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Popkultur

Mike Starr: 7 besondere Songs des Alice-In-Chains-Bassisten

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Alice In Chains
Alice In Chains mit Mike Starr (2.v.l.) (Foto: Steve Jennings/WireImage/Getty Images)

Als Tieftöner der Grunge-Götter Alice In Chains steht Mike Starr drei Jahre lang ganz oben. Sein tiefer Fall beginnt Mitte der Neunziger und endet mit seinem Drogentod 2011. Davor drückt er einigen der wichtigsten Rock-Stücke der Geschichte seinen Stempel auf.

von Björn Springorum

1. Sato – Leather Warriors (1983)

Anfang der Achtziger ist in Seattle noch keine Spur von Grunge im Grundwasser der Stadt herauszuschmecken. Stattdessen herrscht der Heavy Metal auch hier mit eiserner Knute, bringt in und um Seattle aber eine hörbar andere Szene hervor als in der Bay Area von San Francisco mit Metallica oder in Tampa/Florida mit Bands wie Death oder Morbid Angel. Auch Mike Starr zupft um 1983 den Bass in einer testosterongeschwängerten Combo, mit der er unter anderem unsterbliche Songs wie Leather Warrior zum Besten gibt. Sogar einen (ziemlich frenetisch bejubelten) Konzertmitschnitt von 1984 kann man bei YouTube finden. Die Achtziger in voller Pracht, here we go:

2. Alice N‘ Chains – Fat Girls (1987)

Auch Alice In Chains selbst, Mitte der Neunziger neben Nirvana und Soundgarden als essentieller Teil des Grunge-Triptychons heiliggesprochen, fangen nicht mit Flanellhemden, halblangen Haaren, Entfremdung und Weltschmerz an. Das zeigt schon der alte Name der Band: Als Alice N’ Chains spielt Sänger Layne Staley mit ein paar Typen aus Seattle in einer ironisierten Glam-Metal-Band, die ihre Songs Fat Girls, Glamorous Girls oder Football nennt. Unter uns: Danach bekommt doch jeder Bock auf Grunge-Tristesse und Nihilismus. Stimmt schon, Mike Starr ist da noch gar nicht dabei; er kennt die Band aber natürlich und spielt mit deren Produzent Mitte der Achtziger auch bei Gypsy Rose. Von denen überlebte allerdings kein einziger Song. Vielleicht besser so?

3. Alice In Chains – Man In The Box (1990)

Irgendwann wird es dann ernst in Seattle. Metal ist out, ein dekonstruierter, destruktiver, desillusionierter Sound hält Einzug in die Rockmusik – und die Band, die mittlerweile Alice In Chains heißt, schwimmt an vorderster Front. Ihr Debüt Facelift erscheint im August 1990 und wird die erste Platte der neuen Grunge-Bewegung, die mit Gold ausgezeichnet wird. Bis heute einer ihrer ikonischsten Songs ist Man In The Box, dem man die Metal-Vergangenheit der Mitglieder noch deutlich anhört. Mike Starrs Bass, ein Spector NS-2, wird in den nächsten Monaten sein treuester Begleiter – auch auf Touren mit Bands wie Slayer oder Megadeth, auf denen Alice In Chains regelmäßig von der Bühne gebuht werden. Es geht doch nichts über ein reifes Publikum.

4. Alice In Chains – Love Song (1992)

Nach einem durchschlagenden Debüt erst mal eine Akustik-EP hinterherzuschieben, deren Titel dem Drummer im Traum erschien, gibt tiefe Einblicke in die Seele von Alice In Chains. Noch ungewöhnlicher wird‘s in Love Song, dem Hidden Track von Sap. Für die abstruse Collage zwischen Free Jazz, Bar-Blues und Math Rock tauschen die Mitglieder ihre Rollen – Layne Staley wechselt vom Mikro an die Drums, Jerry Cantrell von der Gitarre an den Bass, Schlagzeuger Sean Kinney ans Mikro und Mike Starr an die Gitarre. Cantrell selbst nennt den Song „das Bizarrste, das wir je aufgenommen haben“. Kommt hin.

 5. Alice In Chains – Rooster (1992) 

Grunge ist inzwischen explodiert, Nevermind sei Dank. Leichtes Spiel für das düstere zweite Album Dirt, das Alice In Chains im September 1992 mitten im Hype detonieren lassen. Bis heute ist es mit über fünf Millionen verkauften Einheiten das erfolgreichste Album der Band – und erneut ein Beispiel dafür, dass Alice In Chains nie so wirklich Grunge waren. Eher pendeln die Songs zwischen Heavy Metal und Alternative Rock, im ruppig-kurzen Untitled ist sogar Tom Araya von Slayer an den Vocals zu hören. Songs wie Rooster sind gute Beispiels für Mike Starrs bestimmtes, aber gefühlvolles Spiel auf Tieftöner.

6. Alice In Chains – Would? (1992)

Starrs blubbernder Bass prägt auch die letzte Nummer von Dirt, das Alice In Chains endgültig alle Türen öffnet. Die Platte bleibt zwei Jahre in den Charts und macht Alice In Chains zur Weltmacht. Eigentlich erstaunlich: Zum Zeitpunkt der Aufnahme hat Staley nach seiner Zeit in Rehab schon wieder seine Venen an das Heroin verloren, Kinney und Starr sind ausgewachsene Alkoholiker. Auf Tour soll es dann eskalieren: Alice In Chains sind der Opener für Ozzy Osbournes No-More-Tours-Mammuttournee, wenige Tage vor dem Auftakt bricht sich Staley den Fuß und muss mit Krücken auf die Bühne humpeln. Beim Hollywood-Rock-Festival am 22. September 1993 in Rio de Janeiro kommt es zum Bruch, Mike Starr wird rausgeworfen. Erst behauptet Staley, es liege an verschiedenen Prioritäten; Starr berichtigt das einige Jahre später und erklärt seinen Rausschmiss durch seinen außer Kontrolle geratenen Drogenkonsum.

7. Sun Red Sun – Hard Life (1995)

Gemeinsam mit den ehemaligen Black-Sabbath-Teilzeitkräften Ray Gillen (Gesang) und Bobby Rondinelli spielt Mike Starr danach zeitweise bei einer Band namens Sun Red Sun. Für Starr ist es eine Rückkehr zu seinen klassischen Metal-Wurzeln, tragisch verkürzt durch den Tod von Gillen 1993. Das Album Sun Red Sun erscheint posthum 1995, danach verliert sich Mike Starr für viele Jahre in den Drogen. Seine letzte Aufnahme ist 2010 Leianas Sonic-Youth-Cover von Kool Thing, auf dem er noch mal den Bass rührt. Am 8. März 2011 stirbt Mike Starr an einer Überdosis in Salt Lake City. Er wird 44 Jahre alt. Ihn ereilt dasselbe Schicksal wie Sänger Layne Staley, den es schon 2002 erwischt. Das tragische Exempel seines einstigen Sängers kann Starr da schon nicht mehr retten.

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