: Sing, Sing, Sing, Stompin At The Savoy, Chicago, Don’t Be That Way, Winter Weather

4. Coleman Hawkins

Coleman Hawkins verdanken wir es maßgeblich, dass das Tenorsaxofon heute so fest mit dem Jazz verknüpft ist. So schreibt der deutsche Jazz-Journalist Joachim E. Berendt über ihn: „Es gab schon vor ihm Tenorsaxofonisten, aber das Instrument war da noch kein anerkanntes Jazz-Horn.“ Als erster Musiker versteht Hawkins es, auf dem Saxofon nicht bloß das wiederzugeben, was bis dato auf der Klarinette gespielt wurde. Mit seiner Big Band feiert er große Erfolge, außerdem trägt er zur Grundsteinlegung des Bebop bei, einer Spielart des Jazz, die sich durch hohe Geschwindigkeiten, anspruchsvolle Techniken und fortschrittliche Harmonien auszeichnet.

Anspieltipps: Greensleeves, Rosita, Body And Soul, Out Of Nowhere, Cocktails For Two

5. Charlie Parker

Mit Charlie Parker wird die ganze Angelegenheit noch experimenteller, auch er bringt den Bebop maßgeblich voran. So stellt er zum Beispiel bisher dagewesene Harmonien auf den Kopf und entwickelt Akkordvariationen, die es vorher noch nicht gab. Sein Spitzname „Bird“ inspiriert Songs wie Yardbird Suite, Ornithology, Bird Of Paradise oder Bird Gets The Worm. Durch seinen künstlerischen und avantgardistischen Ansatz entwickelt er sich zu einer der Galionsfiguren der Hipster-Kultur der Vierziger und später auch der Beat-Generation. Am 12. März 1955 stirbt er im Alter von nur 34 Jahren. Woran, ist nicht ganz klar. Offiziell werden eine Lungenentzündung und ein Magendurchbruch als Todesursache genannt. Parker hatte allerdings auch eine Leberzirrhose sowie einen Herzinfarkt.

Anspieltipps: All The Things You Are, Summertime, Scrapple From The Apple, Ornithology, Just Friends

6. Dizzy Gillespie

Wo wir gerade beim Bebop sind, machen wir auch dort weiter: Dizzy Gillespie gehört ebenfalls zu den Gründervätern und außerdem zu den wichtigsten Trompetern des Genres. Ob vielschichtige Harmonien oder komplexe Rhythmen: Auf vielen Ebenen bringt er den Jazz voran. Auch mit seiner Stimme und seinem Scat-Gesang wusste er zu überzeugen. Auf der Bühne begeistert sein Showtalent und seine offene, freundliche Art. Nicht zuletzt dadurch entwickelt er sich zu einem wichtigen öffentlichen Aushängeschild des Bebop. Am 6. Januar 1993 stirbt er im Alter von 75 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Anspieltipps: All The Things You Are, On The Sunny Side Of The Street, Groovin’ High, Con Alma, Bang Bang

7. Miles Davis

Auch Miles Davis widmet sich der Trompete, allerdings etwas umfangreicher: Von 1944 bis 1948 spielt er in Charlie Parkers Bebop-Quintett, später trägt er zur Entwicklung des Cool Jazz bei. Wie der Name dieser Spielart verrät, geht es hier um eher moderate Geschwindigkeiten. Zu Beginn der Fünfziger gehört Davis zu den ersten Vertretern des Hard Bop, einer Variante des Bebop mit Einflüssen aus Blues, Soul, R&B und Gospel. Ihm macht allerdings auch seine Heroinsucht zu Schaffen. Er verschwindet in der Versenkung, 1955 feiert er ein großes Comeback beim Newport Jazz Festival. Zwei Jahre später veröffentlicht er ‘Round About Midnight, sein erstes Album mit Saxofonist John Coltrane (siehe unten). Sein wohl größter Meilenstein Kind Of Blue erscheint 1959. Davis bleibt ebenfalls bis kurz vor seinem Tod aktiv. Am 28. September 1991 stirbt er im Alter von 65 Jahren an einer Hirnblutung.

Anspieltipps: Blue In Green, So What, Flamenco Sketches, ‘Round Midnight, Freddie Freeloader

8. Thelonious Monk

Etwa zur gleichen Zeit wie Miles Davis, trägt auch Pianist Thelonious Monk seinen Teil zur Jazzgeschichte bei. Nach Duke Ellington ist er der am zweithäufigsten aufgenommene Jazzmusiker. Der große Unterschied: Ellington hat, wie oben erwähnt, mehr als 1.000 Stücke geschrieben; Monk nur etwa 70. Sein fortschrittlicher Stil am Klavier gefällt nicht jedem. So arbeitet er mit wilden Rhythmusparts sowie plötzlichen Pausen und Verzögerungen. Jazzkritiker Philip Larkin nennt ihn sogar „den Elefanten auf dem Keyboard“. Seine Bühnenauftritte unterbricht Monk gerne mit spontanen Tanzeinlagen. Am 17. Februar 1982 erliegt er einem Schlaganfall.

Anspieltipps: ‘Round Midnight, Monk’s Dream, Ruby, My Dear, Body And Soul, I’m Confessin’ (That I Love You)

9. John Coltrane

Saxofonist John Coltrane spielt in jungen Jahren sowohl mit Miles Davis als auch mit Thelonious Monk, nabelt sich im Verlauf seiner Karriere aber zusehends ab und entwickelt sich zu einem der Gründerväter des Free Jazz. (Genau, das ist die Spielart, die für manche Ohren unerträglich klingt.) 1957 überwindet er seine Heroin- und Alkoholsucht und entwickelt daraufhin eine ausgeprägte Spiritualität. Mit gerade einmal 40 Jahren stirbt er am 17. Juli 1967 an Leberkrebs.

Anspieltipps: In A Sentimental Mood, Naima, My Little Brown Book, My One And Only Love, Time After Time

10. Nat King Cole

Mehr als 100 Hit-Songs hat Nat King Cole im Lauf seiner Karriere aufgenommen. Mit seinem Trio legt er den Grundstein für viele spätere Jazz-Gruppen. Im Fernsehen nimmt er eine ganz besondere Rolle ein und moderiert als erster Afroamerikaner eine TV-Sendung. Auch in Filmen und am Broadway tritt er auf. Am 15. Februar 1965 stirbt der starke Raucher an Lungenkrebs. Seine Tochter Natalie Cole entwickelt sich ebenfalls zu einer erfolgreichen Sängerin, auch wenn sie zu oftmals damit kämpft, im Schatten ihres Vaters zu stehen. Am 31. Dezember 2015 erliegt sie einer Herzinsuffizienz.

Anspieltipps: Unforgettable, L-O-V-E, Smile, When I Fall In Love, Orange Colored Sky

Popkultur

Als Led Zeppelin facettenreicher wurden: „Houses Of The Holy“

Published on

Led Zeppelin HEADER
Titelfoto: Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images

Vier durchnummerierte Platten brauchten Led Zeppelin, um die Spitze des Rockolymp zu erklimmen. Auf ihrer fünften Veröffentlichung Houses Of The Holy schlugen die Briten experimentierfreudigere Pfade ein — mit großem Erfolg. Den Titeltrack mussten sie allerdings auf das nächste Album verschieben.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Houses Of The Holy von Led Zeppelin anhören:

Pause? Für Led Zeppelin ist das zu Beginn ihrer Karriere ein Fremdwort. In gerade einmal drei Jahren veröffentlichen die Briten vier legendäre Alben, touren mehrfach um den Globus und spielen weltweit vor ausverkauften Häusern. Großbritannien, Nordamerika, Japan, Australien — und wieder von vorn. Ein wenig zur Ruhe kommen Led Zeppelin erst 1972, als sie mit der Aufnahme ihres fünften Albums Houses Of The Holy beginnen. Die Gruppe schlägt darauf experimentellere Wege ein und setzt auf aufwändige Arrangements und neue Einflüsse statt auf schnodderigen Hardrock-Sound. Doch wie genau kam es zu dieser Typveränderung — und hatten auch die Fans Freude an den neuen Led Zeppelin?

Houses Of The Holy: Ein Album unter anderen Umständen

Anfang der Siebziger ist das Bankkonto von Led Zeppelin bereits gut gefüllt — so gut, dass sich Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones ihre eigenen Heimstudios einrichten. Zum ersten Mal können die beiden Musiker ihre Ideen in aller Ruhe aufnehmen, noch einmal hören, bearbeiten und ergänzen. Dadurch werden die Songs ausgeklügelter als sonst — weg vom Bluesrock, hin zum AOR, wenn man so möchte. Als Led Zeppelin mit den offiziellen Aufnahmen von Houses Of The Holy beginnen, sind die vier Musiker deutlich besser vorbereitet als bei ihren vorherigen vier Alben. Zu gut, wie es scheint, denn die Band spielt mehr Songs ein als auf die Platte passen.

Während der Sessions zu Houses Of The Holy sammeln Led Zeppelin so viel Material, dass sie ein paar ihrer neuen Kompositionen für später aufbewahren müssen. Das betrifft zum Beispiel den Song Walter’s Walk, der erst 1982 auf der Zusammenstellung Coda erscheint. The Rover und Black Country Woman packen die Briten auf ihr sechstes Album Physical Graffiti (1975). Besonders kurios: Sogar den Titeltrack verschieben Led Zeppelin auf später, sodass der Song Houses Of The Holy nun nicht auf dem Album Houses Of The Holy zu finden ist, sondern ebenfalls auf dem Nachfolger Physical Graffiti. Trotzdem klingt Houses Of The Holy stimmig — auch wenn „Led Zep“ darauf einige Experimente wagen.

Da wäre zum Beispiel die Funk-lastige Nummer The Crunge, die man den Briten vorher wohl nicht unbedingt zugetraut hätte. Auch das Reggae-beeinflusste Stück D’yer Mak’er klingt nicht wie ein typischer Led-Zeppelin-Song. Genau das war das Ziel, wie Gitarrist Jimmy Page in dem Buch Light & Shade: Conversations With Jimmy Page erklärt: „Auch wenn alle ein zweites Led Zeppelin IV wollten: Es ist sehr gefährlich, sich selbst zu kopieren. Ich werde keine Namen nennen, aber jeder kennt Bands, die sich ewig wiederholen. Nach vier oder fünf Alben sind sie ausgebrannt. Bei uns hingegen wusste man nie, was als nächstes kommt.“

Eine Tour der Superlative — und der anschließende Burnout

Das gilt auch für die Tour zu Houses Of The Holy, mit der Led Zeppelin einmal mehr neue Live-Show-Maßstäbe setzen. Laser, Discokugeln, aufwändige Outfits, Pyrotechnik: Die britischen Rocker lassen sich nicht lumpen und feuern auf ihrer insgesamt dreimonatigen Tour aus allen Rohren. 55 Konzerte geben Led Zeppelin, darunter auch in Nürnberg, München, West-Berlin, Hamburg, Essen und Offenburg. Überall feiert wird die Band gefeiert; später ist sogar die Rede davon, dass die Tour der technische Höhepunkt der Gruppe gewesen sein muss. Doch der Preis ist hoch: Nach der Konzertreise sind Led Zeppelin so fertig, dass sie eine fast zweijährige Pause einlegen.

Was die Verkaufszahlen und den Erfolg von Houses Of The Holy betrifft, geht die Platte im Vergleich zum direkten Vorgänger Led Zeppelin IV beinahe unter. „Nur“ elffaches Platin gelingt den Briten bis heute mit dem Album; bei Led Zeppelin IV ist es mehr als doppelt so viel und auch der Houses Of The Holy-Nachfolger Physical Graffiti kann insgesamt 16 US-Platinveredelungen abräumen. Dennoch: Led Zeppelin zeigen sich auf Houses Of The Holy von ihrer erwachsenen Seite und das kommt an. Drei Alben bringen die Briten anschließend noch raus, bis der Tod von Schlagzeuger John Bonham die Karriere der Gruppe im Jahr 1980 beendet. Doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

5 Dinge, die ihr über John Paul Jones von Led Zeppelin noch nicht wusstet

Continue Reading

Popkultur

Zeitsprung: Am 28.3.1985 tritt Alicia Keys zum ersten Mal im TV auf. Sie ist 4.

Published on

Alicia Keys
Paola Kudacki/Sony Music

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.3.1985.

von Timon Menge und Christof Leim

Mehr als 150 Preise gewinnt Alicia Keys im Lauf ihrer Karriere, darunter 15 Grammys. Ihre Premiere im Showgeschäft feiert sie allerdings am 28. März 1985 in einer TV-Serie – mit vier Jahren.

Hier könnt ihr euch Here anhören:

Übernachtungsparty! Die kleine Tochter der Familie hat ihre Freunde und Freundinnen eingeladen, alle sind bestens gelaunt, vor allem als sie reihum mit dem Herrn Papa Rodeo spielen. Die Regeln: Wer sitzen bleibt, gewinnt. Ein Mädchen mit Lockenkopf kann sich trotz wildester Bewegungen halten und geht als Siegerin hervor. Vier Jahre alt ist die junge Schauspielerin in dieser Szene der Bill Cosby Show, ihr Name lautet Alicia Cook. Damals kennt sie niemand, heute schon…

In den Achtzigern kann man sich ein Fernsehprogramm ohne die Familie Huxtable kaum vorstellen. In acht Staffeln thematisiert die Sitcom das Leben einer afroamerikanischen Familie aus der Mittelschicht, die sich mit alltäglichen Situationen und Problemen auseinandersetzt. Dass dieses Format auch bei der weißen Bevölkerung gut ankommt, ist zu jener Zeit noch nicht selbstverständlich. Den Familienvater Dr. Heathcliff Huxtable gibt Schauspieler Bill Cosby, nach dem die Sendung auch benannt ist. (Heute ist Cosby weltweit und zurecht in Ungnade gefallen, weil er wegen dreifachen sexuellen Missbrauchs zu mehreren Jahren Haft verurteilt wird. Aber das ist eine andere, unschöne Geschichte.)

Wer ist Alicia Cook?

Diese kleine Alicia Cook, die da einen Gast der Übernachtungsparty der kleinsten Huxtable-Tochter Rudy spielt, lernen wir Jahrzehnte später unter einem anderen Namen kennen: Alicia Keys. Mit dem Auftritt in der Show feiert sie sozusagen ihren Einstand im Showgeschäft. Hier könnt ihr euch den Ausschnitt mit ihr angucken:

In einem späteren Interview mit der Teleschau erzählt Keys: „Ich erinnere mich vor allem daran, dass es ein wahnsinnig langer Tag war. Bis das alles abgedreht war, war es später Abend – und ich und die anderen Kinder waren so müde, dass wir irgendwann einfach auf dem Sofa eingeschlafen sind. Aber ich erinnere mich auch daran, dass es extrem witzig war. Bill Cosby war super. Und hey, immerhin habe ich beim Reite-Spiel auf seinem Knie gewonnen.“

Nur der Anfang

Gewinnen wird Keys nachher noch so einiges, nämlich mehr als 150 Auszeichnungen und 14 Platinschallplatten (allein in den USA). Mit Alben wie Songs In A Minor (2001), The Diary Of Alicia Keys (2003), As I Am (2007) und The Element Of Freedom (2009) räumt sie in den 2000er Jahren wirklich alles ab. Wer hätte 1985 gedacht, dass aus der kleinen Alicia Cook einer der größten Popstars des 21. Jahrhunderts wird?

Zeitsprung: Am 7.9.1984 sind die Jacksons auf Tour und Janet brennt durch.

 

Continue Reading

Popkultur

Zeitsprung: Am 27.3.1970 veröffentlicht Alice Cooper „Easy Action“.

Published on

Alice Cooper Easy Action Cover

"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.3.1970.

von Bolle Selke und Christof Leim

Die Rock’n’Roll-Welt steht nicht gerade in Flammen für die Alice Cooper Band, als sie am 27. März 1970 ihr zweites Album Easy Action veröffentlicht. Das könnte nicht zuletzt an der lustlosen Produktion liegen. Trotzdem bietet sich hier ein perfektes Zeitdokument einer sich entwickelnden Band, das man fast als Vorproduktion für den Meilenstein Love It To Death im folgenden Jahr ansehen könnte.

Hier könnt ihr euch Easy Action anhören:

Geneigte Fans und Hardrock-Aficionados wissen vermutlich, dass Alice Cooper für eine Band steht, die sich 1975 auflösen wird. Erst danach adaptiert deren Sänger Vincent Furnier den Namen und wird so zu einem hochgeschätzten Heavy-Metal-Entertainer und Gottvater des Shock Rock.

Psychedelische Scheißmusik

1970 allerdings stehen solche Superlative noch in weiter Ferne. Die Truppe schraubt an ihrem zweiten Album, das ebenso wie der Vorgänger Pretties For You bei Frank Zappas Plattenfirma Straight erscheinen soll. An den Reglern sitzt David Briggs, der heutzutage vor allem bekannt dafür ist, mehr als ein Dutzend Neil-Young-Alben produziert zu haben. Schlagzeuger Neal Smith sagt später über Briggs: „David hasste unsere Musik und uns. Ich erinnere mich, dass unsere Song für ihn ‚psychedelischer Scheiß‘ waren. Wenn man mich fragt, klang Easy Action zu trocken, eher wie eine TV- oder Radiowerbung. Er half in keiner Weise beim Arrangement der Lieder oder lieferte irgendwelchen positiven Input.“ Und so wird kein einziges der Stücke von Easy Action nach der Love It To Death-Tour jemals wieder live von Cooper aufgeführt.

Nichtsdestotrotz bezeichnen manche gerade diese Scheibe als das „große unentdeckte“ Cooper-Album. Während Pretties for You eine schwierige Platte ist und Love It to Death ein Klassiker, könnte man Easy Action als das perfekte Bild einer sich entwickelnden Band ansehen. Beim ersten Stück Mr. And Misdemeanor lässt sich zum Beispiel miterleben, wie Sänger Furnier seinen bösartig klingenden Gesangsstil definiert. Alice Cooper steht später für drei Minuten lange Hits mit eingängigen Melodien und negativen Themen, welche dann gegen Ende der Alben durch längere Stücke ergänzt werden. So gesehen liefern die Rocker mit Easy Action also fast eine Vorproduktion für Love It to Death, obwohl die Band auf ersterem mehr Erfindergeist zeigt.

Unisex, roh und gewalttätig

Hinter dem Albumtitel steckt eine Zeile aus einem Lieblingsfilm von Furnier und Bassist Dennis Dunaway, dem Musical West Side Story mit der Musik von Leonard Bernstein. Zitate daraus wie „got a rocket in your pocket“ und „when you’re a Jet, you’re a Jet all the way“ werden auch bei dem Song Still No Air verwendet. Das Motiv der halbstarken Gang aus West Side Story wird auch an anderen Stellen von Alice Copper aufgegriffen. Auf dem Cover wendet sich die Band von der Kamera ab, deren unbedeckte Rücken sind nur durch ihr langes Haar bedeckt. Eine Radiowerbung von 1970 pries die Band dann auch als „unisex, roh, miteinander und gewalttätig – genau wie ihr, amerikanische Mitbürger“.

Easy, Action!

Als ob die Band den fehlenden kommerziellen Erfolg von Easy Action geahnt hätte, beginnt der letzte Song, das psychedelisch abgedrehte Lay Down And Die, Goodbye, mit den Worten des Komikers Tom Smothers: „Ihr seid der einzige Zensor. Wenn euch das, was ich sage, nicht gefällt, habt ihr die Wahl: Ihr könnt mich ausschalten.“

Die Kritiker zerreißen das Album hauptsächlich. Robert Christgau bezeichnet es im Magazin The Village Voice als „unmelodisches Singen, unmelodisches Musizieren, unmelodische Melodien und pseudomusikalischen Beton“. Erst bei Love It To Death entdeckt die Band mithilfe von Produzent Bob Ezrin den Sound für den Alice Cooper heutzutage geliebt wird…

Zeitsprung: Am 5.6.1977 gibt es einen Todesfall bei Alice Cooper – wegen einer Ratte.

Continue Reading

Latest Music News

Top Stories

Don't Miss