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Popkultur

Eine gruselige Begegnung und spontane Songwriting-Magie: Das Debüt von Audioslave

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Audioslave
Foto: Richard Hartog/Los Angeles Times via Getty Images

Wenn große Talente eine Supergroup gründen, entsteht dadurch nicht zwingend brauchbare Musik. Im Fall Audioslave verhält es sich anders. Schon mit ihrem gleichnamigen Debüt vom 19. November 2002 schafft die Gruppe ein Meisterwerk — und das obwohl Chris Cornell seine neuen Kollegen vorher zu Tode ängstigt.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch das Debüt von Audioslave anhören:

Unsere heutige Geschichte beginnt im Herbst 2000: Sänger Zack de la Rocha hat Rage Against The Machine bereits verlassen; am 18. Oktober löst sich die Gruppe endgültig auf. Dennoch: Gitarrist Tom Morello, Bassist Tim Commerford und Schlagzeuger Brad Wilk möchten weiterhin gemeinsame Wege gehen. Ein neuer Sänger muss her — und der soll bitte nicht klingen wie de la Rocha. Eine Zusammenarbeit mit Cypress-Hill-Rapper B-Real schlagen die Musiker deshalb aus; auch andere Sprechgesangskünstler kommen nicht in Frage, damit das neue Projekt nicht zu sehr nach Rage klingt. Die zündende Idee steuert Produzentengenie Rick Rubin bei. Er sieht in Soundgarden-Frontmann Chris Cornell den richtigen Mann für den Job. Rubin ist überzeugt: Cornell kann Morello, Commerford und Wilk auf ein neues Level heben. Der Produzent mit dem Rauschebart soll recht behalten.

Eine erste Begegnung der etwas anderen Art

Die erste Begegnung mit Cornell gerät durchaus ungewöhnlich, wie Morello im Interview mit dem britischen Metal Hammer verrät. „Chris hatte eine faszinierende Stimme, aber er hatte so einen düsteren Edgar-Allen-Poe-Einschlag“, erzählt der Gitarrist. „Wir wollten wissen, wie er wirklich ist, also haben wir uns mit ihm getroffen.“ Das läuft dann allerdings nicht ganz wie erwartet. „Chris hat damals auf dem letzten und einsamsten Berg von Los Angeles gelebt“, berichtet Morello weiter. „Es dämmerte, die Sonne ging unter und seine Villa war verdammt gruselig. Die Tore haben sich geöffnet wie bei der Addams Family. Wir sind reingefahren und da war Chris, 1,90 Meter groß, schlaksig, finsteres Gesicht. Er kam langsam auf uns zu. Rick ist völlig ausgeflippt und wollte verschwinden. Doch wir sind geblieben. Chris war liebevoll und großzügig und wir waren sechs Jahre in einer Band.“

Spätestens die erste gemeinsame Session räumt alle Zweifel aus dem Weg. „Er ist zum Mikro gegangen, hat den Song gesungen und ich konnte es nicht glauben“, beschreibt Morello die erste Performance von Cornell. „Es klang nicht nur gut. Es klang nicht nur großartig. Das war nicht von dieser Welt. Und wenn die Chemie vom ersten Moment an stimmt, kann man das einfach nicht leugnen.“ 21 Songs entstehen in gerade einmal 19 Tagen, darunter großartige Nummern wie Like A Stone und Show Me How To Live. Schon im Sommer 2001 nimmt die neu formierte Supergroup ihr erstes Album auf. Doch vor der Veröffentlichung kommt es zum Drama. Im Mai 2002 landen einige der Demo-Aufnahmen unter dem Namen The Civilian Project in diversen Filesharing-Netzwerken. Verantwortlich soll ein Mitarbeiter der Bad Animal Studios in Seattle sein.

Das Audioslave-Debüt: Trotz Vorab-Leak ein Hit

„Es war sehr frustrierend“, berichtet Morello in einem Interview. „Bei so einem Bandprojekt hängen die Erwartungen besonders hoch. Viele Leute haben diese Musik beim ersten Mal nicht so gehört, wie sie hätte klingen sollen. In einigen Fällen haben noch nicht einmal die Texte und die Gitarrensoli gestimmt.“ Dennoch: Als das Album am 19. November 2002 offiziell erscheint, wird es trotz des Frühstarts zu einem vollen Erfolg. In den USA knacken Audioslave die Album-Top-Ten, in Großbritannien die Top 20 und in Deutschland immerhin noch die Top 40. Noch viel wichtiger: Die Musiker setzen sich mit ihrer neuen Band ein Denkmal und stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass sie perfekt miteinander harmonieren. Ob Zack de la Rocha zu der Zeit ein kleines bisschen neidisch war? Es darf zumindest davon ausgegangen werden.

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