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Popkultur

Zeitsprung: Am 4.10.1974 veröffentlicht Rod Stewart „Smiler“.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 4.10.1974.


von Frank Thießies 
und Christof Leim

Bevor Rod Stewart sich mit seinem Klassiker Atlantic Crossing (und dem Überhit Sailing) personell und geografisch wortwörtlich zu neuen Ufern aufmacht, lässt es der Sänger 1974 auf seinem fünften Soloalbum Smiler noch mal mal mit den alten Faces-Freunden krachen.

Hier könnt ihr euch Smiler anhören

Abschied mit einem Lächeln

Die Platte, das finale Werk für Stewarts damalige Plattenfirma Mercury Records, ist in vielerlei Hinsicht ein Scheide-Album. Ein letztes Mal sollten sich hier wie auch auf vorherigen Soloscheiben des Sängers die altbekannten Gesichter aus den parallel aktiven The Faces zusammenfinden: Gitarrist Ronnie Wood, Pianist Ian McLagan und Schlagzeuger Kenney Jones. Nach Smiler wird Stewart sich schließlich (aus steuerlichen Gründen) in die USA aufmachen, London gegen das Party-Mekka Los Angeles eintauschen sowie bei Warner Records eine neue Label-Heimat finden. 

Auch inhaltlich scheiden sich an Smiler die Geister. So wirft die zeitgenössische Kritik Stewart damals erstmalig Repetition, Vorhersehbarkeit und Inspirationslosigkeit vor. Zu einem gewissen Teil nicht unberechtigt, denn die erprobte Mischung aus Coverversionen und (diesmal auffällig wenig neuen) Eigenkompositionen bemüht der Sänger schon seit seinem ersten Soloritt. Fans wiederum feiern Smiler für seine lässig-lockere Atmosphäre und loben die Ungezwungenheit der Scheibe, die eher ein feucht-fröhliches Studio-Miteinander als eine verbissene Hit-Session unter Erfolgszwang vermuten lässt. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen. 

Ronnie Wood und Rod Stewart 1974: Auf ein Bier zusammen im Studio. Foto: Michael Putland/Getty Images

Rods Gemischtwarenladen

Beginnend mit dem programmatischen Chuck Berry-Kracher Sweet Little Rock ‘n’ Roller folgt nach einem kleinen Zwischenspiel das liebliche Farewell, abermals eine Co-Komposition Stewarts mit Martin Quittenton von Steamhammer, die nicht allein aufgrund Ray Jacksons markanter Mandoline Parallelen an deren Hit Maggie May (1971) aufweist.

An anderer Stelle wissen schmissige Schwoofer aus Stewarts und Woods gemeinsamer Feder (Sailor, Dixie Toot) zu überzeugen, glänzt Elton John als Duettpartner und musikalischer Urheber von Let Me Be Your Car und adeln Stücke von Paul McCartney (Mine For Me) oder dem Easybeats-Erfolgsduo Harry Vanda und George Young (Hard Road) die Platte mit einem hohen Prominenzfaktor. Schelte muss Stewart indes für seine Adaption des von Aretha Franklin popularisierten Soul-Schmuckstücks (You Make Me Feel Like) A Natural Woman und dessen (notwendige) textliche Geschlechtsumwandlung in (You Make Me Feel Like) A Natural Man einstecken. Und auch die zartschmelzende Streicherbearbeitung von Dylans Girl From The North Country gerät etwas gewöhnungsbedürftig handzahm und bleibt erwartungsgemäß hinter der Dylan-Cash-Duettfassung weit zurück. 

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Die Segel sind gesetzt

Den Absatzzahlen des Albums tut das alles jedochkeinen großen Abbruch. Geschätzt eine Million Exemplare wandern damals über den Tresen, auch wenn sich aufgrund legaler Querelen zwischen alter und neuer Plattenfirmen die Veröffentlichung fünf Monate länger hinzieht als geplant. Unterm Strich bleibt Rod The Mod derjenige, der aus der ganzen Angelegenheit mit einem unbekümmerten Lächeln hervorgehen und seine Karriere danach weltweit erst so richtig ankurbeln wird.

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