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Popkultur

Zeitsprung: Am 6.11.2014 wird AC/DC-Drummer Phil Rudd verhaftet.

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Foto: Joel Ford/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 6.11.2014.


von Max Röbel und Christof Leim

Schocksekunde für Hard-Rock-Fans: Am Morgen des 6. November 2014 wird AC/DC-Schlagzeuger Phil Rudd verhaftet. Die Polizei wirft ihm vor, den Mord zweier Männer in Auftrag geben zu wollen. Bei der Durchsuchung von Rudds Anwesen in Tauranga, Neuseeland finden die Behörden außerdem Cannabis und Metamphetamine.,,, 

Hier könnt ihr euch Dirty Deeds Done Dirt Cheap anhören:

Der Drummer wird wegen versuchter Anstiftung zum Mord, Morddrohung und illegalen Drogenbesitzes angeklagt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm laut Anklageschrift bis zu zehn Jahre Haft. Noch am selben Nachmittag erscheint ein ziemlich verbraucht aussehender Phil Rudd im grauen Schlabberpulli vor Gericht. Immerhin: Der damals 60-jährige ist zu diesem Zeitpunkt seit bereits sieben Uhr morgens in Polizeigewahrsam. 

Rudd wird zunächst auf Kaution und unter der Auflage wieder freigelassen, den mutmaßlichen Auftragskiller nicht erneut zu kontaktieren. Dessen Identität sowie die der beiden angeblichen Zielpersonen werden vom Gericht nicht preisgegeben. Auch Rudd redet nach seiner Anhörung nicht mit der anwesenden Presse. Schlagzeilen macht die Geschichte natürlich trotzdem.

Wer trommelt jetzt?

Als die ersten Berichte über die Verhaftung an die Öffentlichkeit geraten, hagelt es in den sozialen Netzwerken umgehend Zuschriften und Kommentare besorgter AC/DC-Fans. Neben Phils Zustand bangen die Anhänger der Rock-Legenden vor allem um die anstehenden Tourtermine und das neue Album Rock Or Bust, welches nur drei Wochen später erscheinen soll. Einen Tag nach Rudds Verhaftung veröffentlichen AC/DC ein knappes Statement, in dem die Band frostig verkündet, Phils „Abwesenheit” werde die anstehende Veröffentlichung und die Tour nicht beeinflussen.

Die Anklage auf versuchte Anstiftung zum Mord wird nur einen Tag nach Rudds Verhaftung aufgrund mangelnder Beweise fallengelassen, doch die Band hält Wort: Für die Konzerte verpflichtet die Truppe erneut Chris Slade, ein AC/DC-Veteran aus den Zeiten von The Razors Edge (1990). Für den entlassenen Drummer bleiben die Anschuldigungen bezüglich einer am Telefon ausgesprochenen Morddrohung und der Drogenbesitz.

Was war denn überhaupt los?

Zwischenzeitlich meldet sich schließlich auch der angebliche Auftragskiller zu Wort: In einem Interview, das dem Sydney Morning Herald  vorliegt, erklärt der Mann vage, Rudd habe ihn als Bodyguard anheuern wollen, um sich vor unliebsamen Geschäftspartnern zu schützen. Oft kann man in den folgenden Wochen die Behauptung lesen, Rudd sei über den mäßigen Erfolg und die vermeintlich schlechte Vermarktung seines Soloalbums Head Job (2014) erzürnt gewesen – und habe die mutmaßlichen Opfer dafür verantwortlich machen wollen.

Die Geschichte hat auch sonst Nachwirkungen: In der Woche nach Rudds Verhaftung verzeichnet Billboard mehr AC/DC-Downloads als sonst. Dafür verantwortlich ist ein alter Hit von 1976 über einen Auftragskiller: Dirty Deeds Done Dirt Cheap.

Wie geht es weiter?

Schon eine Weile schien es nicht ganz rund gelaufen zu sein mit der Rhythmusmaschine. So hatten AC/DC am 30. Oktober 2014 ein Promofoto veröffentlicht, auf dem nicht nur zum ersten Mal der verstorbene Malcolm Young fehlte – sondern auch Phil Rudd. In den Videos zu Rock Or Bust und Play Ball musste der Mann ebenfalls ersetzt werden. Der Kommentar von Bandchef Angus Young: „Das ist nicht der Phil, den wir kennen.“

Verdächtig: AC/DC ohne Phil, Oktober 2014 – Pic: James Minchin/Promo

Drei Wochen nach der Verhaftung erscheint Phil Rudd erneut vor Gericht (siehe Titelfoto dieser Geschichte), im darauffolgenden Frühjahr (21. April 2015) erklärt er sich schuldig, was die verbliebenen Anschuldigungen – Morddrohungen und Drogenbesitz – erklärt. Am 9. Juli 2015 wird er zu acht Monaten Hausarrest und Drogenentzug verurteilt. 

Seitdem scheint Rudd sein Leben aufgeräumt zu haben und hofft, zur Band zurückzukehren. Die Welttour zu Rock Or Bust trommelt Chris Slade zu Ende, im Sommer 2018 wird Phil Rudd in Vancouver mit AC/DC im Studio gesichtet… und 2020 erscheint das 17. AC/DC-Album Power Up. Mit Phil Rudd an den Drums.

Zeitsprung: Am 17.3.1985 führt die Spur eines Serienkillers zu AC/DC.

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