Ein Meilenstein des Hip-Hop: „Straight Outta Compton“ von N.W.A. wird 35!

Mit ihrem Debütalbum Straight Outta Compton etablierten N.W.A. den Gangsta-Rap an der Westküste, zogen den Unmut des FBI auf sich und schufen das erste Gangsta-Rap-Album, das Platinstatus erreichte. Dafür mussten sie sich einer Menge Gegenwind aussetzen. Heute ist die Platte ein Klassiker. Das ist ihre Geschichte.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Straight Outta Compton von N.W.A. anhören:

Bis Mitte der Achtzigerjahre hatte sich das Thema Hip-Hop vor allem in New York City abgespielt, der Wiege des Genres. Doch auch auf der anderen Seite der Vereinigten Staaten gewinnt die neue Musik damals an Bedeutung und junge Nachwuchstalente versuchen sich am Rappen und am Produzieren von Beats. Zu ihnen gehören Eazy-E, Ice Cube, MC Ren, Dr. Dre, DJ Yella und Arabian Prince. Zusammen nennen sie sich N.W.A., eine Kurzform für „Nig*** Wit Attitudes“. 1987 nehmen die sechs Künstler die Arbeit an ihrem Debütalbum Straight Outta Compton auf. Sie sollen mit der Platte einen riesigen Erfolg landen und eine ganze Musikrichtung definieren.

N.W.A.: Es begann in der Nachbarschaft

Dr. Dre und DJ Yella kennen sich zu jener Zeit schon aus der Gruppe The World Class Wreckin’ Cru, mit der sie das erste Major-Label-Rap-Album der Westküste veröffentlicht hatten. Eazy-E gehört damals zu den berüchtigten „Crips“, einer Vereinigung von Straßenbanden aus Los Angeles. Er kennt Dr. Dre und den Rapper Arabian Prince durch seine Aktivitäten als Drogendealer. Als Eazy-E im Jahr 1986 sein eigenes Plattenlabel Ruthless Records ins Leben ruft, meldet er sich bei Dre und kann außerdem den Rapper Ice Cube für sein Vorhaben gewinnen. Die beiden sollen seinen Song für die neue Rap-Schmiede schreiben. Das Ergebnis: Boyz-n-the-Hood.

Eigentlich hatte Eazy-E den Song für eine Gruppe aus New York gedacht, doch Boyz-n-the-Hood gefällt ihm so gut, dass er sich seinen Künstlernamen überlegt und den Track selbst performt. Er und seine Kollegen nennen sich N.W.A. und beginnen, an ihrem Stil zu feilen. Sie orientieren sich dafür an Ice-T, der zwar an der Ostküste der USA geboren wurde, aber in Los Angeles aufgewachsen war, und sich nun dem Gangsta-Rap widmet und vom harten Leben auf L.A.s Straßen erzählt. Da können N.W.A. mitreden und schreiben Songs wie Straight Outta Compton, Fuck Tha Police, Gangsta Gangsta und Express Yourself. Am 8. August 1988 erscheinen die Tracks auf ihrem Debüt.

Straight Outta Compton von N.W.A.: ein Meilenstein des Westcoast-Hip-Hop

„Ich habe das Album in sechs Wochen zusammengezimmert, damit wir etwas hatten, das wir aus dem Kofferraum verkaufen konnten“, erinnert sich Produzent Dr. Dre später in einem Interview. An das Radio verteilen N.W.A. ihre Tracks in bearbeiteter Fassung, denn ihre Texte sind zu derb, um damit regulär auf Sendung gehen zu können. Trotzdem spielt kaum eine Station die jungen Rapper. Das Kuriose: Trotz der fehlenden Promotion gerät das N.W.A.-Debüt zu einem riesigen Erfolg, geht mehr als eine Million Mal über die Ladentheke und kassiert als erstes Gangsta-Rap-Album eine Platin-Schallplatte. Die Szene in L.A. gerät in den Fokus der Musikwelt — und soll noch reichlich Geschichte schreiben.

Nach ihrem Durchbruch entwickeln sich N.W.A. zu Ikonen der Szene. Mit ihren gewalttätigen Texten lösen sie zahlreiche Debatten aus. Venues lassen die Hip-Hop-Gruppe nicht spielen. Polizist*innen verweigern bei N.W.A.-Konzerten ihre Security-Dienste. Sogar das FBI schaltet sich ein und warnt offiziell vor dem Track Fuck Tha Police. Auch Szene-intern kommt es zu Konflikten, denn mit ihrem Debüt legen N.W.A. einen der Grundsteine für die brutale Rivalität zwischen den Rappern von der Westcoast und denen von der Eastcoast. Letztere fühlen sich durch die neue Musikwelt vom anderen Ende des Landes nämlich zunehmend bedroht. Doch das ist eine andere Geschichte.

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