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Popkultur

Funkelnder Auftritt: Elton John Live in der Mercedes Benz Arena Berlin

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Mit einem über zweistündigem Greatest-Hits-Programm beweist Sir Elton John in der Berliner Mercedes-Benz Arena, dass er noch immer zum musikalischen Hochadel zählt.


Hört euch hier alle Songs des Elton John Konzerts in einer Playlist an und lest weiter:


Während draußen Gewitter und Gussregen ihr Unwesen treiben, wärmen Jake Isaac und seine Band mit karibischen Rhythmen und sonnigem Singer-Songwriter-Pop die zum frühen Beginn noch nicht voll besetzte Arena auf. Ist die überwiegende Mehrheit der Besucher sicherlich nicht wegen Isaac hier, schafft es der Sonnyboy aus London dennoch, die Anwesenden zum ausgelassenen Mitklatschen zu animieren. Kurz darauf sind auch die letzten Plätze gefüllt, als zunächst seine Band und dann Elton John um kurz nach halb acht die Bühne betreten. Im fliederfarbenen und funkelnden Pailletten-Anzug, auf dessen Rücken in Anspielung auf Johns 1975er Album Captain Fantastic And The Brown Dirt Cowboy bescheiden das Wort „Fantastic“ prangt, begrüßt der Meister sein Publikum vom vorderen Bühnenrand und nimmt am Flügel Platz. Mit The Bitch Is Back entbehrt der Eröffnungssong des heutigen Abends nicht einer gewissen, sympathischen Selbstironie. Bennie And The Jets oder auch das kraftvolle I Guess That’s Why They Call It The Blues führen den beginnenden Hitreigen treffsicher fort, wobei John mal gefühlvoll, mal dynamisch in die Tasten haut und sich durchgehend stimmstark zeigt. „Guten Abend Berlin, ich hoffe, ihr mögt die Songs, die wir ausgewählt haben“, lauten die ersten Worte, die der 70-jährige an die Halle richtet, gefolgt von der Ankündigung zweier neuer Nummern vom aktuellen Album Wonderful Crazy Night. Darunter befindet sich auch Eltons persönlicher Lieblingssong der Platte, A Good Heart, eine erhabene Ballade, die beweist, dass John das Songschreiben nicht verlernt hat. Furioser gestaltet sich das folgende Philadelphia Freedom, welches gebührend auch Eltons Begleitband ins Rampenlicht rückt.



Schlagzeuger Nigel Olsson besitzt nicht nur ein Drum-Fell, das seinen Namen trägt, sondern sorgt schon seit 1969 in Johns Rücken für den richtigen Rhythmus. Auch Gitarrist Davey Johnstone, der mit langmähniger Pony-Frisur in der Kapelle der Muppet Show eine nicht minder gute Figur machen würde, ist schon seit 1971 musikalischer Wegbegleiter. Vom ursprünglichen Spätsechziger-Zeitgeist entsprechend mitgeprägt, fällt das den Terroropfern von Berlin bis Manchester gewidmete I Want Love dann auch als flammendes Plädoyer der Menschenliebe aus. Tiny Dancer, für Musikfilmfreunde auf ewig mit Cameron Crowes Hippie-Hommage Almost Famous verknüpft, lässt weiter im Liebessommer schwelgen, bevor Levon progressiv und mit gepfeffertem Jam-Part Siebziger-Rock-Grandezza in die Gegenwart bringt.


Elton-John-Wonderful-Crazy-Night-2015


Genauso demonstriert Eltons anschließende Soloeinlage, ein behänder Klaviatur-Ritt von Chopin- über Blues-Motive bis hin zu Vaudeville-Versatzstücken, der schließlich in Rocket Man (I Think It’s Going To Be A Long, Long Time) mündet, eines: Allen Brillen und Brillos sowie Klatschpressenpräsens und Gala-Dinners zum Trotz, sollte man nie vergessen, dass Elton John ein begnadeter Musiker und Komponist ist und bleibt. Eine Tatsache, die auch das seltener gespielte Siebziger-Juwel Have Mercy On The Criminal unterstreicht. Spätestens beim erbaulich grandiosen Gospel Burn Down The Mission hält es auch den Innenraum nicht mehr auf seinen Sitzplätzen.


Elton-John-2013


Ähnlich wie einst bei einer Udo-Jürgens-Show fallen die Barrieren und strömen nun heilsuchende Fans ganz nach vorne an die Bühne. Elton dankt diesem Zuspruch und dem Publikum, welches seine mittlerweile 48 Jahre auf Achse erst möglich gemacht hat, mit einer ehrlichen Ansage: „Ich nehme gerne Platten auf, aber noch lieber spiele ich live für euch.“ Gesagt, getan. Rührselig und ein bisschen kitschig ist die Leinwand-Projektion des verstorbenen George Michael, der mit Elton mal Don’t Let The Sun Go Down On Me im Duett gesungen hatte, bei besagtem Song schon. Aber Mut zum Kitsch gehört bei einer Elton-John-Show eben auch dazu. Genauso wie ein programmatisches I’m Still Standing, welches wirklich das gesamte Auditorium auf die Beine bringt. Schnell noch etwas Speedy-Gonzales-Gefühl mit Crocodile Rock angeschlagen, dann setzt es mit dem saftigen Saturday Night’s Alright For Fighting eine glamouröse Rock’n’Roll-Nummer zum kurz bevorstehenden Finale. Richtig, Candle In The Wind, Eltons Doppeltribut an Marilyn Monroe und die Herzenskönigin Diana darf auch heute nicht fehlen. Von John alleine am Flügel dargeboten, erstrahlt die Arena, von Telefonen erleuchtet, im schönsten Glanz des rundum gelungenen Konzertabends. Von Diventum kann man – bei nicht einem einzigen Kostümwechsel in über zwei Stunden – heute wirklich nicht sprechen.


Elton-John---A-Good-Heart


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