Popkultur
Zeitsprung: Am 3.4.2015 verunglückt Lynyrd-Skynyrd-Drummer Bob Burns tödlich.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 3.4.2015.
von Matthias Breusch und Christof Leim
Die Grooves von Bob Burns sind auf zwei Hymnen der Rockgeschichte verewigt: Free Bird und Sweet Home Alabama. Am 3. April 2015 stirbt der Gründungs-Schlagzeuger von Lynyrd Skynyrd am Steuer seines Wagens.
Hier könnt ihr Pronounced ’Leh-’nérd ’Skin-’nérd hören:
Lynyrd Skynyrd sind als Mitbegründer des Southern Rock eine der prägendsten Formationen der Rockgeschichte. Ihre Biografie fällt jedoch mehr als tragisch aus. Sie ist durchzogen von Schicksalsschlägen und Todesfällen, alleine drei der fünf Gründungsmitglieder sterben durch Unfälle. Leadsänger Ronnie Van Zant kommt 1977 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, als sich die Band auf dem Höhepunkt ihres Ruhms befindet. Gitarrist Allen Collins sitzt nach einem selbstverschuldeten Crash unter Drogeneinfluss, den seine Freundin nicht überlebt, im Rollstuhl und erliegt 1990 den Spätfolgen. Leider stirbt auch Ur-Drummer Bob Burns keines natürlichen Todes, aber immerhin viele Jahre später.
Urwüchsige Formeln
Im Sommer 1964 ist Robert Lewis Burns 13 Jahre alt und begeistert sich für das Schlagzeug. Der am 24. November 1950 geborene Musiker hatte wie so viele seiner Generation wegen des Beatles-Auftritts in der Ed Sullivan Show zu seinem Instrument gegriffen. Als er in Jacksonville Ronnie Van Zant und Gitarrist Gary Rossington kennenlernt, sind die Florida-Kids zunächst mit ganz anderen Dingen als Musik beschäftigt: Sie spielen in zwei rivalisierenden Teams Baseball. Ein hart von Ronnie geschlagener Ball trifft Bob, beim Verpflastern kommt man sich näher. Noch am selben Abend bauen die drei ihr Equipment in der Garage von Bobs Eltern auf und spielen den letzten Schrei der aktuellen Charts nach: Time Is On My Side von den Rolling Stones. Der Funke springt sofort über, das Trio agiert auf Anhieb wie eine Einheit.
Mit Allen Collins und Bassist Larry Junstrom sind schnell zwei weitere Jungs am Start, die alles mitbringen, was man braucht, um den Putz von der Decke zu holen. Im feuchtheißen Sumpfklima Floridas schweißen sie ihre dampfende Formel aus Blues-Rock-Powersounds zusammen. Ihre Klassiker entstehen zu großen Teilen in einem Proberaum, den sie nicht von ungefähr „Hell Hole“ nennen.
Hinterhof-Rock’n’Roll
Zu Beginn treten sie als My Backyard auf, später als The Noble Five, und ab 1968 heißt das Unternehmen The One Percent, nachdem ein Lästermaul bemerkt, sie hätten ganz sicher kaum mehr als ein Prozent Talent im Leib. Ähnliches denkt zu Beginn auch ihr Highschool-Lehrer Leonard Skinner, der langhaarige Gitarrenrocker auf den Tod nicht ausstehen kann. Ein Geistesblitz von Bob Burns macht aus Leonard Skinner Lynyrd Skynyrd.
Das Debüt von Lynyrd Skynyrd. Bob Burns steht in der Mitte und trägt ein rotes Shirt.
Die Band entwickelt sich durch die Hinzunahme eines dritten Gitarristen nicht nur zur „Three Guitar Army“ – auch die Grooves und Fills von Bob Burns werden durch einen zweiten Drummer gedoppelt. Ähnliches praktizieren in jenen Jahren die Allman Brothers und Grateful Dead. Bob teilt sich ab 1971 phasenweise die Schlagzeugarbeit mit seinem Schulfreund Rickey Medlocke, der in späteren Jahren mit Blackfoot seine ganz eigene Karriere machen wird – als Gitarrist.
Eine Sturmflut aus Gitarrenriffs
Lynyrd Skynyrd erobern die Rockwelt 1973 mit ihrem Erstlingswerk Pronounced ’Leh-’nérd ’Skin-’nérd und dem unwiderstehlichen Neunminüter Free Bird, einer Nummer, die in ihrem furiosen Finale ein Riff nach dem anderen mit der Macht einer Sturmflut durch die Boxen schiebt. Die Band spielt im Studio wie aus einem Guss, denn die mittlerweile sieben Trainingsweltmeister haben bei ihrer Vorbereitung im „Höllenloch“ nichts dem Zufall überlassen und sind inklusive mitreißender Piano- und Hammond-Orgel-Unterstützung perfekt aufeinander eingestimmt. Auch ihre erste große Amerika-Rundreise absolvieren sie souverän: als Vorgruppe der Quadrophenia-Tour von The Who.
Der zweite Streich: Bob Burns ist rechts mit einem stattlichen Schnauzer verewigt.
Endgültigen Weltruhm erlangen Bob Burns und Lynyrd Skynyrd ein Jahr später, als sie für Second Helping einen Ohrwurm namens Sweet Home Alabama fabrizieren. Die Single schafft es unter die Top Ten der amerikanischen Charts; das Album wird – ebenso wie das Debüt – 1974 mit Gold ausgezeichnet. 1987 erreichen beide Scheiben Doppelplatin für mehr als zwei Millionen Exemplare, die alleine auf dem US-Markt verkauft wurden.
Frühes Karriereende
Für Bob Burns ist 1974 schon das Jahr des Abschieds – mit 24. Er verlässt die Band nach einem Nervenzusammenbruch während einer Europatour und kehrt nie wieder als Profimusiker auf die große Bühne zurück. Erst über 20 Jahre später ist er selbstverständlich Teil des Teams, als Lynyrd Skynyrd 1996 Free Bird: The Movie vorstellen, eine filmische Dokumentation über die frühen Jahren der Band. Auch spielt Burns für zwei Songs mit (natürlich Sweet Home Alabama und Free Bird), als die Band 2006 in die Rock And Roll Hall Of Fame eingeführt wird.
Am 3. April 2015 allerdings verunglückt Bob Burns im Alter von 64 Jahren, als er an seinem Wohnort in Cartersville, Georgia in einer scharfen Kurve die Kontrolle über seinen Wagen verliert, von der Fahrbahn abkommt, einen Briefkasten touchiert und frontal mit einem Baum kollidiert. Er hinterlässt zwei Stieftöchter. Rest in peace.
Zeitsprung: Am 5.9.1976 verursacht Gary Rossington von Lynyrd Skynyrd einen Autounfall.

Popkultur
Zeitsprung: Am 1.4.2008 feuern Velvet Revolver ihren Sänger Scott Weiland.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.4.2008.
von Christof Leim
Das sah schon nach „Supergroup“ aus, was sich da 2002 zusammenbraute: Drei Musiker von Guns N’ Roses und der Sänger von den Stone Temple Pilots gründen Velvet Revolver. Doch sechs Jahre später ist der Ofen aus und Scott Weiland raus. Vorher gab es noch eine lahme Platte, Streit im Internet und die ganz kalte Schulter.
Hört euch hier das Velvet-Revolver-Debüt Contraband an:
Natürlich hat die ganze Welt mit Spannung zugehört, als Slash, Duff McKagan und Matt Sorum zusammen mit dem Gitarristen Dave Kushner und dem Frontmann der Stone Temple Pilots, Scott Weiland, eine Band gründen. Beim Debüt Contraband von 2004 kommen nicht ganz unerwartet zwei musikalisch benachbarte Welten zusammen: Classic Rock und alternative-lastiger Grunge-Sound. Die Scheibe wird zum Erfolg, doch der Nachfolger Libertad bleibt 2007 weit hinter den Erwartungen zurück.
Ein Bild aus besseren Zeiten: Velvet Revolver live 2007. Foto: Kreepin Deth/Wiki Commons.
Den weltweiten Touren der Band tut das keinen Abbruch, diverse Aufenthalte in Entzugskliniken, Visa-Probleme und kurzzeitige Verhaftungen durchkreuzen einige Pläne allerdings schon. Als Velvet Revolver im Januar 2008 ihre Rock’n’Roll As It Should Be-Tour durch Europa starten, hängt der Haussegen bereits schief. Am 20. März 2008 verkündet Weiland sogar auf offener Bühne in Glasgow: „Ihr seht hier etwas Besonderes: Die letzte Tour von Velvet Revolver.“
Längt beschlossene Sache
Was er nicht weiß: Seine Kollegen haben da längst beschlossen, ohne ihn weiterzumachen, wie Slash später in einem Interview eröffnet. Das liegt unter anderem daran, dass Weiland ständig die Fans ewig lang warten lässt, und das können die Guns N’ Roses-Jungs nach dem Dauerdrama mit dem notorisch verspäteten Axl Rose nicht mehr akzeptieren. Slash, der zottelhaarige Gitarrengott, berichtet auch, dass die Bandmitglieder während der UK-Shows so gut wie kein Wort mit ihrem Sänger wechseln. „Wir haben ihm die kalte Schulter gezeigt, dass es nur so eine Art hatte.“
Kein einfacher Zeitgenosse: Scott Weiland. Credit: CRL.
Nach dem Debakel von Glasgow, das in einer halbherzigen Performance gipfelte, tragen die Musiker zudem ihren Zank in die Öffentlichkeit: Drummer Matt Sorum veröffentlicht ein Statement, das ohne Namen zu nennen deutlich mit dem Finger auf Weiland zeigt. Der wird in seiner Antwort ein gutes Stück bissiger und ziemlich persönlich. Dass das alles nicht weitergehen kann, liegt auf der Hand. Am 1. April 2008 schließlich verkünden Velvet Revolver offiziell, dass Scott Weiland nicht mehr zur Band gehört.
Wie sich rausstellt, endet damit auch die Geschichte dieser Supergroup, sieht man von einer einmaligen Live-Reunion am 12. Januar 2012 bei einem Benefizkonzert ab. Denn leider können die Herren jahrelang keinen geeigneten Nachfolger finden, obwohl Könner wie Myles Kennedy von Slashs Soloband und Alter Bridge, Sebastian Bach (ehemals Skid Row), Lenny Kravitz und Chester Bennington (Linkin Park) als Kandidaten gehandelt werden. Slash und McKagan kehren schließlich zu Guns N’ Roses zurück, während Weiland bis 2013 bei den Stone Temple Pilots singt und anschließend mit seiner eigenen Band The Wildabouts unterwegs ist. Am 3. Dezember 2015 wird er tot in deren Tourbus gefunden. Rest in peace.
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Zeitsprung: Am 15.5.1995 klicken bei Scott Weiland zum ersten Mal die Handschellen.
Popkultur
„The Record“: Was kann das Debüt der Supergroup Boygenius?
Supergroups kennt man ja eher von Männern. Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus, die drei prominenten Damen hinter Boygenius, ändern das. Ihr Debüt The Record klingt zumeist sanft, verträumt, melancholisch, bricht aber manchmal wie entfesselt los. Indie-Album des Jahres? Gut möglich.
von Björn Springorum
Hier könnt ihr euch The Record anhören:
Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus sind jede für sich Ikonen, einflussreiche Künstlerinnen, die es mit unter 30 zu prominenten Figuren gebracht haben. Bei Boygenius bündeln die drei ihr kreatives Genie in einem Trio, das es in der Indie-Welt so noch nicht gegeben hat – und das ist angenehmerweise mal keine hohle PR-Übertreibung. Jede von ihnen kann als Stimme ihrer Generation gewertet werden, jede von ihnen gehört zu einer neuen Ära von selbstbestimmten Künstlerinnen, die auf ihre Weise den Boys-Club der Rockmusik unterwandern, aushöhlen, obsolet machen wollen.
Wie einst Nirvana
Das tun Boygenius auf ihrem Debüt The Record nicht etwa laut, schrill, wütend. Sondern mit Sanftmut, melancholischer Ruhe und bockstarken Songs. Ist doch eh cleverer und nachhaltiger, das geballte Talent sprechen zu lassen, das die drei Künstlerinnen auch im Verbund auf wundersame Weise zu kanalisieren wissen. Und dann sind da eben noch die subtilen kleinen Spitzen, die Hinweise: Auf dem Cover ihrer ersten EP, die bereits 2018 erschien und ein langes Schweigen einläutete, sitzen sie genau so da wie Crosby, Stills & Nash auf ihrem Debüt. Und auf dem Rolling-Stones-Cover Anfang des Jahres stellen sie die Pose des Nirvana-Covershoots von 1994 nach. Kurt Cobain hätte das gefallen.
Warum wir eine reine Girl-Supergroup gebracht haben, wird schnell klar: Wo männliche Supergroups dann eben doch irgendwann an den exorbitanten Alpha-Male-Egos zerschellen wie Hagelkörner auf Asphalt, gehen Bridgers, Baker und Dacus die Sache beeindruckend egalitär und basisdemokratisch an. Niemand drängt sich in den Vordergrund, weil alle gleichberechtigt sind. Keine Frontfrau, keine Divaallüren. „Wir ziehen uns gegenseitig hoch“, so sagte Bridgers damals dem Rolling Stone. „Wir sind alle Leadsängerinnen und feiern uns gegenseitig dafür.“ Männer bekommen das eben irgendwie deutlich schlechter hin, ist einfach so.
Die Avengers der Indie-Welt
Das alles wäre natürlich nicht viel wert, wenn The Record nicht alle hohen Erwartungen spielend überflügeln würde. Es ist ein Album, um es kurz zu machen, das einem den Glauben an die Zukunft der Gitarrenmusik zurückbringt. Es ist mal laut, mal ahnungsvoll, mal zart, mal ruppig. Vor allem aber ist es ein homogenes, reifes Werk, das in seiner Lässigkeit die Jahrzehnte transzendiert. Offenkundig sind die Einflüsse der „Avegners der Indie-Welt“, wie eine enge Freundin der Band das mal auf den Punkt brachte: Classic Rock, die Laurel-Canyon-Szene, Grunge, der Folk von Crosby, Stills & Nash, von denen sie gleich auch die verschiedenen Gesangsharmonien haben.
Eins der ganz großen Highlights ist $20, ein furioser Rocker mit schroffer Lo-Fi-Gitarre, der sich plötzlich öffnet und von allen drei Stimmen ins Ziel getragen wird. Die Mehrheit des Materials ist ruhig, verträumt, am ehesten trifft es wohl lakonisch. Emily I’m Sorry etwa oder das kurze Leonard Cohen, inspiriert von einer unfreiwilligen Geisterfahrt der Drei auf einer kalifornischen Interstate. Die Ausbrüche wie Anti-Curse, in denen Baker von einer Nahtoderffahrung im Pazifik singt, läuten deswegen umso lauter, dringlicher. Dynamik ist König, das wissen die drei. Oder besser Königin.
Musste Rick Rubin draußen bleiben?
Sie wissen eh sehr viel. Wie schwer sie es haben würden, zum Beispiel. So kamen sie überhaupt erst auf ihren Namen Boygenius: Nach zahlreichen schlechten Erfahrungen mit vor Selbstbewusstsein nur so strotzenden männlichen Kollaborateuren, die von der ganzen Welt gefeiert werden, nannten sie sich selbst so, um sich Mut zuzusprechen. Ob das auch für Rick Rubin gilt? Aufgenommen haben sie zumindest in dessen Shangri-La Studio in Malibu. Aber er hat keinen Recording Credit und durfte vielleicht nur kiffend im Garten sitzen. Vorstellbar.
The Record ist ein geniales Debüt. Es ist aber mehr, ein Instant-Klassiker, ein Album, das sich einreiht in die großen Singer/Songwriter-Momente der letzten 50 Jahre. Es ist radikal ehrlich, direkt, ungefiltert, unaufgesetzt und das Testament großen Willens. Alle Songs hätten auch auf den jeweiligen nächsten Alben der drei Solitärinnen auftauchen können. Aber dann würde ihnen etwas fehlen. The Record ist ein Album voller Risse, durch die das Licht hineingelangt, um bei Leonard Cohen zu bleiben. Ein heilsames Stück Musik, durchwirkt von Insider-Jokes, kleinen Hieben geben das Patriarchat und jeder Menge Beweise für diese besondere Freundschaft. Das wird Grammys hageln.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 31.3.1958 veröffentlicht Chuck Berry „Johnny B. Goode“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 31.3.1958.
von Christof Leim
Das sind die Grundlagen des Rock’n’Roll, liebe Brüder und Schwestern. Hier kommt viel der großartigen Krachmusik her, die wir im Zeitsprung feiern: Am 31. März 1958 veröffentlicht Chuck Berry den Klassiker Johnny B. Goode. Keine drei Minuten lang ist das Ding, Bluesschema in A, dazu ein flotter Backbeat und eine heiße Leadgitarre, und ab geht die Revolution. Bei Songs wie diesem haben sie alle zugehört, die Beatles, die Stones und AC/DC.
Geschrieben hatte Chuck Berry die Nummer bereits 1955 über einen „country boy“, einen Jungen vom Lande, der nicht richtig lesen und schreiben kann, aber so mühelos Gitarre spielt, als müsse er nur eine Glocke läuten. Und eines Tages wird sein Name auf allen Plakaten stehen… Wie sich später herausstellt, singt Berry hier über sich selbst. Darauf weist alleine schon der Titel hin, denn der Musiker wurde in der Goode Avenue in St. Louis geboren. Nur anfangs diente sein Pianist Johnnie Johnson als Namenspate für den Song. Der spielt jedoch nicht mal mit; bei den Aufnahmen am 6. Januar 1958 in den Chess Studios in Chicago haut Lafayette Leake in die Tasten. Den Bass bedient der nicht ganz unbekannte Blueser Willie Dixon. Das markante Eingangslick leiht sich Chuck Berry vermutlich bei Ain’t That Just Like A Woman, einer Nummer von Louis Jordan aus dem Jahr 1946, und zwar Note für Note, wie man hier hören kann. Die Originalversion der Single samt Text findet ihr hier.
Urvater des Rock’n’Roll: Chuck Berry
Aus dem Stand ein Hit
Johnny B. Goode wird zum Hit beim Publikum, und zwar unabhängig von der Hautfarbe, was Ende der Fünfziger keinesfalls als selbstverständlich gesehen werden kann. Der Track erreicht Platz zwei in den Billboard Hot R&B Sides Charts und Platz acht in den Hot 100 Charts. Wo der Unterschied zwischen diesen Hitparaden liegt, wissen wir nicht, aber fest steht: Mit der Nummer ging was. Um das zu erreichen, muss Berry eine kleine Änderung im Text vornehmen: Ursprünglich singt er von einem „little coloured boy“, ändert das aber in „little country boy“, um auch im Radio gespielt zu werden. Keine einfachen Zeiten für einen Schwarzen als Rockstar.
Die Goldene Schallplatte an Bord der Raumsonde Voyager. Johnny fliegt mit.
Heute gilt Johnny B. Goode als der wichtigste Chuck-Berry-Song. Er wird mit Preisen geehrt und in Bestenlisten aufgenommen, nicht zuletzt wird er 1977 mit der Voyager in den Weltraum geschossen. An Bord dieser Raumsonde befindet sich nämlich eine goldene Schallplatte mit Audioaufnahmen von der Erde, etwa der Stimme eines Kindes, Klassik von Johann Sebastian Bach – und eben Rock’n’Roll von Chuck Berry.
Da kommt noch mehr
Vier weitere Stück schreibt der Sänger und Gitarrist im Laufe der Jahre über den Charakter Johnny B. Goode: Bye Bye Johnny, Go Go Go, Johnny B. Blues und Lady B. Goode. Außerdem nennt er ein Album und dessen 19-minütiges instrumentales Titelstück danach: Concerto In B. Goode. Einen weiteren Popularitätsschub erhält das Lied 1985 durch Film Zurück in die Zukunft mit Michael J. Fox.
Die Liste der Coverversionen ist endlos und streift alle möglichen Genres, sie reicht von Jimi Hendrix, AC/DC und Judas Priest über NOFX und LL Cool J bis zu Motörhead und Peter Tosh. Und vermutlich fetzt noch heute irgendwo eine halbstarke Nachwuchskapelle bei ihrer dritten Probe durch das Bluesschema in A.
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Zeitsprung: Am 7.9.1955 macht Chuck Berry den „Duck Walk“. Später freut sich Angus.
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