Popkultur
Zeitsprung: Am 20.9.2010 stirbt Leonard Skinner, der bekannteste Sportlehrer des Rock’n’Roll.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 20.9.2010.
von Christian Böhm und Christof Leim
Allen Collins, Larry Junstrom und Bob Burns kennen ihn gut! Zuerst leiden sie unter dem strengen Sportlehrer, dann nutzen sie die Verballhornung seines Namens für ihre Band: Lynyrd Skynyrd.
Hier kannst du dir das Debüt von Lynyrd Skynyrd anhören:
Drei Uhr nachts: Das Telefon klingelt. Leonard Skinner hebt ab und sagt seinen Namen. Tosendes Gelächter folgt, dann endet das Gespräch. Der aus dem Schlaf Gerissene findet es nicht ganz so lustig, die Fans am anderen Ende der Leitung umso mehr. Der Sportlehrer hat Fans? Naja, irgendwie schon. Blicken wir zurück…
Hart, aber cool
Ronnie Van Zant, Gary Rossington und Bob Burns lernen sich in der Schule beim Baseball-Spielen kennen. Ihre Leidenschaft für den Sport versteht ihr Lehrer vielleicht, doch die Haare sind ihm zu lang. An der Robert E. Lee High School in Jacksonville, Florida gilt Leonard Skinner als streng. Männliche Schüler mit zu langer Haarpracht schickt er zum Direktor. So passiert es der Legende nach auch Van Zant, der seine „Matte“ sehr wichtig nimmt. Skinner beteuert später in Interviews, nicht strenger als nötig gehandelt zu haben. Die Hausordnung der Schule schrieb kurze Haare vor, und es oblag nun mal ihm, dies durchzusetzen. So oder so: In den Sechzigern gelten lange Mähnen der Jungen zwar als Rebellion gelten die Alten, doch bei Sportlehrer Skinner haben die jungen Wilden einen schweren Stand.
The most influential high school gym teacher in popular culture.
Leonard Skinner inspired Ronnie Van Zant to call his band Lynyrd Skynyrd. The teacher gave Ronnie and his friends grief for having long hair. They later became friends and the band played at the opening of his bar. pic.twitter.com/mgAb9X2Kd7— YourWullie (@YourWullie) September 15, 2020
Neben Baseball lieben die Jungs lauten Rock’n’Roll, also gründen sie eine Band. Natürlich brauchen die Freunde einen vernünftigen Bandnamen. My Backyard, The Noble Five und The Pretty Ones nennen sie sich zeitweilig, aber zufrieden sind sie damit nicht. Bis ihnen die Idee kommt, sich nach ihrem Sportlehrer zu benennen — als Retourkutsche für dessen strenge Methoden sozusagen. Zuerst originalgetreu geschrieben, verändern sie die Buchstaben schließlich: Vier Ypsilons später ist der Name so verfremdet, dass der Sportlehrer den Rock’n’Rollern rechtlich nichts anhaben kann. Vor allem hört sich das Ganze jetzt so an, wie man in den Südstaaten nunmal spricht: Lynyrd Skynyrd. Und da vielleicht nicht alle wissen, wie das genau klingt, nennen sie ihr erstes Album 1973 Pronounced Leh-Nerd Skin-Nerd.
Ungewollter Ruhm
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung verkauft Leonard Skinner längst Immobilien statt sich mit Halbstarken herumzuschlagen. Die Band legt derweil mit Second Helping (1974) nach, auf dem sich ihr größter Hit Sweet Home Alabama findet. Auf dem Innencover des dritten Streiches Nuthin Fancy (1975) sehen die inzwischen weltweit zahlreichen Fans schließlich ein Foto der Werbetafel des Immobilienmaklers Leonard Skinner – mit Telefonnummer!
Der hatte dem Abdruck zugestimmt, was er im Nachhinein vielleicht bereuen musste. Natürlich bedeutet es einerseits gute Werbung, wenn in einem millionenfach verkauften Album die eigene Visitenkarte steht. Fans sehen darin aber auch eine Chance, den Namen ihrer Lieblingsband mal aus dem Mund des Namensgebers zu hören. Gehäufte nächtliche Telefonscherze angetrunkener Lynyrd-Skynyrd-Fans verlieren schnell ihren Lacheffekt — zumindest, wenn man auf der falschen Seite des Hörers sitzt…
Leonard Skinners Regelkatalog
Forby Leonard Skinner kommt am 11. Januar 1933 in Jacksonville zur Welt. Bis 1951 besucht er eben jene Robert E. Lee High School als Schüler, anschließend wird er als Soldat eingezogen und kämpft im Korea-Krieg, danach erhält er ein Basketball-Stipendium am Jacksonville Junior College und macht er seinen Abschluss an der Florida State University in Tallahassee. 1957 kehrt er schließlich wieder an die High School zurück, diesmal als Lehrkraft. Doch die Zeiten haben sich geändert: Manche der jungen Leute mögen Musik mit harten Gitarrensounds, einige Jungs tragen die Haare lang und pfeifen auf die Kleiderordnung der Bildungsanstalt.
Das darf man natürlich nicht durchgehen lassen: Wachsen Koteletten unter die Ohrläppchen oder hängt der Pony länger als drei Finger über die Augenbrauen herab, ist bei Skinner Schluss. Es gibt dann nur zwei Optionen: Haare ab oder Konsequenzen ertragen, vom Besuch im Büro der Schulleitung bis zur Suspendierung. Wer ein Einsehen, aber kein Geld für den Friseur hat, muss nicht verzagen: Angeblich trägt Skinner immer einen Rasierer mit sich, um selbst Hand anzulegen.
School Of Southern Rock
Die späteren Rockstars versuchen alles Mögliche, um Skinners Eingreifen zu umgehen und die langen Haare zu behalten. Angeblich kleben sie sich die Zotteln sogar mit Vaseline hoch. Aber es hilft nichts: Alle drei werden mehrmals vom Unterricht ausgeschlossen. Gary Rossington bricht die Schule sogar komplett ab. So bleibt ihnen nur die Ironie: Sich über den strengen Lehrer lustig zu machen, wird ihre Lieblingsbeschäftigung. In den Pausen und nach dem Unterricht ahmen sie ihn nach, außerdem klingt sein Name breit und lang gesprochen wie „Skinhead”, und das passt zu Skinner, der die Haare immer adrett kurz trägt.
Lynyrd Skynyrd legen in den Folgejahren eine steile Karriere hin: Millionenfache Albumverkäufe, ausgiebige Tourneen und schließlich Schicksalsschläge wie ein tödlicher Flugzeugabsturz sowie Autounfälle mit toten und verletzten Bandmitgliedern. Leonard Skinner erfährt von ihrem Ruhm erst relativ spät, als er einen Song im Radio hört und der Bandname seinem eigenen verdächtig ähnlich klingt. In einem Interview erinnert er sich: „Sie waren gute, talentierte, hart arbeitende Jungs. Sie haben hart gearbeitet, hart gelebt und hart gesoffen.“
Gewiefter Geschäftsmann und Freund
Der Lehrer und Immobilienmakler schlägt indes noch eine weitere Karriere ein: Er eröffnet Bars. Die erste nennt er The Still, und dort sieht man Lynyrd-Skynyrd-Mitglieder vor dem Tresen als auch auf der Bühne. Mit der Band verbindet ihn inzwischen eine Art Freundschaft. Die späteren Kneipen benennt der kluge Geschäftsmann nach sich selbst. Er hat den Wert seines Namens erkannt und nutzt seinen Ruhm für das Geschäft. Mindestens eine Tribute-Band benennt sich nach ihm.
Bei einem Konzert lassen Lynyrd Skynyrd ihren alten Pauker sogar die Ansage machen. 2009 ehrt die Stadt Jacksonville ihn mit dem Event „A Tribute to Coach Leonard Skinner & Southern Rock.“ Läuft gut bei Leonard und bei Skynyrd!
Ein guter Lehrer
Als Leonard Skinner am 20. September 2010 im Alter von 77 Jahren verstirbt, sagt Gitarrist Gary Rossington wohlwollend über ihn: „Coach Skinner hatte einen so tiefgreifenden Einfluss auf unsere Jugend, dass wir letztendlich die Band nach ihm benannten. Rückblickend kann ich es mir nicht anders vorstellen.“
Skinners eigene Sicht auf die Gruppe und den Trubel um seine eigene Person wandelt sich im Laufe der Jahrzehnte, wie sein Sohn verlauten lässt: „Zuerst gefiel es ihm nicht, später hatte er eine wechselhafte Sicht auf die Sache, aber am Ende mochte er es wohl irgendwie.“ Die New York Times nennt Leonard Skinner posthum den „wohl einflussreichsten High-School-Sportlehrer in der amerikanischen Populärkultur.“
Leonard und Bart
Vielleicht lebt Leonard Skinner ja im Fernsehen weiter: Bei den Simpsons heißt der Direktor der Springfield Elementary School nämlich, genau, Skinner – obwohl die Macher erklären, er sei nach dem Verhaltenspsychologen B. F. Skinner benannt worden.
Allerdings gerät Schüler Bart Simpson nicht selten in Konflikt mit dem strengen Führungsstil des Schulleiters. Eindeutige Parallelen? Vielleicht. Wir alle kennen solche Lehrkräfte von früher. Doch bei den wenigsten wird daraus eine Fernsehserie oder eine erfolgreiche Rock’n’Roll-Band. Bei Leonard Skinner und Lynyrd Skynyrd schon.
Zeitsprung: Am 12.11.1964 setzt sich David Bowie für den Schutz langhaariger Männer ein.

Popkultur
Zeitsprung: Am 27.3.1970 veröffentlicht Alice Cooper „Easy Action“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.3.1970.
von Bolle Selke und Christof Leim
Die Rock’n’Roll-Welt steht nicht gerade in Flammen für die Alice Cooper Band, als sie am 27. März 1970 ihr zweites Album Easy Action veröffentlicht. Das könnte nicht zuletzt an der lustlosen Produktion liegen. Trotzdem bietet sich hier ein perfektes Zeitdokument einer sich entwickelnden Band, das man fast als Vorproduktion für den Meilenstein Love It To Death im folgenden Jahr ansehen könnte.
Hier könnt ihr euch Easy Action anhören:
Geneigte Fans und Hardrock-Aficionados wissen vermutlich, dass Alice Cooper für eine Band steht, die sich 1975 auflösen wird. Erst danach adaptiert deren Sänger Vincent Furnier den Namen und wird so zu einem hochgeschätzten Heavy-Metal-Entertainer und Gottvater des Shock Rock.
Psychedelische Scheißmusik
1970 allerdings stehen solche Superlative noch in weiter Ferne. Die Truppe schraubt an ihrem zweiten Album, das ebenso wie der Vorgänger Pretties For You bei Frank Zappas Plattenfirma Straight erscheinen soll. An den Reglern sitzt David Briggs, der heutzutage vor allem bekannt dafür ist, mehr als ein Dutzend Neil-Young-Alben produziert zu haben. Schlagzeuger Neal Smith sagt später über Briggs: „David hasste unsere Musik und uns. Ich erinnere mich, dass unsere Song für ihn ‚psychedelischer Scheiß‘ waren. Wenn man mich fragt, klang Easy Action zu trocken, eher wie eine TV- oder Radiowerbung. Er half in keiner Weise beim Arrangement der Lieder oder lieferte irgendwelchen positiven Input.“ Und so wird kein einziges der Stücke von Easy Action nach der Love It To Death-Tour jemals wieder live von Cooper aufgeführt.
Nichtsdestotrotz bezeichnen manche gerade diese Scheibe als das „große unentdeckte“ Cooper-Album. Während Pretties for You eine schwierige Platte ist und Love It to Death ein Klassiker, könnte man Easy Action als das perfekte Bild einer sich entwickelnden Band ansehen. Beim ersten Stück Mr. And Misdemeanor lässt sich zum Beispiel miterleben, wie Sänger Furnier seinen bösartig klingenden Gesangsstil definiert. Alice Cooper steht später für drei Minuten lange Hits mit eingängigen Melodien und negativen Themen, welche dann gegen Ende der Alben durch längere Stücke ergänzt werden. So gesehen liefern die Rocker mit Easy Action also fast eine Vorproduktion für Love It to Death, obwohl die Band auf ersterem mehr Erfindergeist zeigt.
Unisex, roh und gewalttätig
Hinter dem Albumtitel steckt eine Zeile aus einem Lieblingsfilm von Furnier und Bassist Dennis Dunaway, dem Musical West Side Story mit der Musik von Leonard Bernstein. Zitate daraus wie „got a rocket in your pocket“ und „when you’re a Jet, you’re a Jet all the way“ werden auch bei dem Song Still No Air verwendet. Das Motiv der halbstarken Gang aus West Side Story wird auch an anderen Stellen von Alice Copper aufgegriffen. Auf dem Cover wendet sich die Band von der Kamera ab, deren unbedeckte Rücken sind nur durch ihr langes Haar bedeckt. Eine Radiowerbung von 1970 pries die Band dann auch als „unisex, roh, miteinander und gewalttätig – genau wie ihr, amerikanische Mitbürger“.
Als ob die Band den fehlenden kommerziellen Erfolg von Easy Action geahnt hätte, beginnt der letzte Song, das psychedelisch abgedrehte Lay Down And Die, Goodbye, mit den Worten des Komikers Tom Smothers: „Ihr seid der einzige Zensor. Wenn euch das, was ich sage, nicht gefällt, habt ihr die Wahl: Ihr könnt mich ausschalten.“
Die Kritiker zerreißen das Album hauptsächlich. Robert Christgau bezeichnet es im Magazin The Village Voice als „unmelodisches Singen, unmelodisches Musizieren, unmelodische Melodien und pseudomusikalischen Beton“. Erst bei Love It To Death entdeckt die Band mithilfe von Produzent Bob Ezrin den Sound für den Alice Cooper heutzutage geliebt wird…
Zeitsprung: Am 5.6.1977 gibt es einen Todesfall bei Alice Cooper – wegen einer Ratte.
Popkultur
Der Beginn einer Weltkarriere: Das ABBA-Debüt „Ring Ring“
Auch wenn es 150 Millionen verkaufte Alben später kaum noch vorstellbar ist: ABBA waren nicht immer so erfolgreich wie heute. So landete die Gruppe mit ihrem Debüt Ring Ring im Jahr 1973 noch keinen allzu großen Hit. Ein Jahr später klingelten allerdings tatsächlich die Telefone — und bescherten ABBA den Durchbruch.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Ring Ring von ABBA anhören:
Als ABBA zu Beginn der Siebziger zusammenfinden, haben die vier Mitglieder der Gruppe schon einiges an musikalischer Erfahrung auf dem Buckel. Benny Andersson konnte bereits große Erfolge mit The Hep Stars feiern, Björn Ulvaeus verdiente sich seine Sporen bei den Hootenanny Singers. Anni-Frid „Frida“ Lyngstad singt damals schwedische Schlager, ebenso wie Agnetha Fältskog. Doch durch die Irrungen und Wirrungen des Musikgeschäfts finden die vier Talente Stück für Stück zusammen, zunächst als Paare, dann als Pop-Quartett. Im April 1970 treten ABBA zum ersten Mal gemeinsam auf, und zwar ganz spontan am Strand von Zypern. Die Chemie stimmt. Deshalb dauert es auch nicht lange, bis die ersten gemeinsamen Songs entstehen.
Ring Ring: Wie ABBA ihre Identität fanden
Es sind vor allem Benny und Björn, die für ABBA komponieren. Dabei entstehen zunächst schwedische Stücke wie Hej, gamle man und Det kan ingen doktor hjälpa. Polar-Music-Chef Stig Anderson glaubt fest an das kreative Doppel und prophezeit: „Eines Tages werdet ihr einen Song schreiben, der zum weltweiten Hit wird.“ Vermutlich ahnt damals noch niemand, wie sehr er recht behalten wird. Bereits im März 1972 landen Benny und Björn mit She’s My Kind Of Girl überraschend einen Top-Ten-Hit in Japan; nur ein Vorbote auf die Erfolge der nächsten Jahrzehnte. Ab Mitte 1972 rücken ABBA ihre Frauenstimmen stärker in den Vordergrund. Im Juni erscheint die Single People Need Love — erstmals unter dem Namen Björn & Benny, Agnetha & Anni-Frid.
Mit der Single springen die Musiker*innen auf Platz 17 der schwedischen Charts und merken, dass sie zusammen funktionieren. In den USA landen sie immerhin auf Platz 114 und steigen zum ersten Mal in die Hitparade jenseits des großen Teichs ein. Nachdem sich Benny und Björn zuvor schon einmal beim schwedischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest beworben hatten, startet die Gruppe diesbezüglich einen neuen Versuch. 1973 reichen die Vier den Song Ring, Ring ein, in der Hoffnung, mit dem Stück für Schweden beim Wettbewerb antreten zu dürfen. Das klappt zwar noch nicht ganz, doch einmal mehr gelingt ABBA mit ihrer Musik ein voller Erfolg. Am 26. März 1973 erscheint ihr Debütalbum Ring Ring und legt viele wichtige Grundsteine.
Wie zahlreiche klingelnde Telefone ABBA zum Durchbruch verhalfen
Die ganz großen ABBA-Hits enthält Ring Ring noch nicht. Auch die Performance in den Charts und die Verkaufszahlen lösen noch keine Begeisterungsstürme aus. Zwar erreicht das Quartett in Schweden den zweiten Platz der Hitparade und in Norwegen einen soliden zehnten Platz, ebenso wie in Australien. Doch woanders auf der Welt interessiert man sich noch nicht so sehr für die vier Schwed*innen. Zu Unrecht: Mit dem Titeltrack, People Need Love und She’s My Kind Of Girl enthält das ABBA-Debüt einige echt starke Songs. Auch die unbekannteren Stücke Disillusion und Love Isn’t Easy (But It Sure Is Hard Enough) können sich mehr als nur hören lassen. Bis zum großen Erfolg von ABBA soll es trotzdem noch ein paar Monate dauern.
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Ab Oktober 1973 nimmt das schwedische Musikmärchen langsam Form an. Zum ersten Mal bezeichnet sich die Gruppe selbst als ABBA. Wenig später melden sich die Vier ein weiteres Mal zum schwedischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. Der Glam Rock erobert inzwischen die Welt und ABBA passen sich an. Mit der recht rockigen Nummer Waterloo können die Vier ihr Heimatland überzeugen. Am 6. April 1974 dürfen ABBA für Schweden antreten. Und nicht nur das: Sie gewinnen den Wettbewerb, weil die Telefone klingeln. „Ring, Ring“, quasi. Belgien, Dänemark, Großbritannien, Deutschland, Finnland, Irland, Niederlande, Südafrika, Schweiz: Überall landet Waterloo auf dem ersten Platz der Singlecharts. Doch das ist eine andere schwedische Erfolgsgeschichte.
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Ola Brunkert: Der langjährige ABBA-Schlagzeuger, den kaum jemand kennt
Popkultur
Eins der letzten großen Rockalben: „Meteora“ von Linkin Park
Geht man nach den Verkaufszahlen, sind Linkin Park die bisher letzte große Rockband der Musikgeschichte. Besonders von 2000 bis 2003 führte kaum ein Weg an den Kaliforniern vorbei. Am 25. März 2003 veröffentlichte die Band ihr zweites Album Meteora — und schlug dafür einen anderen Weg ein als zuvor.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Meteora von Linkin Park anhören:
Der blitzartige Raketenstart gelingt Linkin Park schon mit ihrem Debütalbum Hybrid Theory (2000). Mehr als 30 Millionen verkaufte Exemplare, Top-5-Platzierungen in den USA, Großbritannien und Deutschland sowie 12-faches Platin: Es wirkt damals fast, als hätte die globale Musikwelt bloß auf die kalifornische Gruppe und ihre einzigartige Rock-Hip-Hop-Mischung gewartet. Doch mit ihrem Einstand legen Linkin Park nur den Grundstein für eine jahrelange Erfolgsgeschichte. Das zweite Kapitel der Story: Meteora. Als die Platte am 25. März 2003 erscheint, brechen einmal mehr alle Dämme. Diesmal gelingt sowohl in den USA als auch in Großbritannien und Deutschland der erste Platz der Albumcharts. Entstanden ist der Nachfolger ein wenig anders als das Debüt.
Meteora von Linkin Park: Mehr Einfluss am Mischpult
Um das zweite Linkin-Park-Album zu verstehen, müssen wir zunächst einen kleinen Haken schlagen. Zwischen Hybrid Theory und Meteora bringen Linkin Park im Jahr 2002 nämlich noch die Remix-Platte Reanimation raus. Darauf verpasst die Gruppe den Songs von ihrem Debüt eine Frischzellenkur und interpretiert das Material von Hybrid Theory noch einmal völlig neu. Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Veröffentlichungen: Während das erste Linkin-Park-Album vollständig von Produzent Don Gilmore betreut wird, legt für die Remixe vor allem Linkin-Park-Rapper und Multi-Instrumentalist Mike Shinoda Hand an das Mischpult. Linkin Park stellen fest, dass ihnen das Produzieren liegt — und machen deshalb genau so weiter.
Zwar setzen die Kalifornier auch für ihr zweites Album auf die Dienste von Gilmore. Doch diesmal möchten Linkin Park stärker mitreden und mehr experimentelle Ideen in ihren Sound einfließen lassen. „Wir wussten was wir wollten, und bis zu einem gewissen Grad wussten wir auch, wie wir das umsetzen konnten“, verrät Linkin-Park-Frontmann Chester Bennington in einem Interview. „Wir haben einfach losgelegt.“ Die Songs von Meteora entstehen sowohl im Heimstudio von Shinoda als auch während der finalen Produktion. Die Band arbeitet damals paarweise; lediglich Shinoda weiß jederzeit über alles Bescheid. Im Dezember 2002 stellen Linkin Park ihr zweites Album schließlich fertig — und damit auch einige ihrer größten Hits.
Das zweite Album von Linkin Park: Die letzten großen Rock-Hits?
Ob Somewhere I Belong, Faint, Numb oder Breaking The Habit: Meteora strotzt nur so vor einigen der größten Linkin-Park-Songs, genau wie zuvor Hybrid Theory. Inhaltlich beschäftigen sich die Stücke auf Album zwei mit Themen wie Depressionen und Wut, aber auch mit Besserung und Hoffnung. „Wir sprechen in unseren Texten nicht über Situationen, sondern über die Gefühle hinter Situationen“, erklärt Sänger Bennington in einem Interview mit MTV. „Mike und ich sind zwei verschiedene Menschen und können deshalb nicht über dieselben Dinge singen, aber wir kennen beide Frustration und Wut und Einsamkeit und Liebe und Glück. Auf diesen Ebenen können wir uns aufeinander beziehen.“
Im Nachhinein muss man sagen: Mit Meteora legen Linkin Park im Jahr 2002 eins der bisher letzten großen Rockalben vor. Bloß American Idiot (2004) von Green Day und A Rush Of Blood To The Head (2002) von Coldplay gehen ähnlich häufig über die Ladentheke; in ihrer eigenen Diskografie fahren Linkin Park nur mit ihrem Debüt Hybrid Theory noch größere Erfolge ein. Nicht nur das: Ihren Aufstieg verdanken Chester Bennington und Co. nicht zuletzt der Tatsache, dass sie eben keinen lupenreinen Rock spielen, sondern das Genre organisch mit den Hip-Hop-Sounds des 21. Jahrhunderts vermischen. Ob es noch einmal Alben dieser Größenordnung geben wird? Vermutlich schon. Ob es Rockalben sein werden, darf allerdings angezweifelt werden.
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