------------

Popkultur

Zeitsprung: Am 24.7.2002 wird’s wegen Freddie Mercurys toter Karpfen teuer.

Published on

Teures Vergnügen: Mercury mit einer Einkaufsliste für seinen Koi-Teich und den japanischen Garten - Foto: Koh Hasebe/Shinko Music/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 24.7.2002.

von Victoria Schaffrath und Christof Leim

Als Mary Austin 1991 nach Freddie Mercurys Tod dessen Anwesen in London erbt, gehört zur Erbmasse auch dessen wertvolle Sammlung an Kois, einer Zuchtform von Karpfen. Eigentlich kümmert sie sich vorbildlich um die geschuppten Lieblinge des Queen-Sängers, doch ein angesehenes Londoner Gartencenter macht ihr und den Karpfen im Juli 2002 einen Strich durch die Rechnung.

Hört hier in Never Boring rein, das erste Greatest-Hits-Album von Freddie: 

„Zorn – Freddies wertvolle Koi-Karpfen gestorben“ titeln die britischen Boulevardmedien im Juli 2002. Es geht nicht etwa um die Königsfamilie, aber um den nächstbesten Hochadel, den das Land vorweisen kann. Die Rede ist vom fischigen Nachlass Freddie Mercurys, und die Entrüstung ist groß.

„Zorn – Freddies wertvolle Koi-Karpfen gestorben“

Mit der Fürsorge der Fische hatte der Queen-Sänger in seinem Testament nicht etwa seinen Lebenspartner Jim Hutton bedacht, mit dem er die letzten Jahre vor seinem frühzeitigen Tod 1991 in der gemeinsamen „Garden Lodge“ im Londoner Stadtteil Kensington verbrachte. Vielmehr sollte seine Vertraute und Ex-Verlobte Mary Austin das genannte Anwesen übernehmen und sich um Mercurys geschätzten Garten kümmern. Dieser und dessen tierische Bewohnerschaft lagen ihm schließlich besonders am Herzen: „Ich habe endlich meine Nische gefunden. Ich liebe meinen japanischen Garten und all meine Kois, die ich kürzlich für viel Geld erworben habe. Ich habe ein erfülltes Leben, und sollte ich morgen dahinscheiden, wäre es mir schnurzegal.“

Tatsächlich gilt seine Sammlung als eine der wertvollsten des Landes, als Mercury an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung verstirbt: Einzelne Fische schätzt man auf 10.000 Pfund, den gesamten Bestand auf mehr als eine Million Pfund. Austin übernimmt fortan tugendhaft die Verwaltung des Grundbesitzes und seiner Lebewesen, bis sie 2002 entscheidet, Unkraut jäten zu lassen.

Mary Austin: Erbin der „Garden Lodge“ und der Koi-Sammlung

Mit den Gartenarbeiten beauftragt sie das Traditionsunternehmen Clifton Nurseries, einen Betrieb, der bei reichen Londonern seit 1851 für perfekt getrimmten Rasen sorgt. Man schickt einen zuverlässigen Mitarbeiter, der die kostspieligen Karpfen (immerhin 89 an der Zahl) behutsam in einen Wassertank manövriert, damit er den Spezialteich reinigen kann. Ob der Gärtner nun einen Knopf übersieht oder eine Fehlfunktion vorliegt, bleibt unklar, aber: Die Sauerstoffpumpe steht still. 84 der Kois überleben die Unterversorgung nicht. 

Nicht nur die Medien, vor allem Mary Austin zeigt sich ob des Vorfalls sich untröstlich. „Es geht nicht ums Geld“, bestätigt man dem Guardian. „Freddie hat Mary spezifisch darum gebeten, sich um die Fische zu kümmern. Sie ist wirklich sehr aufgebracht.“ So aufgebracht, dass sie sich entschließt, rechtliche Schritte einzuleiten.

Klage auf „beträchtlichen“ Schadensersatz

Am 24. Juli 2002 verklagt die ehemalige Gefährtin der Rock-Legende das Gartencenter auf Schadensersatz. Über die Summe mag sich Austins Anwalt nicht äußern, nennt sie jedoch „beträchtlich“. Berichte über eine Einigung gibt es anschließend zwar keine, doch man darf von einem lauten Klingeln in Mercurys posthumen Kassen ausgehen – da vertrauen wir mal auf die medienwirksamen Asse in Austins Ärmel. Trotzdem tragisch: Mit den Fischen scheidet auch ein Stück von Mercury dahin, der sich in seinen letzten, ruhigeren Jahren gern mit Tieren umgab.

Verschlafenes Familienporträt mit Katze – Fotos der letzten Jahre von Freddie Mercury und seinem Partner Jim Hutton

Don't Miss