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Popkultur

Eine Show mit Folgen: Das erste Konzert des Electric Light Orchestra

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Electric Light Orchestra
Foto: Michael Putland/Getty Images

Mit dem Electric Light Orchestra rufen Roy Wood und Jeff Lynne zu Beginn der Siebziger eine Band ins Leben, mit der sie musikalische Grenzen sprengen möchten. Am 16. April 1972 spielen die Prog-Legenden ihr erstes Konzert, der Auftakt einer kleinen Tour. Völlig hürdenfrei verläuft die Konzertreise allerdings nicht. Schließlich sorgen die Schwierigkeiten sogar dafür, dass einer der beiden seinen Hut nimmt.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch das Debüt vom Electric Light Orchestra anhören:

Den Grundstein für das Electric Light Orchestra legt The-Move-Sänger Roy Wood im Jahr 1968. In seinem neuen Projekt möchte der Brite auf die typische Rockband-Instrumentierung verzichten, stattdessen schwebt ihm eine Gruppe vor, in der Geigen, Celli, Kontrabässe, Hörner und Holzblasinstrumente den Ton angeben. Die musikalische Ausrichtung des Electric Light Orchestra: „dort, wo die Beatles aufgehört haben“, also kreativ, experimentell und frei von Grenzen.

Anfang 1970 steigt auch Jeff Lynne von The Idle Race aus Birmingham beim Electric Light Orchestra ein, denn Woods außergewöhnliches Konzept gefällt ihm gut. Den ersten ELO-Song schreibt das Duo im Juli 1970. Eigentlich handelt es sich dabei um ein Stück, das Lynne für The Move komponiert hatte, doch Wood ergänzt Lynnes Idee um ein paar Cello-Spuren und macht einen ELO-Song daraus. Keine zwei Jahre später eröffnet die 10538 Overture das Debütalbum der Band.

Rockmusik mit Klarinette und Krummhorn

The Electric Light Orchestra heißt die erste Platte von Wood, Lynne und Schlagzeuger Bev Bevan. Am Waldhorn unterstützt Bill Hunt, die Violine spielt Steve Woolam. Instrumente wie den Synthesizer, das Cello, die Oboe, die Klarinette, die Slide-Gitarre oder das Krummhorn übernehmen Wood und Lynne selbst. Das Ergebnis klingt genau so, wie man es sich vorstellt: Rockmusik, die etwas ungelenk von allerhand Sounds begleitet wird, dabei aber glücklicherweise selten vom Weg abkommt.

In England erscheint das Album am 3. Dezember 1971, in den Vereinigten Staaten erst im März 1972. Jenseits des Atlantiks trägt das ELO-Debüt den Titel No Answer, was daran liegt, dass ein Mitarbeiter des US-Labels Wood und Lynne telefonisch nicht erreicht. Der Anrufer hinterlässt seinen Labelkollegen einen Notizzettel mit der Aufschrift „No answer“ — und die halten den Vermerk für den Albumtitel. Zum vorläufigen Höhepunkt der ELO-Geschichte kommt es am 16. April 1972: Die Gruppe spielt ihr Debüt-Konzert und eröffnet damit ihre erste Tour.

Das erste Konzert des Electric Light Orchestra

Der Startschuss fällt im Greyhound in Süd-London. Als das Electric Light Orchestra zum ersten Mal die Bühnenbretter betritt, haben die Briten nicht nur ein starkes Debüt im Rücken, sondern auch jede Menge Schwierigkeiten hinter sich. So fanden Wood und Lynne eingangs weder die richtigen Live-Musiker für ihr Projekt, noch hatten die zwei Musiker eine Idee, wie sie die zahlreichen Instrumente auf der Bühne verstärken wollten. Auch interne Streitigkeiten machten der Band zu schaffen.

Bei der Bühnenpremiere läuft es ebenfalls alles andere als rund: Die zahlreichen akustischen Instrumente kommen nicht gegen die elektrisch verstärkte Konkurrenz an, Instrumentenwechsel sorgen für ungewollte Verzögerungen und die Zuschauerzahlen halten sich sehr im Rahmen. Zwei Tage später soll in London eine zweite Show stattfinden, die aufgrund der Schwierigkeiten bei Show Nummer eins abgesagt wird. Doch nicht nur das: Als das Electric Light Orchestra kurz nach dem Tour-Debakel mit der Produktion des zweiten Albums beginnt, steigt Roy Wood aus.

Woods und Lynnes Wege trennen sich

Eins der zentralen Probleme zwischen den beiden Köpfen der Band: Lynne schreibt zwar viele Songs für das Electric Light Orchestra und bekommt reichlich Lob dafür, doch Wood ist zu jener Zeit der bekanntere Musiker und zieht das Rampenlicht auf sich, was nicht zuletzt an seinen exzentrischen Kostümen liegt. Es soll zwischen den zwei Musikern sogar zu Schlägereien kommen, weil sie sich nicht einigen können, wer zuletzt auf die Bühne geht.

Oft funktionieren zwei große Egos in einer Band, doch für das Electric Light Orchestra geht die Rechnung nicht auf: Wood steigt wortlos aus. Später gründet er die Gruppe Wizzard, mit der er ein ähnlich avantgardistisches Konzept verfolgt wie mit ELO. Heute kennt man Wizzard vor allem für den Weihnachts-Hit I Wish It Could Be Christmas Everyday. Beim Electric Light Orchestra übernimmt Jeff Lynne die Führung und bringt die Gruppe innerhalb weniger Jahre mit mehreren Alben in die US-Top-Ten. Doch das sind wieder einmal andere Geschichten.

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