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Popkultur

So war’s: Toto live in Düsseldorf

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"Die AOR-Könige von Toto feiern ihren 40. Geburtstag, wie man es als Legendenband eben macht: mit einer schönen World Tour. Die meisten der Deutschlandkonzerte sind dabei sogar ausverkauft. Wir waren in Düsseldorf dabei.

von Christof Leim

Die Setlist der Show könnt ihr hier nachhören:


Bei ihrer Tour zum 40. Bandjubiläum können sich Toto über eine ordentliche Nachfrage freuen: Für fünf der sieben Konzerte in Deutschland gibt es keine Karten mehr, auch die Düsseldorfer Show ist ausverkauft. Eine Weile mögen Toto als Inbegriff einer harmlosen Radiorockpop-Band gegolten haben, die man nicht so recht braucht, aber 2018 sieht das offensichtlich anders aus.

Die AOR-Helden fangen äußerst pünktlich an, eine Vorgruppe gibt es nicht, dafür eine Setlist mit satten 25 Songs aus allen Schaffensphasen, die sich nicht auf die erwartbaren Gassenhauer beschränken. Los geht es mit dem brandneuen Stück Alone, einer treibenden Rocknummer mit leichter Fusion-Jazz-Note, gleich danach langt die Band in die Vollen: Hold The Line als zweite Nummer. Respekt. Immerhin kommen die Zuschauer, deren Altersschnitt erwartungsgemäß deutlich über 40 liegt, so aus dem Stand auf Betriebstemperatur und können bei Lovers In The Night vom legendären Toto IV-Album (1982) gleich weiterfeiern. Die Sause fängt also gut an. Nur leider klingt sie nicht, wie sie sollte, denn der Sound erweist sich je nach Position als basslastig und latent undeutlich. Das trübt den Spaß zwar nicht grundlegend, aber bei einer Band wie Toto hätte man mit akustischer Brillanz gerechnet.



Die acht Musiker um die Originalmitglieder Steve Lukather, David Paich und Steve Porcaro ziehen natürlich durch und hauen noch einen neuen Song namens Spanish Sea raus. Mit dem rhythmisch packenden Jake To The Bone wird es dann zum ersten Mal ein wenig frickelig, aber insgesamt besinnen sich Toto konsequent auf die Qualität ihrer Songs an sich. Musikalische Kabinettstückchen und längere Soloeinlagen gibt es nicht, obwohl die angesichts der versammelten instrumentalen Hochkompetenz auf der Bühne durchaus naheliegen und in der Vergangenheit gerne mal zelebriert wurden. Selbst Lukather, zu Recht als hohe Gitarrengottheit angesehen, spielt zwar clever und kompetent, aber äußerst songdienlich. Dem Vernehmen nach hängt der Verzicht auf zu agile Sportgitarre-Einlagen allerdings auch mit einer unlängst erlittenen Schulterverletzung des 60-Jährigen zusammen. Wichtiger dürfte ohnehin der Fakt sein, dass die Herren Spaß an der Arbeit haben. Nach Abspulen der Greatest Hits-Ladung sieht das jedenfalls nicht aus, wenn Paich, Lukather und Sänger Joseph Williams, die optischen Chefs im Ring, sich ausgiebig angrinsen. Bei Girl Goodbye sieht man Luke sogar voller Elan headbangen (!). Unnötig wirken lediglich Floskeln über „das beste Publikum der Welt“ und „einen Abend, den sie nicht vergessen werden“.



Nach einem ausgiebig beklatschten Rosanna beginnt der informelle Teil des Abends: Lukather greift sich eine Akustische, und Keyboarder/Pianist David Paich erzählt kleine Geschichten zu den folgenden Songs, die meist oft nur zu Hälfte dargeboten werden, darunter Miss Sun, Georgy Porgy und das wunderschöne Stop Lovin’ You. Sogar Human Nature, das Porcaro und Bettis für Michael Jacksons Millionenseller Thriller geschrieben haben, wird angespielt. Eine kurzweilige Einlage.



Für Angela und Dune (das Titelthema zum Film Der Wüstenplanet) schnallt sich Lukather wieder die Elektrische um und zollt schließlich „einem alten Freund“ Tribut mit dem Beatles-Klassiker While My Guitar Gently Weeps aus der Feder von George Harrison. Bei der Bandvorstellung setzt sich Lukes gute Laune fort. Er freut sich darüber, dass Langzeit-Percussionist Lenny Castro wieder an Bord ist, der dann auch ein kleines, cooles Solo spielen darf. Auch Saxofonist Warren Ham gehörte schon in den Achtziger zur Band, „kann sich aber an rein gar nichts mehr aus der Zeit erinnern“, wie Lukather scherzt. Musikalisch ist die Rückkehr des Saxofons in den Bandsound eine gute Sache, gehört das Instrument doch maßgeblich zu den frühen Platten. Der Vollständigkeit halber seien auch Drummer Shannon Forest und Bassist Shem von Schroeck (der heißt wirklich so) erwähnt, ebenfalls erstklassige Musiker, die dem Material ohne Abstriche gerecht werden. Das die Band als Ganzes erstklassig spielt und mehrstimmig singt, sollte niemanden überraschen.



 Für die Oh-Oh-Chöre von Stranger In Town lässt sich das Publikum zu lautstarken Gesängen animieren, Make Believe (wieder von Toto IV) macht großen Spaß, und dann kommt sie endlich, die Nummer, die jeder kennt: Africa wird auf zehn Minuten ausgedehnt, ausgiebig abgefeiert und mitgesungen. Die Zuschauer stimmen sogar bereitwillig das markante Keyboardmotiv an. Einmal müssen Paich und Luke lachen, als sich einer der Musiker ausgerechnet bei dieser Nummer irgendwo im Intro ein kleines bisschen verspielt. Sympathisch.



Nach der Zugabe The Road Goes On endet dann ein Abend, der eine der grundlegenden Weisheiten der Musikwelt bestens belegt: Ein guter Song ist ein guter Song ist ein guter Song. Und davon haben Toto in ihren 40 Jahren und 40 Trips Around The Sun wahrlich eine Menge geschrieben.


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