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Popkultur

60 Jahre Rock’n’Roll: So war die Rolling-Stones-Show auf Schalke

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Rolling-Stone
Titelfoto: Falk-Hagen Bernshausen

60 Jahre Sex, 60 Jahre Drugs, 60 Jahre Rock’n’Roll: Die Rolling Stones haben dieses Jahr einiges zu feiern. Am 1. Juni 2022 starteten die britischen Rocklegenden ihre Jubiläumstour Sixty. Gestern Abend gastierten der nun 79-jährige Mick Jagger, Keith Richards und Ronnie Wood in Gelsenkirchen auf Schalke. Wir waren für euch dabei.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Blue & Lonesome von den Rolling Stones anhören:

Ohne viel Bohei besteigt die wohl legendärste noch bestehende Rockband der Welt die Bühne. Kein großer Knall, keine Lasershow. Ein einfaches „Ladies and Gentlemen … The Rolling Stones!“ muss reichen. Und es reicht: Allein die Ausstrahlung der Stones füllt die Veltins-Arena bis in die letzte Reihe aus. Die anschließende musikalische Performance kann sich sehen lassen, aber nicht immer hören. Doch beginnen wir vorne: an einem leicht bewölkten Nachmittag im Ruhrgebiet.

Schon auf der Autobahn merkt man: Die Stones sind in der Nähe. Ein Stau jagt den nächsten, Kennzeichen aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und den Niederlanden drängen dicht an dicht ins Ruhrgebiet. Das Ziel: Schalke, wo der gleichnamige Fußballclub zuletzt deutscher Meister wurde, als es die Stones noch gar nicht gab. Im Stadion angekommen spürt man: Für manche der Zuschauer*innen handelt es sich bei der Stones-Show um das Ereignis des Jahres.

Tour-Shirts aus allen Jahrzehnten

Los geht die Sause allerdings erstmal mit Italo-Rockstar Zucchero, der nicht nur seinen Mega-Hit Senza una donna (Without a Woman) zum Besten gibt, sondern auch etwa eine Stunde lang durch sein facettenreiches Repertoire führt. So richtig überspringen mag der Funke nicht, doch der italienische Volksheld kommt beim Stones-Publikum auch keinesfalls schlecht an. Gegen 20 Uhr fällt der Vorhang für Zucchero — und die Zuschauer*innen machen sich bereit für eine der größten Rockbands aller Zeiten.

Stück für Stück füllen sich die mehr als 54.000 Plätze in der Veltins-Arena. Man sieht Tour-Shirts von 2021, von 2007, von 1998, von 1982 und von 1978  — und man glaubt ihren Träger*innen in allen Fällen, dass sie persönlich dabei waren. Anders gesagt: Der Altersdurchschnitt liegt jenseits der 60. Doch wen wundert das bei einer Band, die 2022 ihren 60. Geburtstag feiert und deren Mitglieder bereits an der 80 kratzen. Die Stimmung ist super, wenn auch gemütlich. Nach etwa einer halben Stunde Umbauzeit werden die Rufe nach den Stones lauter.

Ein holpriger Start

Mick Jagger, Keith Richards und Ronnie Wood lassen sich nicht lange bitten und betreten gegen 20:45 Uhr die Bühne. Kurz vorher spielen die drei Ur-Stones ein Video in Gedenken an ihren 2021 verstorbenen Schlagzeuger Charlie Watts ab und lassen das Publikum wissen, wie sehr sie ihren alten Freund vermissen. Dann geht’s los: Street Fighting Man erklingt und Mick Jagger tänzelt zum ersten Mal am Abend über die Bühne. Ein bisschen langsamer als früher, aber immer noch leidenschaftlich.

Rolling Stones

Die Rolling Stones in Gelsenkirchen 2022 — Foto: Falk-Hagen Bernshausen

Die Stones brauchen ein wenig Zeit, um warm zu werden. Let’s Spend The Night Together und Tumbling Dice klingen etwas holprig, was weniger an der Backing-Band liegt, sondern vor allem an den beiden Gitarristen Richards und Wood, die mehrfach Akkorde falsch greifen. Das Gleiche gilt für Out Of Time. Nach einem ruhigeren Abschnitt mit Wild Horses, You Can’t Always Get What You Want und dem herausragenden Living In A Ghost Town schmettern die Stones Honky Tonk Women. Dann übernimmt Keith Richards für zwei Songs das Mikro.

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Richards zieht das Stadion mit Slipping Away und Connection zwar nicht so sehr in seinen Bann wie Frontmann Jagger, macht aber (bis auf ein paar schiefe Töne) einen ordentlichen Job. Anschließend kehrt Jagger zurück und es geht mit Miss You weiter. Danach scheint es fast, als lege die Band einen Schalter um: Midnight Rambler klingt plötzlich sehr tight und man bekommt ein Gefühl dafür, wie die großen Shows der Stones vor 20 bis 30 Jahren ausgesehen haben müssen. Die Briten zünden ihr Hit-Feuerwerk aus Paint It Black, Start Me Up, Gimme Shelter und Jumpin’ Jack Flash — und verabschieden sich.

Rolling Stones

Ein eingespieltes Duo: Mick Jagger und Keith Richards — Foto: Falk-Hagen Bernshausen

Das kann es natürlich noch nicht gewesen sein, klar. Mindestens zwei Songs fehlen noch — und genau die kommen auch. Die Stones entlassen das Publikum mit ihren Über-Hits Sympathy For The Devil und (I Can’t Get No) Satisfaction in die Gelsenkirchener Nacht. Der Auftritt hinterlässt gemischte Gefühle. Es ist ein wohlig wärmendes Gefühl, eine der legendärsten Bands aller Zeiten nun auch mal live gesehen zu haben. Man wünscht sich aber auch, bereits vor ein paar Jahrzehnten dabei gewesen zu sein.

Die Setlist von den Rolling Stones in Gelsenkirchen:

Charlie Watts Tribute
Street Fighting Man
Let’s Spend The Night Together
Tumbling Dice
Out Of Time
Wild Horses
You Cant Always Get What You Want
Living In A Ghost Town
Honky Tonk Women
Slipping Away (Keith Richards singt)
Connection (Keith Richards singt)
Miss You
Midnight Rambler
Paint It Black
Start Me Up
Gimme Shelter
Jumpin’ Jack Flash


Sympathy For The Devil
(I Can’t Get No) Satisfaction

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